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Sprinttechnik - Zutritt nur für Wissbegierige! - Druckversion

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RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - icheinfachma - 01.12.2015

(29.11.2015, 11:13)Halloo schrieb: Mir scheint, dass das anfersen nicht aktiv geschieht, sondern fliehkraftbedingt. Ist nur möglich, wenn Agonisten und Antagonisten optimal abgestimmt sind. Durch die optimale Entspannungsfähigkeit von Bolt klapp das hervorragend.

Die Fliehkraft müsste es ja nach außen wegdrücken. Stattdessen ist es so, dass die restliche Muskelspannung zur Kniebeugung in der hinteren Schwungphase beiträgt, außerdem führt die restliche Hüftstreckung, nachdem der Fuß den Boden verlassen hat, und das anschließende Abstoppen der Hüftstreckung zu einem trägheitsbedingten weiter-nach-hinten-Bewegen des Unterschenkels, der aufgrund seiner Befestigung im Kniegelenk dann nach oben ausschlagen muss.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - icheinfachma - 01.12.2015

(30.11.2015, 13:35)Halloo schrieb:
(30.11.2015, 10:05)Gertrud schrieb: ....Unsere Tripplings und Skippings streichen sie mal bitte voll aus dem Programm und ersetzen sie bitte durch drills wie anklings und US-skips ... im A-, B- und C-Bereich, die neuronal entsprechend ansteuern!

Die Leitern kann man für andere Geschicklichkeitsübungen gut benutzen......


Verstehe ich erneut nicht. Wenn Leitern für andere Geschicklichkeitsübungen gut benutzt werden können (geschieht i.d. Regel mit schneller Frequenz), gibt es doch ebenso ungezählte "Bremskontakte" wie bei Tripplings o.ä. Ich sehe da keinen Unterschied. Oder sehen Sie es so, dass die Leiter-Geschicklichkeitsübungen nur in reaktiver Form ausgeführt werden sollten Huh
Ist es denn auch so, dass zu Lasten der Geschwindigkeit keine Ausdauerläufe durchgeführt werden dürfen, weil auf diese Weise der lange Bodenkontakt ebenfalls geschult wird???? Oder sind Sie der Meinung, dass diese "Schulung" nur ab einer gewissen Geschwindigkeit (80%?), erfolgt.  Ich kann mir kaum vorstellen, dass durch Tripplings u.ä. negative Geschwindigkeitsbarrieren entstehen (hier Sprunggelenke), wenn man andererseit durch spezielle (z.B. plyometrische ) Übungen gegenwirkt.

Ich halte Leitern als gute Mittel zur Rhythmusschulung (nicht Stufe für Stufe durchlaufen, sondern Lauf-ABC durch die Leiter oder merhere Stufen mit einmal nehmen), man kann auch diverse Gleichgewichtsübungen darin ausführen. Die Bodenkontakte verbessern sich aber durch zwei Dinge: Verbesserung der Schnellkraft der HÜftstrecker und Vertical Spring Stiffness und durch technische Verbesserungen, also Landung näher am KSP und vertical alignment. Man schult die Frequenz nicht durch Tappings, die bewirken maximal, dass man auf die Knie nicht mehr hebt und dadurch hohe Schrittfrequenzen bekommt. Im Sprint wierd die Frequenz aber durch Verringerung der Bodenkontaktzeiten erreicht, also indem man die selbe Impulsänderung (den selben power output) in kürzerer Zeit erreicht. Wenn man das biomechanisch nicht versteht, hat es keinen Sinn, sich weiter damit zu beschäftigen.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - icheinfachma - 01.12.2015

(30.11.2015, 20:48)Maschkov schrieb: speziell im sprint glaub ich das nicht. ich denke eher, das sehr viele schnelle sprinter bewegungen einfach so von sich aus machen. und das deren trainer, der das erkennt, das einfach so lässt.  deswegen meine frage, ob den der bolt das auch so macht.
es ist ja unbestritten, das physikalisch und biomechanisch da alles erklärt werden kann - nur die ansteuerung passiert im hirn.
deswegen meine frage.
eine natürliche bewegung ist immer schneller, als eine antrainierte und selbst als eine, die zum automatismus geworden ist.
deswegen halte ich das spezielle ergründen von techniken als spekulation, solange ich nicht weiss, was der athlet macht.
natürlich muss grundlegend alles vorhanden sein - aber diese dinge wissen alle (so hofft man). der rest ist dann individualismus und ist bei jedem anders.
warum soll ich das dann ergründen ? bringt einen das wirklich weiter ?

