[Kari_Hans]

Liebe Regelkundige,

aus Anlass der Disqualifikation bei der Langstaffel-DM meine Frage, ob mir jemand die TR5.8 in Zusammenhang mit der TR5.11 erklären kann. Insbesondere das „oder“ macht mich ratlos.

Schönen Abend

Hans

[S_J]

Regel 5.8 schreibt vor, dass die Startnummer(n) sichtbar getragen werden müssen. Ich glaube, dieser Part ist allen klar.

Regel 5.11 besagt, dass Athleten, die gegen irgendeinen Teil der TR 5 verstoßen, disqualifiziert werden sollen. In diesem Fall konkret: Wer seine Startnummer nicht sichtbar trägt, ist zu disqualifizieren.

Das "oder" erklärt sich am besten durch einen kurzen Exkurs in den zugehörigen Kommentar:

Regel TR5.11 schreibt die Sanktion vor, falls irgend ein Teilt [sic] von Regel TR5 nicht eingehalten wird. Es wird jedoch erwartet, dass die zuständigen Offiziellen den Athleten möglichst dazu auffordern und anhalten, die Regeln zu befolgen und ihn über die Konsequenzen aufklären, falls er dies nicht tut.

Das Kampfgericht wird im Normalfall die TR 5 kontrollieren und die Athleten darauf hinweisen. Darauf hatte ich ja schon im  DM-Thread hingewiesen, weswegen es mich wundert, wie es überhaupt zu der DQ kommen konnte.

Möglichkeit 1 wäre, dass das Kampfgericht bzw. der Schiedsrichter ihn darauf hingewiesen hat und er sich geweigert hat. In dem Fall einer solchen Weigerung kann der Athlet vor Beginn des Wettbewerbs disqualifiziert werden (TR 5.11.1)

Möglichkeit 2 wäre, dass das Kampfgericht nicht die Möglichkeit hatte / es versäumt hat, ihn darauf hinzuweisen. 

Dabei finde ich es wichtig, dass die Verantwortung hierfür eindeutig bei den Offiziellen liegt!

Es liegt in der Verantwortlichkeit der Startordner und Bahnrichter (für Bahn- und stadionferne Wettbewerbe) und der Kampfrichter (für technische Wettbewerbe), in diesen Angelegenheiten aufmerksam zu sein und alle offenkundigen Verstöße dem zuständigen Schiedsrichter zu melden.

Es liegt also am Kampfgericht, zu vermeiden, dass diese Situation eintritt. Falls sie aber eintritt, und auch hier ist der Kommentar eindeutig, kann es dennoch zur DQ kommen (TR 5.11.2)

Wenn aber ein Athlet einen Teil der Regel während des Wettkampfs nicht befolgt und es nicht
möglich ist, dass ein Offizieller den Athleten zur Regeleinhaltung überzeugen kann, dann sollten die Athleten wissen, dass eine Disqualifikation erfolgen kann.

Nun könnte man natürlich sagen, dass TR 5.11.1 bzw. das "oder" redundant ist. Aber das "oder" erlaubt es, wie oben erwähnt, die Teilnahme im Falle einer Weigerung schon komplett zu unterbinden.

Regel 5 enthält ja auch z.B. die Regelungen zum Schuhwerk, bei denen man teilweise leider durchaus Diskussionen führen muss. Bei Startnummern wird tatsächlich eher selten diskutiert  

Anders gesagt: Wenn ich den Regelverstoß vorher entdecke: TR 5.11.1 (oder eben idealerweise keine Weigerung...) und wenn ich ihn zu spät entdecke, leider TR 5.11.2. Da beide Szenarien auftreten können, benötige ich ein "oder".

[Kari_Hans]

Vielen Dank! 

Es ist wie immer, genau und langsam lesen! Es ist der Zeitpunkt zu berücksichtigen, ob TR5.8 oder TR5.11.

Von den Regeln her klar, im vorliegenden Fall aber ungewöhnlich. Die Läufer standen alle zwischen den Hürden, wo sie vom Startordner einsortiert wurden. Da hätte es auffallen müssen. Dass sich dann ein Läufer weigert, sein Shirt aus zu ziehen, halte ich bei einer DM für eher unwahrscheinlich. Ich hätte nach jetzigem Kenntnisstand Protest eingelegt.

Naja, vielleicht erfährt man es einmal von einem Betroffenen.

