Leichtathletikforum.com
Sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Thema: Sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining (/showthread.php?tid=1433)

Seiten: 1 2


Sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - -running- - 01.10.2015

Aus dem Thread "Achillessehnenriss ohne Vorzeichen?"
(29.09.2015, 17:03)Gertrud schrieb: Ich habe z. B. in Leichtathletiktraining einen Artikel gelesen und sofort zwei "dicke Böcke" entdeckt. ....... Das Schlimme ist, dass diese Artikel von jungen Trainern gelesen und als das Beste empfunden werden, weil einfach nicht das detaillierte Wissen vorhanden ist, einen derartigen Artikel zu "sezieren".


Das ist genau mein Problem. Meine Annahme ist erst mal, dass die Autoren in "Leichtathletiktraining" mehr wissen als ich ... also glaube ich es erst mal.
Auch wenn mir auch ab und an schon Dinge aufgefallen sind, wo ich sagen würde "Das würde ich so aber nicht machen"

Da es keine Leserbriefe in Leichtathletiktraining gibt - wie wäre es mit einem Thread dazu ?

Falls jemand etwas diskussionswürdiges findet in der Zeitschrift ... einfach hier posten ?

-running-


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Gertrud - 01.10.2015

(01.10.2015, 12:13)-running- schrieb: Das ist genau mein Problem. Meine Annahme ist erst mal, dass die Autoren in "Leichtathletiktraining" mehr wissen als ich ... also glaube ich es erst mal. 
Auch wenn mir auch ab und an schon Dinge aufgefallen sind, wo ich sagen würde "Das würde ich so aber nicht machen"

Es ist sicherlich eine Frage des eigenen Wissensstandes und der Praxiserfahrung auf unterschiedlichen Ebenen. Selbst zwischen Toptrainern (Die genaue Definition der Grenze ist nicht klar, weil nicht nur die Leistung des Athleten entscheidend ist.) gibt es erhebliche Unterschiede in den Auffassungen bezüglich der Inhalte. Auch Toptrainer sind nicht unbedingt fehlerfrei!!! Wink 

Zitat:Da es keine Leserbriefe in Leichtathletiktraining gibt - wie wäre es mit einem Thread dazu ? 

Das ist natürlich schade. Ich halte Diskussionen - selbst wenn sie ganz konträr geführt werden - für überaus lehrreich und positiv. Es kommt vielen aber eben auf eine gemeinsame Linie und eine "reine Weste" in der Außendarstellung an. Manche vertreten bei Diskussionen schon die Meinung, dass man irgendwem in den Rücken fällt.   

Zitat:Falls jemand etwas diskussionswürdiges findet in der Zeitschrift ... einfach hier posten ?

-running-

Ich beziehe "Leichtathletiktraining" gar nicht und werfe nur ab und zu einen Blick in das Heft eines Bekannten.

Gertrud


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Wechselschritt1 - 01.10.2015

(01.10.2015, 12:13)-running- schrieb: Aus dem Thread "Achillessehnenriss ohne Vorzeichen?"

(29.09.2015, 17:03)Gertrud schrieb: Ich habe z. B. in Leichtathletiktraining einen Artikel gelesen und sofort zwei "dicke Böcke" entdeckt. ....... 

Welche "Böcke" waren es denn? Ich beziehe diese Zeitung Undecided


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Gertrud - 01.10.2015

Ich möchte hier persönlich absolut keinen angreifen, weil ich einige Trainer als sehr angenehm empfinde. Meine Anregungen sind nur fachbezogen gemeint.

Ich gebe folgende Sachen zu bedenken:

1. Man kann im Sprint z. B. als positiv werten, wenn das Schwungbeinknie vor das Stützbeinknie im Mittelstütz (wie bei Blake übrigens/ bei Schippers und Bolt parallel) kommt. Hängt es aber damit zusammen, dass der Stützfußaufsatz zu weit vom KSP vorne aufsetzt, bleibt dem Schwungbein wesentlich mehr Zeit, sich in die vordere Richtung bis zum Mittelstütz des Stützbeines oder sogar darüberhinaus zu bewegen. Man darf hier Ursache und Wirkung nicht verwechseln.