Meine Ansicht zu Bolt habe ich ja schon geäußert - er ist vermutlich durch seine große Koordination und das spezielle Üben mit Abstandshaltern zu seiner Beckenbewegung gekommen. Wenn es wirklich an den Übungen allein liegen würde, würden auch die anderen von Glen Mills trainierten Sprinter so laufen wie Bolt. Yohan Blake oder Warren Weir, beide von Glen Mills trainiert, tun das nicht. Aber alle weisen außer der extremen Beckenbewegung die Merkmale auf: Unterfersen, Kniehub, Ausgreifen = Strecken + Kniewinkelverringerung vor dem Fußaufsatz), aktiv greifender Fußaufsatz einigermaßen nahe am KSP, knee- und ankle-Stiffness, unvollständige Hüft- und Kniestreckung im Hinterstütz, verkürzte Residual Phase, aufrechte Körperhaltung und kräftige Armbewegung - wie es im Buche steht und von der ganzen Weltklasse aus gutem Grund angewandt wird. Ich denke, darauf sollte der Fokus des Sprinttechniktrainings liegen.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - icheinfachma - 01.12.2015

(30.11.2015, 22:13)decathlonitis schrieb: Bei alle hier immer wieder vorgebrachten Verbesserungsvorschlägen (welchen genau?) ist mir der Blick zu sehr auf die absolute Spitze gerichtet, verbunden mit der Kritik daran, was sie machen und was man besser machen könnten.
Berücksichtigen sollte man aber, dass viele Trainer und Übungsleiter die hier reingucken, es aber oft nur mit Jugendlichen oder heran wachsenden, interessierten und willigen La-Fans zu tun, die sogar einmal Spitze werden wollen.
Und von daher betrachte ich z.B auch das gesamte Trainingsspektrum.

Gertrud,
nun deine Vorschläge der Drills, Anklings und die US-Drills statt dessen. Das ist amüsant. Das wird doch schon seit Jahren auf "Bezirksebene" gemacht und in früherer Zeit abgewandelt auf der Straße. Das musst Du doch noch wissen. Naja, nicht alles genauso, aber immerhin.
Heute können wir das alles viel besser biomechanisch erklären.

Man kann eine gute Sprinttechnik auch ohne die Kraft eines Spitzensportlers ausführen. Beim Weitsprung, Hochsprung, Kugelstoßen etc. sagt man doch auch nicht: "Die Technik kann man nur als Spitzensportler ausführen, wir trainieren sie am besten gar nicht". Natürlich ist Hand- und Schrittsprung den weiter Springenden vorbehalten, dennoch ist es so, dass eine gute Technik die Disziplin immer erleichtert bzw. bei gleichermaßen maximalem Kraftinsatz effizienter macht. Das gilt auch für Lauf- und Sprinttechnik.

Das zweite fett markierte stimmt nicht. Die Übungen Quick leg, High knee butt kick, A-Skipping, B-Skipping wurden in meinem Umfeld auf Kreisebene nicht durchgeführt. Das einzige, was ich sah, und das man im Technikerwerb einsetzen kann, war Storchenlauf, aber sehr selten und immer schlecht ausgeführt, nicht die Dinge beachtet, auf die es wirklich ankommt. Erst recht wurden diese Dinge nicht eingesetzt, um zielgerichtet an der Sprinttechnik zu arbeiten, diese wird von den Dorftrainern meist weggelassen. Darum haben die Bezirksleichtathleten in der Regel keine bessere Sprinttechnik als Laien, dass kann man sogar in meiner jetzigen Stadt von 90% der Sportgymnasiasten sagen, die Sprinter sind. Auch die Tatsache, dass die deutsche Spitze in den 90ern technisch schlecht lief (anders als die meisten Sprinter jetzt), spricht dagegen, dass man diese Übungen je sinnvoll eingeetzt hätte. Es kommt neben der richtigen Übungsauswahl auch darauf an, die Übungen und die Gesamttechnik richtig zu lehren.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - icheinfachma - 01.12.2015

