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orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - Druckversion

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RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - runny - 10.01.2015

(10.01.2015, 17:30)icheinfachma schrieb:
(10.01.2015, 17:20)runny schrieb: zu folgendem: "Demnach müssten doch Shin Splints verschwinden, wenn:" 
kann ich dir sagen, dass sie verschwinden, wenn man die Schienbeine nicht belastet.

Kurzfristig (z.B. in Wettkampfphasen) habe ich gute Erfahrungen mit Eisbädern gemacht, darin sehe ich jedoch keine langfristige Lösung.

Eben - es geht ja um das Langfristige.
Dass Shin Splints verschwinden, wenn man die Belastung wegnimmt, ist ja klar, aber das Ziel ist ja, ein dauerhaftes regelmäßiges Training zu ermöglichen und eine normale Belastbarkeit der Füße herzustellen. Bei mir z.B. gibt es darüber hinaus nichts mehr zu reduzieren an Training, wenn ich nicht vollständig aus dem Sport aussteigen will...

Wie gesagt orthopädisch kann ich leider nicht mitdiskutieren. Vielleicht äußert sich ja Gertrude hier mal, das wäre bestimmt eine Bereicherung für alle.

Es muss ja nicht unbedingt eine Reduzierung an Trainingsumfang sein. Die Belastungen zu verlagern kann schon Wunder bewirken. 

Bei Schienbeinprobleme ist es meistens besser aufzuhören sobald es weh tut, anstatt durchzuhalten bis die Schmerzen nicht mehr zu ertragen sind. Bei Tempoläufen ist es anders herum. Big Grin


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - icheinfachma - 10.01.2015

(10.01.2015, 17:37)MZPTLK schrieb: ExclamationHuh
Veranlagung oder was falsch gemacht?

Veranlagung wäre seltsam, zumal meine Brüder ohne Probleme Fußball spielen und auch meine Eltern früher diverse laufintensive Sportarten ohne Probleme ausgeübt haben.

Ich weiß eben nicht, welche Ansätze ich noch aufgreifen soll - mein Becken steht nicht anterior, im Gegenteil, ich laufe mit einem zu posterior gekippten Becken, das ich nur mit Gewalt aus seiner Rückenlage bekomme. Ein außenrotierter Fußaufsatz ist bei meinem linken Fuß stärker ausgeprägt, aber die Shin Splints rechts mehr. Das kann also kaum die Ursache sein. Nach einem halben Jahr intensiven Abduktorentrainings und Nicht-Trainings der Adduktoren kann ich auch eine Abduktorenschwäche ausschließen. Ich kann mein gestrecktes Bein ohne Festhalten mit den Händen z.B. seitwärts in die Waagerechte heben und dort eine halbe Minute verharren lasse, dann bekomme ich einen Krampf.

Einzig der überpronierte Fußaufsatz ist im Video nach wie vor gut zu sehen. Aber kann eine Überpronation, die bei mir nicht allzu stark ausgeprägt ist, solche massiven Schmerzen verursachen?

Ich habe nur noch einen einzigen Ansatz, der mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen ist: Meine Mm. tibiales anteriores sind sichtbar hypertrophiert. Meine Wadenmuskeln dagegen ungewöhnlich dehnbar - Ich kann die Soleusdehnung bei gebeugtem Knie gar nicht durchführen, weil ich das Fußgelenk bis an den Anschlag dorsalstrecken kann. Bei der Gastrocnemiusdehnung lässt die Dehnspannung nach einigen Sekunden so nach, dass ich auch dort am Gelenkanschlag bin. Das eindeutig nicht normal und deutet auf eine muskuläre Dysbalance zugunsten des M. tibialis anterior und zu Ungunsten der Mm. solei et gastronemii hin. Muskeln mit einer erhöhten Dehnbarkeit oder funktionellen Länge reagieren später mit dem Dehnungsreflex auf eine Dehnung. Da meine Wadenmuskeln wirklich das Dehnbarste sind, was man sich vorstellen kann, müssten sie dann eigentlich auch sehr reaktionsfaul sein beim Fußaufsatz und die Ferse weit runtersacken lassen, bevor sie mal Spannung machen. Während der M. tibialis posterior normal zeitig direkt nach der Landung exzentrisch kontrahiert, aber mitnichten von den Wadenmuskeln, die ja auch wichtige Supinatoren sind, unterstützt und dann überlastet wird. Ich füge hinzu, dass sich dort (M. tibialis posterior) dann ein starker Muskelkater entwickelt, was mit den exzentrischen Überlastungen zusammenpassen würde. Hier auch nochmal der Hinweis, bei Muskelproblemen zu schauen, ob Synergisten ihren Jobb vernachlässigen und so die Agonisten überlastet werden (laut Shirley Sahrmann).

