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Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei (/showthread.php?tid=6376) |
RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Diak - 01.11.2025 Wer das bislang wenig gemacht hat: beschäftigt euch unbedingt mit dem Konzept der Motive (statt Motivation) ein Macht- oder Anschlussmotivierter Mensch wird die von Reichtathletik beschriebene Kränkumg viel stärker erleiden als jemand, bei dem das Leistungsmotiv überwiegt RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Notalp - 02.11.2025 Mein lieber Freund der Weisheit! Dein erster Beitrag hat mich überzeugt. Aber mit dem Rekurs auf Motive habe ich echte Schwierigkeiten. Denn Machtmenschen sind auch leistungsmotiviert. Deshalb können sie zu Verbrechern von “weltgeschichtlichem Rang” werden. Eine vernunftorientierte Handlungsorientierung hatten diese Leute nicht, denn dies impliziert, dass das Handeln ein Ethos bzw. eine ethisch bestimmtes Fundament besitzt. So wie bei einer sportlichen Handlungsorientierung. Der Vernunftbegriff ist dabei übrigens nicht auf die Frage nach den adäquaten Mitteln zur Erreichung feststehender Ziele eingegrenzt, denn in diesem Sinn wären auch gerissene Verbrecher und Doper vernünftig. Vernunftorientierte Selbstvergewisserung reicht weiter. Deshalb ist auch der Homo Oeconomicus nicht in der Lage, sich selbst Rechenschaft über seine Orientierung und die Integration von Zielen ins Lebensganze zu geben. Den Menschen als handelndes Wesen zu beschreiben: das schafft dennoch auch Wissenschaft - sofern sie in der Lage ist, Handeln von Verhalten zu unterscheiden. Schließlich ist es ja auch möglich, dass Leute mit einer Passion als Getriebene identifizierbar sind. So dass sich die Frage nach einer vernünftigen Handlungsorientierung entweder erledigt, oder auf deren Notwendigkeit verweist. Und was die Kränkung durch dummes Gerede (sofern der Vorwurf des Hobbysportlers nicht vielleicht ganz anders gemeint war) betrifft: Profiathleten bzw. Athleten, die durch die Förderung auch in der Verantwortung stehen, müssen sich gegen Risiken wappnen. Da stimmen wir sicher überein. Dazu gehört aber auch die Kränkung des integren Athleten durch Doper: die vielleicht selber einer Kränkung aus dem Weg gehen wollen. Was damit zusammenhängt, dass sie sich zu vorbehaltlos mit einer extrinsisch bestimmten Rollenzuweisung identifizieren. Berechtigterweise gekränkt kann sich freilich nur der integre Athlet fühlen: weil er trotz seiner vehementen Anstrengung oft genug die A-Karte zugewiesen bekommt. RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Reichtathletik - 02.11.2025 Ich werde manchmal das Gefühl nicht los, dass es hier Leute gibt die bei gewissen Themen, die auffällig oft mit Machtmissbrauch, unter Druck setzen von Athleten, Sportförderung, etc. zu tun haben, unbedingt theoretische Grundsatzdiskussionen, hypothetische Einzelfälle oder Philosophische Fragen besprechen wollen, die nichts mit dem täglichen Erleben im Sport zu tun haben und so dafür sorgen, dass eben gerade nicht konkret diskutiert werden kann... Konkret: Wir haben in Deutschland tolle Sportler. Einige schaffen es (hoffentlich) zur DM, andere sogar zu internationalen Weihen. Und sie haben oft Probleme, ihre Leidenschaft ohne emotionale Schäden auszuüben (übrigens auch ihr Umfeld). Genauso wie beim Missbrauch muss die Frage erlaubt sein: Was können wir tun, um ein Klima zu schaffen, in dem das seltener passiert (bzw. was sollten wir dafür unterlassen). Es ist falsch, Sportler nur als zu schwach, nur extern