(01.12.2015, 19:14)Atanvarno schrieb: So wie ich icheinfachmas Beiträge verstanden habe, sind die von ihm dargestellten Technikelemente der Weltklasse in der Form auch von Jugendlichen erlern- und ausführbar.

Folgt man Gertrud, dann müssen bestimmte "Vorarbeiten", die zu dieser Technik hinführen, sogar im Kinder- und Jugendalter durchgeführt werden, weil sonst falsche Programme und Muster abgespeichert werden, die sich später nachteilig auswirken, wenn man dann noch auf die "optimale" Technik der Weltklasse umstellen wollen würde.

So war es auch gemeint, die zweite Aussage entspricht ebenfalls meinem Standpunkt.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Gertrud - 02.12.2015

(01.12.2015, 23:10)icheinfachma schrieb:
(26.11.2015, 08:23)Gertrud schrieb: Bei einbeinigen Sprintbewegungen ist das Beinsystem adduziert, was teilweise äußerst gelenkschonend geschieht. Die beidbeinigen Prellsprünge wirken auf Fuß- und Kniegelenke, bei letzteren hauptsächlich kniestreckend. Die Knieverschaltung steht hier vollkommen außen vor. Das Bein muss folglich die adduzierten Bewegungen "vertragen" können, was nur bei gut trainierten Gelenken einschließlich Muskulatur, Sehnen, Faszien geschehen kann.

Gertrud

Es muss nicht adduziert sein, siehe z.B. Jeter. Die Kniegelenke wirken nicht nur bei Prellsprüngen, sondern auch im Sprintbodenkontakt streckend. Im Sprint überlagern sich die Hüftstreckung und die Vertical Spring Stiffness. Ein Training letzterer bewirkt messbar kürzere Bodenkontaktzeiten und einen größeren top end speed.

Den zweiten Teil sehe ich anders. Wenn man Überlastungen hat, dann wäre es falsch, einfach weiter einbeinige Übungen zu machen und besser, dann durch beidbeinige Übungen die Schienbeine und Achillessehnen zu entlasten. Der passive Bewegungsapparat passt sich nur langsam an und sollte darum auch nur so stark belastet werden, wie er aushält. Um die Belastung nicht zu groß werden zu lassen, halte ich entlastende Übungen wie die genannten für sinnvoll. Die Achillessehnenverletzunen und Knochenhautentzündungen sind nunmal die häufigsten Sprintüberlastungen. Der Körper braucht eben Zeit, um sich anzupassen, das geht nicht shcneller, indem man die Belastung erhöht durch die Verwendung ausschließlich einbeiniger Übungen, das ist nicht plausibel.

Ich würde die einbeinigen Belastungen für eine Zeit weglassen, bis die "Baustelle" behoben ist.
Die Adduktion war z.B. bei Sailer auch nicht der Fall. Die Frage ist allerdings immer, was gesund ist. Man sollte schon versuchen, den KSP so gut wie möglich zu treffen. Auch Spitzenleute machen nicht alles immer richtig (siehe Bolt LWS und Füße!!!). Da es zu keinem Zeitpunkt zur vollen Kniestreckung kommt, gerät das laterale Kollateralband in Entspannung, dem die Adduktionsfunktion entgegengesetzt werden, um wieder genügend Spannung aufzubauen. Wir haben also zwei völlig unterschiedliche anatomisch-funktionelle Herangehenseisen bei ein- und beidbeinigen Durchführungen. Auch hier müssen wir "messerscharf" denken. Es sind sehr unterschiedliche Muskulaturen bei diesen beiden Bewegungen am Werke, um die Belastungen auf das Kniegelenk in der Balance zu halten. Es geht hier um Drehmomente am Knie, die im Gleichgewicht gehalten werden müssen.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - gera - 02.12.2015

