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Verletzte DLV Athleten 2016 - Druckversion

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RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Atanvarno - 09.09.2016

(09.09.2016, 13:46)smiling_star schrieb: OT: für was steht eigentlich das "FQ" in den Zitatboxen?

Wenn jemand überflüssigerweise einen vollständigen Beitrag zitiert, wird der Text durch FQ = Full Quote ersetzt. Der Zitatkasten bleibt stehen, damit man weiß, auf wen geantwortet wird

s. auch Zitieren von Beiträgen


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 09.09.2016

(09.09.2016, 10:18)dominikk85 schrieb:
(09.09.2016, 10:07)gera schrieb: 'gera' pid='55130' dateline='1473412041'

Natürlich bedeutete es auch wenn andere genauso oft verletzt wären nicht, dass es da keinen Verbesserungsbedarf gäbe, aber ich habe schon den Eindruck, dass wir hier im Forum eine selektive Wahrnehmung haben. Uns fällt es einfach mehr auf wenn ein Deutscher verletzt ist, als wenn ein Afrikaner 3 Monate ausfällt, da wir uns naturgemäß mehr mit deutschen Athleten beschäftigen. Dadurch entsteht uns der Eindruck, dass deutsche Athleten ständig verletzt sind.

Ich will damit nicht ausschließen, dass wir da International schlechter abschneiden, aber ich würde es schon gerne mal statistisch belegt sehen. damit will ich gar keine "wo gehobelt wird fallen Späne" Einstellung fördern, aber das Schwarz auf Weiß zu sehen wäre schon nicht schlecht.

Eine solche Arbeit könnte ja auch zeigen wo Verletzungen gehäuft auftreten.

Allerdings gibt es auch in anderen Ländern verletzungen. Selbst ein Usain Bolt startet seid vielen Jahren nur noch beim Höhepunkt und wenigen ausgewählten meetings.

Der Vergleich heißt nicht, dass wir relativ gut sind, wenn andere Nationen nicht weniger Verletzungshäufungen haben. Die Gründe für die Verletzungen und deren Vermeidung sollten im Fokus stehen, zumal wenn ich ganz klar falsches Training als Ursache sehe. Da interessiert mich diese Statistik mit anderen Ländern absolut nicht.

Ich habe anhand von Literatur und vielen Erfahrungen für einen aktuellen Anlass herausgefiltert, welche Verletzungen in der LA häufig (Hamstring-Verletzungen, Knieprobleme...) vorkommen, dann die Häufigkeit in den jeweiligen Disziplinen (Hürdensprint: LWS-, ISG.-Probleme...) und die Häufigkeit pro Körperregionen disziplinspezifisch (Beispiel Schulter in ... Disziplinen). Zudem habe ich bei den jeweiligen Übungsursachen die "Übeltäter" (schlechtes Übungspotential) genannt. Der DLV müsste eine Liste "Do and Do not!" erstellen (lassen).  

Gertrud


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 09.09.2016

(09.09.2016, 10:18)dominikk85 schrieb: Allerdings gibt es auch in anderen Ländern verletzungen. Selbst ein Usain Bolt startet seid vielen Jahren nur noch beim Höhepunkt und wenigen ausgewählten meetings.

Das ist eine sehr gute Entscheidung ( Thumb_up ), weil man annimmt, dass bestimmte Regionen aufgrund von Nervendegeneration anfälliger im Alter sind, die vor allem den Sprintbereich betreffen. Lesen und Wissen machen schlau!!!  Wink

Gertrud


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - gruenes.kaenguru - 24.09.2016

Johannes Hock beendet nach anhaltenden Verletzungssorgen seine Karriere, bevor sie so richtig angefangen hat: 
https://jhdecathlon.wordpress.com/2016/09/23/life-is-what-happens-while-youre-busy-making-plans-mein-abschied-vom-leistungssport/

Weiterhin waren Sorgen um seine berufliche Zukunft ausschlaggebend für seine Entscheidung.


