22.04.2015, 19:44
(22.04.2015, 06:28)Gertrud schrieb: Ich sehe anhand der unterschiedlichen EMG-Auswertungen von Komi et al (87), Thorstensson (89 - 8m/s) und Tidow/Wiemann (wohl bei deutschen Sprintern) erhebliche Unterschiede in der Aktivität der Ischios und des glutaeus maximus. Wer sagt uns denn, dass die deutschen Sprinter relevant in dieser Muskelaktivität oder irgendwelche Werte von Mittelklasseleuten sind? Die Ausprägungen können durchaus auch auf Trainingsfehlern wie beim geringeren Kniewinkel im deutschen Sprint gegenüber der Weltklasse beruhen.
Die Auswertung von Thorstensson zeigt, dass der Peak von glutaeus maximus und ischiocruraler Muskulatur hintereinander liegt. Das ist aus meiner Sicht auch eher möglich, weil der glutaeus nebensächlich über den tractus i. für die Kniegelenksarbeit zuständig ist, so das ich den früheren Peak als bei den Ischios für wahrscheinlich halte, was für die richtige Trainingssteuerung enorm wichtig ist. Die Auswertungen von Asafa Poweil schließen leider nicht die große Glutealmuskulatur ein.
Gertrud
Die unterschiedlichen EMG-Auswertungen lassen sich in der Tat nicht schlüssig miteinander vergleichen. Je mehr Versuchspersonen zusammengefasst wurden, desto „glatter“ erscheint der Kurvenverlauf einer EMG-Aktivität, und je größer der Zeitabschnitt gewählt ist, über den das Roh-EMG gemittelt wird (bei Komi offensichtlich rund 50 ms), desto unschärfer werden die Peaks den Zeitabschnitten zugerechnet. Es ist durchaus denkbar, dass bei einer Mittelwertsbildung über jeweils nur 20 ms die Peaks für Glutaeus und Biceps fem. in unterschiedliche Zeitabschnitte gefallen wären.
Generell scheint es schwierig zu entscheiden, welcher Befund einer Trainingsmaßnahme zugrunde gelegt werden sollte,
- der Befund über einen einzelnen Spitzensprinter (etwa Asafa Powell), der möglicherweise nur für diesen mit seiner individuellen Morphologie gültig ist, aber weniger auf den zu trainierenden Athleten passt,
- oder ein aus einer größeren Gruppe gewonnene Mittelwert, von dem ausgehend der zu trainierende Athlet seine ihm angemessene Technik finden muss.