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Bilanz der WM und Konsequenzen für die Zukunft - Druckversion

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RE: Bilanz der WM und Konsequenzen für die Zukunft - muffman - 28.07.2022

Waren in jedem der aufgezählten Fälle die Heimtrainer auch vor Ort? Ist auch so ein Faktor, der bei einigen wahrscheinlich nicht unbedingt leistungsfördernd ist. Ein BT kann doch gar nicht wissen, wie „fremde“ Athleten so ticken und was sie während des Wettkampfes brauchen.


RE: Bilanz der WM - Atanvarno - 28.07.2022

(27.07.2022, 15:46)OldSchoolRunner schrieb:
(27.07.2022, 12:55)Jonny schrieb: Also laut Ginas Instastory mussten bspw. für die verpflichtende Staffelmaßnahmen alle Athleten, sowohl Jugend als auch Aktive, die Spritkosten/Verpflegung vor Ort mitfinanzieren. Vom DLV wurde noch ein Teil der Kosten gezahlt und bekanntlich sind diese Staffellager Pflicht. Deshalb müssen viele Athleten nebenbei noch arbeiten und sind keine Vollprofis.
Da würde man sich vom DLV wünschen, nicht so viel Geld für die WM rauszuwerfen und lieber solche Lehrgänge für alle kostenlos zu ermöglichen, hat man sicher mehr von.


Eine andere mögliche Schlussfolgerung wäre doch eher, kein Geld mehr für Staffeltrainingslager rauszuwerfen (selbst wenn ein Teil der Kosten von den Athleten getragen werden müssen). Oder führst Du die gewonnene Bronzemedaille auf die Staffeltrainingslager zurück?

Das war zwar auch mein erster Gedanke, aber das von Gina benannte Problem besteht schon: "Wir erwarten von Halbprofis, dass sie mit Vollprofis mithalten oder sie sogar schlagen. Finde den Fehler"

Für aus meiner Sicht überflüssige Staffeltrainingslager würde ich das Geld auch nicht raushauen, aber es sollte definitiv mehr Geld für den Sport direkt beim Athleten ankommen, der das dann bspw. auch für den Trainer seiner Wahl einsetzen kann, statt eine fragwüridige, sich immer weiter aufblähende Bundestrainerstruktur zu alimentieren (dass die über die vom Bund vorgegebenen Leistungssportstrukturen teilweise bedingt ist, weiß ich, glücklich damit bin ich dennoch nicht).


RE: Bilanz der WM - beity - 28.07.2022

(28.07.2022, 06:54)CoachnEngineer schrieb: Neben den hier bereits angeführten Punkten

halte ich es für notwendig, über einen Paradigmenwechsel im Bereich der sportpsychologischen Unterstützung nachzudenken.
Bei einigen AthletInnen, z.B. Weißenberg, Homeier, Pudenz, Weber (nachdem die Konkurrenz weiter geworfen hatte), ggf. auch Schwab hatte ich den Eindruck, dass Sie während des Wettkampf jeglichen Kontakt zu ihrem Körper verloren hatten. .........
Die hier aufgeführten Punkte von CoachnEngineer verdienen m.E. noch viel mehr Beachtung. Viele unserer Athleten sind  bei einem solchen Ereignis schon psychisch unterlegen. Gegenbeispiel für mich das Kugelstoßen der Männer. Generell, gerade bei wärmeren Temperaturen, lässt die Leistung oft während der 6 Wettkampfversuche nach. Aber Kovacs knallt am Ende  einen raus, Crouser registriert es, mobilisiert sich, pusht sich um entscheidene 1-2 Prozent ohne (!) seine Technik zu verlieren und kontert zum WM-Sieg. Willensstoßkraft unter Druck. Bremst Druck oder pusht Druck?  Das zeichnet Sieger aus. Mihambo kann nicht oft genug erwähnt werden für ihre mentale Stärke, aber...halt die große Ausnahme bei uns.