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 24.09.2016

(24.09.2016, 12:48)gruenes.kaenguru schrieb: FQ

Das ist ein sehr ehrlicher Bericht, der zum Nachdenken anregt. Deshalb gehe ich so auf die Palme, wenn der DLV immer wieder diese Worthülse "Team" oder "Vom Ich zum Wir" bis zum Jugendbereich gebraucht. Es gibt wahrlich wichtigere Dinge wie z.B. Berufswahl, Berufseingliederung, Berufsabschlüsse, Technik, Verletzungsprophylaxe ... Hier bei Johannes Hock geht es fast ausschließlich um die Ich-Probleme. Wo ist das Team? Er steht wahrscheinlch allein auf weiter Flur vor diesen Entscheidungen: "Der Erfolg hat viele Väter, die Niederlage ist ein Waisenkind." (Johannes Hocks Worte) Es geht bei ihm jetzt um die Handhabung der nächsten 40 Jahre!!! Wie sagte schon Carl Diem damals: "Sport ist die schönste Nebensache der Welt!" Man sollte als Athlet/in nie die Relationen verschieben oder anders ausgedrückt, den Verstand mal über das Herz stellen!!! Das fällt bei Vollblutsportlern sicherlich schwer.

In seinem Fall sollte man auch mal schonungslos über das Übungspotential sprechen, wenn die Knieverletzungen nicht auf Unfällen beruhen; nur so bekommt man für spätere Fälle Sicherheit und damit Handlungspotential. Solche Sachen sollten Gegenstand von Sportverbänden sein. Man sollte als Trainer auch sehr rigoros Athleten vom Leistungssport abraten, die zwar über enormes Talent, aber nicht die notwendige Orthopädie ... verfügen. Ich habe das sehr früh in einem Fall getan. 

Gertrud



RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 24.09.2016

Zitat:Dr. Clemens Prokop: „Wir nehmen seit Jahren international einen Spitzenplatz ein.“ Das mäßige Abschneiden in Rio - zweimal Gold, einmal Bronze - erklärte Dr. Clemens Prokop mit Verletzungen vieler Leistungsträger. 

Das stimmt. Allerdings kann das Ärztteam nicht zurechtrücken und ausbügeln, was vielleicht mit inadäquatem Übungspotential angerichtet wird. Ich halte demnächst einen Vortrag genau über dieses Thema, weil ich an der Schnittstelle Theorie und Praxis jahrelang gearbeitet habe und noch detailliert arbeite. Wie sagt man so schön: "Der Prophet im eigenen Land ist nichts wert!"  Wink

Ich halte es für enorm wichtig in Politik und Sport, antizipierend und agierend und nicht reagierend zu arbeiten. Ich habe meinen Schulkindern analog beim Ballfangen immer gesagt: "Man muss erahnen, wohin der Ball fliegt und ich ihn aus der Luft fangen will." Dieses Bauchgefühl und Können sollte man im Leistungssport kultivieren und schließlich beherrschen.  Thumb_up

Gertrud


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - alex72 - 24.09.2016

j. Hock hat die letzten jahre ja hauptsächlich in den USA trainiert.

insofern ist er nicht unbedingt typisch für das System in Deutschland. Typisch ist nur dass viele Athleten im Anschluß Bereich offenbar bessere Traingsbedingungen im Studium in den USA finden als zuhause in Deutschland.


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 24.09.2016

Man muss natürlich auch sagen, dass der Verband primär nicht die Verletzungen verschuldet. Das Team vor Ort hat die eigentliche Verantwortung. Der Verband kann aber enorm mithelfen und steuern, diese Defizite auf breiter Front logistisch zu beheben. Es bringt auch nichts, sich permanent mit anderen Nationen in dieser Hinsicht zu vergleichen. Ich habe einen schönen Spruch gelesen: "Wahrscheinlich ist der einzige nachhaltige Wettbewerbsvorteil, den man hat, die Fähigkeit, schneller als die Gegner zu lernen - Arie de Geus. Das habe ich in Hinsicht der Verletzungen in den vergangenen Jahren getan. Wink 

Man muss keine ausgetrampelten Wege gehen, sondern neue Pfade!!! Vereinfacht gesagt: einfach mit Verstand innovativ sein! Thumb_up Ich höre Zeitmangel oft als Entschuldigung. Liebe zum Detail und Erfolg gehen meistens über den Faktor Zeit - so ist es nun mal! Motivation ist immer über meine Freude am Fortschritt gegangen. Es ist meine Absicht, das hier zu vermitteln. Es muss uns antreiben, einen Athleten gesund zu erhalten. Sollte uns einmal ein Fehler unterlaufen, darf er uns nicht ruhen lassen, ihn schnellstens zu eliminieren.

