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Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität (/showthread.php?tid=6043) |
RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Diak - 27.02.2025 Lohnend: Zeit.de über Norwegen Schön: jeder kann seine Überzeugung darüberstülpen. Hier meine: zentral ist die Wertschätzung von Bewegung und Sport als Grundwert des Lebens. Das kann man nicht kopieren, das bedürfte einer breiten und tiefen gesellschaftlichen Diskussion und Wandlung... Bis 13J gibt es übrigens keine Bestenlisten und alle bekommen die gleichen Medaillen / Urkunden, polisportive Ausbildung für ungefähr alle, usw RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - dominikk85 - 27.02.2025 (27.02.2025, 17:22)Diak schrieb: Lohnend: Zeit.de über NorwegenWobei der erfolgreichste norwegische Trainer ein übereifriger Vater war der seine Kinder zum Erfolg geprügelt hat und Sätze gesagt hat wie "ich hätte meinen Kindern den Zeh abgeschnitten um sie schneller zu machen". Das hat dann relativ wenig mit der oben genannten heile Welt romantik zu tun. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Gertrud - 28.02.2025 (27.02.2025, 17:22)Diak schrieb: Lohnend: Zeit.de über Norwegen Die Wertschätzung des Sportes liegt in Deutschland einschließlich der Medizin an der Basis absolut im Argen. Wenn in den Schulen Arbeiten geschrieben werden, fallen die Fächer Musik, Kunst und Sport vorrangig aus. Man unterschätzt die Wirkung auf das Gehirn Heranwachsender vollkommen falsch meiner Ansicht nach ein. Irgendwann sollte man eine zusätzliche Sportstunde für die Behebung von Defiziten einführen und das Gebiet im Sportstudium intensivieren. Es müssten zur Volksgesundheit am Beginn der Grundschule und am Übergang zu weiterführenden Schulen Reihenuntersuchungen mit Orthopäden und Physiotherapeuten durchgeführt werden. Das würde vieles verändern und auch viele Folgekosten ersparen. Ich habe damals daher an unserem Gymnasium eingeführt, dass ich zum Elternsprechtag Eltern mit ihren Kindern zu einem Check eingeladen und natürlich empfohlen habe, die Kinder bei Ärzten und Physiotherapeuten vorzustellen. Meine Aktion wurde sehr gut angenommen. Der DLV täte gut daran, dem Wert von engagierten und sehr guten TuT wieder mehr Wertschätzung zu geben. Die "Einbahnstraße BT" ist aus meiner Sicht mangelnder Durchblick!!! Vielfach erkennt man bei näherem Hinschauen BT als Profiteure sehr guter Heimtrainer:innen. Nur fallen dann manchmal diese Namen unter den Tisch. ![]() ![]() ![]() Die absolute beste Form ist immer noch der total unabhängige, kenntnisreiche und vollkommen freie Heimtrainer. Das ist natürlich die Ausnahme. ![]() Kooperationen sind natürlich gut und von unschätzbarem Wert; diese unabhängigen Konstruktionen auf Selbstfindung beruhend können auch das notwendige Konkurrenzverhalten schulen. Die LA ist in der Regel keine Teamveranstaltung. Ich habe mir meine Kooperationen immer selbst ausgesucht und auch natürlich verändert. In diesen Konstrukten gab es immer einen unheimlichen Fluss hin und her an Wissen. Es sind auch Spitzenleute auf mich zugekommen. Gertrud RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - mariusfast - 28.02.2025 (27.02.2025, 23:30)dominikk85 schrieb:(27.02.2025, 17:22)Diak schrieb: Lohnend: Zeit.de über NorwegenWobei der erfolgreichste norwegische Trainer ein übereifriger Vater war der seine Kinder zum Erfolg geprügelt hat und Sätze gesagt hat wie "ich hätte meinen Kindern den Zeh abgeschnitten um sie schneller zu machen". polisportive Ausbildung ja. Dennoch rennen die 11 jährigen norwegischen Kids eher aufgrund der frühen Spezialisierung unter 16 Minuten auf 5 KM. Beides ist somit wichtig. Auch die Ingebrigtsens haben schon früh sehr leistungsorientiert Ausdauerwettkämpfe gemacht. 