RE: Bilanz der WM und Konsequenzen für die Zukunft - Gertrud - 28.07.2022

Die AuA-Betrachtung müsste auch wesentlich besser stattfinden. Ich habe mich neulich mit einem Trainer unterhalten und gesagt, dass die Unterschiede zwischen Duplantis und einem anderen Stabhochspringer, der mal diese Leistungen erreichen möchte, garvierend seien. Ich habe meine Vermutung zum Krafttraining geäußert. Er hat mir meine Meinung sofort bestätigt, da er Trainingsnahalte kennt. In der Hinsicht muss viel mehr Wissen im Grundlagenbereich "Training in Abhängigkeit von Körper und Leistung vermittelt werden. 

Ich nenne immer das Beispiel, dass wir alle in einer Ausstellung dasselbe Bild sehen, aber nicht alle eine umfassende Deutung über Qualität und Ausdruck abgeben können. Im Sport ist es ebenso. Ich habe mein Auge enorm über die Jahre geschult, entsprechend zu filtern - vor allem im Prophylaxebereich. Man nimmt sich in den Fortbildungen nicht genügend Zeit, die TuT wirklich sicher im Qualitätsmanagement zu schulen. 

Gertrud


RE: Bilanz der WM - Gertrud - 28.07.2022

(28.07.2022, 08:46)beity schrieb:
(28.07.2022, 06:54)CoachnEngineer schrieb: Neben den hier bereits angeführten Punkten

halte ich es für notwendig, über einen Paradigmenwechsel im Bereich der sportpsychologischen Unterstützung nachzudenken.
Bei einigen AthletInnen, z.B. Weißenberg, Homeier, Pudenz, Weber (nachdem die Konkurrenz weiter geworfen hatte), ggf. auch Schwab hatte ich den Eindruck, dass Sie während des Wettkampf jeglichen Kontakt zu ihrem Körper verloren hatten. .........
Die hier aufgeführten Punkte von CoachnEngineer verdienen m.E. noch viel mehr Beachtung. Viele unserer Athleten sind  bei einem solchen Ereignis schon psychisch unterlegen. Gegenbeispiel für mich das Kugelstoßen der Männer. Generell, gerade bei wärmeren Temperaturen, lässt die Leistung oft während der 6 Wettkampfversuche nach. Aber Kovacs knallt am Ende  einen raus, Crouser registriert es, mobilisiert sich, pusht sich um entscheidene 1-2 Prozent ohne (!) seine Technik zu verlieren und kontert zum WM-Sieg. Willensstoßkraft unter Druck. Bremst Druck oder pusht Druck?  Das zeichnet Sieger aus. Mihambo kann nicht oft genug erwähnt werden für ihre mentale Stärke, aber...halt die große Ausnahme bei uns.

Mihambo hat aber wohl keine offizielle DLV-Schulung in der Hinsicht durchlaufen. Sie hat selbst diese Dinge initiiert - u.a. wohl in Indien (?). Sie hat ihr Leben - wie es den Anschein macht - voll im Griff und ruht in sich selbst. Sie hat einen Bachelor bereits, macht im Fernstudium ihren Master, bringt sich als Mensch weiter. Man darf von solchem "Savant im Sport" (autistische Fokussierung) nicht ausgehen. Ich meine das nur als Vergleich und nicht irgendwie despektierlich. Sie ist natürlich keine Autistin. Sie ist eine absolute Ausnahme. Sie ist für mich eine absolute "Brain-Akrobatin", eine Könnerin und vor allem stark in Risikosituationen und von ihrem Können überzeugt. Sie selektiert enorm und sagt dem Trainer, dass sie den "Ausflug" in den Sprint zweigleisig nicht möchte. Sie ist in der Lage, ihr Zeitmanagement selbst enorm stark zu verwalten.