Guten Abend

[S_J]

Ich gehe, nicht zuletzt aufgrund des späten Zeitpunkts der DQ erst gegen Ende des Einspruchzeitraums, stark davon aus, dass die DQ erst nach langer Diskussion und auch nur aufgrund eines entsprechenden Einspruchs erfolgt ist.

Ein Protest dagegen würde allerdings nichts bringen, da die Regel eindeutig verletzt wurde.

Dass die Läufer 2-4 noch etwas über ihrem Trikot anziehen durften, wurde ja auch schon im DM-Thread thematisiert. Das ist aufgrund der Witterungsbedingungen ja auch durchaus nachvollziehbar. Auffüllen müssen hätte es aber spätestens beim Rüberführen zum Aufstellen in die Bahnen natürlich trotzdem.

[TranceNation 2k14]

Also wir reden hier von 4x400. Ich war zwar heute nicht vor Ort, kann mir aber nicht vorstellen, dass es kälter als 2023 in Bietigheim war. Bin mir nicht mehr 100% sicher wie es da war, aber entweder mussten wir alles im Callroom lassen (möglich, da ich da meine Flasche später wiederfand) oder am Start in Boxen geben, bevor wir uns VOR dem Start an besagten Hürden aufstellten (möglich dass ich es mit nem andren WK verwechsel). Warum ist die Disziplin 4×400 m wichtig? Es dauert für den 2. ca 1½ min von Startaufstellung bis zu seinem Einsatz und idR kann der 2. direkt Aufstellung in der Bahn nehmen. Wofür man da ein Shirt braucht (und wo das vor allem dann hinsoll) erschließt sich mir nicht. Zudem beginnt jeder Sprinter außerhalb eines Callrooms 1-2 Starts vor dem eigenen die extra Schichten anzulegen. Das wäre hier im Zeitäquivalent folglich auch vor dem Startschuss gewesen

[S_J]

https://www.youtube.com/live/_JbGpTuOLKo...K3U&t=3612

Hier auch nochmal der Streamlink mit Zeitstempel, wo die 4x400m Staffel der Herren auch beginnt.

Wer sich nicht vom Lauf ablenken lässt, sieht wie die Athleten auf die Bahn geführt werden und die anderen Athleten ihre Kleidung auf dem Startkästen hinter den Boxen deponieren. Die Körbe kamen wohl erst bei späteren Läufen ins Spiel.

Zudem sieht man, wie dem betroffenen Athleten zumindest nach dem Lauf so warm war, dass er sein Shirt dann doch noch ausgezogen hat

Es waren jedenfalls deutlich mehr als 1.5 Minuten, da sie ein wenig auf den Start warten mussten. Aber das haben die Startläufer ja auch überlebt. Ich möchte aber auch niemandem das Recht abstreitig machen, hier noch bis eine Minute vor Start sein Shirt anbehalten zu wollen. Nur muss man es dann eben rechtzeitig ablegen bzw sollte auch im Zweifelsfall daran erinnert werden.

[Doberaner]

Von den Regeln her klar, im vorliegenden Fall aber ungewöhnlich. Die Läufer standen alle zwischen den Hürden, wo sie vom Startordner einsortiert wurden. Da hätte es auffallen müssen. Dass sich dann ein Läufer weigert, sein Shirt aus zu ziehen, halte ich bei einer DM für eher unwahrscheinlich. Ich hätte nach jetzigem Kenntnisstand Protest eingelegt.

Wenn man als Kampfrichter die Aufgabe hat, die Athletinnen oder Athleten in der richtigen Reihenfolge aufzustellen, ist die Startnummer, die vorher im Call Room kontrolliert wurde, von geringerer Priorität. Wenn es einem auffällt, kann bzw. muss man es ansprechen, wenn es nicht auffällt, geht es eben so auf die Bahn.

Ebenso wie beim Rundenzählen ist hier auch die Athletin/der Athlet selber verantwortlich. Vielleicht hätte es auffallen sollen oder müssen, aber jetzt dem Kampfrichter die Schuld zuzuschieben, dass ein Athlet (und ich verwende hier mal den norddeutschen Ausdruck) zu düsig ist, halte ich nicht für legitim.

Bei dem Abstand zur zweitplatzierten Staffel ein DQ ist schon bitter. Aber die Regel ist hier schon eindeutig.