Da fehlt nur noch die Frage - Warum zum Teufel sind die so lang und/oder dehnbar? Vielleicht Veranlagung? Schließlich kann ich auch bei der Hüftbeugerdehnung per Ausfallschritt bis an den Hüftgelenksanschlag gehen, und kann den Armrumpfwinkel überstrecken, während andere beim Handstand nicht mal eine vollkommene Schulterstreckung hinkriegen. Ich kann bei der Brücke meine Fersen anschauen. Ich kann auch bei der Fleischerhakenübung mit jeder Hand jeweils fast den anderen Ellbogen erreichen. Aber ich kann keinen Seitspagat (Beine nach links und rechts), da fehlen noch 30cm nach unten und einen Querspagat (ein Bein nach vorn, eins nach hinten) kann ich auch nicht, weil meine Beinbeuger sehr undehnbar sind. Ich kann z.B. gerade so bei gestreckten geschlossenen Beinen mit Abbeugen nach vorn auf den Boden tippen (woran ich zur Zeit täglich arbeite, angefangen habe ich mit den Fingerspitzen auf halber Höhe der Schienbeine). Meine Fußgelenke sind in beide Richtungen bis an den Anschlag beugbar, meine Dorsalextensoren kann ich auch nur ein paar Sekunden dehnen, bis ich am Gelenkanschlag bin.

Aber eine muskuläre Dysbalance ist ja nicht angeboren, sondern erworben und darum überlege ich, wie es dazu gekommen sein könnte. Das erste Mal versucht, meine Waden zu dehen, war, als ich im olympischen Sommer (Das Motto "Inspire a generation" hat damals wohl bei mir Wirkung gezeigt, wenn ich damals auch zunächst am Schwimmen interessiert war... Vorher war ich ein absoluter Sportmuffel) das erste Laufbuch (und damit die erste Sportliteratur meines Lebens) in die Hand nahm und da waren die schon so dehnbar.  Und sind es bis heute, obwohl ich es ihnen nicht angewiesen habe. Ich stelle darum die Theorie auf: Meine Beinbeuger sind darum so vermindert dehnfähig, weil ich 12 Jahre lang in der Schule gesessen habe. Ich meine, meine häufigste Sitzposition ist folgende: Oberschenkel waagerecht auf der Sitzfläche, Kniewinkel kleiner als 90°, Fersen dadurch hinter den Knien, Sohlen flach auf dem Boden oder mit den Fersen angehoben. Das würde die Waden in eine verlängerte Position bringen. Nach Wiemann kann eine dauerhafte Verlagerung des Bewegungssekorts eines Muskels dessen funktionelle Verkürzung/Verlängerung (durch Zu- bzw. Abnahme von Sarkomeren) UND eine veränderte Dehnfähigkeit bewirken. Mein Schulweg sah so zudem aus: Morgens die gesamte Strecke bergab (trainiert den tibialis anterior) und nachmittags bergauf, aber mit langem Fersenkontakt, der meinem Gang zueigen ist und bei meinen beweglichen Fußgelenken sich auch nicht von Bergaufgehen vertreiben lässt. Daran hat sich in meiner Unistadt nichts geändert. Ich lebe gefühlt auf dem höchsten Berg der Welt.

Das hieße, dass ich meine Dysbalance beheben muss. Nach Wiemann kann man das tun, indem man den schwachen Agonisten zur sarkomeren Hypertrophie bringt. Nur das kann die Muskelspannung erhöhen, das Gelenk durch das veränderte Spannungsverhältnis wieder ausrichten und fertig. Aber nicht, wenn es um verlagerte Bewegungssektoren wie durch langes Sitzen geht. Dort müsste man die Bewegungen verändern. Heißt:

Ich darf nicht mehr sitzen. Trotzdem währe wohl ein Hypertrophietraining der Wadne gut, um diese zu verkürzen. Und diese sollten vielleicht exzentrsich trainiert werden, damit sie die Landung gefälligst mal abfangen, anstatt den armen tibialis posterior alles machen zu lassen...


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - Flitzer - 10.01.2015

Kann mich erinnern das ich damals einen Sommer lang heftigste Probleme mit shin splints hatte, konnte kaum gehen teilweise. Musste dann wegen was anderem pausieren und in den Jahren danach nie mehr auch nur ansatzweise Probleme gehabt. Worans lag? Keine Ahnung.
Wahrschgeinlich hat sich der Körper selbst angepasst.


