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Sportler retten Leben. - Druckversion

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Sportler retten Leben. - Gertrud - 30.03.2018

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/flash-news-des-tages-cbaa49f92f/

Der ehemalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) und Sprinter Sven Knipphals (VfL Wolfsburg) unterstützen mit vielen weiteren Sportlern die Initiative „Sportler retten Leben“. Ziel der Initiative ist es, die Anzahl der Todesfälle aufgrund eines plötzlichen Herzstillstandes beim Sport zu minimieren.

Ich finde die Aktion absolut super und man sollte sie in die Unterweisungen bei Kadermaßnahmen einbeziehen. Aus gegebenem Anlass beschäftige ich mich mometan sehr viel mit Fragen rund um das Herz und die gesamte Metabolik. 

Die sportärztlichen Untersuchungen decken den Bedarf keineswegs ab. Oft passieren Todesfälle ohne Vorwarnung. Professoren des Tübinger Universitätsklinikums machen auf einen Mangel aufmerksam: Koronaranomalien - teilweise angeboren - werden mit den normalen diagnostischen Untersuchungen nicht erfasst. Man kann sie nur durch ein Herz-MRT orten. Das wird aus Kostengründen aber normalerweise nicht durchgeführt. Auch werden leichte und schwieriger zu diagnostizierende Verläufe einer Myokarditis als Ursache von Herzrhythmusstörungen gesehen. Zumindest sollte der DLV MRT-Untersuchungen bei den absoluten Spitzenathletinnen und –athleten einbeziehen. Wäre ich heute Athletin und die Kaderuntersuchungen würden ein Herz-MRT nicht einbeziehen, würde ich es aus eigener Tasche bezahlen. 

Es gibt auch neuere Forschungen vom Universitätsklinikum Göttingen, wonach die Regulation von Natrium-Kanälen (entscheidend für elektrische Herzaktivität) im Herz durch das Kalzium-abhängige Protein CaMKII erfolgt. Man hat das Protein im Mäuseversuch künstlich erhöht und Herzrhythmusstörungen somit festgestellt. Ob man dem Grund für die Erhöhung des Proteins auf der Spur ist, entzieht sich meinen Kenntnissen.


Gertrud  


RE: Sportler retten Leben. - lor-olli - 30.03.2018

Liebe Gertrud Du wagst Dich ganz schön weit vor…

Die Ursachenfindung kann und muss durch eine Reihe von diagnostischen Maßnahmen gestützt werden (Blut, EKG, Ultraschall, Farbdoppler, CT, Langzeit EKG), ein MRT ist letztlich nur eine davon um bestimmte Verdachtsmomente zu erhärten oder auszuschließen. Ein Herz-MRT (das ist kein normales MRT und erfordert ein spezielles, erheblich leistungsstärkeres Gerät) ist teuer (Du zahltst 1600-2400 dafür) und kann eine Myokarditis so nicht entdecken, eher Schäden und physiologische Veränderungen. Zudem läuft eine Myokarditis oft mit Rhytmusstörungen einher, was eine Untersuchung mit dem Herz-MRT oft einschränkt oder unmöglich macht (Reaktion auf die starken Magnetfelder).

Richtig ist, dass bei Verdacht einer Myokarditis intensiv gesucht werden muss, jegliche (!, also auch eine "normale" Alltags-) Belastung vermieden werden muss, gerade bei Sportlern nicht so einfach. Die Dunkelziffer ist hoch, weil nicht einmal ein Kardiologe jeden Fall erkennt / erkennen kann.

Ungeachtet dessen ist die Initiative wichtig, auch um eine Sensibilisierung für das Thema bei Sportlern zu erreichen und für Sportler klingt es gleich eine Spur glaubwürdiger, wenn Sportler dafür eintreten!


RE: Sportler retten Leben. - Gertrud - 30.03.2018

(30.03.2018, 15:16)lor-olli schrieb: Liebe Gertrud Du wagst Dich ganz schön weit vor…
Das sind doch nicht meine Worte, sondern die angegebenen Vorteile einer MRT-Untersuchung in einem Artikel "Plötzlicher Herztod im Leistungssport" von PD Dr. med Christof Burgthaler. Ich habe den Artikel, aber leider nicht den Link notiert. Ich weiß auch nicht mehr, wo mir der Artikel in die Hände gefallen ist. Es kann auch ein Artikel aus einer Zeitschrift gewesen sein. Ich habe den Artikel noch einmal gelesen. Ja, man differenziert dort zwischen Koronaranomalien und Myokarditis. Es ärgert mich etwas, dass ich den Artikel nur "nackt", also ohne Hinweis auf die Quelle, habe. Es steht nur die E-Mail des Verfassers darunter. Aber danke für den Hinweis auf meine Ungenauigkeit!  Thumb_up ‌Ich finde, dass der Preis eines solchen MRT eigentlich keine Rolle im Spitzensport (und überhaupt natürlich) spielen sollte

Ich würde niemals wagen, auf einem mir nicht geläufigen Thema über die Artikel-Fakten hinauszugehen. Herz und Co. waren nun wirklich bisher nicht mein Thema. Es hat einen Grund, warum ich mich momentan sehr eindringlich damit beschäftige.  

