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Problem durch "Musterveränderung" - Druckversion

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Problem durch "Musterveränderung" - Gertrud - 19.09.2015

Auf "Leichtathletik.de"

Zitat:Mit einem Entenpopo vergleicht die EM-Vierte das Problem, das sie länger mit sich rumschleppte. "Und eine Ente kann nicht Hammerwerfen." Dass sie nicht so beweglich ist wie gewohnt, hatte Kathrin Klaas gespürt. "Dass es ein Problem im Skelett war und nicht im muskulären Bereich, war mir aber nicht bewusst."
Die Behandlung von Christian Kühn war einen Aha-Erlebnis. "Ich bin aufgestanden und fast nach hinten umgekippt. Plötzlich war wieder Gewicht auf den Fersen", erinnert sich die Athletin. Norbert Müller setzte die Behandlung fort, mit dem Ergebnis, dass bei der WM mit 73,18 Metern eine Saisonbestleistung, Platz sechs und der konstanteste Wettkampf des Jahres rauskam. "Die beiden haben mich gerettet", resümiert Kathrin Klaas nach dem kleinen Happy-End ihrer Saison."

Meine Frage ist in der Hinsicht, ob sie nicht permanent durchgecheckt wird, was ich bei einer derartigen Athletin für enorm wichtig halte. Das körperliche Verhalten ist ganz normal. Eine bestimmte Region reagiert mit Dauerspannung, wobei der Körper die Fähigkeit der An- und Entspannung verloren hat. Das Gehirn hat in der Hinsicht seine Fähigkeit des richtigen Einsatzes einfach verloren. Das fällt einem seht guten Trainer natürlich sofort auf, dass da etwas nicht stimmt, weil es Veränderungen in der Technik und anderen Bewegungsabläufen gibt. Ein sehr guter Trainer sollte aber auch die keys parat haben, um Abhilfe schaffen zu können. Wenn entsprechende Kenntnisse vorhanden sind, kann man auch diese Pattern verändern. Das sollte nicht nur ein guter Physiotherapeut wissen, sondern auch Trainer im gehobenen Segment. Übrigens kommt eine Veränderung in den Segmenten auch durch falsche Bewegungsansteuerung in Form veränderter Technik (oder eben umgekehrt) und durch nicht adäquate Kraftübungen auf (Deshalb bringt sehr oft die Intervention des Physiotherapeuten auch nichts!), wo einige Körperregionen unter-, andere überversorgt werden. Natürlich kann eine derartige Musterveränderung auch durch Training im Anschluss an Verspannungen durch Unterkühlung passieren. Selbstverständlich muss man als Trainer auch die entsprechenden Bewegungsansätze wie beim Einsatz Hüfte - Schulter beherrschen. Das ist meine Meinung seit langem: Es gibt sehr viel speziell zu tun! Das hat nichts mit Nörgelei zu tun, meine Forderung hat sehr viel mit "in medias res gehen" zu tun. Packen wir es an!!! Thumb_up Ich möchte meine Einwände hier nicht auf Helge Zöllkau projiziert wissen, sondern generell für Veränderungen im Trainerwesen plädieren. Die zentrale Frage sollte meines Erachtens sein, wie man lange Auszeiten oder eingeschränkte Zeiten verhindert und nicht überbrückt!!!

Solche Dinge gehören in meine intensiven Lernphasen, die ein Trainer mit zig vielleicht sogar Topathleten nicht bewältigen kann oder will. Diese Dinge z. B. können bei Trainern im Topbereich mit vielen Athleten auch kaum beachtet und rigoros abgestellt werden, weile viele Athleten einige Trainingsinhalte allein trainieren, so dass sie dem Auge des Betrachters einfach nicht präsent sind. Ich halte diese Trennung hier Physiotherapeut, da Trainer für absolut falsch - auch übrigens im Kenntnisstand!!! 

