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Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Druckversion

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RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 25.06.2016

(25.06.2016, 08:03)icheinfachma schrieb: Also führt speed + speed endurance zu einer zu starken Ermüdung des ZNS, genauso wie zu viel speed in der Gesamtstreckenlänge zu einer zu starken ZNS-Ermüdung führt? Warum aber bleiben bei zu starker ZNS-Ermüdung die Anpassungen aus? Die Schnelligkeitsreize wurden doch trotzdem gesetzt.

Ein hochintensives Speed-Programm in den Grenzen führt schon zur Ermüdung des ZNS. Natürlich brauchen die Muskeln auch zur Reparatur eine geraume Zeit. Man geht bei einer Pause bei hochintensiven Belastungen von 72 Stunden aus. Nageln Sie mich bitte nicht fest, wo ich das gelesen habe! Ich meine, dass Grosser auch von dieser Regenerationszeit ausgegangen ist. Wenn man allerdings brutal die Umfänge und Intensitäten hoch gefahren hat, braucht man länger an Regeneration!!! Das ist wohl das Schlimmste, was man machen kann.

Gertrud


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - icheinfachma - 25.06.2016

Aber ob ich nun getrennt einmal Schnelligkeit und einmal Schnelligkeitsausdauer mache und zwei mal kurze Regenerationszeiten brauche oder ob ich beides zusammen trainiere und einmal lang regenerieren muss, kommt doch auf dasselbe heraus?

Außerdem - wenn ich nach Schnelligkeit 72 Stunden regenerieren muss, also 3 Tage, und ich zweimal pro Woche Schnelligkeit trainieren will, bleibt von der Woche nicht mehr viel übrig. Um genau zu sein hat man dann noch einen Tag, an dem man dann das Schnelligkeitsausdauertraining machen kann. Wie soll man denn das ganze Trainingspensum unterbringen bei so langen Pausen? Im Leistungssport 2x Schnelligkeit oder Sprungkraft, 2x laktazide Läufe, 1x alaktazide Schnelligkeitsausdauer, 2x Krafttraining scheint ja schon das Mindestmaß zu sein.


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 25.06.2016

(25.06.2016, 17:53)icheinfachma schrieb: Aber ob ich nun getrennt einmal Schnelligkeit und einmal Schnelligkeitsausdauer mache und zwei mal kurze Regenerationszeiten brauche oder ob ich beides zusammen trainiere und einmal lang regenerieren muss, kommt doch auf dasselbe heraus?

Außerdem - wenn ich nach Schnelligkeit 72 Stunden regenerieren muss, also 3 Tage, und ich zweimal pro Woche Schnelligkeit trainieren will, bleibt von der Woche nicht mehr viel übrig. Um genau zu sein hat man dann noch einen Tag, an dem man dann das Schnelligkeitsausdauertraining machen kann. Wie soll man denn das ganze Trainingspensum unterbringen bei so langen Pausen? Im Leistungssport 2x Schnelligkeit oder Sprungkraft, 2x laktazide Läufe, 1x alaktazide Schnelligkeitsausdauer, 2x Krafttraining scheint ja schon das Mindestmaß zu sein.

Man kann natürlich in den Zwischentagen andere Inhalte unterbringen, nur nicht diese hochintensiven Sachen.

Gertrud


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 27.06.2016

Ich switche mal hierher: 
 
(27.06.2016, 14:16)Dackfield schrieb: Hm, wir hatten die Diskussion schon oft, aber Zehnkampf ist doch wohl einer der Sportarten auf der Welt mit dem höchsten ,,menschlichen Verschleiß''.
Gibt doch kaum einen Teil am Körper der nicht überansprucht wird, mentale und psychische Komponente mit eingeschloßen
Es sind ja nicht nur die deutschen Zehnkämpfer dauernd verletzt...so zynisch sich das anhört, aber vielleicht gehören die häufigen und schweren Verletzungen einfach dazu
Umso bedauerlicher das Behrenbruch, der so robust schien, nicht mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht hat.
Wenn das so wäre, würde ich heute am Tag nicht mehr als Trainerin arbeiten wollen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sehr viele Trainer, die im Topbereich arbeiten, eigentlich gar nicht die Qualifikation für den strukturell hochsensiblen Bereich trotz ihrer Lizenzen haben. Die Fehler liegen im System und in der Art der Verantwortung und welche Anforderungen ich als Trainerin an mich selbst an Voraussetzungen stelle. Meine Eigeninitiative kann mir natürlich auch der Verband nicht abnehmen. Ich sehe mich als Trainerin primär für mein eigenes Können verantwortlich und habe selbst den Willen, immer wieder weiter meinen Wissensfundus zu vervollkommnen. Es muss den Athleten und den Trainern Spaß machen, am Limit exakt zu arbeiten.