Gertrud


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 25.09.2016

Man sollte nie nach dem "Gießkannenprinzip" verfahren und nur aktuelle Löcher sporadisch stopfen. Der DLV muss eine Struktur entwickeln und  die ausgemachten Schwächen systematisch abarbeiten. Es bringt einfach nichts, wenn man mal hier und mal da aktiv wird. Die hohe Verletzungsquote ist ein Vorkommen seit längerer Zeit. Das ist aus meiner Sicht systembedingt. Wenn man aber trainingsmäßig hinsichtlich Technik, Krafttraining und Energiesystem z. B. nichts drastisch verändert, erzielt man auf breiter Front keine Fortschritte. Wenn ich z. B. in einen Kraftraum gehe oder bei DM Athleten Übungen auf dem Aufwärmplatz machen sehe, dann läuft bei mir hinsichtlich Übungen und Körper ein Scanner mit Check der Lage und Verbesserungen ab. So manches Mal denke ich dann: "Das kann auf dem Niveau alles nicht wahr sein!" Der DLV kann und sollte anbieten, machen müssen wir schon selbst!!!

Als ich mal in Kienbaum bei einer Werfer-Fortbildung war, sagte einer, dass man so verletzungsfrei wie ich trainieren wolle. Man hat dann die Außenrotation als Mittel für die Rotatorenmanschette und Schulter "entdeckt". Solche Aktionen sind ein "Tropfen auf den heißen Stein". Das ist so, als wenn man einem ins Gesicht schlägt, der Hüftschmerzen hat. Dann hat er zwar für einen Moment die Hüftschmerzen vergessen. Die eigentliche Schmerzsituation hat sich aber nicht verändert. Manchmal muss man fähig sein, sein gesamtes bisheriges gelerntes Übungsmaterial auszutauschen. Das habe ich drastisch und sehr konsequent getan!!! Ich habe das aber auch an der Basis in der Schule durchgeführt. Ich habe noch gerade den neuen Verein eines Schülers aus meiner LA-AG über die Schwächen und die Übungsinhalte, die er durchführen sollte, informiert. Da ich den Übungsleiter kenne, bin ich sicher, dass meine Gedanken umgesetzt werden. In der Hinsicht gibt es bei mir keinen Gedanken an Zeitmangel, sondern nur an vernünftige Versorgung. Ich arbeite auch an der Basis sehr konsequent und akribisch.

Im Grunde müssten moderne Strukturen von den Vereinen hinsichtlich Methodik und Kraftraumausstattung und die biomechanischen Zentren auf Qualität hin durchforstet werden. Natürlich kommt es sehr stark darauf an, wer am Veränderungswerk tätig ist. Genau das ist die Crux!!! Man hätte mit den normalen biomechanischen Ausstattungen Sabine Braun überhaupt nicht durchchecken können, weil die Parameter für sie total unsinning gewesen wären. Die Sachen von der Stange hätten zu unserer Logistik absolut nicht gepasst.

Gertrud


RE: Verletzte DLV Athleten 2016 - Gertrud - 26.09.2016

Wenn ich knallhart formuliere, dann müsste ich sagen: "Ich halte Rio nicht für einen Ausrutscher mit den vielen verletzten Protagonisten, sondern für die Schwäche unseres Systems, wo man den Finger in die Wunde legen und eine Gegenbewegung einleiten sollte!!!" Man sollte in der Hinsicht das System von heute auf morgen ändern, indem man knallhart Schwerpunkte setzt. Das fängt bei ganz detaillierter Technikarbeit in den Fortbildungen mit starken Diskussionsanteilen an...

Gertrud