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Marathon gesund? - Druckversion

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Marathon gesund? - MZPTLK - 26.04.2015

Während die Marathonis in London, Hamburg und sonstwo ihrer Suche nach sich selbst, ihrer Sucht und ihrer Flucht vor dem Älterwerden nachgehen und deshalb hier nicht mitlesen können, sollte man dem kritischen Leser vielleicht mal einige bedenkenswerte Zeilen zumuten:

'Die Dosis macht das Gift...
Marathon ist im Prinzip Profisport...

Aufgrund des heutigen Lebensstils ist er für das Herz-Kreislauf-System,
für den Muskelapparat und das Bindegewebe sehr belastend...
Der Sportler zieht sich kleinere oder grössere Verletzungen zu,
die seine Belastbarkeit einschränken...
Das sind akute Verletzungen an Bändern und Sprunggelenken oder Muskelfaserrisse.
Noch dramatischer sind aber die stillen Knorpel- und Meniskusschäden im Bereich von Hüfte und Knie.
Sie treten erst Wochen und Monate später auf...

Das Risiko beginnt schon mit 30 Jahren.
Die Knochen bauen sich schon ab einem Alter von 25 Jahren ab...
Mancher Sportler hat einen unerkannten angeborenen oder beim Sport entstandenen Herzfehler.
Oder er hat einen verschleppten viralen Infekt.
Daher sollten sich Sportler vorm Marathon unbedingt medizinisch abchecken lassen und bei Problemen das Training aussetzen...
Bitte nicht trainieren, wenn Sie sich nicht gut fühlen!..

Wichtig sind die richtigen Schuhe und das richtige Laufen.
Vielleicht hat jemand Probleme mit den Beinachsen und der Fussstatik.
Aber auch falsches Schuhwerk kann Knie- und Hüftprobleme verursachen  oder verstärken...
Auch wer beim Training Probleme mit Knie- und Hüftgelenk bemerkt, der sollte das nicht unterschätzen.
Sonst droht man, in eine Arthrose hineinzulaufen.'

(Dr. Philip Catala(41), Ärztlicher Direkor des Zentrums für Sport- und Bewegungsmedizin Lans Medicum, ehemaliger HSV-Mannschaftsarzt, in der Morgenpost vom 24.4.2015)

Es steht zu befürchten, dass Herr Catala von seiner Gilde, Chiropraktikern, Physiotherapeuten, Apothekerverbänden, der Pharmaindustrie, Sponsoren undwerweissvonwemnoch Milliardenklagen wegen Geschäftsschädigung gewärtigen muss.


RE: Marathon gesund? - alex72 - 26.04.2015

Der Marathon ist für jemanden der nicht wenigstens fünf mal die Woche trainiert ganz sicher nicht gesund. 

Allerdings ist das gezielte regelmäßige Training in der Vorbereitung für die meisten laeuferinnen schon gesund. 

Der Trend vom Marathon zum halbmarathon zeigt schon daß das auch einige Leute jetzt verstehen....


RE: Marathon gesund? - DerC - 26.04.2015

(26.04.2015, 09:55)MZPTLK schrieb: Es steht zu befürchten, dass Herr Catala von seiner Gilde, Chiropraktikern, Physiotherapeuten, Apothekerverbänden, der Pharmaindustrie, Sponsoren undwerweissvonwemnoch Milliardenklagen wegen Geschäftsschädigung gewärtigen muss.
Natürlich steht das nicht zu befürchten. Anhand seiner beruflichen Position und seiner von dir zitierten Aussage ist doch offensichtlich, dass Catala selbst Teil der Krankheitsvermarktungsindustrie ist, also wird er sich mit den von dir genannten anderen Hauptvertretern derselben recht gut verstehen.

Die Aussage wirkt sogar wie genau abgestimmt mit einem Teil der Sponsoren, den Laufschuhmarken.

Die Schäden, die die Marathonvermarktungsindustrie anrichtet sind marginal im Vergleich zu dem, was die Krankheitsvermarktungsindustrie so anrichtet.

Und da sollen die Kunden ihr Geld lassen, aus Angst vor den Spätfolgen. Es geht Catalpa doch nicht darum, dass die Menschen keinen Marathon machen. Sondern das sie gefälligst für Ordentlich Umsatz sorgen bei Schuhverkäufern, Pulsuhrherstellern, Physiotherapeuten, Ärzten usw .... wenn sie es denn tun.

