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Markus Rehm: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Druckversion

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RE: Markus Rehm 8,24m - lor-olli - 05.08.2014

Ich gebe aber zu bedenken, dass es einen Unterschied macht, ob die Prothese "fest" mit dem Bein verbunden ist, oder der Schläger nur indirekt durch den Griff.

Gerade die Beschaffenheit und Konstruktion des Griffes kann und hat bereits zu einer Entlastung der Handstrukturen geführt (insbesondere die Vibrationen der starren Elemente sind ein Problem). Die Geschwindigkeit des Balles ist höher, die Bespannung härter, der Schlägerkopf größer (wodurch zum einen die effektive Trefferfläche vergrößert und Verwringung der Hand durch Treffen mit im Randbereich verringert wird), trotzdem ist die auf die Hand wirkende Kraft nicht unbedingt größer. Schockabsorbende Material in der Griffwicklung entlasten ebenso, wie die Konstruktion des gesamten Griffes.

In der Summe hat aber das alles dazu geführt, dass man das entlastende Niveau dazu genutzt hat, den Ball stärker zu beschleunigen, wie insgesamt das Tennis viel schneller geworden ist. Es wird im Spitzenbereich aber sicher auch härter trainiert als früher, die Zahl der Schläge pro Trainingseinheit und Woche dürfte deutlich zugenommen haben, so dass in der Summe die Belastung viel höher ist. Obendrein hat sch die Schlagtechik verändert, was meiner Meinung nach auch zu den immer häufiger auftretenden Rückenproblemen beiträgt.

Nichts desto trotz kann man einen alten Holzschläger und einen neuen Carbonschläger gut miteinander vergleichen, ganz anders als ein Bein mit einer Prothese Wink .

Ich teile aber die Bedenken, dass die resultierenden Kräfte auf den Rest des Beinstumpfes bei den Prothesenträgern, noch zunehmend Verletzungen nach sich ziehen werden, auch wenn sie wie die von Markus Rehm sicher bestmöglich angepasst sind. (Dann gibt es vielleicht keine Scheuerstellen mehr, sondern unter Umständen sogar gleich einen Bruch des Knochens…) Ich schaue da mit gemischten Gefühlen zu. Bewunderung für eine Top-Leistung vs. "was kommt danach?"


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Gertrud - 05.08.2014

Ich habe mal etwas recherchiert. 

Allgemein "ist der Bilanzkoeffizient ein Maß dafür, wie weit die theoretische vertikale Abfluggeschwindigkeit (berechnet über eine Regression aller (bestimmten) besten Versuche zwischen 7,5 und 8,5m Sprungweite) von der tatsächlich gemessenen vertikalen Abfluggeschwindigkeit bei gegebenem horizontalen Geschwindigkeitsverlust abweicht. Verhält sich der Weitspringer genau wie der Trend aller Weitspringer, dann liegen die beiden Werte für die theoretische und gemessene vertikale Abfluggeschwindigkeit bei dem gemessenen horizontalen Geschwindigkeitsverlust übereinander und der Bilanzkoeffizient ist Null. Positive Werte zeigen eine überdurchschnittliche Mitnahme der Horizontalgeschwindigkeit in die Abfluggeschwindigkeit an, negative eine unterdurchschnittliche." 

Man kann sich vorstellen, wenn Rehm in der Lage sein wird, noch mehr Horizontalgeschwindigkeit zu entwickeln und diese auch mitzunehmen, was dann passiert.

Gertrud


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - MZPTLK - 06.08.2014

(05.08.2014, 15:04)Gertrud schrieb: Allgemein "ist der Bilanzkoeffizient ein Maß dafür, wie weit die theoretische vertikale Abfluggeschwindigkeit (berechnet über eine Regression aller (bestimmten) besten Versuche zwischen 7,5 und 8,5m Sprungweite) von der tatsächlich gemessenen vertikalen Abfluggeschwindigkeit bei gegebenem horizontalen Geschwindigkeitsverlust abweicht. Verhält sich der Weitspringer genau wie der Trend aller Weitspringer, dann liegen die beiden Werte für die theoretische und gemessene vertikale Abfluggeschwindigkeit bei dem gemessenen horizontalen Geschwindigkeitsverlust übereinander und der Bilanzkoeffizient ist Null. Positive Werte zeigen eine überdurchschnittliche Mitnahme der Horizontalgeschwindigkeit in die Abfluggeschwindigkeit an, negative eine unterdurchschnittliche."
Markus hatte also sowohl eine höhere tatsächlich gemessene vertikale Abfluggeschwindigkit(uns bekannt) wie auch einen geringeren horizontalen Geschwindigkeitsverlust(uns unbekannt).