Wo sie fachliche Defizite hat und das ist normal für Athletinnen, ist der anatomisch funktionelle Bereich. Ihre leichten Probleme nach dem dritten Sprung im unteren Rücken in Eugene können auch mit dem ungünstigen Fußaufsatz in Verbindung hängen, aber eben auch mit defizitären Übungen. Viele kennen die Zusammenhänge nicht. Ihr Fußaufsatz wäre auch bei Ursache in der Hüfte z.B. trotzdem zu beheben. 

https://www.sport1.de/news/leichtathletik/wm/2022/07/mihambo-erneut-weltmeisterin-im-weitsprung
"...
Mihambo: „Hatte Schmerzen"
„Ich habe mich beim dritten Versuch etwas verletzt. Ich weiß nicht, was es ist, vielleicht eine Zerrung im unteren Rücken. Ich hatte dann auch Schmerzen und es wurde alles auch etwas anstrengender“, erzählte Mihambo..."

Jede Verletzung hat ihre Ursache!!! Wink ‌Auf der Suche nach der oder den Ursachen verirren sich einige aufgrund von Wissenslücken. Man darf nicht übersehen, dass sie schon enorme Knieprobleme hatte, die auch ihre Ursache woanders her haben können. Sie hatte auch ein Fußödem infolge eines Unfalls und Probleme mit den Sesambeinen. Eine Nekrose drohte. Ich habe vieles von ihr katalogisiert, auch wie sie biomechanisch falsch traktiert wurde. Ich habe ein gutes Bild ihrer Statik vor meinen Augen. Im Erfolg sind natürlich alle auf ihrer Seite und sehen auch die eigentlichen Beeinträchtigungen nicht. Zudem kommt es noch verstärkt darauf an, wie man mit der individuellen statischen Situation umgeht.

Ich hoffe, dass sie das defizitäre Reißen aus ihrem Programm genommen hat. Das hat anscheinend auch keiner der Verantwortlichen gesehen. Sonst hätte man eine solche mangelhafte Übung im Video wohl nie veröffentlicht. Das hält keine LWS auf Dauer aus!!! Das sind eben Sachen, die ich stark im Topbereich anprangere - Wissenslücken im absoluten Spitzenbereich. Sie haben irgendwann eben ihre Auswirkungen.

Ich bin ein Mensch, der den Finger in die Wunde legt, wenn ich begründet anderer Meinung bin, auch wenn ich Nachteile dadurch über Jahre habe. Der DLV erlebt jetzt die Quittung jahrelangen, wenig tiefgründigen Trainings und Managements in der Tiefe der Ursachen. Man muss die Fehler antizipierend - sozusagen im Anflug - erkennen. 

Gertrud


RE: Bilanz der WM - CoachnEngineer - 28.07.2022

(28.07.2022, 09:16)Gertrud schrieb:
(28.07.2022, 08:46)beity schrieb:
(28.07.2022, 06:54)CoachnEngineer schrieb: Neben den hier bereits angeführten Punkten

halte ich es für notwendig, über einen Paradigmenwechsel im Bereich der sportpsychologischen Unterstützung nachzudenken.
Bei einigen AthletInnen, z.B. Weißenberg, Homeier, Pudenz, Weber (nachdem die Konkurrenz weiter geworfen hatte), ggf. auch Schwab hatte ich den Eindruck, dass Sie während des Wettkampf jeglichen Kontakt zu ihrem Körper verloren hatten. .........
Die hier aufgeführten Punkte von CoachnEngineer verdienen m.E. noch viel mehr Beachtung. Viele unserer Athleten sind  bei einem solchen Ereignis schon psychisch unterlegen. Gegenbeispiel für mich das Kugelstoßen der Männer. Generell, gerade bei wärmeren Temperaturen, lässt die Leistung oft während der 6 Wettkampfversuche nach. Aber Kovacs knallt am Ende  einen raus, Crouser registriert es, mobilisiert sich, pusht sich um entscheidene 1-2 Prozent ohne (!) seine Technik zu verlieren und kontert zum WM-Sieg. Willensstoßkraft unter Druck. Bremst Druck oder pusht Druck?  Das zeichnet Sieger aus. Mihambo kann nicht oft genug erwähnt werden für ihre mentale Stärke, aber...halt die große Ausnahme bei uns.