Es ließ mir keine Ruhe. Ich habe den Link auf die Schnelle gefunden und sofort in meinen Unterlagen ergänzt:
http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin-gesundheit/ploetzlicher-herztod-sportlern-gefaehrdet-139485.html
Das ist aber nicht der Artikel von Dr. Burgthaler (habe ich gerade gemerkt!). Jetzt zitiere ich einfach mal aus dem mir vorliegenden Artikel: " Die Kernspintomografie kann ohne Röntgenstrahlen nicht nur den Verlauf der Herzkranzgefäße darstellen, sondern auch die Narbenbildung am Herzen messen. Somit lassen sich zwei weitere potentielle Ursachen des plötzlichen Herztodes bei Sportlern genauer untersuchen. Allerdings ist die Wertigkeit dieser Methode in der Betreuung von Leistungssportlern noch nicht gesichert... Und die bisherigen Ergebnisse sind durchaus interessant: So fand sich bei einem Ironman-Triathleten ein atypischer Verlauf eines Herzkrankgefäßes, ohne dass der Sportler jemals Symptome hatte. Bei zwei Personen konnte eine Narbenbildung im Bereich des Herzmuskels nachgewiesen werden. Wahrscheinlich haben diese, ohne es zu wissen, in der Vergangenheit eine Herzmuskelentzündung durchgemacht. Ein anderer Triathlet hat kurz vor Durchführung der Untersuchung einen fieberhaften Infekt durchgemacht: in der Kernspintomografie zeigte sich dann ein Herzbeutelerguss, der in der Echokardiografie kurze Zeit später kaum mehr nachweisbar war."

Gertrud


RE: Sportler retten Leben. - lor-olli - 30.03.2018

Akzeptiert, Du bist ansonsten eher gewissenhaft, so dass ich tatsächlich daon ausging es wären Deine Worte.

Selbstverständlich ist so eine Studie wichtig, aber seien wir ehrlich, erstens ist nicht erwiesen, dass solche Untersuchungen im Vorfeld dieses Fälle ausschließen können (eine Myokarditis kommt oft völlig ohne Vorwarnung) und zweitens gehört "Trommeln zum Handwerk". So eine Studie ist richtig teuer und natürlich brauchen die Mediziner finanzielle Unterstützung (so ein Herz-MRT frisst allein 50 KW/h an Strom, wird von 3 Personen bedient, dazu Computerhardware, große Mengen an Helium und das Gerät wird wegen der Kühlung des Heliums nie abgeschaltet…) - ein Ergebnis der Studie steht dann (vielleicht) am Ende fest.

Moderne Medizin ist leider oft extrem teuer geworden und die Krankenkassen werden kaum Herz-MRT-Massenuntersuchungen bezahlen, schon gar nicht wenn Ergebnisse nicht niet- und nagelfest sind. Es wäre wünschenswert, wenn diese Untersuchung gute Ergebnisse bringt, allerdings ließe sich auch jetzt schon im Vorfeld bei Verdacht etwas tun > absolutes (!) Sportverbot und dies unter Umständen für Monate. Erzähl das mal einem Sportler in Vorbereitung auf eine große Meisterschaft…


RE: Sportler retten Leben. - Gertrud - 30.03.2018

Ich habe mich damals gerne mal in die Vorlesungen von Professoren gesetzt, als ich schon als Lehrerin gearbeitet habe. Prof. Horst de Marées hat mir im Zuge dessen mal eingeschärft, jeden erkälteten Schüler vom Unterricht auszuschließen, was ich auch umgesetzt habe. Ich lasse auch meinen jetzigen Athleten nicht mit einer Erkältung trainieren. Er hatte letztens vier Wochen Pause. Solche Sachen sitzen wir ruhig aus.

Gertrud


RE: Sportler retten Leben. - TranceNation 2k14 - 03.04.2018

(30.03.2018, 08:37)Gertrud schrieb: Ob man dem Grund für die Erhöhung [von CaMKII] auf der Spur ist, entzieht sich meinen Kenntnissen.

CaMKII steuert kardiale Hypertrophie, z.B. auch beim Sportlerherz, und wird u.a. durch hämodynamischen (z.B. Vorlast/Nachlast) oder endokrinen (z.B. Sympathikus) Stress induziert.

Edit:
@Gertrud, leider hast du private Nachrichten deaktiviert. Daher öffentlich: bei Interesse an kardialen Signalwegen (die mit Wachstum im Zusammenhang stehen) empfehle ich Reviews von JD Molkentin. Hier ist ein guter zu physiologischer Hypertrophie (zu der man das Sportlerherz zählt): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23258295


RE: Sportler retten Leben. - MZPTLK - 04.04.2018

Herzprobleme können - gerade auch bei Leistungssportlern - nicht internistisch, sondern orthopädisch begründet sein.
Dislokationen von Bandscheiben und Wirbeln im Brustbereich können bis zum Herzstillstand füheren.
Allzuoft wird das bei den Diagnosen nicht berücksichtigt.