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Sprinttechnik - Zutritt nur für Wissbegierige! - Druckversion

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RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - runny - 03.12.2015

(03.12.2015, 23:02)Gertrud schrieb: Man kann Ergebnisse von Sprintern auf niedrigem Niveau teilweise nicht auf die "Idealsprintform" im Topbereich übertragen. 


Eine wichtige Aussage, die ich gerne ergänzen möchte. Ebensowenig kann man die Idealsprintform spezieller Personen im Topbereich auf niedrigeres Niveau übertragen.
Erst heute in der Halle eine Übungsgruppe (ca. 13-16 Jahre alt) gesehen, die seitens der Trainerin eine Technikschulung am Start erhalten haben, die einer Mischung aus Justin Gatlin und Verena Sailer entsprach.
Wie das ganze ausgesehen hat kann sich jeder selbst ausmalen.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Gertrud - 03.12.2015

Da muss man differenzieren. Es gibt Sprinter, die eine schlechte Technik automatisiert haben und vielleicht 10,4 sprinten, was ihnen das Vorwärtskommen verbaut. Es gibt auf der anderen Seite z.B. jamaikanische Jugendliche, die sofort die richtigen Techniken mit Betonung der key-points lernen, und das ist wichtig, weil man besser darauf aufbauen kann!!! Einmal automatisierte Fehler sind als Muster "eingebrannt" und lassen sich kaum beseitigen.

Gertrud


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Halloo - 03.12.2015

(03.12.2015, 23:36)runny schrieb:
(03.12.2015, 23:02)Gertrud schrieb: Man kann Ergebnisse von Sprintern auf niedrigem Niveau teilweise nicht auf die "Idealsprintform" im Topbereich übertragen. 




Eine wichtige Aussage, die ich gerne ergänzen möchte. Ebensowenig kann man die Idealsprintform spezieller Personen im Topbereich auf niedrigeres Niveau übertragen.
Erst heute in der Halle eine Übungsgruppe (ca. 13-16 Jahre alt) gesehen, die seitens der Trainerin eine Technikschulung am Start erhalten haben, die einer Mischung aus Justin Gatlin und Verena Sailer entsprach.
Wie das ganze ausgesehen hat kann sich jeder selbst ausmalen.

Richtig.
Stimmt,  man kann nicht immer eine Idealsprintform (was ist die eigentlich?) auf sog. niedriges Niveau übertragen. Das trifft  aber  auch für anderes Niveau zu, welches sehr hochwertig sein kann. Aber das hatten wir schon diskutiert. Was für gewisse Athleten richtig ist, muss nicht für alle Athleten zutreffen - egal welches Niveau.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Gertrud - 03.12.2015

(03.12.2015, 23:53)Halloo schrieb: Richtig.
Ich möchte aber ergänzen. Man kann nicht immer, eher überhaupt nicht, eine Idealsprintform auf niedriges Niveau übertragen. Das gilt aber nicht (nur) für "sog." niedriges Niveau, sondern auch für anderes Niveau, welches sehr hochwertig sein kann. Aber das hatten wir schon diskutiert. Was für gewisse Athleten richtig ist, muss nicht für alle Athleten zutreffend - egal welches Niveau.


Man hätte das Boltsche Sprinten z.B. nicht auf Michael Johnson übertragen können. Man kann meistens nur an bestimmten Stellen individuell feilen, und man muss schauen, was machbar ist. 

Gertrud


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Halloo - 04.12.2015

(03.12.2015, 23:58)Gertrud schrieb: Man hätte das Boltsche Sprinten z.B. nicht auf Michael Johnson übertragen können. Man kann meistens nur an bestimmten Stellen individuell feilen, und man muss schauen, was machbar ist.

Wir stimmen da voll überein.
Es ist wichtig, in jungen Jahren (bestes Lernalter) die richtigen Bewegungen hinzukriegen. Das ist enorm schwierig, und man braucht ein gutes Auge und manchmal auch Bauchgefühl - Erfahrung. Gelegentlich muss man aber überhaupt nicht eingreifen, weil die Bewegungen einfach stimmig sind. Wenn ein Bewegungsablauf gefestigt ist, kann man den eigentlich nicht mehr richtig korrigieren - anders als bei einer  Blockade der Geschwindigkeit (Dynamischer  Stereotyp). Wenn der Körper die (falsche) Bewegungsrichtung stabilisiert, dann bleibt das meist so, trotz aller Bemühungen einer Korrektur. Hab irgendwo mal in einem Fachbuch gelesen, dass man siebenmal so lang Technik verlernt als erlernt. Wie man das herausbekommen haben will ist mir fremd. War irgend ein Wissenschaftler. Meine Erfahrung: Falsche Technik bleibt zeitlebens, ändert sich nur sehr bedingt. Gott sei Dank sind Geschwindiglkeitsstabilisierungen ( der Körper stabilisiert nicht nur die Richtung der Bewegungen, sondern - bei entsprechender gleicher hohen Intensität und vielen Serien-  auch die Geschwindigkeit) relativ schnell mit Spezialübungen  zu überwinden. 
Es ist wichtig, sich mit der Biomechanik zu befassen, aber in der Praxis muss man dann häufig viel relativieren und ändern. Und das ist gelegentlich verteufelt schwer. Manchmal muß man aber auch überhaupt nicht in Bewegungsläufe eingreifen, weil sie stimmig sind. Das sollte dann ein guter Praktiker im Wesentlichen abseits der Theorie erkennen können-


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - gera - 04.12.2015

v.b.
schrieb : " Grundregulation des System Mensch ist Prinzip der Ökonomie.


