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Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Druckversion

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RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Gertrud - 17.08.2014

(16.08.2014, 23:42)Natus_Vincere schrieb:
(16.08.2014, 22:48)Knueppler schrieb:    
Fakt ist...
Zunächst einmal: Herzlich Willkommen Smile

Bei allem Respekt, aber ich glaube wenn an jemandem am wenigsten etwas kritisiert wurde, dann an LJ. Der hat wohl alle hier überzeugt und wie ich schon erwähnte halte ich gerade ihn für jemanden, der seine eigene Leistung sehr gut reflektiert. Insofern verstehe ich den ganzen Aufruhr nicht ganz.

Dass andere Starter ebenfalls fernab ihrer SB geblieben sind oder diese (äquivalent zu den Deutschen) womöglich gar auch unter sehr sehr günstigen Bedingungen erzielt haben, bestreitet doch niemand. Denn es ist sekundär, mit was ein Athlet zum Höhepunkt anreist, die Leistung dort ist das Maß mit dem hier gemessen wird. Und da muss sich nun einmal das Gros (zu dem u.a. auch ein Sven Knipphals zählt) gefallen lassen, dass sie eben doch teils ca. 2/10 von ihren Vorleistungen enfernt geblieben sind, wo andere - Gegenwind und mäßigen Temperaturen zum Trotz - Bestleistungen erzielt haben oder zumindest ihre Vorleistung bestätigen konnten. Ein Dasaolu ist bspw. im besagten Rennen nur 3/100 über seiner SB geblieben - und damit freilich ein verdienter Titelträger. Von Schippers, Gemili oder Kambundji ganz zu schweigen.

Dass die Staffel - einschließlich eines LJ - heute sehr sehr stark war, hat auch niemand bestritten. Es gibt trotzdem einiges, was man zumindest diskutieren kann, dies hat aber weißgott nichts mit LJ zu tun.

Ich nehme an, dass die schlechten Wetterbedingungen durch die Bahnqualität mehr als ausgeglichen worden sind.

Gertrud


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Gertrud - 17.08.2014

(16.08.2014, 22:48)Knueppler schrieb:  
So langsam keimt bei mir die Vermutung auf, dass Gertrude, angestachelt von einem ihr bekannten Trainer, immer nur alles negativ sehen will.
 
Ach ... wenn Lucas in der Staffel voll gelaufen wäre, dann hätte der deutsche Rekord gewackelt. 

Ich lasse mal das gesamte Vorgeplänkel weg. Fakt ist, dass Lukas Jakuczyk 5. im Finale war und seine Zeit wie immer 2 Zehntel über den deutschen Zeiten liegt. Die Züricher Bahn ist wohl knüppelhart und hat die Wetterbedingungen wohl mehr als kompensiert. Gemeli hat sich auf die 200m konzentriert und Vicaut fällt halt auch für die Staffel aus. 

So - nehmen wir mal den Weltstandard mit USA und Jamaika, dann muss auch LJ noch eine Schippe drauflegen und würde zur Zeit das Finale nicht erreichen. Man rettet sich hier meistens über die EM und vermarktet einen Finalplatz gut. Seine Verbesserung erkenne ich auch gebührend an, sehe sie aber auch im Weltstandardkontext. Er hat sich im letzten Jahr gut verbessert, wobei er auf gutem Weg zu einer 10,1-Zeit auch auf internationaler Bühne ist. Sie sollten trotzdem doch die Augen nicht vor Fakten verschließen. Es ist zweifelsohne ein schöner Erfolg, aber von absoluter Weltklasse trennen uns noch einige Zehntel!!! Der mir bekannte Trainer hat vor 20 Jahren schon die internationale Sprintphilosophie verinnerlicht, als hier die meisten sich noch im Dornröschenschlaf befanden. Es hat sich alles bewahrheitet, was er mir schon vor 20 Jahren überlassen hat und jetzt im DLV als Errungenschaft gepriesen wird. Fortbildungen waren für uns ein Offenbarungseid erster Güte. Es gibt längst neuere Erkenntnisse, die mir in Einzelheiten vorliegen und von denen ich bei der Sprintfortbildung in Mainz nichts gehört habe. 

Ich kann das gesamte Übungspotential von LJ nicht abschätzen. Mir liegt nur einiges vor. Ich weiß aber aus meinen Analysen, dass er anatomisch noch einige Klippen bekämpfen muss, wobei in meinem Kopf sofort ein Versus-Programm abläuft. Da trügt mich mein Auge ganz bestimmt nicht. Ich habe übrigens diese Beweise in einem Vortrag, den ich irgendwann mal halte, integriert. Hatte ich nicht auch im Falle Usain Bolt mit seinen Füßen und der LWS recht, als ich vor geraumer Zeit schrieb, dass es Baustellen sein werden? Auch bei Martin Keller fiel mir in seiner Statik ein gravierender Fehler auf, der sicherlich auch die Achillessehnenproblematik begünstigt. Ich habe übrigens vor langer Zeit mal einem jungen Sprinttrainer Bildmaterial in der Hinsicht mit den Belegen geschickt - lange vor den MK-Achillessehnenproblemen. Man greift mich in der Hinsicht ja oft massiv an, selbst wenn sich hinterher herausstellt, dass ich richtig gelegen habe. In der Hinsicht habe ich in der Zwischenzeit mein Auge sehr geschult, weil ich sehr akribisch bis ins Detail bin. Ich verfolge sehr viel, auch z. B. halten einige neue Gerätekonstruktionen, die als super gepriesen werden, meinem Urteil nicht stand. Ich stelle sehr oft die Frage: "Sehen sie das eigentlich nicht?" HjH und ich schütteln oft den Kopf darüber, aber ich kritisiere das nicht mehr direkt und lasse die machen, die am Ruder sind.