Diese "Hauruckverfahren" kommen aber auch im Siebenkampf vor: siehe Ghada Shouaa! Ich bezeichne sie als das beste und größte Talent, das die Welt bisher hatte. Sie ist regelrecht durch gewichtheberisches Krafttraining und sicherlich auch durch andere Überlastungs-Trainingsinhalte o
rthopädisch ruiniert worden. Sie weiß das heute auch selbst nur zu genau. Ich hatte hier in meinem Haus ein sehr langes Gespräch mit ihr und ihrer Physiotherapeutin. Wir waren trainingsinhaltlich sofort auf einer Linie. Auch wenn ich wie in Ratingen auf der Tribüne sitze, checke ich meistens die Athletinnen sofort nach meinen Kriterien durch und sehe auch die Defizite und Schwachstellen und ob sie auf Dauer durchkommen. Mein Kopf arbeitet dann auf der Stelle, weil ich einfach durch mein sehr ausgeprägtes Hobby so programmiert bin. 
 
Ich stelle mal die Differenz zwischen Karrieren mit und ohne Verletzungen vor:

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Überbelastungen forcieren die Leistung zeitweise sogar noch über eine langfristig gesunde Karriere. Die Rücksetzer kommen aber dann durch Verletzungen und damit verbundene Operationen.

Gertrud


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 29.06.2016

Wenn man auf Dauer weiterkommen, also  z. B. verletzungsfrei mit Schützlingen trainieren möchte, dann muss man diese "heißen Eisen anpacken"!!!                

Momentan jubelt jeder einem Abele zu. Wenn man sich seine Statistik vor allem in den letzten Jahren ansieht, dann fallen doch immer wiederkehrende Ausfälle durch gravierende Verletzungen auf. Schrader und Freimuth fallen aus meiner Sicht doch in dieselbe Kategorie. Mir sind bisher keine derartigen heftigen Verletzungen oder Operationen bei Ashton Eaton bekannt. In der Hinsicht plädiere ich für konsequente Ursachenforschung, ohne jetzt den oder die Trainer "an den Pranger stellen zu wollen". Kein Trainer führt absichtlich Verletzungen herbei. Viele Verletzungen fallen in den Rezidivbereich, der mit Sicherheit auch wiederkehrende Ursachen hat. Es müsste eine Sammelstelle geben mit den exakten oder vermuteten Ursachen. Ein leichtathletischer Verletzungskatalog mit Ursachen und prophylaktischen Maßnahmen müsste man den Trainern auf Fortbildungen vorstellen, um die Gefahren für kommende Sportler/innen zu minimieren oder bestenfalls zu eliminieren. 

Es gibt systembedingte Ursachen und individuelle vorgeprägte, wobei man auch bei nicht für den Leistungssport geeigneten, aber trotzdem talentierten Menschen die Reißleine sofort ziehen sollte. Das habe ich bei einem Schüler gemacht. Da gibt es für mich auch gar keine Diskussion!

Gertrud     



RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - MZPTLK - 29.06.2016

Wenn man einen solchen Verletzungskatalog aufstellen wollte, müsste man empirisch arbeiten.
Die Daten können nur von real existierenden Fällen kommen, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Nun werden die Beteiligten - nicht nur die Athleten, sondern das Umfeld und besonders Trainer und die Ärzte sowieso -
wegen Scham, Diskretion und Schweigepflicht kaum oder gar nicht mit verlässlichen Daten herauskommen.


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 29.06.2016

Ich bin z. B. aufgrund meiner Recherchen und einem gewissen Wissensfundus in vielen Verletzungsbereichen in der Lage, verletzungsträchtige Übungen zu benennen und auch Alternativprogramme und geeignete prophylaktische Maßnahmen vorzunehmen.
 