2. Wenn man eine geringe Hüftverdrehung in der Kurve als positiv wertet, dann ist auch das nicht ganz richtig, weil gerade die entsprechenden medialen und lateralen Rotationen eine erhebliche Rolle spielen, übrigens auch in der Phase im Maxsprint bei Bolt und Schippers. Das sollte auch Auswirkungen auf das Übungsgut haben.

Meine ergänzenden Gedanken sind folgende: 

1. Bei Tests sollten immer auch die Winkel, in denen gemessen wird, angegeben werden.
2. Auch sollte man angeben, ob das Bein mit komplett gebeugtem oder in sprintmäßiger Bewegung getestet wird.
3. An welchen Trainingsinhalten macht man r/l-Differenzen vornehmlich fest?
4. Kommen auch Trainingseinheiten an isokinetischen Geräten in negativer Form in Betracht?
5. Wie reagiert man und zieht Rückschlüsse, wenn auf einmal die r/l-Differenzen sich bei der höheren Geschwindigkeit im halben Jahr Abstand prozentual nach oben verschoben haben? Wo sieht man die Fehler und stellt sie ab?
6. Was gedenkt man zu tun, um "breaking forces" zu reduzieren?

Das sind Fragen, die die Trainer/innen in der Peripherie interessieren und auch zu Trainingsklarheiten führen.

Die Herausgabe von Zeitschriften wie "Leichtathletiktraining" halte ich vom Prinzip her für richtig und auch gut, um Trainern eine spezielle Plattform für Fortbildung zu geben. Sicherlich sind die Beiträge im Anspruch sehr unterschiedlich, weil auch die Leser eine unterschiedliches Niveau haben. Über die Auffassung der Inhalte lässt sich sicherlich streiten. Es kommt schon wesentlich auf die Kritikfähigkeit an. 

Gertrud


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Gertrud - 01.10.2015

Ich bin der festen Überzeugung, dass viele junge Trainer Übungen oft (auch aus "Leichtathletiktraining") vorbehaltlos übernehmen, die ihnen von Erfolgstrainern serviert werden. Oft reicht vielleicht die Kritikfähigkeit auf hohem Niveau auch einfach noch nicht aus, um Inhalte adäquat beurteilen und gegebenenfalls abändern zu können. Aus diesem Grunde gebe ich sehr ungern fertige Übungen heraus. Entscheidend ist, dass Trainer meine Übungsgedanken und Vorbedingungen kennen und dann in der Lage sind, Übungen nach dem Ausschlussverfahren zu konstruieren. Die Fähigkeit der Schulung, Vorbedingungen beurteilen und anwenden zu können, müssen sie allerdings selbst ausprägen. 

Um im Sprint Bewegungsabläufe exakt und richtig beurteilen zu können, muss man ein enormes Wissen um die Details haben. Sicherlich fehlt in "Leichtathletiktraining" eine Rubrik "Lesermeinungen"!!! Daher erwarte ich in Spezialartikeln tiefgreifende Begründungen und nicht nur einfache Behauptungen. 

Gertrud


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Wechselschritt1 - 01.10.2015

Danke für deine Antworten. 


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Gertrud - 02.10.2015

Es kommt dazu, dass im Kurvensprint hauptsächlich asymmetrische Komponenten eine Rolle spielen, die sich in der transversalen und frontalen Ebene befinden, nicht aber in der Sagittalebene, was Kräfteverhältnisse im Seitenvergleich durchaus verschieben kann. Diese Fakten sind durch Studien belegt. So ist die offizielle Version. Betrachtet man aber sehr, sehr detailliert den Hüftbereich, stellt man z. B. sehr wohl auch eine Veränderung bei den Topleuten in der Sagittalen fest, um z. B. die Hamstrings bis zum Anschlag zu innervieren. Ein "Tilt" ist gerade bei Schippers ausgeprägt und verleiht ihr einen enormen Schub und das teilweise unilateral. Man hat geradezu das Gefühl, dass sie nach vorne schießt - vor allem auf den letzten Metern. Ihr seht, dass ich immer selbst auch Aussagen aus Studien genau hinterfrage und dann auch prüfe. Ich suche solange, bis ich hinsichtlich meiner Detailsuche fündig werde. Mich interessieren natürlich Begründungen. In der Hinsicht muss man schon ganz tief in die Details eindringen. 