Nur ein weiterer Teil einer schädlichen Angstpropaganda, mit der viel zu oft gesunden Menschen eingredet wird, sie seien krank oder würden es bestimmt bald ... wenn sie sich nicht durch den Kauf dieser oder jener Güter absicherten.

Leider wurde Catalas Zitat von dir möglicherweise nicht kritisch genug gelesen.

Übrigens rate ich Menschen auch erst zum Marathon, wenn sie angemessenes Training dafür vertragen: 80km/Woche laufen, lange Läufe bis 35km etc. Das bedeutet in den meisten Fällen, dass die Zielzeiten unter 4h liegen, für Männer klar darunter. Und mir wäre es auch lieber, es gäbe mehr Marathonläufe mit Zielschluss 5h oder weniger.

Das hat alles aber mehr mit praktischen Erwägungen und Spaß an Training und WK zu tun als mit gesundheitlichen Risiken.

Und die gesundheitlichen Risken steigen natürlich nicht linear mit dem Trainingsumfang ...

gruß

C


RE: Marathon gesund? - MZPTLK - 26.04.2015

@ DerC: Das ist eben die Ambivalenz im Gesundheitswesen, irgendwer verdient immer.
Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die - meinetwegen im wohlverstandenen Eigeninteresse - der Vorbeugung und der Aufklärung das Wort reden, besser sind als die, die sich an den Zug ranhängen und von den Körperschäden profitieren.


RE: Marathon gesund? - Atanvarno - 26.04.2015

Grundsätzlich denke ich, dass die durch ein verbessertes Herz-Kreislaufsystem im Marathontraining gewonnenen Vorteile hoch einzuschätzen sind.
Von massiven orthopädische Problemen als nahezu zwangsläufige Folge zu schreiben, halte ich für Übertreibung oder sogar Panikmache.


RE: Marathon gesund? - MZPTLK - 26.04.2015

O.k., aber ich gebe zu bedenken, dass er zwischen Profis und der Masse differenziert, und da scheinen mir seine Aussagen wohlbegründet zu sein.
Er ist auch nicht irgendwer, sondern hat mit Professor Braumann zusammen gearbeitet. Man sehe sich seine Biographie an.


RE: Marathon gesund? - Atanvarno - 26.04.2015

Was er  da formuliert sind doch eigentlich Binsenweisheiten
- vor Aufnahme des Trainings medizinischer Checkup
- nicht mit Schmerzen trainieren
- nicht mit Infekten trainieren
- richtiges Schuhwerk verwenden

Daraus jetzt ableiten zu wollen, dass Marathon für Breitensportler grundsätzlich ungesund ist, finde ich gewagt.

Zitat:Aufgrund des heutigen Lebensstils ist [der Marathon] für das Herz-Kreislauf-System,
für den Muskelapparat und das Bindegewebe sehr belastend...

Soll wohl heißen, dass stark übergewichtige Menschen keinen Marathon laufen sollten? Dem stimme ich zu. Aber wer sich sinnvoll und langfristig auf einen Marathon vorbereit, wird zum Zeitpunkt des Marathonstarts kein Übergewicht mehr haben. Das schaffen auch Breitensportler, nicht nur Profis.


RE: Marathon gesund? - MZPTLK - 26.04.2015

Ata, alles richtig, aber so ist es de facto ja nicht.
Die Masse ist auf einen Marathon nicht adäquat vorbereitet. Punkt.
Wie gross ist die Masse? 70 % der Starter?
Das sind Abertausende.

Ich finde es grundsätzlich eine erstaunliche, sympathische und positive Entwicklung, dass Sport auf diese Weise mitten in die Grosstädte kommt und Andere animiert, aber man muss auch problematische Begleiterscheinungen benennen.


RE: Marathon gesund? - DerC - 26.04.2015

(26.04.2015, 16:33)MZPTLK schrieb: @ DerC: Das ist eben die Ambivalenz im Gesundheitswesen, irgendwer verdient immer.
Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die - meinetwegen im wohlverstandenen Eigeninteresse - der Vorbeugung und der Aufklärung das Wort reden, besser sind als die, die sich an den Zug ranhängen und von den Körperschäden profitieren.
Ich lese nur leider wenig Aufklärendes, dafür aber eine Mischung aus - wie Ata richtig angemerkt hat - Binsenweisheiten und übertriebener Panikmache.

Fangen wir mal an mit dem Herzfehler oder Herzschaden. Ja sowas gibt es, und manchmal stirbt auch einer beim Marathon. Kann genauso gut bei einem kürzeren Lauf passieren - im Normalfall schlägt das Herz da noch schneller.