2011 (M11) lief er 17:19 ,2012 (M12) lief er bspw. 16:43 auf 5 km oder in der M14 2014 mit noch 13 J. lief Jakob 4:06 auf 1500 m in Rapperswill als er mit seinen Brüdern (für Hendrik und Filip Vorbereitung vor der EM 2014) im . Höhentrainingslager in ST. Moritz trainiert hat: http://www.blv-nachwuchs.ch/wettk/archiv/2014/c-trackeventsmeetingjona14.pdf, (noch unter falschem Jahrgang J 1998 weil M14 nicht starten durfte) Ansonsten gings bei Jakob bereits als Kind immer ums Gewinnen und um Altersklassenweltrekorde. Er sagt ja bis heute, dass er jeden Sport gemacht hätte, wenn er darin erfolgreich gewesen wäre. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Notalp - 28.02.2025 (27.02.2025, 23:30)dominikk85 schrieb:(27.02.2025, 17:22)Diak schrieb: Lohnend: Zeit.de über NorwegenWobei der erfolgreichste norwegische Trainer ein übereifriger Vater war der seine Kinder zum Erfolg geprügelt hat und Sätze gesagt hat wie "ich hätte meinen Kindern den Zeh abgeschnitten um sie schneller zu machen". Was hat der Blick auf Norwegen mit Romantik zu tun? Norweger kennzeichnet bekanntermaßen eine innige Verbindung zur Natur. Und wenn sie Skilanglauf als Volkssport betreiben, tun sie es aus Leidenschaft. Gibt es überhaupt eine annähernd akzeptable Motivation, intensiv Sport zu treiben als aus Begeisterung und Leidenschaft? Hier können Leistungsbereitschaft und ästhetische Vorlieben so zusammenkommen, dass junge Athleten die Zeit des Trainings als Höhepunkt des Tages erleben. Sie ist auch die Basis dafür, dass man Schwierigkeiten, Einbußen in der Freizeitgestaltung etc. bereit ist, in Kauf zu nehmen. Sich im Training stark zu fordern, würde ich in diesem Zusammenhang niemals mit dem Wort ‘Opferbereitschaft’ belegen. Es muss vielmehr als Teil des sportlichen Abenteuers inventarisierbar sein. Trainer von Individualsportarten müssen deshalb über weitaus mehr als nur eine Kompetenz verfügen. Dann schaffen sie es am ehesten, Talente zu “binden”. Trainer oder Eltern, die glauben, mit diktatorischen Mitteln zum Ziel zu kommen, mögen im Einzelfall erfolgreich sein. Trotzdem muss man sie als Versager bezeichnen. Und das gilt auch für solche, die ihren Schützlingen das Selbstbild einimpfen, dass man nur im sportlichen Erfolgsfall etwas wert ist. Solche Idioten sind genauso deplatziert. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - S_J - 28.02.2025 (28.02.2025, 12:30)Notalp schrieb: Trainer oder Eltern, die glauben, mit diktatorischen Mitteln zum Ziel zu kommen, mögen im Einzelfall erfolgreich sein. Trotzdem muss man sie als Versager bezeichnen. Und das gilt auch für solche, die ihren Schützlingen das Selbstbild einimpfen, dass man nur im sportlichen Erfolgsfall etwas wert ist. Solche Idioten sind genauso deplatziert. Ich finde Trainer oder Eltern, die das dann unreflektiert nachahmen, weil sie nur den Erfolg sehen und nicht die Risiken und Nachteile, genauso schlimm... RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - mariusfast - 01.03.2025 (28.02.2025, 12:33)S_J schrieb:(28.02.2025, 12:30)Notalp schrieb: Trainer oder Eltern, die glauben, mit diktatorischen Mitteln zum Ziel zu kommen, mögen im Einzelfall erfolgreich sein. Trotzdem muss man sie als Versager bezeichnen. Und das gilt auch für solche, die ihren Schützlingen das Selbstbild einimpfen, dass man nur im sportlichen Erfolgsfall etwas wert ist. Solche Idioten sind genauso deplatziert. Die gemeinnützige Organisation Athleten Deutschland hat gestern auf Insta einen Beitrag bezogen auf Ohlert et Al aus 2020 gemacht Demnach haben 87 Prozent der deutschen KaderathletInnen psychische Gewalt im Kontext des Sports erlebt. 37 Prozent erlebten sexualisierte Gewalt im Kontext des Sports 29 Prozent erlebten körperliche Gewalt im Kontext des Sports RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - Reichtathletik - 01.03.2025 Das sind tatsächlich erschreckende Zahlen, aber welche die mich mittlerweile nicht mehr verwundern. Ich hatte überlegt ob ich vergangene Woche – parallel zur DM weil da vermutlich mehr im Forum aktiv sind – hier mal eine anonymisierte Zitatsammlung poste mit Vorfällen aus der Leichtathletik. Aber dafür brauche ich wenn mehr Zeit und nochmal Rücksprache mit einigen Leuten, ob das in der Form für sie okay ist. Grundsätzlich lässt sich festhalten: das ist auch in der LA weiterhin ein großes Problem. Und leider werden einige schwarze Schafe und