Mihambo hat aber wohl keine offizielle DLV-Schulung in der Hinsicht durchlaufen. Sie hat selbst diese Dinge initiiert - u.a. wohl in Indien (?). Sie hat ihr Leben - wie es den Anschein macht - voll im Griff und ruht in sich selbst. Sie hat einen Bachelor bereits, macht im Fernstudium ihren Master, bringt sich als Mensch weiter. Man darf von solchem "Savant im Sport" (autistische Fokussierung) nicht ausgehen. Ich meine das nur als Vergleich und nicht irgendwie despektierlich. Sie ist natürlich keine Autistin. Sie ist eine absolute Ausnahme. Sie ist für mich eine absolute "Brain-Akrobatin", eine Könnerin und vor allem stark in Risikosituationen und von ihrem Können überzeugt. Sie selektiert enorm und sagt dem Trainer, dass sie den "Ausflug" in den Sprint zweigleisig nicht möchte. Sie ist in der Lage, ihr Zeitmanagement selbst enorm stark zu verwalten.

Wo sie fachliche Defizite hat und das ist normal für Athletinnen, ist der anatomisch funktionelle Bereich. Ihre leichten Probleme nach dem dritten Sprung im unteren Rücken in Eugene können auch mit dem ungünstigen Fußaufsatz in Verbindung hängen. Viele kennen die Zusammenhänge nicht. Ihr Fußaufsatz wäre auch bei Ursache in der Hüfte z.B. trotzdem zu beheben. 

https://www.sport1.de/news/leichtathletik/wm/2022/07/mihambo-erneut-weltmeisterin-im-weitsprung
"...
Mihambo: „Hatte Schmerzen"
„Ich habe mich beim dritten Versuch etwas verletzt. Ich weiß nicht, was es ist, vielleicht eine Zerrung im unteren Rücken. Ich hatte dann auch Schmerzen und es wurde alles auch etwas anstrengender“, erzählte Mihambo..."

Jede Verletzung hat ihre Ursache!!! Wink ‌Auf der Suxhe nach der oder den Ursachen verirren sich einige aufgrund von Wissenslücken. Man darf nicht übersehen, dass sie schon enorme Knieprobleme hatte, die auch ihre Ursache woanders her haben können. Ich habe vieles von ihr katalogisiert, auch wie sie biomechanisch falsch traktiert wurde. Ich habe ein gutes Bild ihrer Statik vor meinen Augen. Im Erfolg sind natürlich alle auf ihrer Seite und sehen auch die eigentlichen Beeinträchtigungen nicht. Zudem kommt es noch verstärkt darauf an, wie man mit der individuellen statischen Situation umgeht. Ich hoffe, dass sie das defizitäre Reißen aus ihrem Programm genommen hat. Das hat man anscheinend auch niocht gesehen. Sonst hätte man ein solches Bild nie veröffentlicht.

Gertrud

Malaika Mihambo scheint eine der wenigen glücklichen Menschen zu sein, deren persönliche Entwicklung weitgehend frei von Traumata, Neurosen und negativen Glaubenssätzen verlaufen ist. Nur so lässt sich eigentlich ihre bisherige gesamtheitliche Lebensleistung und ihre Attitüde erklären. Für einen Großteil unserer Protagonisten trifft das aber nicht zu. Bei vielen Sportlern, die auf den ersten Blick als sehr ehrgeizig und leistungsbereit erscheinen und sich entsprechend auch in den Vordergrund schieben können, sind aber oft neurotische Aspekte die Triebfeder dafür. Das geht anfangs auch oft gut. Dann wird es aber, je höher das Leistungsniveau wird, immer schwerer, die eigenen Ziele ohne Versagensänste zu erreichen. Hier MUSS frühzeitig therapeutisch eingegriffen werden, damit die Karriere nicht frühzeitig jäh zu Ende geht mit teilweise gravierenden Folgen (Depression etc.).


