(10.04.2015, 01:05)Gertrud schrieb: Prof. Dr. G.-P. Brüggemann gibt in seinem Buch Grundlagen der Biomechanik ... S.8 2005 folgendes an Werten für Hochsprungtechniken an:
H3 (Höhe des KSP über der Latte im Moment der Lattenüberquerung):
Hocksprung: 0,40m
Schersprung: 0,25m
Rollsprung: 0,15m
Wälzsprung: 0,00-+0,05m
Flopsprung: 0,00- - 0,09m!!!
Prof. Brüggemann ist einer der führenden Biomechaniker Deutschlands: brueggemann@dshs-koeln.de
Er würde dir sicherlich antworten, wenn du ihn anmailst.
Mir liegt das Buch vor. Leider wird nicht dargelegt, ob es sich bei diesen Angaben um Modellberechnungen oder um real bei (Top-) Athleten kinematisch gemessene Werte handelt. Genau das ist aber wichtig, um die Werte richtig interpretieren zu können.
Wenn es sich mit entsprechender Verteilung der Körperteilmassen theoretisch erreichbare Werte handelt, so hat Thom Zach hier doch schon einen wesentlichen Aspekt angesprochen, der zumindest Zweifel zulässt, ob es sich um einen in der Praxis "wirklich nutzbaren" Vorteil handelt: nämlich den der bewegungstechnischen Umsetzung. Sind die für im besten Fall 9 cm "Lattenunterquereung" des KSP notwendigen Körperpositionen überhaupt stabil realisierbar? Oder nähert man sich bei guten Sprüngen im Schnitt doch eher den 0 cm an und gewinnt gegenüber dem Straddle doch kaum bis gar nicht, ganz einfach weil die Theorie nicht genutzt werden kann?
Weiter meine ich, dass hier über eine Teilhöhe diskutiert wird, aus der sich noch lange kein globaler Vorteil der einen gegenüber der anderen Technik ableiten lässt. Die eigentliche "Hochsprungmusik" wird doch wohl im Anlauf-Absprung-Komplex gemacht. Und genau dort gibt es weitaus leistungsrelevantere Unterschiede bzw. Vor- und Nachteile, über die es sich nachzudenken lohnt. Thom Zach hat hier einige Anstöße gegeben.
Meinungen der Experten dazu?
(10.04.2015, 01:05)Gertrud schrieb: Dann noch als kleine orthopädische Ergänzung: Eine starke Dorsalflexion (wie sie beim Straddle vorkommt) kann zu shin splints im medialen und eine starke Pronation (wie sie beim Flop vorkommt) zu shin splints im lateralen Tibiabereich führen. Das Procedere sollte im Vorfeld zu besonderen Maßnahmen führen.
Gertrud
Extreme sind nie gut. Alles was man zu häufig zu stark macht führt mittelfristig zu Problemen. Insofern ist die Aussage wenig hilfreich, und müsste eigentlich bei dem Punkt "...sollte im Vorfeld zu besonderen Maßnahmen führen." weiter ausgeführt werden.
Die übertriebene Dorsalflexion ist eine Unart, die mit steigender Popularität plyometrischer Sprungübungen (Dropjumps) zunehmend aufgetaucht ist. Sie entspringt wohl dem Streben nach Vorspannung des triceps surae, was genau für diese Sprungform in Maßen auch sinnvoll ist. Nur hat der Fußaufsatz bei Dropjumps nichts mit dem Fußaufsatz im Sprint oder Sprung zu tun. Dennoch wird schablonenartig übergestülbt und ein teils extremes Anziehen der Fußspitze gelehrt.
Gruß