E I N L E I T U N G, I n f o s
Der Grundgedanke:Muffelige, womöglich sparsam beheizte, heimische Turnhallen im deutschen Winter überflüssig zu machen durch Training in wärmeren Ländern. Das gehobene Lebensgefühl gibt’s als Extra obendrauf. Ganz ehrlich, doch lieber ein paar fröhliche Südamerikaner um sich herum als mißgelaunte Mitteleuropäer? Ohh Mann, … hoffentlich gibt’s jetzt keinen Ärger.
Für wen geeignet?
Rentner, Lebenskünstler, im Prinzip alle die sich zeitlich frei machen können. Und, wer sich nicht zu schade ist die 200 häufigsten Wörter in Spanisch zu eigen zu machen. Oder halt das Handy-Übersetzungsprogramm mit Sprachausgabe benutzt.
Wo?
Ich habe mit Südamerika angefangen und bin dort auf Paraguay gestoßen.
Airbnb ab 15 € den Tag, relativ sicher (Überfälle u.a.), ziemlich „ruhig“ (im Gegensatz zu Brasilien), bin den ganzen Tag nur mit den sehr günstigen Bolt-Taxis unterwegs, man kann wohnen in Gehnähe zum Trainingsstadion.
In Paraguay kann man gezielt den nasskalten Monaten in D entfliehen, Aufenthalte zum Trainieren bieten sich an von September bis November und März bis Mai. Dezember bis Februar sind zu heiß oder man hat die Eier um 6 Uhr morgens zum Trainingsbeginn auf dem Platz zu stehen.
D.h. wenn in Deutschland die Freiluftplätze versiegelt werden, geht es in Südamerika nahtlos weiter, dann ab Dezember wieder nach D zum kompromißlosen Krafttraining oder man bleibt drüben und zieht zu seiner Muckibude nach Chile oder Argentinien weiter, wo ich noch keine Erfahrungen habe (und kehrt März wieder nach PY zurück).
Wenn ich bisher Paraguay schrieb meine ich konkret die Hauptstadt Asuncion.
Dort wäre es das Stadion im Sportareal des SND an der Av. Eusebio Ayala, Nähe Kreuzung mit Av. La Victoria. (In Google Maps erscheint rasch das grüne Oval des Hipodromo in der Nähe).Vorhanden ist alles vom 3000 m Hindernisgraben bis Stabhoch).
Außen um das Stadion herum zieht sich eine asphaltierte Laufstrecke.
Wie?
Was braucht der Mensch hier? Handy (bei Tigo in den zahlreichen Filialen), Geld (Karten kein Problem, ATM’s spucken Dollar (600 US-$/Tg.) und Guarani aus), Essen (Lomito=Fleisch/Teigw. + 700 ml Bier) ab 5 Euro, viele Supermärkte (Fertiggerichte zum Mitnehmen), Apotheken, usw.
Kleidung? Nur Polyester & Co. In 2 Stunden trocken. Für Sport und Disco (Entsch., kl. Scherz). Nur keine Baumwolle! Man braucht nicht viel, ein Set für kältere Tage (13 ° C) soll aber sein.
Flüge? Air Europa bietet Madrid-Asuncion direkt an. Latam ist meist sehr billig, hat leider oft Kamikaze-Routen.
.
.
S E N I O R EN T R A I N I E R E N M I T D E N C R A C K S (unter Palmen)
.Ich hatte einen Beitrag über dieses Thema bereits im Hermes UE30 - Magazin veröffentlicht, welches leider sein Erscheinen eingestellt hat.
Auch in „Hoch auf Kurs“ S. 26.Mich hat bewogen dieses Thema aufzugreifen weil mich das Thema Sport - Trainieren in überaus angenehmer Umgebung durch einen Aufenthalt in Asuncion sehr inspiriert hat.
Als dt. Rekordhalter im Hochsprung M70 hat man natürlich seine Vorstellungen. Wie man ein Niveau halten oder verbessern kann. 8 Monate Kaltwetter in D sind für viele Seniorensportler keine optimale Basis. Das kann man drehen und wenden wie man will.
Heute früh kam ich hier auf den Platz, bei 26 °C, die Sonne scheint, ich baue meinen Hochsprung auf. Wenig später kommt Camila Pirelli vorbei, Olympiateilnehmerin Tokyo 2021, „hallo, wie geht’s?“, und macht neben mir Speerwurfübungen für den Siebenkampf. Sie hält auch den Landesrekord über 400 m.Man hat mich hier sehr nett aufgenommen, ich durfte erst mal mittrainieren ohne jegliche Verpflichtungen.
Sportlich gesehen … bin ich zum kleinen Würstchen mutiert. Dem großen Thomas Zacharias den M70-Rekord abgenommen? Das war einmal in besseren Zeiten. Dann kam Corona. Ich dachte ich könnte 2 Jahre lang die Form halten mit so ein paar Wessinghage-Turnübungen für Gereiftere.
Ich legte dann im Juni 22 1,10 m auf für die ersten Sprünge nach der Coronapause. Die Latte hatte chronische Fallsucht.
46 cm Höhe einfach weg, weg, weg, ich dachte ich werde nicht mehr.
Aber schrieb nicht TomZach Ähnliches hier im Forum?
Kurzum, als ich anfing hier in Asuncion gab ich vor nur auf Stil zu springen wozu ich angeblich keine Latte benötigte, aus Scham als totale Sportlusche dazustehen neben den 10,3 sec-Läufern und den anderen Cracks. Das war aber alles z. B. für Camilla & Co. kein Grund mir die Kommunikation zu verweigern.
Einfach genial für Senioren sich hier unter die „Stars“ zu mischen und sich aufgenommen zu fühlen.
Gleich bei meinen ersten Aufenthalten wurde ich im Stadion von Xenia Noreen Hiebert in bestem Deutsch angesprochen, wegen meiner deutschen Schrift auf dem T-shirt.
Ihre Vorfahren waren aus Deutschland ausgewandert und siedelten im Chaco, einer halbariden Region im Norden, wo heute sehr viele Orte deutsche Namen tragen.
Aus dem Gespräch ergab sich daß sie Rekordhalterin über 100 und 200 m Frauen ist. Einfach irre. Sie wußte, daß Gina Lückenkämper auf die Hallen-EM wegen „höherer Ziele“ verzichtete. Sagenhaft, eine Deuschstämmige beobachtet aus Paraguay eng die deutsche Leichtathletik.
Ihre Vorfahren waren 1927 aus Deutschland eingewandert, als Kind lernte sie Deutsch und erst später als „Fremdsprache“ Spanisch. Vom Volleyball kam die heute Vierundzwanzigjährige erst vor ca. 4 Jahren zur Leichtathletik und konnte bald die Sprint-Landesrekorde aufstellen. Im Rahmen von Schüleraustausch war sie mit 15 Jahren kürzer in Deutschland. Ihr Ziel und Traum ist Paris 2024.
Den letzten Absatz entnahm ich einem kürzlich geführten Gespräches mit Xenia bei dem das nachfolgende Foto entstand.
(nächster Beitrag ist die Fortsetzung).