Und so wird ein sprintbegabter Athlet das meiste automatisch für sich ökonomischer machen.
Ein guter Trainer mit Auge sieht, wo er sinnvoll eingreifen kann.
Eine Sprinttechnik für alle Sprintertypen wird und kann es nicht geben. Die unterschiedliche Körpergewichte, Hebelverhältnisse, Kraftanlagen, neuronalen Anlagen  würden für jeden Athleten eine andere " Idealtechnik " verlangen.
Die meist überufernden theoretischen Erklärungen eines users hier sind so nicht viel wert.
Es gibt wohl keine Disziplin, wo Trainingsfleiss allein nichts bringt, wenn das Talent dazu fehlt.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Gertrud - 04.12.2015

Ich sehe das etwas differenzierter und halte die Recherchen von einfachichma für gut. Ob man alles verwenden kann, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Das Verhalten "Haben wir immer so gemacht, machen wir weiterhin so." teile ich nicht, weil es einfach immer wieder kluge Köpfe gibt, die neue Erkenntnisse beisteuern. Das war bei Asafa Powell so, das ist bei Usain Bolt so, die technisch andere Details zeigen. Diesen neuen Erkenntnissen sollte man sich nicht verschließen. Es liegt trotzdem noch einiges im Erkenntnisbereich der anatomischen Strukturen und deren Veränderung durch adäquates Training brach. Ich habe gerade noch ein neues Buch im 200€-Bereich bestellt, um das Rundumwissen zu vervollständigen. Die Sportwissenschaft ist ja eine Wissenschaft, die viele Gebiete vereinigt. Es gibt einfach immer etwas zu tun, weil die wissenschaftlichen Vorstöße immens sind. Auf einmal entdeckt da einer eine Faser, von deren Struktur wir bisher nichts gewusst haben. Man muss bei aller Offenheit den Blick für das Wesentliche nicht verlieren. Das ist manchmal schwierig. Die Vorteile dieser enorm fokussierten Wissenschaftler mit ihren Spezialkenntnissen auf die LA zu projizieren und zu nutzen, ist eine Kunst und unglaublich viel Arbeit. Das kann man nur in einer Vernetzung im positiven Sinne "verrückter Einzelgänger" schaffen. Daher interessieren mich auch nicht die auf Team gebürsteten Trainer/innen, sondern nur die sachlich und fachlich orientierten.

Man hat z. B. im Sprint ein Grundkonzept und fügt dem immer wieder neue Kenntnisse nach einem Check zu. Das halte ich für eine gute Variante. 

Gertrud


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Halloo - 04.12.2015

(04.12.2015, 11:43)Gertrud schrieb: Ich sehe das etwas differenzierter und halte die Recherchen von einfachichma für gut. Ob man alles verwenden kann, muss man von Fall zu Fall entscheiden......
 ...... Es gibt einfach immer etwas zu tun, weil die wissenschaftlichen Vorstöße immens sind. Auf einmal entdeckt da einer eine Faser, von deren Struktur wir bisher nichts gewusst haben. Man muss bei aller Offenheit den Blick für das Wesentliche nicht verlieren. Das ist manchmal schwierig.

...wobei sich die Frage stellt, was das Wesentliche ist....


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - lor-olli - 04.12.2015

Zitat:Die meist überufernden theoretischen Erklärungen…

Doch, sind sie - in einer wissenschaftlichen Ausarbeitung - in der Trainingspraxis eher nicht.

Neue Erkenntnisse fließen mal schneller mal weniger schnelll in das Training ein (und da hilft es, wenn ein Trainer auch theoretisch auf dem Laufenden bleibt…), dennoch geht es beim Training darum Fehler in der Ausführung zu erkennen und genereller schnell zu erkennen, ob ein bestimmtes Training bei einem Athleten die erwünschte Wirkung zeigt. Manchmal sind es nur kleinste Veränderungen, die Aufgehen oder eben nicht, so etwas lernt man nicht in der Theorie sondern in der Praxis.

Ein Trainer hat es obendrein nicht mit Büchern (Massenproduktion) sondern mit Individuen ("Einzelproduktion" Wink), mit allen physiologischen und psychologischen Facetten zu tun. Zwei Athleten + identisches Training = unterschiedliches Ergebnis, die Kunst liegt darin zu erkennen WARUM. Trainingsfehler? Technikfehler? Individuelles Maximum erreicht? (Bei dieser Erkenntnis, egal ob korrekt oder nicht, greifen dann "einige" zu “unterstützenden Maßnahmen“). Ohne entsprechendes Wissen fehlen mir vielleicht die richtigen Stellschrauben an denen ich drehen muss, oder man erkennt "DEN Fehler" gar nicht (Nicht-Wissen macht die Gescheiten zu Suchenden, die Anderen einfach nur ratlos )

Um zu erkennen warum "Jamaika so schnell läuft" braucht man Erkenntnisse, keine Spekulationen (sowieso alles Doping…) und da gilt es über Tellerränder auch in der Praxis hinauszuschauen.


RE: S p r i n t t e c h n. - Zutritt nur für Wissbegierige! - Gertrud - 04.12.2015

(04.12.2015, 11:49)Halloo schrieb: ...wobei sich die Frage stellt, was das Wesentliche ist....

Entscheidend ist, wodurch eine Zeitreduzierung im Sprint vornehmlich entsteht. An diesen Stellschrauben sollte man arbeiten.

Gertrud