Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität (/showthread.php?tid=6043) |
RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Diak - 05.01.2025 Ich erlebe auch, dass sowohl im Bereich angemessener Berücksichtigung mentaler Fragen als auch geschlechterspezifischer Aspekte viel Luft nach oben ist. Scham und Angst vor Missverständlichkeit spielen da eine verständliche Rolle. Wer spürt, da nur gehemmt agieren zu können, sollte motiviert werden, sich Hilfe bei Kolleg:innen, Eltern oder passenden Athlet:innen holen. Sehr oft lohnt es sich aber, Dinge gelassen anzusprechen. Ich habe zum Beispiel bei unserem letzten Lehrgang die weiblichen Jg 2009-07 zu einem kurzen Vortag über Pubertät/Leistungsknick, red-s, Zyklustracking und Pille gebeten. Auch wir kommen da nicht sofort flüssig ins Gespräch, aber alle waren dankbar und zufrieden, dass diese Aspekte adressiert werden. Bei Aus- und Fortbildungen mache ich das auch. Der Umgang mit mentalen Fragen ist noch stärker von Haltung abhängig, da ist Entwicklung sicher schwieriger und Athlet:innen müssen vorwiegend bestärkt werden, Menschen zu meiden, die ihnen nicht gut tun... RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Gertrud - 05.01.2025 (05.01.2025, 06:27)Diak schrieb: Ich erlebe auch, dass sowohl im Bereich angemessener Berücksichtigung mentaler Fragen als auch geschlechterspezifischer Aspekte viel Luft nach oben ist. Zyklustracking wird heute doch schon mehr adressiert, auch bei den Männern. Etwas schwierig ist der Einstieg bei den jungen Athletinnen. Es gibt auch viele Dinge, die im Familienbereich nicht stimmig sind oder als nicht stimmig von den Athletinnen aufgenommen werden... Da ist es manchmal schwierig, sich entsprechend als Trainer:in zu positionieren. Eine Athletin sagte mal einen Satz, als sich ihr Vater angesagt hatte: "Jetzt muss ich abliefern!" Sie wurde sehr gut innerfamiliär unterstützt. Den Druck hat sie sich aus meiner Sicht aber selbst gemacht. Der Vater machte auf mich einen sehr verständnisvollen Eindruck. Natürlich war mein Eindruck nur eine Momentaufnahme. Vielfach wird das frühe Durchsetzungsvermögen (vielleicht auch unbewusst) nicht mehr geschult. Wenn ich - wie gerade - auf die Straße schaue, sehe ich kein Kind mehr auf der Straße spielen. Es gibt keine Fußball- oder Völkerballspiele Straße gegen Straße mehr. Handy und starker Straßenverkehr haben vieles verlagert. Dazu kommen noch die vielen Verniedlichungen bei den LA-Kinderprogrammen. Alles sollte geschult werden: viele Koordinationsübungen, strukturelle Inhalte, Spiele und Wettkampf in LA-Disziplinen... Ich stelle immer wieder fest, dass die Kinder, die - übertrieben formuliert - auf der Straße groß werden, es schon sehr frühzeitig gelernt haben, sich in Wettkämpfen durchzusetzen. Da macht aber so jede/r Trainer:in seine eigenen Erfahrungen. Ich hatte immer die Anbindung an unser Gymnasium und konnte in der Hinsicht sehr viel lernen. - Auch die Ernährung liegt vielfach im Argen. Es gibt immer noch Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen und in der Zeit zwischen Schulunterricht und AG sich ernährungsmäßig schlecht versorgen. Gertrud RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Reichtathletik - 05.01.2025 Ich miss vielleicht nochmal präzisieren: Mir geht es nicht darum, das Leuten "wettkampfbiss" fehlt (anderes Thema), sondern dass es Trainingsgruppen/Trainer gibt, die direkt oder indirekt fordern/fördern/nicht verhindern, dass Menschen in psychisch-mentale Verletzungen geraten. Es ist auch ein Grund für manche Dropouts. Es werden zT Athleten gegeneinander ausgespielt etc. Und oft wissen viele von solchen Umständen schauen aber weg, weil ja welche "oben ankommen". Das ist soweit ich weiß fast nie so schlimm wie im Turnen zZ berichtet wird, aber auch in der LA gibt es Probleme und es wird gerne so getan als sei das nicht der Fall. Einige schwarze Schafe wurden ähnliche wie anfangs im Handball aussortiert ohne Gründe zu nennen... RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - MikeStar - 06.01.2025 Hat jemand hier detaillierte Einblicke in das Scouting des DLV bzw. innerhalb der LA? Mich würde primär interessieren, ob es z.B. Scouts gibt, die auch in anderen Sportarten nach Talenten für die LA suchen? Hintergrund: Hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem Jugend-Fußballtrainer, der einen jungen Spieler hat, der zwar rennen kann wie eine Gazelle aber massive Probleme hat den Ball gerade zu spielen. Er wlll dem Jungen aber auch nicht sagen, dass er mal Leichtathletik probieren soll, weil er befürchtet dass dies als Ablehnung gesehen werden könnte. Kann ich auch nachvollziehen, denke aber, dass es in anderen Sportarten, Talente gibt die der LA verloren gehen, weil niemand auf sie aufmerksam wird. Und wenn ein Scout das Talent in einem Kind entdeckt und hervorhebt, kann das ja auch für das Kind nochmal ein positiver Multiplikator sein. