Leichtathletikforum.com

Normale Version: (Finanzielle) Förderungen, Erstattungen, Zuschüsse für Leistungssportler
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6
(06.12.2022, 00:05)Bachmann1980 schrieb: [ -> ]Im Allgemeinen halte ich die Mitgliedsbeiträge in der Leichtathletik für zu niedrig,

Jein. Aktive Wettkampfathleten (bzw. deren Eltern) würden sicher auch höhere Beiträge akzeptieren. Aber zumindest bei uns (und ich denke auch in anderen Vereinen) wird die Finanzierung des Wettkampfbetriebs durch die vielen passiven Mitglieder getragen, die zwar Beiträge zahlen, aber keine Leistungen mehr in Anspruch nehmen. Von denen verliere ich jedes Mal welche, wenn ich den Beitrag erhöhe und das ist schnell ein Negativgeschäft.
Vieles von dem hier beschriebenen kenne ich: Erhöhst du Beiträge, schreckst du passive Mitglieder auf, die gehen. "Billigvereine" ziehen Breitensportler an, etc. Dennoch weigere ich mich, das so hinzunehmen und finde es schade, dass zunehmend eine Resignation ("ist halt so") einsetzt. Es gibt ja Beispiele, die zeigen, dass es anders geht, wo fleißige Ehrenamtler noch immer Klinken putzen und so Sponsoren gewinnen oder mit Veranstaltungen die Einnahmen erzielen.
Wenn wir sagen, Beiträge kann man nicht erhöhen, weil sonst die passiven Mitglieder gehen, bedeutet das z.B. dass ab sofort gar keine Inflationsbereinigung mehr stattfindet. Bedeutet im Umkehrschluss also es wird immer weniger Geld da sein. Ist es dann nicht z.B. mindestens notwenig, ein mehrstufiges Modell einzuführen: Passive Beiträge bleiben gleich oder steigen nur um einen Euro pro Jahr, Neumitglieder zahlen mehr?!

Ich habe mal gelernt "was nichts kostet ist auch nichts wert" und das zeigt sich finde ich stark in unseren Sportvereine. Viele Menschen zahlen Unsummen für Fitnessstudios oder Kursangebote, aber ein Zehntel dessen für einen Verein ist ihnen zu viel. Das liegt doch auch daran, dass Vereine sich unter Wert verkaufen. Oder es eben "versteckte Kosten" gibt. Du zahlst vielleicht nur 12 Euro im Monat, aber wenn du dann auf Wettkämpfe willst, musst du wieder Extra bezahlen, was aber bei einem gewissen Leistungsniveau auch erwartet wird. Und umso besser du wirst, mit mehr Kosten wirst du belegt statt belohnt. Das ist doch eher Ryanair als alles andere. Verstehe schon, dass das Eltern und Jugendliche abschreckt.

Ein anderes Beispiel zum Thema "Kosten transparent machen" kenne ich aus meiner Zeit bei einem mittelgroßen Verein. Normal bekommen die Abteilungen ja ihr Geld vom Hauptverein, was neben den Spenden einen Großteil des Budgets ausmacht. Wenn du als Leichtathletik dann möglichst billig bleibst, weil du keine Zuschüsse zahlst und auch Leistungssportler nicht förderst, landet das Geld stets in der Dritten Fußball Mannschaft, die 50 Euro pro Spieler bekommen. Da muss man dann im Zweifel auch mal aktiv das Preisschild: Ein Leistungsathlet kostet uns im Jahr Summe XY dran machen. Im Hauptverein wird die Argumentation dann nämlich schnell schwer, der Dorfliga Geld zu zahlen und den DM-Teilnehmer nicht. So habe ich es erlebt und so wurden dann auch mal Gelder zwischen den Abteilungen anders verteilt. Aber oft ducken sich die Leichtathleten eben weg weil es "ja auch ohne Geld geht".

