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Psychologie des Dopings - Druckversion

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RE: Psychologie des Dopings - Sergej Litvinov - 15.09.2015

(15.09.2015, 11:46)Pollux schrieb: Da empfehle ich ne Lektüre von Kant! Das könnte helfen, um über die Vereinbarkeit von Moral und menschlicher Natur einigen Aufschluss zu erhalten. Aber ihr Jungs lernt es nicht: Auch die Moral definiert sich nicht durch Nützlichkeit. Aber sie ist immerhin dort zu Hause, wo die Bedingungen des Lebens nicht optimal sind.
Kant hatte auch auf unsere Freiheit gehofft Sleepy

Mein selbstgebasteltes Wissen ueber die Moral ist eine Beobachtung und kein Wissen. Philosophie ist ueberhaupt kein Wissen, ich kann sie auch nicht als Wissenschaft ansehen.

Ich habe gelernt zynisch zu sein, weil in meinen Augen nur Zyniker versuchen die Welt so zu sehen so wie sie ist.

Ich koennte ihnen auch ein Paar wissenschaftliche Buecher empfehlen.
Dawkins - The Selfish Gene
Ivan Sechenev - Reflexes of the Brain
(und einer von den Authoren lebt sogar nochBig Grin)

Was die Moral angeht (wie man in Russland sagt) laufen wir vor den Zug.
Wir denken ueber uns viel zu gut. 
Filme, Romane und alles andere reden uns ein das wir in jeder Situation unseren Instinkten empfliehen koennen - fuer mich ist dies schon lange ein Maerchen.


RE: Psychologie des Dopings - Pollux - 15.09.2015

Jeder autonome Nicht-Doper hofft nicht bloß auf Freiheit. Er nimmt sie in Anspruch! 

PS: Aber wahrscheinlich liegt das nur daran, dass seine Hirnwindung anders liegt als beim Doper. Oder sein egoistisches Gen tickt aus der Reihe. Das erklärt dann die Logik seiner nicht-egoistischen Argumentation. 

Über den Rest breiten wir lieber den zynischen Mantel des Schweigens. Sonst katapultieren sie uns in die Plauderecke. Und dort wartet schon MZ - mit dem Messer zwischen den Zähnen! Smile


RE: Psychologie des Dopings - MZPTLK - 15.09.2015

(15.09.2015, 13:02)Pollux schrieb: Jeder autonome Nicht-Doper hofft nicht bloß auf Freiheit. Er nimmt sie in Anspruch!
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Zitat:Aber wahrscheinlich liegt das nur daran, dass seine Hirnwindung anders liegt als beim Doper.
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Zitat:Über den Rest breiten wir lieber den zynischen Mantel des Schweigens. Sonst katapultieren sie uns in die Plauderecke. Und dort wartet schon MZ - mit dem Messer zwischen den Zähnen! Smile
Big GrinBig GrinBig Grin


RE: Psychologie des Dopings - Sergej Litvinov - 15.09.2015

(15.09.2015, 13:02)Pollux schrieb: Jeder autonome Nicht-Doper hofft nicht bloß auf Freiheit. Er nimmt sie in Anspruch! 

PS: Aber wahrscheinlich liegt das nur daran, dass seine Hirnwindung anders liegt als beim Doper. Oder sein egoistisches Gen tickt aus der Reihe. Das erklärt dann die Logik seiner nicht-egoistischen Argumentation. 

Über den Rest breiten wir lieber den zynischen Mantel des Schweigens. Sonst katapultieren sie uns in die Plauderecke. Und dort wartet schon MZ - mit dem Messer zwischen den Zähnen! Smile

Natuerlich gibt es immer abweichungen, die gibt es immer.
Ich glaube aber nicht das es so viele sind das die jetzt das Bild anders aussehen lassen.

Ich selbst bin ein Nicht-Doper nicht weil ich ein besserer Mensch bin und meine Hirnwindung anders liegt.
Ich durfte ganz nah miterleben wie riskant und kontraproduktiv in meinen Umstaenden es sein kann zu dopen und als ich die Moeglichkeit hatte habe ich den Schwanz eingezogen und habe die mittelmaessige Stabilitaet den grossen Ruhm und das grosse Geld mit dem Risiko alles zu verlieren bevorzugt. Ich habe noch das Glueck mit meinen Resultaten das Niveau zu haben was mir ein Leben im Sport erlaubt. Wenn ich dies nicht getan haette wuerde meine PB jetzt ueber 84m liegen aber ich waehr sicherlich schon weg vom Fenster.