motiviert oder irrelevant zu stempeln und ihnen allein dafür "Schuld" zu geben RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Notalp - 02.11.2025 Dem lässt sich abhelfen - damit deine Vorstellung von Konkretheit nicht belastet wird! RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - mariusfast - 02.11.2025 (02.11.2025, 15:45)Reichtathletik schrieb: Ich werde manchmal das Gefühl nicht los, dass es hier Leute gibt die bei gewissen Themen, die auffällig oft mit Machtmissbrauch, unter Druck setzen von Athleten, Sportförderung, etc. zu tun haben, unbedingt theoretische Grundsatzdiskussionen, hypothetische Einzelfälle oder Philosophische Fragen besprechen wollen, die nichts mit dem täglichen Erleben im Sport zu tun haben und so dafür sorgen, dass eben gerade nicht konkret diskutiert werden kann... Da sehe ich aber eher das Problem in der Profession der Psychologie, die ja quasi im Sport unhinterfragt die Monopolstellung hat, wenn der Sportler irgendein Problem hat. Es wird zwar versucht dysfunktionale Denkmuster (die möglicherweise soziologisch entstanden sind) bei der Person zu verändern. Aber letztlich versucht ein Sportpsychologe den Sportler zu verändern bzw. Strategien zu finden im Umgang damit, womit ja quasi m.E. die Annahme verbunden ist, dass dieser das Problem ist, womit eine defizitäre Sichtweise auf den Sportler projiziert wird. Zudem werden dadurch die strukturellen Umstände, also wie dues formulierst ein angenehmes Klima, nicht angegangen. RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Reichtathletik - 02.11.2025 Nun, Sportpsychologen sind ja auch an anderer Stelle in den Verbänden tätig, z.B. coachen sich auch Trainer darin Nominierungsgespräche besser zu führen oder Teamleitungen darin, das Umfeld zu gestalten. RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - Diak - 02.11.2025 (02.11.2025, 16:06)mariusfast schrieb: Da sehe ich aber eher das Problem in der Profession der Psychologie, die ja quasi im Sport unhinterfragt die Monopolstellung hat, wenn der Sportler irgendein Problem hat. Es wird zwar versucht dysfunktionale Denkmuster (die möglicherweise soziologisch entstanden sind) bei der Person zu verändern. Aber letztlich versucht ein Sportpsychologe den Sportler zu verändern bzw. Strategien zu finden im Umgang damit, womit ja quasi m.E. die Annahme verbunden ist, dass dieser das Problem ist, womit eine defizitäre Sichtweise auf den Sportler projiziert wird. Zudem werden dadurch die strukturellen Umstände, also wie dues formulierst ein angenehmes Klima, nicht angegangen. ui ui ui. Das lies doch vielleicht noch mal selbst und prüfe vorsichtig, ob Du Dich da etwas verrant haben könntest? Zitat:reichtathletik und die hier innewohnende Unterstellung finde ich ausgesprochen ärgerlich und ein bisschen verletzend, wenn ich hier mal kurz den Habeck machen darf. RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - trackwatchnds - 02.11.2025 (02.11.2025, 16:06)mariusfast schrieb:(02.11.2025, 15:45)Reichtathletik schrieb: Ich werde manchmal das Gefühl nicht los, dass es hier Leute gibt die bei gewissen Themen, die auffällig oft mit Machtmissbrauch, unter Druck setzen von Athleten, Sportförderung, etc. zu tun haben, unbedingt theoretische Grundsatzdiskussionen, hypothetische Einzelfälle oder Philosophische Fragen besprechen wollen, die nichts mit dem täglichen Erleben im Sport zu tun haben und so dafür sorgen, dass eben gerade nicht konkret diskutiert werden kann... Da hier sicherlich einige User dabei sind, die Kontakt zu Sportpsychologen haben und ggf. sogar selbst