Ein Nachsatz noch zu den Verbänden: Das ist für mich auch Wegducken. Die größeren Landesverbände haben Geld. Die kleinen aber nicht. Die müssen auch jeden Euro umdrehen. Wo soll mehr Geld herkommen? Richtig, dann müssten die Vereine mehr Gebühren zahlen. Bleibt also letztlich dort verankert.
Das ist eine typisch deutscher Diskussionsverlauf: Die meisten schreiben, warum etwas nicht geht und am Ende wissen alle, dass es nicht geht. Es geht doch hier um Ideen / Vorschläge, was bereits getan wird bzw. was man noch tun könnte!
Ideen hab ich schon, allein mir fehlt (wie an so vielen anderen Stellen auch) das Personal. Mit mehr zeitlichem Engagment könnten wir sicher mehr Sponsorengelder einwerben oder wenigstens einen Essensverkauf bei den Wettkämpfen im heimischen Stadion organisieren. Aber auch das bleibt wie so vieles andere an den wenigen noch ehrenamtlich engagierten Personen hängen. Und die sind irgendwann an den Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Ideen sind schön und gut, wir haben im Verein jahrzentelang Volksläufe und Sportfeste organisiert und damit unser Geld zusammengetragen um Trainingslager, Startgebühren, Fahrtkosten und auch die eine oder andere Gemeinsame Unternehmung zu finanzieren. Außerdem haben wir am Ort alle möglichen Firmen angepumpt um Spenden zu generieren und alle Ü- Leiter haben kostenlos trainiert. Wir sehen uns generell als Breitensportverein, freuen uns aber auch wenn es mal einer schaffft überregional zu starten. Dann wird der Athlet natürlich auch unterstützt, das ist ja klar. Aber wir würden uns trotzdem mehr Unterstützung von Verbandsseite wünschen. Beispielsweise zahlt bei uns ein Landeskaderathlet eine Jahrespauschale von 100€, dafür gibt es dann ein T-Shirt und 1 - 2 Kaderlehrgänge und da muss der Kadertrainer schon aufpassen, dass er nicht zuviel einlädt sonst kommt er mit den Kosten nicht klar.
Wenn man so einen Athleten herausbringt ist man natürlich stolz, aber alleine Reisekosten und Startgebühren im Jahr für diesen einen Athleten verschlingen Unmengen an Ressourcen , geschweige denn, dass man auch noch Ehrenamtliche braucht die die Jugendlichen dann betreuen. Das ist trotz Ideen und Fantasie für kleinere Sportvereine kaum zu stemmen und verursacht einen grundätzlichen Nachteil für Sportler die nicht am Stützpunkt wohnhaft sind, oder eine Eliteschule (welch scheusliches Wort) besuchen.
Und es sind eben nicht alle Eltern bereit ihre Sprösslinge so zu unterstützen, dass sie eine Sportlerkarriere anpeilen können.
Ist natürlich nur meine Meinung, aber ich glaube nicht, dass es an der Fantasie oder an Ideen an der Basis fehlt. Aber dieses ehrenamtliche Engegament muss halt auch mal honoriert werden und man sollte sehen, dass etwas weitergeht.
athleticsfirst, da bin ich ganz bei dir. Ich finde auch dass es ein großer Fehler ist, Trainer nicht mehr als Ehrenamtliche zu sehen, wenn sie denn ihre 250 Euro Übungsleiter-Pauschale bekommen. Das ist ja kein Lohn!
Das Problem ist denke ich, dass eben wie du sagst, nicht alle bereit sind für ihre "Sprößlinge" das zu zahlen (auch diejenigen, die es könnten z.T. nicht) und dass dadurch so viel verloren geht.
Und ähnlich wie Atanvarno es schreibt, leisten viele Ehrenamtliche sehr viel und sind am Limit. Ähnlich wie bei Athleten, die vielleicht ein paar Euro brauchen, um keinen Nebenjob nachgehen zu müssen und sich auf das Training konzentrieren zu können, ist es hier bei Vereinsvorständen oder Trainern so, dass sie eigentlich etwas mehr Geld bekommen müssten, damit sie z.B. "nur" 80 % arbeiten müssen, um die nötige Zeit zu haben.

Meine Ausgangsfrage (abgesehen davon, wie andere Vereine das halten), ist ja, ob es nicht sinnvoll wäre, die eigentlich nötigen Kosten als Vereine bzw. Verbände konsequent aufzuschreiben und zu kommunizieren. Meist ist die Kommunikation ja eher: "Wir würden gerne mehr, aber wir können uns das nicht leisten, das muss demnach auch so gehen." Dann kriegt halt auch kaum ein bisher nicht engagiertes Mitglied den Arsch hoch und wenn dann nur um sich bei der Jahreshauptversammlung zu beschweren, dass so viel Geld für Starts ausgegeben wird (Schon gehört: "Wenn die zu einem großen Meeting fahren wollen ist das doch ihr Privatvergnügen, die können doch auch hier im Dorf laufen, machen unsere Senioren auch!"). Stattdessen: Klar machen: Ein Athlet auf Niveau Deutsche (Jugend)meisterschaften kostet 200 Euro pro Monat. Trainer muss mindestens auf 450 Euro-basis angestellt sein, Physio kostet wöchentlich XY Euro, die beiden Trainingslager um die 1000 Euro. Wir brauchen als Abteilung also nicht 30.000 Euro sondern 80.000 Euro. Liebe Leute, wir haben einen Fehlbetrag von 50.000 Euro. So muss es Mitgliedern in meinen Augen kommuniziert werden, so den Landesverbänden und dem DLV und so vor allem auch der Vereinsführung in Mehrspartenvereinen und der (lokal) Politik und der lokalen Witrschaft.
Wir wickeln die Leichtathletik lieber ab statt das offen zu sagen.
(06.12.2022, 12:34)Reichtathletik schrieb: [ -> ]athleticsfirst, da bin ich ganz bei dir. Ich finde auch dass es ein großer Fehler ist, Trainer nicht mehr als Ehrenamtliche zu sehen, wenn sie denn ihre 250 Euro Übungsleiter-Pauschale bekommen. Das ist ja kein Lohn!
Das Problem ist denke ich, dass eben wie du sagst, nicht alle bereit sind für ihre "Sprößlinge" das zu zahlen (auch diejenigen, die es könnten z.T. nicht) und dass dadurch so viel verloren geht.
Und ähnlich wie Atanvarno es schreibt, leisten viele Ehrenamtliche sehr viel und sind am Limit. Ähnlich wie bei Athleten, die vielleicht ein paar Euro brauchen, um keinen Nebenjob nachgehen zu müssen und sich auf das Training konzentrieren zu können, ist es hier bei Vereinsvorständen oder Trainern so, dass sie eigentlich etwas mehr Geld bekommen müssten, damit sie z.B. "nur" 80 % arbeiten müssen, um die nötige Zeit zu haben.