Wie weit ist seine Optimierung ausgereizt?
Oder anders gefragt, würde eine weitere Steigerung seiner vertikalen Abfluggeschwindigkeit eventuell kontraproduktiv wirken?
Interessant dabei wäre auch der Abflugwinkel bei seinen 8,24.


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - ThomZach - 06.08.2014

Die Diskussion hier macht mich ganz krank. Dabei ist sie selber krank.
Von vorne bis hinten. Es geht nicht um Beine aus Karbon sondern um Menschen.
Genauer um Menschen die gerne weitspringen. Und die vieles oder gar alles tun,
um der beste Weitspringer zu sein. Jetzt macht einer mit, der hat nur ein gesundes Bein.
Das andere ist seit ein paar Jahren vom Knie an futsch. Autsch!
Da konnte er lange nicht mehr mitmachen. Jetzt aber hat er sich einen Ersatz
für seinen Unterschenkel gebastelt und kann wieder mitmachen. Und nun
soll er nicht dürfen, weil seine Gegner ihm den Sieg nicht gönnen wollen.
Und bei diesem Akt des Neides werden sie von ihrem Verband unterstützt.
Sie fühlen sich tatsächlich von einem Versehrten, einem Krüppel, übervorteilt.
Bloß weil er einen Unterschenkel aus Karbon hat. Geht’s noch?!
Gäbe es nicht die Biometrie, so hätte man gar keine Möglichkeit zu ermitteln,
ob man mit einem halben Bein und einer Prothese weiter springt als einfach so.
Was wäre dann? Alles wäre genau so peinlich, weil die Neider gar keine Beweise
haben wollen. Sie wollen selber siegen oder Startplätze erobern, und sie neiden es
jedem Gegner der es besser kann. Das dürfen sie nur nicht zugeben.
Sonst wären sie ja „schlechte Verlierer“. Jetzt aber haben sie einen, auf den sie
hemmungslos ihre Eifersucht entladen können. Jetzt können sie offen bejammern,
dass ihr Scheitern auf Betrug beruht, und sie eigentlich und moralisch Sieger sind.
Und um diese Peinlichkeit zu vermeiden, hat der Verband die Sache „salomonisch“ gerichtet.
Die große Chance zu zeigen und zu lernen, was Fairness ist, wurde damit vertan.


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - ThomZach - 06.08.2014

Thomas. Von wem redest Du eigentlich?
Na von all denen, die der DLV vor den Rehms schützen zu müssen glaubt.
Und die es vielleicht gar nicht gibt. Das ist doch das Oberpeinliche –
dass die betroffenen Sportler selber vielleicht größtenteils damit leben könnten
und sich vom DLV gar nicht vertreten fühlen. Eine Umfrage hätte man machen sollen,
bei der jeder seine Fairness hätte zeigen oder seinen Neid hätte bekennen müssen.
Ja, die betroffenen Sportler sollten das entscheiden.
DAS Resultat würde mich echt mal interessieren. Exclamation