welche sind, werden diese bestätigen können, dass lediglich in einem Bruchteil der Sitzungen sportfachliche Themen behandelt werden. Je jünger das Klientel, desto mehr stehen privat-emotionale Themen wie Beziehungen zum Elternhaus und Partnerschaften im Vordergrund. Die Annahme, es ginge um primär leistungsfördernde Inhalte, ist leider nicht zutreffend. RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - S_J - 02.11.2025 Die Aufarbeitung der anderen Themen kann durchaus ebenfalls leistungsfördernd sein. RE: Sport als Beruf - Passion oder Quälerei - CoachnEngineer - 02.11.2025 (02.11.2025, 19:05)trackwatchnds schrieb:(02.11.2025, 16:06)mariusfast schrieb:(02.11.2025, 15:45)Reichtathletik schrieb: Ich werde manchmal das Gefühl nicht los, dass es hier Leute gibt die bei gewissen Themen, die auffällig oft mit Machtmissbrauch, unter Druck setzen von Athleten, Sportförderung, etc. zu tun haben, unbedingt theoretische Grundsatzdiskussionen, hypothetische Einzelfälle oder Philosophische Fragen besprechen wollen, die nichts mit dem täglichen Erleben im Sport zu tun haben und so dafür sorgen, dass eben gerade nicht konkret diskutiert werden kann... So sollte es aus meiner Sicht auch sein. Die Ursache praktisch aller Themen, die in engerem, wie weiterem Rahmen mit Psyche zu tun haben, liegt in Kindheiterlebnissen oder gar davor (Geburts- oder sogar pränatale Traumata). Auch für Themen, die im Sport ihren Ausdruck finden, gilt dies zumeist. Wenn sich der Sportpsychologe dann nur mit der Regulation der Symptome befasst, ist das mE zu wenig. Und etwas bestimmtes verändern wollen sollte ein Psychologe oder Psychotherapeut schon mal gar nicht. Er ist BEGLEITER in einem Prozess, dessen Fortgang aber im Wesentlichen von den Empfindungen des Patienten/Klienten und der Verarbeitung des Erlebten bestimmt wird. Was können wir tun? Vielleicht alle in diesem Umfeld tätigen (TuT, AuA, auch schon im Jugendalter) über diese Zusammenhänge aufklären und vor allem Enttabuisieren. Grundsätzlich, aber gerade bei Heranwachsenden ist es doch sehr wichtig, dass z.b. wahrgenommene Neurosen nicht als Ausdruck persönlicher Schwäche, sondern im Gegenteil als Zeichen besonderer Reife angesehen werden. Lt. Einschätzung vieler Psychotherapeuten sind praktisch alle Menschen von Geschehnissen in der Kindheit beeinflusst und entwickeln unterschiedlich stark ausgeprägte neurotische Symptome. Viele Menschen, insbesondere Sportler, nehmen das aber einfach nicht wahr. Eine psychopatisch geprägte Charakterstruktur wird zum Beispiel sehr selten von sich aus den Bedarf erkennen, einen Therapeuten aufzusuchen. Und psychopatische, wie auch narzistisch geprägte Charakterstrukturen sind im Leistungssport eben sehr oft anzutreffen. Daher sehe ich durchaus den Bedarf, in die sportliche Entwicklung eben auch (low level) therapeutische Elemente zu integrieren. Das ist aber eine Herkulesaufgabe, das ist mir bewusst. Und es ist auch nicht einfach, hier sauber abzugrenzen. Wer nicht entsprechend ausgebildet ist, darf in D gar nicht psychotherapeutisch arbeiten. Was aber kann und darf ein "normaler" Nachwuchstrainer umsetzen? Er kann zum Beispiel als ersten Schritt bei Jugendlichen Achtsamkeits-Übungen in das Training aufnehmen, oder einfache Übungen zur Selbstregulation/Meditation. Und er darf/sollte dies mit der Prämisse tun, dass ALLES was wahrgenommen wird, OK ist. Dann entwickelt sich ggf. bei vielen Sportlern ein anderes, gesünderes Verhältnis zur eigenen Psyche und dem eigenen Körper. Beides ist im Übrigen ja bekanntermaßen sehr stark verbunden. |