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Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Druckversion

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RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Gertrud - 30.11.2015

(30.11.2015, 08:29)Astra schrieb: Nein, die Hamburger haben "NEIN" gesagt, weil die Finanzierung nicht klar war.
Und ein CDU-Innenminister lässt natürlich einen SPD-Bürgermeister auflaufen.
Am Ende wäre Hamburg auf den ausufernden Kosten sitzen geblieben, für einen IOC und einige wenige, die den Reibach gemacht hätten.

Dazu kommt, dass Hamburg sowieso keine Chance gegen Paris, Rom oder LA hat und dann noch 2 Jahre lang Gelder für eine sinnlose Bewerbung zum Fenster hinausgeworfen worden wäre.

Was insgesamt wirtschaftlich nicht in meinen Kopf geht, dass Deutschland sich momentan an so vielen finanziellen Baustellen beteiligt. Was da auf einmal alles so geht, wofür vorher kein Geld vorhanden war? Zum Glück habe ich in der Hinsicht keine Kinder, die die Zeche irgendwann bitter bezahlen müssen. Deutschland kann einfach nicht das Auffangbecken für alle außerdeutschen Probleme sein. Das muss man auch mal sehr klar formulieren. Davor drückt sich meines Erachtens die Politik wegen des "Stimmenfangs" permanent. Klartext hat noch nie geschadet. Diese permanenten Nachfinanzierungen von Projekten ist unerträglich. Die Elbphilharmonie scheint vielen bei der Entscheidung über die OS im Gedachtnis zu haften. Dazu kommt die allgemeine sehr unsichere Lage Deutschlands in der Finanzierung Griechenlands und der Flüchtlingsfrage. 

Gertrud


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - alist - 30.11.2015

Ich finde, dieser Kommentar bringt es ganz gut auf den Punkt. Neben der unsicheren Finanzierung ist es eben auch dieser diffuse Eindruck, dass sich ein paar - nicht demokratisch legitimierte - Funktionäre auf Kosten der Allgemeinheit ein schönes Fest ausrichten lassen... 

www.spiegel.de/sport/sonst/hamburgs-nein-zu-olympia-2024-die-quittung-kommentar-a-1065145.html


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - lor-olli - 30.11.2015

Liebe Gertrud, sooo kurz denkst Du doch sportlich auch nicht…

Bruttoinlandsprodukt Deutschland:  2,9 Billionen € für 2015 + 2016 wird ein Wachstum um 1,4% sowie 1,7 % erwartet
Wert dt. Exporte 2014 - 1,13 Billionen €, für 2015 und 2016 wird auch hier ein Wachstum erwartet
Inflation ist mittlerweile seit 5 Jahren unter 1% gedrückt.
2014 erzielte Deutschland einen Exportüberschuss von 200 Milliarden € und ist industriell die drittstärkste Nation der Welt! (vor Japan, die USA haben lediglich aufgrund von Waffenverkäufen einen höheren Export…)
Wer hier nachrechnet, weiß, dass die Lasten zu stemmen SIND, ob wir das WOLLEN ist eine andere Frage - wir müssten wohl unseren Luxus ein wenig beschneiden…

Hamburger haben denke ich mit einigem Sachverstand gegen Olympia abgestimmt - der Hauptgrund dürfte die Miet- und Hauspreisentwicklung sein. Wir haben mit einer Freundin jetzt schon eine Weile eine passende Unterkunft gesucht, Hilfe hatten wir von einem Makler, der uns durch die Bekanntschaft im Freundeskreis sehr kollegial und nicht in üblicher Blutsaugermanier zur Seite stand (meine Einstellung zu dieser Branche hätten wir also geklärt Wink). 100 m2 / 3 Zimmer in den gutbürgerlichen Wohngegenden? 1100 bis 1500 € kalt, Kaufpreise um die 350.000 bis 400.000 €. Der Markt ist völlig überhitzt, sogar immer mehr einfache Beamte (Polizei etc.) ziehen ins Umland weil sie die Mieten / Preise nicht mehr zahlen können. Selbst wenig schöne Wohngegenden kosten schnell 700-800€ kalt.

Wenn man sich die Entwicklung in London vor Olympia 2012 anschaut - und das haben viele Hamburger GANZ GENAU getan - bleiben eigentlich nur die Eigentumsbesitzer als Befürworter von Olympia. In England liegt die Eigentumsquote aber mindestens doppelt so hoch wie in Hamburg - wer zahlt also drauf, selbst wenn bei Olympia alles korrekt abliefe. Die Mehrheit der einfachen Bürger und sie wollten nicht - kann ich verstehen. (Eine mögliche Fehlentwicklung kann man schon heute in der Hamburger Hafen-City “bewundern“, 950 000€ für ein 130 m2 Penthouse…).