Kann auch im Bett passieren, bei irgendeinem anderen Sport, beim Sex, nach einem Saufabend, whatever.

Die paar, die es beim Laufen erwischt - marginal. Hart für die Betroffenen (nicht die Toten, sondern die die zurück bleiben), aber nichts wo vor man warnen müsste. und das Marathontraining ist im Normalfall gut fürs Herz. Die positiven Folgen überwiegen da bei weitem.

Ab einem gewissen Alter soll man eh regelmäßig zum Check. Vorher ist das Risiko zu gering.

Also: Ein gesunder Mensch muss nicht extra zum Arzt nur weil er Marathon laufen will. Natürlich empfiehlt das fast jeder öffentlich - die Kasse zahlt es ja und Solidarität war vorgestern. Und man möchte ja nicht dran schuld sein, dass einer stirbt. Man muss sich eben gegen so viel wie möglich absichern.

Wenn man übertriebene Angst hat. Wenn man keine hat, gibt es Leute wie Catala, die sie verbreiten.


RE: Marathon gesund? - DerC - 26.04.2015

So, gehen wir mal weiter durch Catalas Gerede.

Catala schrieb:'Die Dosis macht das Gift...
Marathon ist im Prinzip Profisport...
Erbärmlicher Quatsch. Profi ist der, der vom Sport lebt, damit Geld verdient. 99 % der Marathonis sind Amateure, den meisten geht es wunderbar dabei.

Das Training was man braucht um gut vorbereitet zu sein, verbraucht auch nicht mehr Zeit als viele andere Hobbies.

Rechnen wir 10km in der Stunde, so entsprechen 80km (die man nicht jede Woche laufen muss) 8 h. Dazu vielleicht nochmal 2*30m Stabi/Rumpftraining und das wars. Im jahresschnitt reicht locker ne Stunde/pro Tag, oft auch deutlich weniger.

Catala schrieb:Aufgrund des heutigen Lebensstils ist er für das Herz-Kreislauf-System,
für den Muskelapparat und das Bindegewebe sehr belastend...
Der Sportler zieht sich kleinere oder grössere Verletzungen zu,
die seine Belastbarkeit einschränken...
Jetzt kommt die alte Taktik, mit der die Schuhverkäufer jahrelang Erfolg hatten. Der Mensch wird allgemein (alle über einen Kamm geschoren) "aufgrund des heutigen Lebensstils" quasi als degeneriert beschrieben, eigentlich nicht mehr zum Laufen geeignet. Deshalb kann er einen Marathon wohl kaum unbeschadet überstehen (Höchstens mit den passenden Hi-Tech-Wunderschuhen). Komischerweise ist es aber alles eine Frage des Trainings: Ultraläufer laufen auch mal an einem Wochenende 2 Marathons und haben spaß dabei.

Denn der Mensch ist immer noch super zum laufen geeignet, er ist eben nicht degeneriert, sondern meistens nur mehr oder weniger stark außer Form. (Bitte "Laufen" von Bernd Heinrich lesen; Herr Catala ... MZPTLK würd die Lektüre auch nicht schaden.)

Wie war das mit den Schuhverkäufern? Ach ja, die haben alles mögliche eingebaut, was man angeblich zum laufen braucht: Luft- oder Geldämpfung, Fersen, Mittelduß und sonstige Stabilisatoren, Stützen etc. Denn ohne das würde man ja irgendwas schlimmes machen, überpronieren oder übersupinieren oder so.

Eigentlich hatte die Laufschuhindustrie das Problem selbst geschaffen: Mit dicken weichen Schuhen kann man eben nicht so gut laufen. Auf Plateausohlen aus Schaumstoff würde fast jeder zu sehr pronieren. Der ganze Firlefanz diente im wesentlichen dazu, selbstgeschaffene Probleme zu begrenzen. Es hat über 30 Jahre gedauert, bis man so langsam wieder zum Anfang zurück fand: Beim Schuh ist etwas weniger mehr und meistens gesünder.

Catala schrieb:Das sind akute Verletzungen an Bändern und Sprunggelenken oder Muskelfaserrisse.
Das sind allgemein nicht unbedingt typische Langstreckler oder Marathonverletzungen. Die sind im Schnitt viel wahrscheinlicher beim Sprint oder den populären und gesunden Teamsportarten wie Fußball oder Handball.

Auch gerade die schlecht vorbereiteten laufen den Marathon langsam, mit (erzwungenen ) Gehpausen. Für das HKS nicht so hart, für die Knochen auch nicht so riskant wie die meisten "schnellen" Sportarten.