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Gertrud - 07.08.2014

(06.08.2014, 23:49)ThomZach schrieb: Die Diskussion hier macht mich ganz krank. Dabei ist sie selber krank.
Von vorne bis hinten. Es geht nicht um Beine aus Karbon sondern um Menschen.
Genauer um Menschen die gerne weitspringen. Und die vieles oder gar alles tun,
um der beste Weitspringer zu sein. Jetzt macht einer mit, der hat nur ein gesundes Bein.
Das andere ist seit ein paar Jahren vom Knie an futsch. Autsch!
Da konnte er lange nicht mehr mitmachen. Jetzt aber hat er sich einen Ersatz
für seinen Unterschenkel gebastelt und kann wieder mitmachen. Und nun
soll er nicht dürfen, weil seine Gegner ihm den Sieg nicht gönnen wollen.
Und bei diesem Akt des Neides werden sie von ihrem Verband unterstützt.
Sie fühlen sich tatsächlich von einem Versehrten, einem Krüppel, übervorteilt.
Bloß weil er einen Unterschenkel aus Karbon hat. Geht’s noch?!
Gäbe es nicht die Biometrie, so hätte man gar keine Möglichkeit zu ermitteln,
ob man mit einem halben Bein und einer Prothese weiter springt als einfach so.
Was wäre dann? Alles wäre genau so peinlich, weil die Neider gar keine Beweise
haben wollen. Sie wollen selber siegen oder Startplätze erobern, und sie neiden es
jedem Gegner der es besser kann. Das dürfen sie nur nicht zugeben.
Sonst wären sie ja „schlechte Verlierer“. Jetzt aber haben sie einen, auf den sie
hemmungslos ihre Eifersucht entladen können. Jetzt können sie offen bejammern,
dass ihr Scheitern auf Betrug beruht, und sie eigentlich und moralisch Sieger sind.
Und um diese Peinlichkeit zu vermeiden, hat der Verband die Sache „salomonisch“ gerichtet.
Die große Chance zu zeigen und zu lernen, was Fairness ist, wurde damit vertan.
Logischerweise könnte sich dann derjenige mit Knieproblemen demnächst ein Hilfsmittel als Unterstützung basteln. 

Die Diskussion hat nichts mit Neid zu tun, sondern mit Abwägung der Fakten. Der Gesunde darf auf nicht bei den Behinderten gemeinsam mit Rehm starten. Der DLV hat sicherlich zeitlich nicht richtig agiert, aber im Endeffekt aus meiner Sicht doch richtig entschieden. Die Sachlage hat das Trainingsgespann wohl frühzeitig dem DLV mitgeteilt. Sicherlich müssen die Entscheidungen auf internationaler Ebene getroffen werden.

Rehm fällt aufgrund der biomechnischen Untersuchungen total aus dem Raster. Kein gesunder Athlet wird diese Werte erreichen, weil auch die Parameter sich deutlich von gesunden Springern abheben. Der gesunde Athlet hat diesen hohen Federeffekt nicht. Mit der Anlaufgeschwindigkeit ist es einfach unmöglich, diese Weiten als Nicht-Behinderter zu erreichen. Das Ding kann man drehen und wenden, wie man will. So ist ganz einfach die Sachlage ganz frei von Emotionen. 

Trotzdem bleibt die Leistung von Rehm anerkennenswert und herausragend.

Gertrud


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - MZPTLK - 07.08.2014

(06.08.2014, 23:59)ThomZach schrieb: Thomas. Von wem redest Du eigentlich?
Na von all denen, die der DLV vor den Rehms schützen zu müssen glaubt.
Und die es vielleicht gar nicht gibt. Das ist doch das Oberpeinliche –
dass die betroffenen Sportler selber vielleicht größtenteils damit leben könnten
und sich vom DLV gar nicht vertreten fühlen. Eine Umfrage hätte man machen sollen,
bei der jeder seine Fairness hätte zeigen oder seinen Neid hätte bekennen müssen.
Ja, die betroffenen Sportler sollten das entscheiden.
DAS Resultat würde mich echt mal interessieren. Exclamation
Mich auch.
Danke für die Inklusion, Thomas.

Dann werde ich Dich jetzt mal ein wenig exkludieren:
Ich bastele mir jetzt einen US a la Rehm, aber mit speziellem Design für den Flop: mit eingebauter Pronation im Fuss.
Ich kann damit gerade mit zunehmendem Alter immer volle Pulle abspringen, ohne jemals Beschwerden im Fuss zu bekommen.

Der Wirkungsgrad liegt momentan zwar nur etwa bei plus 20 %, aber das reicht, um Thomas und anderen die Rekorde abzuknöpfen. TongueFahne
Und die technische Entwicklung geht immer weiter..

Na, wie gefällt Euch das?
Macht Euch das Hochspringen dann noch genauso viel Spass wie vorher?

Der Menschen-Sport konstituiert sich vor allem auch durch die Unzulänglichkeiten und die Morbidität des menschlichen Körpers.


