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Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - Druckversion

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+--- Thema: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? (/showthread.php?tid=666)

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RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - sauser - 19.11.2014

Hallo Hellmuth, Du solltest das doch eigentlich besser wissen. Kurt Kaschke ist auf den V.E.-Zug erst aufgesprungen, als dieser schon in voller Fahrt war. Guido Müller und ich wollten, nach den damaligen spektakulären Dopingfällen bei uns Senioren, durch eine Anti-Doping-Erklärung der Athleten diese für das Thema sensibilisieren und  letzlich den DLV dazu zu bewegen endlich wirksamere Methoden zur Bekämpfung dieser Betrügereien zu ergreifen. Wir waren uns alle einig, daß die wenigen, angekündigten Kontrollen bei Meisterschaften eine Farce seien. Die Formulierung der Erklärung stammt von Rüdiger Nickel mit ein wenig Unterstützung von meiner Seite. Die Werbetrommel für die Erklärung wurde von den Athletenvertretern von proMasters zunächst sehr erfolgreich gerührt. Eine weitere, zugegebenerweise nicht repräsentative Umfrage ergab eine sehr hohe Bereitschaft der Athleten durch eine geringfügige Erhöhung der Meldegebühren bei allen Veranstaltungen selbst die finanziellen Voraussetzungen für wirkungsvollere Kontrollen welcher Art auch immer zu schaffen. Aber es fehlte jegliche Bereitschaft zum Handeln.
Als dann auch noch immer mehr Funktionäre unsinnigerweise diese Erklärung unterschrieben und die erhofften Ziele sich immer weiter entfernten habe ich mich völlig zurückgezogen.


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - Hellmuth K l i m m e r - 19.11.2014

Meine kritischen Reminiszenzen zu diesem Thema (proMasters und Kurt Kaschke) sind keineswegs eine Nichtrespektierung eures Engagements.
Ich wollte vielmehr deutlich machen, dass Schaumschläger K.K. nichts bewirkt hat (bewirken wollte!)
Dass er auf den "fahrenden Zug" erst später aufsprang, wusste ich nicht;  d a s   ist für solche Typen ganz typisch.

Ich will noch einmal betonen, dass euer gemeinsames Bemühen zur Bekämpfung des Dopingunwesens im Seniorensport meine volle Unterstützung fand - auch wenn uns der "Arno-€" nicht viel genutzt hätte - das wäre einfach nicht genug Geld gewesen, um richtig durchgreifen zu können.
Und wie du schon schriebst, "es fehlte jegliche Bereitschaft zum Handel" - von DLV-Seite! Der Aktionismus in den letzten Jahren (Info-Point bei DHM in Erfurt und das Bemühen von R. Nickel) verblassen, wenn unsere DLV-Ltg. nur den Hochleistungssport im Visier hat. Angry

H. Klimmer / sen.


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - RalfM - 19.11.2014

Als M50 in wenigen Wochen komme ich vielleicht langsam auch ins angesagte Alter. Die Intention der damaligen Erklärung ist für mich absolut nachvollziehbar, aber es war von Anfang an ein idealistischer Versuch, im Amateursport der Älteren chemisch garantierte Dopingfreiheit umzusetzen, die nicht einmal der ins Big Money reichende Top-Sport in der LA garantieren kann. Das war von Anfang an eine garantierte heroische Niederlage.
Man könnte heute nach Verbandsstatuten die Dopingfreigabe für alle ab ungefähr 60 (etwa Rentenalter) beschließen, es würde am gegenwärtigen Zustand nichts ändern. Alles bliebe gleich, unnötige Diskussionen würden vermieden.
Also warum nicht?


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - sauser - 20.11.2014

(19.11.2014, 23:19)RalfM schrieb: .... Die Intention der damaligen Erklärung ist für mich absolut nachvollziehbar, aber es war von Anfang an ein idealistischer Versuch, im Amateursport der Älteren chemisch garantierte Dopingfreiheit umzusetzen,.....
Das war eben zu keinem Zeitpunkt die Intention der Initiatoren der V.E., denn so blauäugig kann wohl niemand sein. Ziel der Klasse war es auch den Senioren das Dopen nicht mehr so kinderleicht und ungefährlich wie bis dato zu machen.
Der einzige praktikable Weg dazu schienen uns überraschende Wettkampfkontrollen, keine Trainingskontrollen, bis hinab zu regionalen Sportfesten zu sein und finanziert werden sollte das Ganze durch eine geringe Abgabe, die mit den Meldegebühren eingezogen werden sollte. Die Zustimmung der Athleten hierzu war überraschend groß.
Aber die Trägheit des Apparates war noch größer.