Wer also hier in D. Olympische Spiele haben möchte, der muss ein finanzielles und nachhaltiges Konzept vorlegen das den üblichen Profiteuren nicht gefällt! Viele Bürger durchschauen das und nach den vielen Skandalen im Bereich Sport (WM-Kauf, Doping, Bestechlichkeiten, Fehlplanungen etc.) überwiegt bei vielen einfach die Skepsis, auch was deutsche Großprojekte angeht…


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Adonis1 - 30.11.2015

Für mich ganz klar: Wir Deutschen denken eben klein(kariert) und beckmesserisch. Bei einer Chance auf ein solches Mega-Ereignis müsste man nämlich eigentlich in der Lage sein, aus seinem eigenen kleinen egoistischen Denken (Mieten steigen, Terrorangst,...) und scheinheiligen moralinsauren Ansprüchen (alle korrupt,...) auszubrechen. Das können wir Deutsche schon lange nicht mehr!


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - chmeseb - 30.11.2015

Hallo zusammen,

die heutigen in kürzster Zeit von euch eingebrachten Beiträge vermag ich nicht alle zu lesen, möglichicherweise wiederhole ich Vorschreiber - sorry.

Den Hamburger Bürgern  sind sicherlich noch die Erfahrungen mit der Elbphilharmonie in bester Erinnerung. Das allein wird aber nicht der Grund für eine Mehrheit gegen Hamburg als Austragungsort von Olympia sein. Es ist m.E. derzeit chick, sich gegen etwas zu engagieren, als für etwas. Das fängt bei Stuttgart 21 an und hört (noch nicht) bei Vorhaben wie Überlandleitungen für Elektroienergie auf.  Leider ist bürgerschaftliches Engagement 'für' Projekt wesentlich schwerer zu aktivieren, als jenes 'gegen' diese. Das wird sich erst ändern, wenn die größere Mehrheit bewusst wahrnimmt, von der kleineren Minderheit majorisiert worden zu sein. Die Wahrnehmung ist wiederum von den Darstellungen durch die Medien geprägt. Das muss ich hier nicht weiter kommentieren.

Bei einer Wahlbeteiligung von ca. > 50 v.H. waren also ca. 26,5 v.H. (genauere Zahlen zur Wahlbeteiligung kenne ich nicht) der wahlberechtigten Hamburger gegen Olympia. Auch die Nichtwähler haben somit entscheiden.

Ein Problem der heutigen (Wohlstands-) Gesellschaft, auf das Antworten lange auf sich warten lassen werden.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - chmeseb - 30.11.2015

(30.11.2015, 10:14)lor-olli schrieb: Liebe Gertrud, sooo kurz denkst Du doch sportlich auch nicht…

Bruttoinlandsprodukt Deutschland:  2,9 Billionen € für 2015 + 2016 wird ein Wachstum um 1,4% sowie 1,7 % erwartet
Wert dt. Exporte 2014 - 1,13 Billionen €, für 2015 und 2016 wird auch hier ein Wachstum erwartet
Inflation ist mittlerweile seit 5 Jahren unter 1% gedrückt.


..........

(Eine mögliche Fehlentwicklung kann man schon heute in der Hamburger Hafen-City “bewundern“, 950 000€ für ein 130 m2 Penthouse…).

Wer also hier in D. Olympische Spiele haben möchte, der muss ein finanzielles und nachhaltiges Konzept vorlegen das den üblichen Profiteuren nicht gefällt! Viele Bürger durchschauen das und nach den vielen Skandalen im Bereich Sport (WM-Kauf, Doping, Bestechlichkeiten, Fehlplanungen etc.) überwiegt bei vielen einfach die Skepsis, auch was deutsche Großprojekte angeht…

lor-olli,

schlüssig ist das nicht, was Du da schreibst. Wenn man anfängt, mit schielendem Blick auf den einen oder anderen neidisch zu sein, hat man dem Grunde nach schon verloren. Wie soll das verdiente Geld wieder unter die Leute kommen, wenn sie bereit den Luxuswagen oder Yacht besitzen und  nicht ein teures Penthouse kaufen können? Dein Denken ist kleinkariert, oder habe ich Dich falsch verstanden?

Es sind genau die Argumente, welche uns einfach nicht voranbringen. Jedenfalls bringt ein Penthouse mehr Folgearbeitsplätze, als jede vergleichbare Investition in Sozialwohnungen. Wenn diese aus der City verdrängt werden, wo liegt das Problem? Wohin sollen diese Investitionen Deiner Meinung nach gelenkt werden?