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - icheinfachma - 10.01.2015

(10.01.2015, 18:22)runny schrieb: Es muss ja nicht unbedingt eine Reduzierung an Trainingsumfang sein. Die Belastungen zu verlagern kann schon Wunder bewirken.

Ja, das praktiziere ich bereits - ich verbringe mittlerweile fast sämtliche Trainingszeit mit Zubringertrainingsformen, bei denen ich nicht sprinten muss.

Dabei habe ich mein Sprinten an sich vor drei Wochen folgendermaßen modifiziert: Da man bei Bergabläufen die Landung verschärft und bei Bergaufläufen das Gegenteil bewirkt, habe ich das gewählt. Da man aber bei Bergaufläugen bei schwacher Wadenmuskulatur stark mit den Fersen einsinkt und dann eine ungünstige Belastunge für die Achillessehen hat, habe ich das Ganze auf eine Treppe im Wald verlagert, die weiche und breite Stufen hat. Dort kann ich mit dem flachen Fuß landen. Die variablen Stufenbreiten lassen Sprints und Sprungläufe sowie Übergänge vom Sprunglauf zum Sprint zu. Oben gibt es noch schmalere Stufen für Kniehebeläufe und Sprünge treppauf.

Ansonsten habe ich mich an Powells Programm orientiert, weil dort im HErbst wenig gepsprintet wird: Er und die anderen in seiner Trainingsgruppe absolvieren von Oktober bis Januar zwei Trainningseinheiten, die sie Sprinten (Block und Vmax) mit dem Fokus auf Technikkorrektur, einmal Bergaufsprints, einmal Zugschlitten (Beschleunigung und Skippings, KNiehebeläufe, spezielles Krafttraining, ...), zweimal Plyometrie.

Ich habe das übernommen: aus zweimal Plyo habe ich einmal konzentrische Sprungübungen wie Standweitsprünge (Landung flachfüßig, daher keine Probleme), Kastenaufsprünge mit hinabSTEIGEN, Kugelschocken. Wenn ich etwas exzentrisches springe oder Multisprünge auf der Stelle mache, lege ich eine weiche Matte unter. Hinzu kommen ein paar Quick Legs und B-Skips. Aus den zwei technischen Sprinteinheiten habe ich eine Treppeneinheit gemacht. Die Einheiten bergauf und Zug werde ich zusammenfassen zu einer Zugwiderstandseinheit (siehe mein Thread Reifefn). Allerdings habe ich die mistigen Reifen noch nicht. Die Sache mit Gewichthebergürtel habe ich übrigens bei Knipphals gesehen, scheint gut zu gehen. Dort werde ich dann spezielle Kraftübungen machen, wie ich sie bei Veronica Campbell-Brown mit sehr hohen Gewichten gesehen habe (finde das Video nicht mehr), es ging aber um Übungen wie Ausfallschritte, Abstoßübungen mit den Händen zum Abstützen und viele Skippings sowie stark verlangsamte Beschleunigungen mit dem Oberkörper fast in der Waagerechten. Nach jeder Trainingseinheit stehen Armkrafttrainings aus dem Calisthenics-Bereich an. Vor jeder Trainingseinheit wird geturnt, zur Zeit vor allem Boden, Barren. Dazu kommt noch das universitäre Turnen zweimal die Woche an den übrigen Geräten.

Meine Ausdaueranteile erübrigen sich - Laufen kann ich nicht, von Radfahren bekomme ich Knieprobleme und für die Uni muss ich sowieso dreimal die Woche Schwimmen trainieren. An den selben Tagen wie das Schwimmen ergänze ich noch mit Kraftausdauertraining für Abduktoren, Waden, Beinbeuger und Hüftbeuger sowie Rumpfstabi mit Eigengewicht wobei ich die Übungen variiere.

Ich trainiere also fast ausschließlich im Zubringerbereich. Mein letzter Testlauf ist im Sommer gewesen. Ich weiß aber, dass ich zur Zeit zwar konditionell besser geworden bin, aber meine TEchnik dermaßen gelitten hat, dass ich nicht schneller laufe (extreme Rückenlage des Beckens trotz leichter Rumpfvorlage, daher keine Hinterstützphase und auch keine kraftvollen front side mechanics). Bei einer Ausrichtung des Beckens sofort starke Kniebeugung im Stütz und "Fußballerlaufen" mit einer Stampf- statt Ziehbewegung. Ich denke, es liegt sowohl an meinen BEinbeugern als auch an der Übung. Und ich kann die Technik nur dann korrigieren, wenn ich schmerzfrei laufen kann. Das ist das Dilemma.