das waren jetzt 9 Beiträge von  icheinfachma  hinter einander.
Wenn das keine Selbstgespräche sind.
Die Politiker würden vielleicht sagen . " was für eine Sau wird denn als nächstes durchs Dorf getrieben ? "


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Halloo - 02.12.2015

(05.08.1974, 03:16)icheinfachma schrieb:  
icheinfachma, mich erstaunt erneut dein angelesenes theoretisches Sprintwissen, welches Du hier sehr ausführlich offen legst - gelegentlich leider etwas belehrend (wer das nicht versteht, braucht sich nicht damit zu befassen u.ä.) Man könnte meinen, dass Du ein ausgesprochener Sprintexperte bist. Wenn Du die Theorie  in der Praxis testen würdest, wäre deine Meinung aussagekräftiger. Theorie und Praxis sind nicht immer deckungsgleich, obwohl die Theorie richtungsweisende Grundlage ist. Das merkst du spätestens auf dem Platz, denn da liegt die Wahrheit. Manchmal ist alle Theorie grau.
Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber eigene Erfahrungen (über das was Du schreibst) scheinst Du nicht zu haben.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Atanvarno - 02.12.2015

(02.12.2015, 09:14)gera schrieb: das waren jetzt 9 Beiträge von  icheinfachma  hinter einander.
Wenn das keine Selbstgespräche sind.
Die Politiker würden vielleicht sagen . " was für eine Sau wird denn als nächstes durchs Dorf getrieben ? "


Was soll diese Bemerkung jetzt wieder? Wenn icheinfachma regelmäßig online ist und sofort antwortet, wirfst du ihm vor, er habe nichts anderes zu tun. Ist er ein paar Tage nicht online und antwortet dann gesammelt auf alle Fragen und Beiträge, die direkt an ihn gerichtet waren, oder zu denen er etwas sinnvolles beizutragen hat, wirfst du ihm vor er führe Selbstgespräche.

Festzuhalten bleibt:
- egal was er macht, dir kann er es offensichtlich nicht Recht machen.
- deine Einlassungen tragen rein gar nichts zum Diskussionsthema bei und sind damit (um in deinem Duktus aus dem Diskussionskulturthread zu bleiben) "Unsinn" und meiner Meinung nach überflüssig.

Vielleicht solltest Du, anstatt seine Beiträge zu zählen, versuchen sie zu lesen und zu verstehen.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - icheinfachma - 02.12.2015

(02.12.2015, 07:52)Gertrud schrieb: Ich würde die einbeinigen Belastungen für eine Zeit weglassen, bis die "Baustelle" behoben ist.
Die Adduktion war z.B. bei Sailer auch nicht der Fall. Die Frage ist allerdings immer, was gesund ist. Man sollte schon versuchen, den KSP so gut wie möglich zu treffen. Auch Spitzenleute machen nicht alles immer richtig (siehe Bolt LWS und Füße!!!). Da es zu keinem Zeitpunkt zur vollen Kniestreckung kommt, gerät das laterale Kollateralband in Entspannung, dem die Adduktionsfunktion entgegengesetzt werden, um wieder genügend Spannung aufzubauen. Wir haben also zwei völlig unterschiedliche anatomisch-funktionelle Herangehenseisen bei ein- und beidbeinigen Durchführungen. Auch hier müssen wir "messerscharf" denken. Es sind sehr unterschiedliche Muskulaturen bei diesen beiden Bewegungen am Werke, um die Belastungen auf das Kniegelenk in der Balance zu halten. Es geht hier um Drehmomente am Knie, die im Gleichgewicht gehalten werden müssen.

Da gehe ich mit.