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - Javeling - 20.11.2014

Zitat:
sauser [Bild: buddy_offline.gif]
RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ?
(Heute 00:19)RalfM schrieb: schrieb:.... Die Intention der damaligen Erklärung ist für mich absolut nachvollziehbar, aber es war von Anfang an ein idealistischer Versuch, im Amateursport der Älteren chemisch garantierte Dopingfreiheit umzusetzen,.....
Das war eben zu keinem Zeitpunkt die Intention der Initiatoren der V.E., denn so blauäugig kann wohl niemand sein. Ziel der Klasse war es auch den Senioren das Dopen nicht mehr so kinderleicht und ungefährlich wie bis dato zu machen.
Der einzige praktikable Weg dazu schienen uns überraschende Wettkampfkontrollen, keine Trainingskontrollen, bis hinab zu regionalen Sportfesten zu sein und finanziert werden sollte das Ganze durch eine geringe Abgabe, die mit den Meldegebühren eingezogen werden sollte. Die Zustimmung der Athleten hierzu war überraschend groß.
Aber die Trägheit des Apparates war noch größer.
Meine Güte, was haben wir im alten Forum darüber diskutiert.....Angry
Meine Ansicht von damals hat sich nicht geändert. Schon im Startpass 'unterwirft' sich jeder Athlet/jede Athletin den Satzungen und Ordnungen des DLV........und den IWR (incl. den Anti-Doping-Bestimmungen). Die 'Selbstverpflichtung und Antidoping-Erklärung' sollte als eine Art 'Eid' geleistet werden (ohne religiöse Beteuerung.... Cool ). 

Da die Wettkampfkontrollen nicht den erwünschten Erfolg erzielten, hat man für die Mitglieder des NADA-Testpools die "intelligenten" (Trainingskontrollen) Kontrollen eingeführt. Für diese relativ überschaubare (und finanzierbare) Teilnehmerzahl ok.

Aber für die 'unzähligen' Senioren-AKs - auch mit einer geringen Abgabe - absolut nicht durchführbar. Und die Wettkampfkontrollen, naja, das hatte sich auch bei potentiellen Sen.-Dopern rumgesprochen. Dann gab es ja die umfangreichen 'Medizinischen Ausnahmegenehmigungen' (für WMA und NADA). Mit großem Zulauf mit zunehmender AK-Zugehörigkeit. Viele bekamen plötzlich Schnupfen oder 'litten' unter Atemnot (auch Sprinter, L.-Läufer, Werfer).

Damals hatte ich schon eine 'Dopingfreiheit' ab einer höheren AK (ca. 65 J.) vorgeschlagen. Da wurde ich im Forum 'geschlagen'. Teufel

Kurz : Die VE war gut gemeint, aber ein schon damals sichtbarer 'Fehlversuch' !

Heinz Engels, Mainz


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - RalfM - 21.11.2014

(20.11.2014, 19:34)Javeling schrieb: Damals hatte ich schon eine 'Dopingfreiheit' ab einer höheren AK (ca. 65 J.) vorgeschlagen. Da wurde ich im Forum 'geschlagen'. Teufel
Das war mir nicht bewusst, aber wir finden uns gemeinsam an der selben Stelle wieder.

Man könnte dekorative fiktive Grafiken anfertigen, wie einerseits die rein gesundheitlich bedingte Medikamenteneinnahme ansteigt, wie im Gegensatz dazu die Neigung zur leistungssteigernden und gesundheitsbedrohenden Einnahme abnimmt. Zu diesem Thema fehlt immer noch die Vergabe einer Masterarbeit an der DSHS in Köln.

Der von mir so genannte gesunde Menschenverstand legt nahe, dass die meisten Amateur-Sportler jenseits der Lebensmitte besseres zu tun haben, als sich durch Medikamenten-Missbrauch in Amateur-Wettbewerben Vorteile vor gleichartig operierenden Mitbewerbern zu verschaffen. Ein System zur Aufspürung von Anderstickenden scheint mir verzichtbar, und dass solche Maßnahmen im Keim erstickt werden, finde ich gut.