Gertrud 


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Astra - 17.08.2014

Falsche Übungen sind sicher ein Grund für die Verletzungen aber nicht für die schlechten Leistungen bei Meisterschaften.
Ist das nur falschens Timing oder spielt da der Kopf nicht mit? 
Timing: Wenn ich monatelang hinter der Norm herhächle und sie dann endlich bei der DM laufe, habe ich dort meinen Höhepunkt und nicht 3 - 4 Wochen später. Die Sprinter haben ihre Normen alle schon abgehakt gehabt, also warum passert es - ausser bei LJ - trotzdem.
Bleibt der 2. Punkt - die Psyche.
Reus hat wieder mal verkrampft als es darauf ankam. Auch Erewa und Menga waren nicht nur schlecht sondern unterirdisch.
Also sollte man evtl. mal mit einem Psychologen zusammenarbeiten. Ich weiss, dass das z.B. die Biathleten machen.
Nur es sollte dann auch nicht so ein Quacksalber sein, sondern jemand, der etwas von Sportpsychologie versteht.


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Knueppler - 17.08.2014

(16.08.2014, 23:51) Robb schrieb: Knueppler hat allerdings nur die Zahlen genannt, die seine Meinung belegen. Das ginge auch andersrum, Dasaolu blieb im Finale 0,03s Sekunden hinter SB zurück, Lemaitre nur 0,01s, Jakubczyk dagegen 0,18s. Damit will ich nicht zeigen, dass Jakubczyk in irgendeiner Weise schwach war, sondern dass man mit selektiver Wahl der Fakten so ziemlich alles belegen kann. Ich glaube, Jakubczys 10.23 aus dem Halbfinale war sogar die schnellste Zeit eines Deutschen beim Saisonhöhepunkt seit SEHR langer Zeit, aber irgendwann muß doch mal einer eine 10.15 bei ner grossen Meisterschaft hinkriegen.

Nö .... Lemaitre habe ich explizit aufgeführt.
Dasaoulu wurde ja bereits von Getrude genannt.
Andersherum hat Gertrude wieviele Sprinter aufgeführt?
Dasaolus Bestzeit von 10,03 wurde übrigens bei einem GW von 0,1 m erzielt.


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Knueppler - 17.08.2014

Fakt ist und bleibt, dass im Endlauf kein einziger Sprinter seine Saisonbestleistung geschweige denn seine PB verbessert hat.


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Gertrud - 17.08.2014

(17.08.2014, 08:20)Knueppler schrieb:
(16.08.2014, 23:51) Robb schrieb: Knueppler hat allerdings nur die Zahlen genannt, die seine Meinung belegen. Das ginge auch andersrum, Dasaolu blieb im Finale 0,03s Sekunden hinter SB zurück, Lemaitre nur 0,01s, Jakubczyk dagegen 0,18s. Damit will ich nicht zeigen, dass Jakubczyk in irgendeiner Weise schwach war, sondern dass man mit selektiver Wahl der Fakten so ziemlich alles belegen kann. Ich glaube, Jakubczys 10.23 aus dem Halbfinale war sogar die schnellste Zeit eines Deutschen beim Saisonhöhepunkt seit SEHR langer Zeit, aber irgendwann muß doch mal einer eine 10.15 bei ner grossen Meisterschaft hinkriegen.

Nö .... Lemaitre habe ich explizit aufgeführt.
Dasaoulu wurde ja bereits von Getrude genannt.
Andersherum hat Gertrude wieviele Sprinter aufgeführt?
Dasaolus Bestzeit von 10,03 wurde übrigens bei einem GW von 0,1 m erzielt.

Entscheidend ist doch, dass man diese "geschönten" deutschen Ergebnisse nicht als Maßstab für internationale Meisterschaften nehmen sollte, weil sie einfach dort meistens nicht erreicht werden können. Wenn man regelmäßig mit dem Wind, wahrscheinlich noch mit alter Startkontrolle wie in Ratingen im letzten Jahr (Einer hat das angemerkt!) Leistungen erzielt, sind sie einfach nicht vergleichbar. Was bei den Windverhältnissen alles geregelt oder heruntergeregelt wird, überlasse ich mal dem Thema Gerüchte. Z. B. soll es doch in Wattenscheid bei DM U18/U20 gar keine Startkontrolle gegeben haben. Ich habe z. B. mit eigenen Augen gesehen, dass ein Weitsprungbalken etwas schräg eingesetzt war. Solche Dinge dürfen nicht um sich greifen.

