15.07.2015, 07:55
(03.07.2015, 16:28)Adonis1 schrieb:Ich arbeite an einer Hochschule und glaube, dass ich einiges zum Thema beitragen kann.(03.07.2015, 10:33)dominikk85 schrieb: Das halte ich mit Verlaub gesagt für Blödsinn.Oh, deine Argumentation ist aber sehr einfach. Warum gibt es denn wohl mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen? Doch vor allem deshalb, weil es politisch gewollt ist! Fast jeder Lehrer und jeder Hochschullehrer (ich habe sowohl am Gymnasium, als auch vorher an der Uni gelehrt) wird dir bestätigen, dass es seit vielen Jahren zu einer schleichenden, aber mehr als deutlichen Niveauabsenkung kommt. Darauf weisen die entsprechenden Gremien auch immer wieder hin! Die breite Masse erwirbt insgesamt zwar mehr (Schul)Bildung, die Spitze wird allerdings deutlich kleiner und schlechter (nicht festzumachen an den inflationär guten Abischnitten!!!)
Wie schon gesagt gibt es heute mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen als jemals zuvor in der deutschen geschichte. auch der wirtschaft geht es historisch gut und der Lebensstandard ist trotz krisen und globaler Konkurrenz immer noch sehr hoch.
ich sehe diese Krise, bzw. das es früher soviel besser war einfach nicht.
Warum funktioniert unsere Wirtschaft wohl gut und warum ist unser Lebensstandard derzeit gesichert? Weil die Jahrgangskohorten der neuen Generationen (vgl. Erkenntnisse über die Generation Y) ja noch gar nicht in/an den wichtigen Schaltstellen in der Wirtschaft angekommen sind. Das derzeitige ökonomische Niveau wird schwerpunktmäßig von den 1960er Jahrgängen bestimmt, also von denjenigen, die mehrheitlich den katastrophalen "Liberalisierungen" unseres Bildungssystems weitgehend entgangen sind.
Einziger diesbezüglicher Hoffnungsschimmmer ist im Übrigen die Tatsache, dass es sich bei der Verflachung der Ansprüche/der Fähigkeiten/der Belastbarkeit/der Fähigkeit zur Demut um ein mehr oder weniger globales Phänomen handelt und es sich damit vielleicht wieder relativiert.
Im Übrigen heißt das alles nicht, dass früher alles besser war, sondern anders. Und zwar anders in dem Sinne, dass das gesellschaftliche Umfeld vor der (häufig überzogenen) Liberalisierung unserer Systeme leichtathletikaffiner (weil wettbewerbsorientierter) war. Also doch besser - eben aus Sicht eines Herzensleichtathleten.
1) Die Fähigkeiten (z.B. in Mathematik), der bei uns ein Studium Beginnenden sinken in den letzten Jahren spürbar. Dies ist Konsenes unter allen Kollegen und wird durch einen Test auch gemessen.
2) Ebenso scheint die Motivation zu sinken. Vielen Studierenden fehlt einfach der Wille sich anzustrengen. Schon der regelmäßige Besuch der Lehrveranstaltungen scheint einigen eine Zumutung. Im Ergebnis gibt es im MINT-Beich eine Abbrecher-Quote von fadt 50%. Das Können von denjenigen, die durchkommen ist häufig unbefriedigend.
3) Ich mache mir schon seit Jahren, ob diese Generation (die ja bekanntlich auch zahlenmäßig zu klein ist) in der Zukunft konkurrenzfähig sein kann. Bauen in 20 Jahren die Chinesen die Maschinen und Autos selber? Wie sollen dann die Probleme (Rente, Umwelt, Verschuldung, usw.) gelöst werden?
4) Man kann dies natürlich für Schwarzmalerei halten. Man sollte aber nicht glauben, dass alles immer irgenwie so weiter geht. (Die Erfahrung haben die Ostdeutschen den anderen voraus). Vielleicht wird man sich in 20 Jahren an den Versuch erinnern nahe der deutschen Hauptstadt einen Flughafen zu bauen und wird dies als den Beginn eines deutschen Niedergangs ansehen.
5) Früher war natürlich nicht alles besser. Tatsächlich muss die Zahl der Studierenden heute höher sein. Im Prinzip muss in D jeder soweit ausgebildet werden, wie es möglich ist. Leider gelingt dies aber nicht.
Wer nicht fliegen kann, soll wenigstens Diskuswerfen!