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Grummel - 06.01.2025 (Gestern, 14:56)MikeStar schrieb: Hat jemand hier detaillierte Einblicke in das Scouting des DLV bzw. innerhalb der LA? Als ich in meiner Kindheit beim Turnen war, wurde ich von meinem Trainer darauf angesprochen, ob ich es nicht mal mit Leichtathletik probieren möchte. Das ist mit einer der Gründe, weshalb ich letztendlich glücklicherweise in die Leichtathletik gekommen bin. Ich würde an deiner Stelle mit dem Trainer sprechen und ihn ermutigen mit dem Sportler zu sprechen. Es kommt natürlich immer auf die Art und Weise an, wie man es formuliert und was für ein Typ Mensch der Spieler ist, aber ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass ich es damals nicht negativ aufgefasst habe, sondern eher als einen gut gemeinten Rat. Das beantwortet deine Frage zwar nicht, aber ein hilfreicher Hinweis könnte es trotzdem sein. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Diak - 06.01.2025 (Gestern, 19:51)Grummel schrieb:(Gestern, 14:56)MikeStar schrieb: Hat jemand hier detaillierte Einblicke in das Scouting des DLV bzw. innerhalb der LA? Kurz zu Deiner Frage: Gibt es nicht. Und zur Situation: ich sage Talenten aus anderen Sportarten, dass sie mit Geduld und härter Arbeit bei uns echt was werden könnten, dass ich Ihnen den Ball nicht wegnehmen will und sie sich melden sollen, wenn sie merken, dass er Ball und sie keine Freunde werden oder Mannschaft oder Trainer blöd sind. Dazu lade ich sie zum Stützpunkttraining ein. Hat noch nicht oft geklappt, aber in einem Fall sehr lohnend. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - MikeStar - 07.01.2025 Das ist z.B. etwas was ich bei der LA nicht verstehe. Scouting und Nachwuchsförderung ist für mich mit das A und O der Nachwuchsarbeit. Klar kann man es sich bei der LA "leicht" machen und nur auf die Zeiten und Ergebnisse achten, aber ein guter Scout/Trainer erkennt doch auch z.B. bei jungen Sportlern Entwicklungspotentiale z.B. für andere Disziplinen bzw. Kandidaten, die sich bei ihm nochmal weiterentwickeln könnten als in ihrem aktuellen Verein bzw. Sportart. Ist die LA da wirklich im Kader- /Profibereich so stiefmütterlich unterwegs? RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Diak - 07.01.2025 (Vor 45 Minuten)MikeStar schrieb: Das ist z.B. etwas was ich bei der LA nicht verstehe. Scouting und Nachwuchsförderung ist für mich mit das A und O der Nachwuchsarbeit. Klar kann man es sich bei der LA "leicht" machen und nur auf die Zeiten und Ergebnisse achten, aber ein guter Scout/Trainer erkennt doch auch z.B. bei jungen Sportlern Entwicklungspotentiale z.B. für andere Disziplinen bzw. Kandidaten, die sich bei ihm nochmal weiterentwickeln könnten als in ihrem aktuellen Verein bzw. Sportart. die Frage war ja, ob der DLV das tut. Nee, tut er nicht, auch weil das Aufgabe der Landesverbände und Vereine ist. Das Problem beginnt danach. Ich tue so was zum Beispiel relativ systematisch. Und dann sagt die Spitzensportreform: Wir wollen Potentiale fördern. Und dann sagen mein Landesverband und ich, weil wir es wissen und können: Hier ist ein Rohdiamant, die wird mal was, gebt uns vier Jahre Zeit für nen vernünftigen Aufbau und Ressource xy. Dann fragt der DLV, wie der Rohdiamant in den schwachsinnigen Tests abschneidet (schlecht, weil die nicht Potential testen, sondern Performance) und ob der Diamant ne Medaille bei den deutschen Kindermeisterschaften gemacht hat (hat er nicht) Und dann interessiert sich "von oben" keine Sau für den Diamanten und es tritt das ein, was Du magst. "Wir" vertrauen dem Trainerauge und den kompetenten Menschen an der Basis nicht, sondern beschriten Papier, um mit pseudowissenschaftlichem Quark scheinobjektiv möglichst wenig Ärger und darüberhinaus Potatspunkte zu bekommen. Bis vor wenigen Jahren war es ärgerlich, wenn der Diamant keine DLV Förderung bekam, jetzt bin ich froh darüber, weil er von weiterem Testunsinn und anderem Quatsch statt Training verschont bleibt. |