Ich spreche mich für absolute Exaktheit aus. Beispiel aus dem Artikel "Krafttraining - aber richtig!": Da werden Winkel aus der Disziplin und dem Krafttraining gegenübergestellt, die aus unterschiedlicher Perspektive erfolgen. Das ist für mich - hart formuliert - "Schlamperei"!!! Zudem vergleicht man Einbeindisziplinübungen mit beidbeinigen Kraftübungen - auch ein Fehlgriff hinsichtlich Schulung von "Pattern"!!! Dass man bei beidseitigen Übungen beide Seiten gleichmäßig schult, ist auch so eine immer wieder übernommene Geschichte, die in guten Studien widerlegt ist. Ich spreche mich für Korrektheit in der Beurteilung von Übungen in Bezug auf unseren sehr fragilen Körper aus - und zwar von Anfang an, weil es einfach zu einer guten Prophylaxe dazugehört. Unsere vielen Verletzungen im Topbereich haben in der falschen Analyse ihre Ursache. Und in dieser Hinsicht könnte "Leichtathletiktraining" sehr viel bewirken. Man müsste dazu sicherlich die Artikel bis auf "Herz und Nieren prüfen" oder eben auch Leserbriefe zulassen. Das beruht nicht nur auf Ansichtssache und Gewohnheit, sondern einfach auf bis ins Detail gehendem heutigen Wissensstand.

Man muss zudem bedenken, dass das Zusammenspiel der Muskulatur nie 1:1 zu werten ist, weil es fließende Übergänge gibt. Die segmentale Vorbereitung und Absicherung gegenüber Verletzungen ist in den Phasen sicherlich angebracht. Warum manche sehr gute Kurvenläufer sind, hängt sicherlich mit diesen anatomischen Sonderformen zusammen. Man sollte sich vielmehr Gedanken darüber machen, welche Trainingsinterventionen zu eine/m/r guten Kurvenläufer/in führen und nicht, ob eine/r eine gute Kurvenläufer/in von Haus aus ist. Aus meiner Sicht kapituliert man viel zu früh in der Hinsicht, weil man die Anatomie nicht richtig einschätzt. Sprinter/innen sind hier enormen Zentripetal- und Zentrifugalkräften ausgesetzt, die es zu kompensieren gilt, um Strukturen nicht zu gefährden. 

Gertrud


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - beity - 02.10.2015

Zitat:Man hat geradezu das Gefühl, dass sie nach vorne schießt - vor allem auf den letzten Metern.

ich gebe zu, meine Wahrnehmung von Schippers
spricht nicht für eine
Zitat:absolute Exaktheit
habe jetzt nur Ihr Halbfinale vor Augen, aber ich hatte den Eindruck, die hatte einen Zug drauf, damit wäre sie auch die letzten Meter ungebremst durch eine geschlossene Bahnschranke gebrettert.Tongue


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - W. Kronhard - 02.10.2015

(01.10.2015, 22:36)Gertrud schrieb: Ich bin der festen Überzeugung, dass viele junge Trainer Übungen oft (auch aus "Leichtathletiktraining") vorbehaltlos übernehmen, die ihnen von Erfolgstrainern serviert werden. Oft reicht vielleicht die Kritikfähigkeit auf hohem Niveau auch einfach noch nicht aus, um Inhalte adäquat beurteilen und gegebenenfalls abändern zu können. Aus diesem Grunde gebe ich sehr ungern fertige Übungen heraus. Entscheidend ist, dass Trainer meine Übungsgedanken und Vorbedingungen kennen und dann in der Lage sind, Übungen nach dem Ausschlussverfahren zu konstruieren. Die Fähigkeit der Schulung, Vorbedingungen beurteilen und anwenden zu können, müssen sie allerdings selbst ausprägen. 