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Hellmuth K l i m m e r - 30.11.2015

(30.11.2015, 18:09)chmeseb schrieb: Wie soll das verdiente Geld wieder unter die Leute kommen, wenn sie bereits den Luxuswagen oder Yacht besitzen und  nicht ein teures Penthouse kaufen können?

Mein lieber chmeseb , der du wie ich wahrscheinlich die "Mitteldeutsche Zeitung" liest,
ich empfehle dir heut einen Blick auf die Seite 1.  Unter "Gedanken zum Tag" steht :

"Steigerung des Luxus: eigenes Haus, eigene Villa,  e i g e n e  M e i n u n g "  (W. Brudzinski, poln. Satiriker)

Wir sollten doch alle etwas bescheidener sein ...

H. Klimmer / sen.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Robb - 30.11.2015

(30.11.2015, 17:42)chmeseb schrieb: Den Hamburger Bürgern  sind sicherlich noch die Erfahrungen mit der Elbphilharmonie in bester Erinnerung. Das allein wird aber nicht der Grund für eine Mehrheit gegen Hamburg als Austragungsort von Olympia sein. Es ist m.E. derzeit chick, sich gegen etwas zu engagieren, als für etwas. Das fängt bei Stuttgart 21 an und hört (noch nicht) bei Vorhaben wie Überlandleitungen für Elektroienergie auf.  Leider ist bürgerschaftliches Engagement 'für' Projekt wesentlich schwerer zu aktivieren, als jenes 'gegen' diese. Das wird sich erst ändern, wenn die größere Mehrheit bewusst wahrnimmt, von der kleineren Minderheit majorisiert worden zu sein. Die Wahrnehmung ist wiederum von den Darstellungen durch die Medien geprägt. Das muss ich hier nicht weiter kommentieren.
Kannst du es denn weiter kommentieren? Ich halte die Meinung für sehr einseitig, ich sehe viele Beispiele, wo sich Menschen für etwas engagieren, wenn sie daran glauben. Ein kleines Beispiel aus Berlin: In Kreuzberg wurde einem türkischen Lebensmittelladen nach 30 Jahren von einem Investor der Mietvertrag gekündigt, die Folge: Der Kiez protestierte monatelang, täglich standen hunderte vor dem Geschäft. Haben diese Menschen sich nun FÜR die Händlerfamilie eingesetzt, die im Kiez sehr beliebt war, oder GEGEN die Veränderung protestiert, die der millionenschwere Investor gebracht hätte? Die Kündigung wurde übrigens zurückgenommen, den Laden gibt es weiter.
Man muß schon genau analysieren, ob Menschen nur aus Prinzip gegen etwas sind, oder ob sie berechtigte Gründe haben, bevor sie man sie in diese Schublade steckt. Schlechte Erfahrungen mit Grossprojekten, zweifelhafte Finanzierung, wahrscheinliche Kostenexplosion, Korruption bei grossen Sportverbänden, Terrorangst, das sind genug Gründe, um dieses Nein zu rechtfertigen.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Adonis1 - 30.11.2015

Na ja, das Prinzip ist ja klar: Man wehrt sich gegen die vermeintlich Großen, die Ausbeuter, die Unmoralischen,die Absahner, die Korrupten... Da hat man natürlich Sympathien, Mitleid und Mitneid auf seiner Seite. Dagegen sein und dabei eine vermeintlich moralisch überlegene Grundhaltung auszuleben, die dann häufig genug auch noch als "Zivilcourage" bezeichnet wird, das ist zweifellos in!! Man beschwert sich über allzu hohe Kosten, nutzt selbst den Sozialstaat aber weidlich aus; man schimpft über Korruption und bescheißt gleichzeitig bei der Steuererklärung; man mosert über falsche/unfähige Kalkulation bei Großprojekten und macht selbst einen eher dürftigen Job! Das ist die Realität in Deutschland. Wir haben genau die Funktionäre, Politiker, Kapitalisten verdient, die wir immer verhöhnen - sie sind nur ein Spiegelbild unserer selbst!


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Hellmuth K l i m m e r - 30.11.2015

(30.11.2015, 17:42)chmeseb schrieb: Bei einer Wahlbeteiligung von ca. > 50 v.H. waren also ca. 26,5 v.H. (genauere Zahlen zur Wahlbeteiligung kenne ich nicht) der wahlberechtigten Hamburger gegen Olympia. Auch die Nichtwähler haben somit entscheiden.
Den Hamburger Pro-Olympia Eingestellten traue ich allerdings zu, dass sie die Wahl als solche häufiger besuchten als die Gegner. D.h., dass das Übergewicht der Pro-Stimmen dennoch nicht ausreichte, um eine > 50%-Mehrheit zu erringen.
(Kann mir nicht vorstellen, dass mehr OS-Gegner zur Wahl gingen.) Huh

H. Klimmer / sen.