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - icheinfachma - 10.01.2015

(10.01.2015, 19:02)Flitzer schrieb: Kann mich erinnern das ich damals einen Sommer lang heftigste Probleme mit shin splints hatte, konnte kaum gehen teilweise. Musste dann wegen was anderem pausieren und in den Jahren danach nie mehr auch nur ansatzweise Probleme gehabt. Worans lag? Keine Ahnung.
Wahrschgeinlich hat sich der Körper selbst angepasst.

Tja - darauf warte ich seit mittlerweile 2,5 Jahren.


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - Hellmuth K l i m m e r - 10.01.2015

Mein lieber icheinfachma,

wenn ich deine langen Beiträge lese, denke ich, dass sie selbst ein gewiefter Sportarzt mit großer Erfahrung nicht beantworten kann und will.
Zwar weist du eindrucksvoll nach, dass du in den Anatomie-Vorlesungen und -Seminaren jede lat. Bezeichnung der (Bein)Muskeln gelernt hast, aber dass der hintere Schienbeinmuskel (M. tibialis posterior) usw. Beschwerden bereiten ist nichts Neues. Ein jeder hat damit wohl seine schlechten Erfahrungen gemacht.
Was will ich damit sagen: Es langt zu, hier danach zu fragen, wer Empfehlungen zu diesem Syndrom geben kann - Darlegungen zur Anatomie der Beine sind unnötig.

Ich kann dir aus eigner leidvoller Erfahrung nur empfehlen (ähnlich deinen bereits eingeleiteten und hier genannten Maßnahmen):

- meide (zumindest vorerst)  h a r t   Unterlagen (Beton, Asphalt; MONDEO-Beläge in der Halle, TARTAN-Bahnen im Winter [wegen der dann wesentlich größeren Härte]);

- trage stets warme Kniestümpfe, ggf. lange Hosen;

- trainiere im Sommer barfuß (mit warmen Stutzen [abgeschnittenen Wollsocken]) auf bestgepflegten Rasen;

- mache die bekannten fußgymnastischen Übungen.

Schienbein(kanten)beschwerden treten nach meinen Erfahrungen vorwiegen beim Freilufttraining im Winter auf, wenn der Boden gefroren und das Gelände uneben ist.
(Wer da nicht draußen trainieren muss, ist im Vorteil. Wink )

Weiter guten Verlauf des Studiums und Leistungsfortschritte 2015!

H. Klimmer / sen.


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - icheinfachma - 10.01.2015

Das sind alles externe Ursachen, die ich schon lange ausgeschlossen und beseitigt habe. Darum muss ich nach internen Ursachen forschen und die das geht nicht ohne Anatomie. Alles was ich bisher hier gepostet habe, weiß ich im Übrigen NICHT aus meinem Studium.


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - MZPTLK - 10.01.2015

Fragen:
1. Ist Dein Fussaufsatz gerade?
2. Streckst Du den Fuss beim Sprinten?

Du hast ein ziemlich heftiges Programm - auch angesichts dieser Vorgeschichte.
Es könnte sein, dass auch das dreimalige(!!!) Schwimmen eine Rolle spielt(alle Lagen oder nur eine oder zwei, und welche?).


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - icheinfachma - 10.01.2015

(10.01.2015, 20:42)MZPTLK schrieb: Fragen:
1. Ist Dein Fussaufsatz gerade?
2. Streckst Du den Fuss beim Sprinten?

Du hast ein ziemlich heftiges Programm - auch angesichts dieser Vorgeschichte.
Es könnte sein, dass auch das dreimalige(!!!) Schwimmen eine Rolle spielt(alle Lagen oder nur eine oder zwei, und welche?).


1. - Die Fußspitzen zeigen nach außen.
2. - Im Hinterstütz minimal weniger als bspw. Carmelita Jeter.
3. - Rücken. Aber ich hatte die Beschwerden ja schon vor 2.5 Jahren, wo ich nichts anderes traineirt habe, als 3 mal die Woche laufen. Es hat sich gar nichts geändert. Sollte ich vielleicht auf zweimal die Woche umsatteln? Zweimal findet universitär statt, einmal gehe ich extra.


RE: orthopädische Ursachen von Shin Splints im Sprint - icheinfachma - 10.01.2015

Kann man hier Videos hochladen?