Bei uns kommt meistens sofort der Verdacht von Doping auf, wenn andere Nationen leistungsmäßig vorlegen. Diese Bereiche werden überhaupt aus Wissenslücken nicht beachtet. Es müsste doch in anderen Disziplinen auffallen, dass sich z. B. der Sprinttypus mit Usain Bolt, Kim Collins und Andre de Grasse enorm verändert hat. Wo liegen die "keys"? Das muss unsere Frage nach Herangehensweise und Methodik sein und betrifft meine autodidaktische Recherche seit langem. Deshalb komme ich hier mit nur ganz wenigen Leuten auf einen Nenner. Ein Beispiel: Ich habe gestern das Kraftprogramm eines deutschen "Toptrainers" genau analysiert und bin auf sehr viele Ungereimtheiten in der Ansteuerung gestoßen. Wenn ich darauf z. B. bei Fortbildungen hinwiese, würde das sofort als Demontage und Nörgelei gewertet, also lasse ich das komplett und lasse nur noch einen sehr kleinen Kreis an meinem Gedankengut teilhaben!!! Ich habe diese Übungen sofort an eine befreundete Person aus dem Trainerkreis geschickt. Diese Dispute kann ich mir mental sparen und meine Kraft für wichtige Dinge verwenden.

Gertrud 
Hart, aber herzlich wie immer!!!


RE: Problem durch "Musterveränderung" - MZPTLK - 19.09.2015

Gertrud: Thumb_up
Ich hatte Kathrin bei den Deutschen beobachtet und im Forum einige Punkte benannt, woran nach meinem Eindruck gearbeitet werden müsste. Die Ursache(n) waren mir natürlich nicht bekannt.

An diesem Beispiel wird sehr deutlich, dass Trainer im Spitzenbereich eine sehr anspruchsvolle Aufgabe haben, Mauern und Business as usual ist indiskutabel.


RE: Problem durch "Musterveränderung" - Flitzer - 19.09.2015

Ne kleine Blockade für alles verantwortlich machen, naja, da spricht glaub ich auch die Verzweiflung.....


RE: Problem durch "Musterveränderung" - W. Kronhard - 19.09.2015

Zitat:Auf "Leichtathletik.de"
Dass sie nicht so beweglich ist wie gewohnt, hatte Kathrin Klaas gespürt. "Dass es ein Problem im Skelett war und nicht im muskulären Bereich, war mir aber nicht bewusst."

Das darf man einfach so nicht stehen lassen. Das wird nur weitere Sportler und Trainer in die Irree führen.
Ich verstehe nicht warum die Spitzenathleten nicht richtig aufgeklärt werden, damit die nicht in solche peinliche Situationen bei Ihren Aussagen kommen.

Das Problem kann  niemals im Skelett sein! Das Skelett besteht aus einzelnen zu einander beweglichen Knochen, was durch Bänder und Muskeln stabilisiert und in eine funktionelle Form gebracht werden. Diese Knochenform hat nur ein Problem: Hält die den Druck von aussen aus oder nicht. In der Regel im gesunden Zustand Ja. Die Knochen der WS halten eine Tonne an Belastung in Labor aus, aber auch nur wenn man die Wirbelkörper in einer Säule künstlich stabilisiert.
In einem lebendigen Organismus machen das in einer groben Form die Bänder und in einer feiner Form die Muskeln. Das muss jedem klar sein. Also sind die Muskeln auch nur ein Hilfesystem. Die Funktion (Länge) der Muskeln wird vom Gehirn durch Haltespannungsimpulse (statische) oder Bewegungsimpulse (Verkürzung - Verlängerung) gesteuert.

Und schon haben wir den Boss!
Das ist das Gehirn, mit allen dessen Programmen. Und die lassen uns mit sich sehr schön arbeiten, nur wir haben noch kaum begriffen wie es richtig und mit wenig Mühe geht.
Momentan wissen wir nur wie es mit viel Mühe, viel Müdigkeit und viel Fehlern geht.

Diese Leviten sind für Jeden, der im Sport tätig ist, ganz wichtig. Wir wollen ja immer mehr Dummheit aus der Sport-Welt schaffen, oder?

W. Kronhard


RE: Problem durch "Musterveränderung" - Gertrud - 19.09.2015

(19.09.2015, 12:09)Flitzer schrieb: Ne kleine Blockade für alles verantwortlich machen, naja, da spricht glaub ich auch die Verzweiflung.....

Mit der Arbeit der Physios ist das Problem des "Musterwechsels" beileibe nicht aus der Welt und beinhaltet oft das Zurückfallen in automatisierte "Musterprozesse". Ich gebe mal ein Beispiel. Wenn ich die "Kolben-Betonhüfte" im Sprint trainiere und lasse die Physios ran, die das Problem dann vordergründig beheben, wird man nie so sprinten wie Usain Bolt. Das "Kolbenprogramm" ist dann im Kopf "eingebrannt". Lockerheit wie Usain Bolt geht über die Gehirnmuster. Das kennt dann die Vorgänge von Anspannung und Entspannung. Jetzt wisst ihr, warum ich mich mit Wlad so gerne unterhalte. 

