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Normale Version: Great 10k Berlin - 08.10.2017 (Alina Reh 31:38 DR U23)
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(10.10.2017, 08:55)Jo498 schrieb: [ -> ]Sie [Reh] ist sicher nicht deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben, aber da sie jedesmal ziemlich am Ende noch einen oder mehrere Plätze gut gemacht hat und nur relativ knapp hinter der Läuferin davor war (2016 meint man fast, dass sie die Britin geholt hätte, wenn es noch 10m länger gegangen wäre), vermutet man, dass sie ein bißchen zu vorsichtig gewesen sein könnte, wobei das Aufholen/Einholen selbst natürlich beachtlich ist und die ingesamt sehr gute Fähigkeit zur Einteilung zeigt.

Reh ist halt noch mehr darauf angewiesen, die Konkurrenten kaputtlaufen zu können (wenn sie nicht eh gleich weglaufen kann, weil sie so deutlich überlegen ist).


Ich glaube, die Tatsache, dass sie am Ende regelmäßig Plätze gut macht, ist keine besondere Renntaktik, sondern schlicht ihre Art zu laufen, eben sehr ökonomisch und gleichmäßig - siehe auch die beiden gleich schnellen Fünfer am Sonntag. Die anderen lassen nach und werden dann logischer Weise überholt, ohne dass Reh wirklich flotter wird oder gar spurtet. Ob sie das groß anders/unrhythmischer kann und sollte, weiß ich nicht. Für lange Strecken insbesondere für den Marathon ist die Taktik hervorragend, auf den Bahn natürlich weniger. Aber da will sie sich ja weiter auf den Unterdistanzen verbessern, um variabler zu werden. Fraglich ist nur, inwieweit sie da Potential hat/haben muss und vor allem, ob das ihre eigentliche Stärke, die Ausdauerfähigkeit negativ beeinflusst. Ich denke aber und hoffe nicht!
Allerdings kann man bei ihr ja kaum Zweifel haben, dass ie Zukunft auf der Straße (also 10km+) liegt. Wann ist hier aber der beste Zeitpunkt zum endgültigen Umstieg, nach Tokio 2020, wo sie bestimmt gute Chancen auf eine Top-15-Platzierung über die 10km auf der Bahn hat? Oder früher (Achtung: Gesundheit!)? Oder später (Achtung: Verschlechterung des Grundtalents durch Unterdistanztraining)?
(10.10.2017, 09:33)matkob schrieb: [ -> ]
(10.10.2017, 08:55)Jo498 schrieb: [ -> ]'Jo498' pid='69359' dateline='1507622138'

Ob sie das groß anders/unrhythmischer kann und sollte, weiß ich nicht. Für lange Strecken insbesondere für den Marathon ist die Taktik hervorragend, auf den Bahn natürlich weniger. Aber da will sie sich ja weiter auf den Unterdistanzen verbessern, um variabler zu werden.

Die Frage ist aber auch, auf welchem Level man sie schon heute einordnet. Bei der Hallen-EM hat sie den Einzug ins Finale geschafft. Bei der U23-EM hat sie für die Schwedin lange Tempo gemacht und dann - ich glaube auf den letzten 500 m - so beschleunigt, dass die Schwedin nicht mehr mitkam. Beim Europa-Cup verhinderte eine Verletzung den Sieg in einem eher langsamen Rennen. Das ist der Rahmen, wo ich sie einordne und da sieht es schon sehr gut aus.

Bei der WM war der letzte Kilometer ihr schnellster, sie lief Bestzeit, es reicht trotzdem nicht ins Finale. Wobei ich die Top 8 auf ein 14:40er-Niveau einschätze (ausgeruht und in einem schnellen Rennen). Da muss sie erst noch hinkommen und erst dann würde ich mich über Endspurtqualitäten nochmals unterhalten wollen.

Zudem: die 5.000 m sind meistens nach den 10.000 m und den 1.500 m, insofern sind einige Doppelstarter auch nicht mehr ganz aufgeruht.
Die Läufe Rehs, die ich gesehen habe, wirkten alle souverän und besonnen eingeteilt.
Ich glaube auch, dass sie bei der U23 EM und der Team EM das bestmögliche Ergebnis erzielt hat. Bei den genannten U20-EM-Crossläufen kann man sich über Platz 3 und 4 eigentlich auch nicht beschweren. Nur war sie damals eher noch stärker eingeschätzt worden und man hat schon den Eindruck, dass sie entweder am Anfang zuviel im Pulk verloren hat oder insgesamt hätte aggressiver (ein bißchen weniger besonnen) laufen können und dann vielleicht noch etwas mehr drin gewesen wäre. Ein Jahr vorher bei der Cross-EM im Schnee in Bulgarien läuft sie bald in der Spitzengruppe, kann gegen Ende aber nicht ganz mithalten und wird 4. (beste Deutsche, Klosterhalfen war damals nur die viertbeste der dt. Juniorenmannschaft auf 28)
Besser aufholen als abschmieren, klar. Mit 16 und 17 5. und 4. bei der U20, mit 18 als Doppelbahnmeisterin "nur" 3. und dann nochmal 4. ist zwar insgesamt eine Super-Bilanz der Crossläufe, aber in den beiden letzten Jahren dürfte sie sich selbst etwas mehr erhofft haben.

Im aktuellen europäischen (und im langjährigen deutschen) Vergleich sind die 10k vom Wochenende klar die beste Leistung; freilich muss man da immer ein bißchen aufpassen, weil die 5000 viel häufiger gelaufen werden und einige Konkurrentinnen vielleicht keine wirklich aussagekräftige Zeit stehen haben.
Auch Rehs Stärken/Taktikvorlieben kommen die 10000 sicher noch mehr entgegen als die 5000. Die sind bei der EM anscheinend beide ohne Vorlauf; wenn Form und Norm stimmen, könnte sie auch bei beiden starten. Glaube nicht, dass Mocki oder irgendjemand anderes (Klosterhalfen wird nächstes Jahr kaum auf die 10k fokussieren, sondern sicher noch bei 1500-5000 bleiben) den Startplatz streitig machen wird.
Alina Reh hat es mit ihrem Erfolg in Berlin in die Wochenrückschau auf letsrun geschafft Thumb_up

Who Comes Out on Top in the Marathon: 2007 Ryan Hall or 2017 Galen Rupp?, Bad TV Coverage, Plus Another German Star
Ich denke auch, dass 2017 für Reh eine sehr wichtige Saison war. Sie war 2014/15 in der U18/U20 sehr "erfolgsverwöhnt" und angesichts der großen Zahl von Talenten, die die vielleicht übergroßen Erwartungen im Jugendbereich entweder gar nicht erfüllen oder eben mit vorübergehend stagnierenden Leistungen zurechtkommen müssen, waren die Bestzeiten und zum Saisonausgang auch Rekorde sicher eine wichtige Bestätigung nach dem eher durchwachsenen 2016.
Anhand des Eindrucks in Interviews usw. vermute ich auch, dass sie die richtige Mischung aus Ehrgeiz und "Erdung" mitbringt, die dafür nötig ist, die eigenen Stärken auszubauen und sich nicht davon beirren zu lassen, dass sie (als mindestens Jahrzehnttalent) natürlich immer mit dem Jahrhunderttalent verglichen wird.
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