Um im Sprint Bewegungsabläufe exakt und richtig beurteilen zu können, muss man ein enormes Wissen um die Details haben. Sicherlich fehlt in "Leichtathletiktraining" eine Rubrik "Lesermeinungen"!!! Daher erwarte ich in Spezialartikeln tiefgreifende Begründungen und nicht nur einfache Behauptungen. 

Gertrud

Leibe Gertrud,
 
mal ganz unter uns: Ich sehe mich selbst als einen peniblen Wissenschaftler, knöchernen Praktiker und vorsichtigen Tester.
War noch vor Paar Jahren so naiv und glaubte die Leichtathletikelite in Deutschland braucht Innovation und hat Interesse an neuen noch nicht bekannten Technikvarianten und Gedanken mal anders. Habe der Zeitschrift LEICHTATHLETIK schriftlich vorgeschlagen neue noch nirgendwo beschriebenen Varianten in den Springdisziplinen genau detailliert, als Vorlage für Alle zur praktischen Überprüfung, zu beschreiben.

Hurraaaaa!!!!! Die haben es mit großen Freude angenommen!!!!

Neeee, das war jetzt ein Scherz. Entschuldigung!

Nix da! Totale Borniertheit!
Kein Scherz jetzt. 

Habe dann diese Zeitschrift als einen „Inzuchtverein“ für mich abgestempelt, und weiterhin als Quelle ignoriert. Genau so wie auch das LA-Trainingsblatt.
Aber mein Verhalten bitte nicht als Beispiel für andere übernehmen!
Die Voraussetzungen sind zu unterschiedlich. Um selbst das Richtige für sich zu erarbeiten muss man den ganzen Mist kennen und durchwühlen.
Genau so wie Du Gertrud das auch machst!

Wie immer dumm-ehrlich

Wlad

PS. Wenn ich die Trainingseinheiten nach diesen Blättern sehe, denke ich immer zwangsläufig: Die Leute haben aber viel Zeit für Unwichtiges!


RE: sezieren von Artikeln der Leichtathletiktraining - Gertrud - 04.10.2015

Was mich enorm stört, sind die Veröffentlichungen von Kraftübungen, die einerseits im Gewichtheben vorkommen und für die Leichtathletik empfohlen werden und so gar nicht die Spezifik der Leichtathletik treffen. Sie treffen sie vor allem nicht im neuronalen und gelenkpräventivem Bereich, wie sie bei uns vonnöten wären. Die Aktionspotentiale differieren enorm. Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Daher haben wir auch die sehr große Anzahl bei Verletzungen unserer Protagonisten. Es fehlen teilweise fundamentale Kenntnisse, die die Technik unserer Disziplinen mit spezifischen Anforderungen und Umgehungsweisen unserer Peakbelastungen, die es präventiv zu treffen gilt, angehen. Es gilt auch Trainingsbereiche hinsichtlich isometrischer, isoinertialer, exzentrischer oder isokinetischer Art sehr akkurat aussuchen, wobei ich schon sehr lange den Hype in der Isokinetik beobachte und logistisch angehe und nicht alles übernehme, was uns (manchmal auch von Professoren) "aufgetischt" wird. Ich habe gestern noch ganz präzise an Bedingungen von Kraftübungen gearbeitet, die im Beinbereich vorkommen und präzisiere selbst in den Trefferquoten. Aus meiner Sicht müssen viele Übungen, die an die Peripherie in Veröffentlichungen gelangen, viel stärker von absoluten Topleuten geprüft werden. Das gilt z. B. auch für den gesamten Bereich der Kinder-Leichtathletik, wo die Basis für spätere Erfolge gelegt werden sollte.

Gertrud