Ich habe etliche Übungen als "no go" katalogisiert und die "Klippen" exakt gekennzeichnet und benannt. Die Negativbeispiele kommen ausnahmslos aus dem nationalen und internationalen Bereich. Ich stelle gelegentlich diese Ausarbeitungen Freunden zur Verfügung.

Gertrud


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - MZPTLK - 30.06.2016

Dann hat man aber immer noch keine nachweisbaren.Kausalzusammenhänge.
Um den Gefahrenquellen auf die Spur zu kommen, ist das aber sicher hilfreich.


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 30.06.2016

(30.06.2016, 11:05)MZPTLK schrieb: Dann hat man aber immer noch keine nachweisbaren.Kausalzusammenhänge.
Um den Gefahrenquellen auf die Spur zu kommen, ist das aber sicher hilfreich.

Richtig ist natürlich, dass oft die Verletzungen wie Achillessehnenrisse durch eine Anhäufung von Trainingsfehlern und Nicht-Beachtung der individuellen Disposition über einen längeren Zeitraum ausgelöst werden. Es ist schon wichtig, wie man dieses Fehlverhalten im Keim erstickt. Manchmal reicht dann das Zünglein an der Waage zum Auslösen des Disasters aus. Nur sehr wenige verfügen über das Wissen, einige Normen zu stabilisieren.

Mir schwebt ein Training mit einem Athleten vor, wo man das von jung auf richtig einstielt. Es kommen oft so viele Verlockungen auf Athleten zu, die diesen Weg verbauen. Ich verfüge über das Wissen und die Leute, die diese Kausalzusammenhänge relativ früh orten können; nur sind einem durch die Finanzen die Hände gebunden. Bei einem Ausnahmetalent hindert mich das aber auch nicht, und ich würde einen sehr harten Kurs von Anfang an gehen. Es ist bei Vereinswechseln nicht in erster Linie der monatliche Check entscheidend, sondern ob ein Athlet in die Hände eines vernünftigen Trainers oder einer Trainerin kommt. Ich würde an der Stelle dieser Athleten immer vorher die OP- und Verletzungs-Bilanz eines Trainers abchecken!!!  Thumb_up

Was heute unheimlich vorherrscht, sind reihenweise enorme Haltungsfehler bei Kindern und Jugendlichen. Ich habe in meiner LA-AG alles im Angebot! Wink  

Ich habe mir den gesamten Morgen mal wieder das Übungspotential eines Weltklasseathleten aus dem absoluten Wurf-Topbereich vorgenommen. Teilweise gibt es bei ihm wirklich gutes Übungspotential. Bei manchen Übungen wird "Materialprobe schlimmstens Ausmaßes" gezeigt.

Gertrud


RE: Langfristig erfolgreiche Trainingsqualität statt langfristige Verletzungsprobleme - Gertrud - 18.09.2016

Leichtathletik.de: „Ich fühle mich nicht vollendet“, sagt Sebastian Bayer, der gerade einen kleinen operativen Eingriff im Hamburger Krankenhaus hinter sich hat. Aus seinem rechten Knie wurde Knorpel entfernt. Vorbereitung auf die große Operation in einer Woche, bei der ein Knorpelschaden komplett behoben werden soll. Die Fortsetzung der Behandlung, die Anfang des Jahres begann.

Irgendwie berühren mich derartige Berichte sehr. Es kann noch genug nach der sportlichen Karriere an physischen Einbußen kommen. Meine Frage kreist immer wieder darum: "Müssen es schon die aktiven Zeiten sein, die dermaßen harte Beeinträchtigungen und OP erfordern?" Ist es für Trainer nicht möglich, entsprechende Vorsorge zu tragen, dass der Athlet möglichst heil übersteht? Ich bin der festen Überzeugung, dass es schon sehr gute Hinweise gibt, ein derartiges Dilemma nicht auszulösen: Qualität der Übungen, entsprechende Belastungsspitzen, ausreichend individuelle physische Probanden-Kenntnisse sind gute Garanten im gesunden Überleben. Die Form wie bei Sebastian Bayer macht mich sehr betroffen und auch nachdenklich, ob immer im Laufe einer Karriere die richtigen Personen am Werke waren???! Ich differenziere sehr stark zwischen mechanischer und biomechanischer Belastung. Was mechanisch möglich ist, ist biomechanisch nicht immer verträglich!!!  Thumb_down

​Gertrud