Meine Ausgangsfrage (abgesehen davon, wie andere Vereine das halten), ist ja, ob es nicht sinnvoll wäre, die eigentlich nötigen Kosten als Vereine bzw. Verbände konsequent aufzuschreiben und zu kommunizieren. Meist ist die Kommunikation ja eher: "Wir würden gerne mehr, aber wir können uns das nicht leisten, das muss demnach auch so gehen." Dann kriegt halt auch kaum ein bisher nicht engagiertes Mitglied den Arsch hoch und wenn dann nur um sich bei der Jahreshauptversammlung zu beschweren, dass so viel Geld für Starts ausgegeben wird (Schon gehört: "Wenn die zu einem großen Meeting fahren wollen ist das doch ihr Privatvergnügen, die können doch auch hier im Dorf laufen, machen unsere Senioren auch!"). Stattdessen: Klar machen: Ein Athlet auf Niveau Deutsche (Jugend)meisterschaften kostet 200 Euro pro Monat. Trainer muss mindestens auf 450 Euro-basis angestellt sein, Physio kostet wöchentlich XY Euro, die beiden Trainingslager um die 1000 Euro. Wir brauchen als Abteilung also nicht 30.000 Euro sondern 80.000 Euro. Liebe Leute, wir haben einen Fehlbetrag von 50.000 Euro. So muss es Mitgliedern in meinen Augen kommuniziert werden, so den Landesverbänden und dem DLV und so vor allem auch der Vereinsführung in Mehrspartenvereinen und der (lokal) Politik und der lokalen Witrschaft.
Wir wickeln die Leichtathletik lieber ab statt das offen zu sagen.

Volle Zustimmung, aber danach, werden (nicht nur bei uns) nur noch Senioren über die Bahn joggen.
(06.12.2022, 18:26)Rolli schrieb: [ -> ]
Volle Zustimmung, aber danach, werden (nicht nur bei uns) nur noch Senioren über die Bahn joggen.
Traurig. Leichtathletik ist demnach gesellschaftlich nur gewollt, solange sie nichts kostet. Aber das sieht man ja auch bereits an den Sportstätten. Rundbahnen werden nicht nur in Veranstaltungs-Stadien kaum noch geplant, auch in Neubaugebieten sind die ja zu groß- lieber nur der Kunstrasenplatz.
Ich denke das liegt alles aber auch am mangelnden Selbstbewusstsein der Leichtathletik. Die Nationalen Meisterschaften werden verschoben wegen nächtlichen Frauenfußball in Australien. In Vereinen sagen wir den Athleten: Ne, Fahrtkosten sind zu teuer (geh lieber zum Fußball, da bekommst du es bezahlt...). Wer sich klein macht, wird auch klein.
Andererseits: Wer klein ist, darf sich nicht groß aufspielen.

Jedes Lokalderby in der Fußballgruppenliga hat mehr zahlende Zuschauer auf dem Platz als eine Hessische Meisterschaft.

Wie laut darf ich da zusätzliche finanzielle Mittel bspw. vom Hauptverein oder Sponsoren fordern?
Es ist schon richtig das wir zu billig sind, aber was für einen Anreiz haben wir? Wieviel verdient der Durchschnitt in der Nationalmannschaft bei uns? Gibt es Stipendien für gute Leistungen? Wie groß ist der Bekanntheitsgrad? ...
Das wären glaube ich erstmal Fragen die wir beantworten müssten um zu schauen welchen Anreiz Eltern haben für eine Leistungssportliche Ausbildung in der Leichtathletik mehr zu zahlen. Die gleichen Diskussionen kenne ich z.B. aus dem Karate bei uns in der Region und die haben noch Möglichkeiten mit Aufführungen Geld zu verdienen. 

MfG Michael
Seiten: 1 2 3 4 5 6