RE: Bilanz der WM - Diak - 28.07.2022

(28.07.2022, 06:36)krebsan schrieb: 
Wenn man zu wenige Talente hat, und zu viele Fördermassnahmen, dann sind solche Tests natürlich überflüssig. Aber wenn die Fördermassnahmen knapp sind, und es sehr viele Bewerber gibt, und man Gefahr läuft, talentierte aber vielleicht noch retardierte oder weniger austrainierte Athletinnen und Athleten zu übersehen, dann macht das schon Sinn. Stichwort Relativ Age Effect, z.B.  Aber natürlich sollten die Testbatterien dann auch sinnvoll sein.

völlig richtig und vor allem die entscheidende Frage: Wo sind wir in der Situation, aus lauter Talenten auswählen zu müssen, welche wir fördern wollen und bei welchen es nicht ganz reicht? 6 Weitspringer U18 bei den Deutschen! Freut mich für jeden, der in der Situation ist, die Du beschreibst, bei uns ist das nicht so und auch woanders habe ich kaum den Eindruck. Ich kenne wenige quantitiative Testverfahren, die retardierte Talente gegenüber akzelerierten austrainierteren begünstigen. Fast alle verwendeten Tests prüfen den Trainingszustand, nicht das Talent. Die Zeit, die wir als Verbände mit den jungen Athlet:innen haben und damit unsere Einflussmöglichkeiten sind begrenzt. Wir haben also für Lehrgänge die Wahl: Wir können dort die zentralen Trainingsmittel vermitteln, die langfristig eingesetzt einen gesunden Leistungssport ermöglichen, oder wir testen in der Zeit irgendwas.

Zu Malaika: ich bin ebenso begeistert von ihrer Persönlichkeit und ihrer psychischen und mentalen Stärke. Sie ist darin Vorbild und Maßstab für andere - dass es so gut funktioniert, hat aber natürlich auch mit ihrem physischen Leistungsvermögen zu tun: es ist einen Tick leichter, an das eigene Vermögen zu glauben, wenn man weiß, dass man 7,30m+ drauf hat als wenn man weiß, dass alles passen muss, um 6,65m zu springen.


RE: Bilanz der WM und Konsequenzen für die Zukunft - MErunsThis - 28.07.2022

Noch ein Kommentar: https://www.nordbayern.de/sport/mehr-sport/kommentar-deutschland-ist-langst-kein-sportland-mehr-1.12378340
Zitat:Deutschland, das Land von Max Schmeling, Ulrike Meyfarth und Franziska van Almsick, ist schon lange kein Sportland mehr. Das ist die Wahrheit. Und diejenigen, die sich trotzdem noch der internationalen Konkurrenz stellen, die unter schwierigen Bedingungen kämpfen, rackern und Opfer bringen, die sollte man feiern und nicht öffentlich pauschal für gesamtgesellschaftliche Fehlentwicklungen kritisieren, die sie nicht zu verantworten haben.



RE: Bilanz der WM - cnd - 28.07.2022

(28.07.2022, 10:19)Diak schrieb:
(28.07.2022, 06:36)krebsan schrieb: 
Wenn man zu wenige Talente hat, und zu viele Fördermassnahmen, dann sind solche Tests natürlich überflüssig. Aber wenn die Fördermassnahmen knapp sind, und es sehr viele Bewerber gibt, und man Gefahr läuft, talentierte aber vielleicht noch retardierte oder weniger austrainierte Athletinnen und Athleten zu übersehen, dann macht das schon Sinn. Stichwort Relativ Age Effect, z.B.  Aber natürlich sollten die Testbatterien dann auch sinnvoll sein.