Startet man als Sprinter in Kingston z. B. aus dem Training heraus und gibt eine unheimlich schwache Vorstellung ab? Das ist doch ein Witz. Eine Schwalbe wie Jakubczyk macht noch keinen Sommer!!! Selbst wenn die Staffel gewinnen sollte, kann man nicht von einer bahnbrechenden Wende im deutschen Sprint sprechen. Bahnbrechend sehe ich den jamaikanischen Sprint, wo es immer wieder neue Talente nach oben spült. Gwen Mill scheint konzeptionell vieles vor allem in technischer Hinsicht richtig zu machen. Natürlich hat man dort im Vergleich zu Deutschland einen anderen Unterbau. Das kann man den hiesigen Trainern nicht anlasten. Unser Sport-Schulsystem auf wettkampfmäßiger Ebene ist mit dem JTFO und der Bundesjugendspielkonzeption einfach marode und wenig fördernd als Basis. Man geht hier die Baustellen einfach zeitverzögert oder lasch an!!! In der Hinsicht war die DDR auch wesentlich besser in der Erfassung und Auslese. Nach unseren letzten Bundesjugendspielen auf spielerischer Basis konnte ich gar keine Erfassung durchführen.

Gertrud



 


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Knueppler - 17.08.2014

Was die Startkontrolle anbetrifft hat QUARTERMILER im alten Forum zweimal einen exzellenten Beitrag veröffentlicht. Niemand hat seinerzeit Einwände dagegen gehabt. Sein FAZIT: Man erzielt keine Besseren Zeiten ohne Startkontrolle, letztendlich ist es zumindest für die Zeit i.d.R egal.
Diesen Beitrag habe ich dummerweise auf einem anderen PC gespeichert.


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Gertrud - 17.08.2014

(17.08.2014, 08:46)Knueppler schrieb: Was die Startkontrolle anbetrifft hat QUARTERMILER im alten Forum zweimal einen exzellenten Beitrag veröffentlicht. Niemand hat seinerzeit Einwände dagegen gehabt. Sein FAZIT: Man erzielt keine Besseren Zeiten ohne Startkontrolle, letztendlich ist es zumindest für die Zeit i.d.R egal.
Diesen Beitrag habe ich dummerweise auf einem anderen PC gespeichert.

Wenn das so wäre, könnte man die Startkontrolle auch international weglassen.

Gertrud


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - Knueppler - 17.08.2014

Nö ... wegen 0,1 Sek.- Grenze eben nicht.


RE: Sprint in Zürich: Das Maß der Dinge! - lor-olli - 17.08.2014

(17.08.2014, 08:27)Knueppler schrieb: Fakt ist und bleibt, dass im Endlauf kein einziger Sprinter seine Saisonbestleistung geschweige denn seine PB verbessert hat.
 Das muss insofern relativiert werden, dass man die Bedingungen schon berücksichtigt. Gegenwind und Regen formen die Zeit mit, aber unter denen "leiden" auch auch die Gegner. Viele Athleten anderer Nationen erreichen auch keine PB oder SB, sie kommen jedoch nah heran. (Formaufbau stimmt also)
Hier wurde oft vom Willen, "Turbobahnen" (meine Interpretation Wink), "Wohlfühlveranstaltungen"  etc. gesprochen, dass alles hat sicher eine gewisse Berechtigung - in der Behauptung, aber auch in der weiteren Existenz! Eine Top-Zeit, ein Rekord sind das Maximum an Motivation, dass es geben kann und es muss die Frage erlaubt sein, wieso dann ein 10,05 Mann nicht einmal in die Nähe dieser Zeit kommt wenn es gegen starke Konkurrenz "drauf ankommt".

Man muss die "mentale Härte" (Konzentration auf mich, meine Stärken, Ausblenden der Gegner, der Erwartungshaltung etc.) auch bewusst provozieren / trainieren, indem z.B. eben nicht eine hohe Qualifikationsnorm erfüllt wird, sondern dass man etwa etwas geringere Normen wiederholt fordert und dann auch zu bestimmten Veranstalungen (wie Trials) fordert.

Ich habe vor Jahren mal mit einem englischen Nachwuchstrainer diskutiert, sein Motto für die Jungen war: "Nicht eine Besteistung müsst ihr anstreben, sondern die BESTE Leistung wenn ihr antretet." Er ließ sie auch im Training mal "richtig" gegeneinander antreten, der Hintergedanke war, wenn man möglichst immer gut sein WILL, fällt auch irgendwann die Bestleistung an. Dieser Wille soll gefördert werden um eine gewisse Härte (SiegesWILLEN) auch in größeren Wettkämpfen zu bekommen. In England lässt man einen Chijindu Ujah zu Haus, weil seine Sub 10 sec "zu spät" kamen. Es wird sich zeigen ob er daraus Stärke oder Frust zieht…

Dieser Artikel gibt ganz gut diese Gedanken (lLeistungshunger und Willen) wieder.  Gut allein ist nicht gut genug… DAS vermisst man ein wenig bei einigen deutschen Sprintern