RE: Markus Rehm 8,24m - lor-olli - 07.08.2014

Mal wieder ein wenig kurz gedacht TomZach...
Oder: Was würde Rehm sagen, wenn ein beidbeinig Amputierter mit einem neuen Carbonsystem (ich denke da an so eine Art "Känguruh Hüpfer" weil ANLAUFEN nicht geht, gerade noch der einbeinige Absprung... wir bleiben ja im "System") plötzlich 10m springt… Inkludieren wir bis die erste "Arschrakete" explodiert?

Es geht doch nicht um die gleichberechtigte Teilnahme (die kann und findet statt, nur mit eigener Wertung), sondern um eine GLEICHberechtigte Wertung!

Eine gute Freundin meiner Frau bekommt 5 Tage mehr Urlaub, einen extra Parklpatz direkt vor der Tür (den sie nicht in Anspruch nimmt!), eine Woche bezahlte Reha Maßnahme (die sie nicht macht weil sie nichts bringt) und eine praktisch "unkündbare Stellung". Gönnen ihr alle, sie arbeitet gut und hart, verdient eine Menge Kohle, ist ausgesprochen beliebt, alles ok, keiner meckert.

Warum eigentlich nicht? Sie bekommt Privilegien die sie selbst "überzogen" findet, sie hat körperliche Einschränkungen, die aber bei einer sitzenden Tätigkeit irrelevant sind, sie geht im Urlaub WANDERN (und nicht einfach "flach" sondern Elbsandsteingebirge), sie geht ins Fitnessstudio und "tobt sich aus" (kompensiert aber natürlich auch manche Probleme). Sie nimmt an allem teil und wird gleich behandelt (Kompensation wegen anerkannter Benachteiligungen eingerechnet).

Markus Rehm treibt Leistungssport, er nimmt an Wettkämpfen auch mit Nichtbehinderten teil und wird GLEICH gewertet (obwohl die Vergleichbarkeit durch Vorteile der Prothese mittlerweile bestätigt sind)? Inklusion paradox? Was wird ihm versagt, wenn seine Leistung innerhalb einer eigenen Kategorie gewertet wrd? Innerhalb des Behindertensports die "natürlichste Sache der Welt" und außerhalb Diskriminierung? Denkt doch bitte einmal weniger mit dem Bauch, dem Schw… oder was auch immer ihr bevorzugt und benutzt den Kopf…
Ich habe fertig!


RE: Markus Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - MZPTLK - 07.08.2014

(07.08.2014, 12:19)lor-olli schrieb: Denkt doch bitte einmal weniger mit dem Bauch, dem Schw… oder was auch immer ihr bevorzugt und benutzt den Kopf…
Ich habe fertig!
Ich denke(womit auch immer), dass Thomas einfach keine Zeit hatte, den Thread zu lesen, dann wäre ihm die Kurzdenke nicht passiert.


RE: M. Rehm 8,24m: Bringt die Prothese Vorteile gegenüber nicht behinderten Athleten? - Javeling - 07.08.2014

(06.08.2014, 23:59)ThomZach schrieb: Thomas. Von wem redest Du eigentlich?
Na von all denen, die der DLV vor den Rehms schützen zu müssen glaubt.
Und die es vielleicht gar nicht gibt. Das ist doch das Oberpeinliche –
dass die betroffenen Sportler selber vielleicht größtenteils damit leben könnten
und sich vom DLV gar nicht vertreten fühlen. Eine Umfrage hätte man machen sollen,
bei der jeder seine Fairness hätte zeigen oder seinen Neid hätte bekennen müssen.
Ja, die betroffenen Sportler sollten das entscheiden.
DAS Resultat würde mich echt mal interessieren. Exclamation
Thomas, ich bin der Meinung, dass Du Dir auch mal die Regularien des DBS ansehen solltest. Hier ist die "Fairness" gegenüber allen behinderten AthletenInnen geregelt.
Es starten alle in der Klasse, der sie angehören. 

Eigentlich müssten sich nun alle, die nicht an den Wettbewerben der Nichtbehinderten teilnehmen (dürfen) - oder nicht eingeladen werden (wie M. Rehm) -, benachteiligt fühlen und sich fragen, ob hier nach dem FAIR PLAY gehandelt wird. Dodgy

Heinz Engels, Mainz