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - Hellmuth K l i m m e r - 21.11.2014

(21.11.2014, 00:06)RalfM schrieb: Man könnte dekorative fiktive Grafiken anfertigen, wie einerseits die rein gesundheitlich bedingte Medikamenteneinnahme ansteigt, wie im Gegensatz dazu die Neigung zur leistungssteigernden und gesundheitsbedrohenden Einnahme abnimmt.
Zu diesem Thema fehlt immer noch die Vergabe einer Masterarbeit an der DSHS in Köln.
Die an der DSHS Köln und auch die in Freiburg hatten sich in der Vergangenheit mehr mit der förderlichen Wirkung von Dopingmitteln beschäftigt, wie der Forschungsbericht von SPITZER / TEICHLER gezeigt hatte. Da war keine Zeit für die von dir vorgeschlagene Masters- oder Bachelorarbeit. Rolleyes

H. Klimmer / sen.


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - highjumper83 - 08.12.2014

Dopingfreigabe ab 60?! Das kann natürlich dazu führen das unser Rentensystem entlastet wird wenn sich einige zu tode dopen. Die Regierung würde es freuen.

Ne aber mal ganz im Ernst: Wer heutzutage nicht dopt würde es wohl auch nach der Freigabe nicht machen. Die Chance erwischt zu werden ist so gering das sich jemand mit genügend krimineller Energie auch heute nicht abschreck lässt.
Prinzipiell wäre ich auch dafür alle die bei DM´s starten mindestens 1 Mal im Monat zu kontrollieren aber woher soll das Geld kommen? Auch mit einer kleinen Abgabe in den Startgebühren ist das nicht zu machen.
Den DLV interessiert es doch überhaupt nicht was "die paar" Senioren in ihrem Verband machen.
Wenn ich alleine auf meine sportliche Karriere zurückblicke sehe ich sogar Probleme im Leistungssportanschlussbereich. Ich bin in der Jugend durch die verschiedenen Kaderstufen gegangen und war auch Jahrelang zum ST-Kader (Sonderkader Trainingskontrollen) angemeldet. Bei diversen Deutschen Meisterschaften bin ich gestartet und landete sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich mehrfach auf dem Podium. Und Dopingkontrollen? Nicht zu einer durfte ich antreten. Und wenn sich schon so sträflich um die Jugendlichen und Erwachsenen gekümmert wird, wie soll es dann bei den Senioren besser werden?


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - Hellmuth K l i m m e r - 08.12.2014

highjumper83 hat mit seinem heutigen Beitrag treffend die Situation im DLV charakterisiert und auch die Haltung der allermeisten Senioren zum Doping dargestellt. 
Alles scheitert bei der Dopingbekämpfung ganz einfach am (nicht vorhandenem) Geld.

Dass sich der Staat freut, wenn sich die Älteren - nach Freigabe ab 60 -"zu tode dopen", das ist sicher übertrieben. Das entspräche dem vor Jahren als das negativste Wort des Jahres gekürte Wort "sozialverträgliches Frühableben". Blush

H. Klimmer / sen.


RE: Die Vaterstettener Erklärung - gibt es sie noch ? - sauser - 09.12.2014

(08.12.2014, 12:35)highjumper83 schrieb: Die Chance erwischt zu werden ist so gering das sich jemand mit genügend krimineller Energie auch heute nicht abschreck lässt.
Auch mit einer kleinen Abgabe in den Startgebühren ist das nicht zu machen..
Wenn man kein Dummkopf ist ist Dopen bei uns Senioren völlig gefahrlos. Das Risiko erwischt zu werden muß also unbedingt deutlich erhöht werden. Zusätzliche Wettkampf-, nicht Trainingskontrollen, auf allen Ebenen, unangekündigt und willkürlich und gegebenenfalls gezielt, würden sicher ihre Wirkung tun. Dabei wäre eine hohe Kontrollzahl sicher wünschenswert, aber zwingend ist das nicht.

Die "kleinen Abgaben in den Startgebühren" sind gar nicht so klein. Reckenmeier listet etwa 17 000 Leistungen auf. Wenn man zugrunde legt daß etwa zwei bis drei Versuche pro Bestleistung erfolgen und daß sehr viele Athleten die Listenkriterien nicht erfüllen, so wäre Faktor fünf sicher realistisch. Das ergäbe bei einem Euro pro gemeldeter Disziplin etwa 80 000 Euro. Die damit zu finanzierenden Kontrollen und Blindkontrollen würden ganz sicher viele Betrüger abschrecken.

Hellmuth, du meinst, daß alles nur am (nicht vorhandenen) Geld scheitere. Das glaube ich, siehe oben, nicht, sondern es ist nur eine Frage der Intensität des Wollens.