Grauzonen auch weiterhin zumindest durch wegsehen toleriert. Nach meinem Wissen wird es wohl auch im Laufe des Jahres noch eine Publikation dazu geben die in der LA durchaus einiges an Aufruhr erzeugen könnte RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - MikeStar - 02.03.2025 (01.03.2025, 12:24)mariusfast schrieb:(28.02.2025, 12:33)S_J schrieb:(28.02.2025, 12:30)Notalp schrieb: Trainer oder Eltern, die glauben, mit diktatorischen Mitteln zum Ziel zu kommen, mögen im Einzelfall erfolgreich sein. Trotzdem muss man sie als Versager bezeichnen. Und das gilt auch für solche, die ihren Schützlingen das Selbstbild einimpfen, dass man nur im sportlichen Erfolgsfall etwas wert ist. Solche Idioten sind genauso deplatziert. Ich finde solche "pauschale" Aussagen zu solch sensiblen Themen immer etwas schwierig, wenn man nicht die konkreten Inhalte dahinter kennt. Grundsätzlich ist klar, dass erstmal mit entscheidend ist, was der/die Betroffene als Gewalt, egal ob physisch oder psychisch empfindet, und bei vielen Vorgängen wird ein i.A. großer Konsens bestehen ob eine Handlung in Ordnung oder nicht ist, am Ende hängt vieles aber auch vom subjektiven Empfinden der Betroffenen ab. Mal als Beispiel (auch wenn ich gerade die passenden Quellen nicht finden): - Vor einiger Zeit habe ich von einer Sportlerin gelesen, die sich psychisch unter Druck gesetzt fühlte, weil sie sich täglich wiegen musste. - Ein Fußball-Bundesligaspieler wurde zwischenzeitlich aus dem Kader genommen, weil er zur Vorbereitung aus dem Urlaub mit Übergewicht gekommen war. Im Bericht sagte dieser Spieler, dass die Maßnahme ok war und das Wiegen halt dazugehört. Der (annähernd) gleiche Sachverhalt, aber subjektiv völlig anders bewertet. Natürlich wird es abgesehen vom Wiegen auch noch andere Rahmenbedingungen gegeben haben, die sich auf das subjektive Empfinden der Betroffenen ausgewirkt hat, statistisch sind es aber unterschiedliche Bewertungen des gleichen Sachverhalts. Deswegen wäre ich bei solchen Statistiken immer vorsichtig Aussagen abzuleiten, wenn ich den Rahmen der Statistik nicht kenne und beispielsweise auf die Qualität von Trainern (oder Sportlern) schließen sollte. Ich habe z.B. auch schon erlebt, dass ein Sportler solange der sportliche Erfolg da war, den Trainier gelobt und seine Methoden als Ok kommuniziert hat und als der Erfolg ausblieb, bzw. der Sportler nicht mehr zufrieden war, die Methoden plötzlich als erniedrigend deklariert hat, während andere Sportler mit dem Trainer weiterhin zufrieden waren und ihn als OK befanden. RE: Talentfindung und -bindung, Trainerqualität - mariusfast - 02.03.2025 (02.03.2025, 21:29)MikeStar schrieb:Ist subjektives Empfinden von Gewalt förderlich oder etwas was man in einer Athleten-Trainer Beziehung haben möchte?(01.03.2025, 12:24)mariusfast schrieb:(28.02.2025, 12:33)S_J schrieb:(28.02.2025, 12:30)Notalp schrieb: Trainer oder Eltern, die glauben, mit diktatorischen Mitteln zum Ziel zu kommen, mögen im Einzelfall erfolgreich sein. Trotzdem muss man sie als Versager bezeichnen. Und das gilt auch für solche, die ihren Schützlingen das Selbstbild einimpfen, dass man nur im sportlichen Erfolgsfall etwas wert ist. Solche Idioten sind genauso deplatziert. Zu einer Qualität des Trainers gehört dann genau die Kommunikation. Man muss sich aber auch immer bewusst sein, dass wir in einer asymmetrischen Beziehung sind. Athlet und Trainer sind abhängig aufeinander und es gibt unterschiedliche Machtpositionen. Von daher kann es natürlich sehr oft vorkommen, dass ein Athlet in dem Moment nicht die Wahrheit sagt. Verschiedene soziologische Aspekte sollten berücksichtigt werden. Öffentliches Bloßstellen aufgr. von Übergewicht kann insbesondere für Mädchen in der Pubertät ganz anders aufgenommen werden und sehr schnell zu Suizidgedanken führen (siehe Marry Cain) Der Fall Mary Cain hat gezeigt, dass es professionelle Psychologen benötigt und das System nicht nur auf ein Geschlecht angepasst werden kann. Ich finde diese Statistik sehr hilfreich, da eben überhaupt kein Bewusstsein über diese Problematik besteht |