Wenn man aus Über- oder Fehlbelastung z. B. Patellarprobleme hatte und eine OP erfolgt ist und man macht danach in bestimmten Bereichen genauso weiter wie vorher, wird es mit ziemlicher Sicherheit Rezidive geben. Macht man dann noch weiter, wird vielleicht ein Riss folgen. Man muss möglicherweise das komplette bisherige Erfolgsprogramm in die Tonne kloppen. Wer macht das schon?! Thumb_downThumb_up Von meinem damaligen eigenen Athletenprogramm ist heute sehr wenig übriggeblieben. 

Gertrud


RE: Problem durch "Musterveränderung" - MZPTLK - 19.09.2015

(19.09.2015, 12:24)W. Kronhard schrieb: Das Problem kann  niemals im Skelett sein!
Aber doch.
Woher weisst Du die Ursache?
Schon mal an Osteomyelitis oder transiente Osteoporose oder Mikrorupturen gedacht? (alles reine Spekulation von mir).

Jedenfalls hat Kathrin Ausweich- und Vermeidungsbewegungen gemacht, so daneben kann sie als erfahrene Werferin bei Gesundheit wissentlich und willentlich nicht werfen.
Der Trainer muss das auch klar gesehen haben, er konnte aber nicht in die Knochen reingucken.

Ich würde jedenfalls von aussen keine Diagnose wagen.
Super, dass sie die Ursache(Knochen) entdeckt und behoben haben! Thumb_up


RE: Problem durch "Musterveränderung" - W. Kronhard - 19.09.2015

Den Physiotherapeuten, der Osteomyelitis und Osteoporose behoben hat, möchte ich sehen! Thumb_upThumb_upThumb_upThumb_upThumb_upThumb_upThumb_up:danke:Fahne


RE: Problem durch "Musterveränderung" - MZPTLK - 19.09.2015

(19.09.2015, 17:40)W. Kronhard schrieb: Den Physiotherapeuten, der Osteomyelitis und Osteoporose behoben hat, möchte ich sehen! Thumb_upThumb_upThumb_upThumb_upThumb_upThumb_upThumb_up:danke:Fahne
Sowohl die Osteomyelitis, aber vor allem die transiente Osteoporose(warum hast Du transient weggelassen?) können von guten Physios behandelt werden.
Aber das sind nur 2 von vielen Möglichkeiten.
Infrage käme auch Ilio-Sakralgelenk(Hammerwerfer-Krankheit, auch eine Knochengeschichte, was Du ja pauschal in Abrede stellst), aber das lässt sich normalerweise nicht schnell und 100%ig beheben.
Was hier vorlag, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Die Frage ist, wie die DLV-Physios die Diagnose erarbeitet haben, ob allein oder mit Ärztlicher Hilfe und Diagnosegeräten, würde mich interessieren.


RE: Problem durch "Musterveränderung" - Atanvarno - 19.09.2015

Wenn ich Wlad richtig verstehe, stellt er Knochengeschichten nicht pauschal in Abrede, sondern versucht richtigerweise den Blick vom Symptom (bspw. blockiertes Ilio-Sakralgelenk) auf die Ursache (falsche Bewegungsmuster, letztlich also eine "Hirnsache")  zu lenken.


RE: Problem durch "Musterveränderung" - MZPTLK - 19.09.2015

Wlad hat das Iliosakralgelenk nicht thematisiert, weil er alle Knochengeschichten grundsätzlich ausschloss, was einfach falsch ist.

Wie es zu der Fehlstellung gekommen ist, wird in dem Bericht nicht gesagt.
Das kann von falscher Bewegungsauffassung, zu einseitigem Belasten oder von Veranlagungen kommen, zum Beispiel Beckenschiefstand wegen unterschiedlicher Beinlängen.
Im Hammer-Hochleistungstrainig kann auch das unmerkliche Einschleifen eines Stereotyps knapp neben der Spur zu Problemen führen und einige Meter kosten.
Der Kopf ist für Vieles, aber nicht für alles verantwortlich.
Er kann auch nicht alles richten.

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