völlig richtig und vor allem die entscheidende Frage: Wo sind wir in der Situation, aus lauter Talenten auswählen zu müssen, welche wir fördern wollen und bei welchen es nicht ganz reicht? 6 Weitspringer U18 bei den Deutschen! Freut mich für jeden, der in der Situation ist, die Du beschreibst, bei uns ist das nicht so und auch woanders habe ich kaum den Eindruck. Ich kenne wenige quantitiative Testverfahren, die retardierte Talente gegenüber akzelerierten austrainierteren begünstigen. Fast alle verwendeten Tests prüfen den Trainingszustand, nicht das Talent. Die Zeit, die wir als Verbände mit den jungen Athlet:innen haben und damit unsere Einflussmöglichkeiten sind begrenzt. Wir haben also für Lehrgänge die Wahl: Wir können dort die zentralen Trainingsmittel vermitteln, die langfristig eingesetzt einen gesunden Leistungssport ermöglichen, oder wir testen in der Zeit irgendwas.

Zu Malaika: ich bin ebenso begeistert von ihrer Persönlichkeit und ihrer psychischen und mentalen Stärke. Sie ist darin Vorbild und Maßstab für andere - dass es so gut funktioniert, hat aber natürlich auch mit ihrem physischen Leistungsvermögen zu tun: es ist einen Tick leichter, an das eigene Vermögen zu glauben, wenn man weiß, dass man 7,30m+ drauf hat als wenn man weiß, dass alles passen muss, um 6,65m zu springen.

Ich stimme dir zu. Die diesjährigen DJM haben an einigen Stellen mit Blick auf die Dichte an Talenten die gravierenden Schwächen offenbart. 
Ich habe auch oft erlebt, dass Kadertests zum Selbstzweck gemacht werden, da irgendwo zentral festgelegt wird, was da zu testen ist. Nicht alles davon hat für mich einen Mehrwert - oft sogar sehr wenig. Die für mich relevanten Zubringer erfasse ich kontinuierlich im Trainingsprozess. Kadertests finden oft nicht unter vergleichbaren Bedingungen (Zeitpunkt) statt, erfassen Werte die für mich wenig Relevanz haben und führen zu Abstrichen in der Trainingsplanung. Nicht selten habe ich dementsprechend darauf verzichtet - wenn mgl.

Mein Beitrag zuvor mit der Aussage, dass man bei BK-Athleten ggf. aufgrund zentraler Vorgaben den aus der eigenen Sicht nicht optimalen Weg geht (gehen muss), bezog sich für allem auf die Trainings- und Wettkampfplanung mit Blick auf Norm- bzw. BK-Wettkämpfe. Die werden alljährlich deutlich später bekannt gegeben als meine Planung steht, passen oft nicht in die Planung ohne dass man Abstriche bei der Planung und Trainings-/WK-Steuerung machen muss. Oder sie führen dazu, dass man (bei jugendlichen Athleten die zur Schule müssen durchaus relevant) durch die halbe Republik fahren soll obwohl es ggf. adäquate Alternativen gäbe. Letztlich ist es desöfteren so, dass dies zu Lösungen führt die individuell eben nicht optimal sind. Man kann versuchen dies soweit wie möglich zu vermeiden/umgehen  - aber nicht immer ist das möglich. Und dann stellt sich die Frage worum es eigentlich geht - um die optimale ENtwicklung des Athleten oder um die Struktur des Verbandes?


RE: Bilanz der WM und Konsequenzen für die Zukunft - Gertrud - 29.07.2022

Wenn ich ein Talent herausfiltere, brauche ich keine offiziellen Tests. Ich schaue mir die AuA an und habe ein Auge für die Möglichkeiten. Nicht die besten AuA im Test sind die besten Talente.

Als ich damals Steffi Storp in den Kader genommen habe, ist sie bei den DJM nicht über die Quali hinausgekommen. 1,95m Körpergröße, 100m unter 13 und ihre Bewegungsfähigkeit und Ungeschliffenhait waren Grund genug, sie intensiv zu fördern. Bei Mues war es ähnlich. Den gesamten Kokolorus kann man sich von den Kosten her sparen. Setzt vernünftige Scouts ein und das Thema ist angegangen!!!

Gertrud