Doch wenn ich in einer anderer Zeit waehr wo die Gefahr nicht so gross waehr wuerde ich es sicherlich tun und wenn jemand von euch denkt er wuerde es nicht, denkt er ueber sich selbst zu gut.


RE: Psychologie des Dopings - MZPTLK - 15.09.2015

Sergej, das ist sehr interessant, danke.

Es kommt viel darauf an, ob jemand überhaupt die Chance hat, oben mitzumischen.
Dann würden es sich Viele - auch aus dem Forum - ernsthaft überlegen, nachzuhelfen.

Allerdings würde die Entscheidung heute oft anders ausfallen als vor 30 Jahren.
Nicht nur wegen des viel höheren Risikos, erwischt zu werden und der schärferen Sanktionierung,
sondern auch wegen der wesentlich bekannteren Gesundheitsrisiken.
Ob die Moral besser geworden ist, weiss ich nicht.


RE: Psychologie des Dopings - Atanvarno - 15.09.2015

(15.09.2015, 13:47)Sergej Litvinov schrieb: Doch wenn ich in einer anderer Zeit waehr wo die Gefahr nicht so gross waehr wuerde ich es sicherlich tun und wenn jemand von euch denkt er wuerde es nicht, denkt er ueber sich selbst zu gut.

oder Du zu schlecht über die anderen.

Wenn ich mit meinen Mitmenschen zu tun habe, denke ich nicht ständig darüber nach, wie ich mir jetzt am besten einen unrechtmäßigen Vorteil verschaffen kann und ich gehe auch nicht davon aus, dass die Mehrheit meiner Mitmenschen ständig versucht mich zu übervorteilen

Fall das im Leistungssport grundsätzlich anders ist, haben wir es mit einer abnormalen Subkultur zu tun, gegen die man vorgehen muss, um diejenigen, die sich im Leistungssport normal verhalten wollen zu schützen.


RE: Psychologie des Dopings - Sergej Litvinov - 15.09.2015

(15.09.2015, 14:04)MZPTLK schrieb: Sergej, das ist sehr interessant, danke.

Es kommt viel darauf an, ob jemand überhaupt die Chance hat, oben mitzumischen.
Dann würden es sich Viele - auch aus dem Forum - ernsthaft überlegen, nachzuhelfen.

Allerdings würde die Entscheidung heute oft anders ausfallen als vor 30 Jahren.
Nicht nur wegen des viel höteren Risikos, erwischt zu werden und der schärferen Sanktionierung,
sondern auch wegen der wesentlich bekannteren Gesundheitsrisiken.
Ob die Moral besser geworden ist, weiss ich nicht.
Glaub mir um Gesundheit scheren sich die Athleten nicht ein bischen.
Mann weiss seit langem das Fast Food gefaehrlich ist und schau mal im McDonalds vorbei.

Und das Risiko erwischt zu werden ist nicht ueberall so gross.
In DE ist es wohl sehr schwer erwischt zu werden Sleepy

Spass bei Seite. Es gibt zu viel von gruennen Licht was Doping angeht im unseren Sport. Moeglichkeiten ueberall aber nicht fuer alle.


RE: Psychologie des Dopings - Sergej Litvinov - 15.09.2015

(15.09.2015, 14:11)Atanvarno schrieb:
(15.09.2015, 13:47)Sergej Litvinov schrieb: Doch wenn ich in einer anderer Zeit waehr wo die Gefahr nicht so gross waehr wuerde ich es sicherlich tun und wenn jemand von euch denkt er wuerde es nicht, denkt er ueber sich selbst zu gut.

oder Du zu schlecht über die anderen.

Wenn ich mit meinen Mitmenschen zu tun habe, denke ich nicht ständig darüber nach, wie ich mir jetzt am besten einen unrechtmäßigen Vorteil verschaffen kann und ich gehe auch nicht davon aus, dass die Mehrheit meiner Mitmenschen ständig versucht mich zu übervorteilen

Fall das im Leistungssport grundsätzlich anders ist, haben wir es mit einer abnormalen Subkultur zu tun, gegen die man vorgehen muss, um diejenigen, die sich im Leistungssport normal verhalten wollen zu schützen.
Genau, das ist eine Subkultur und hatt wenig mit dem gemuetlichen Leben gemeinsam wo es genug fuer jeden da ist. In dieser Subkultur wird man gepusht... es gibt bestimmt genug bessere Beispiele fuer den Vergleich als das normale Leben in DE.

Du wuerdest dich bestimmt wundern wieviele Athleten in DE in einen Gespraech mit mir auf diese Frage genau so wie ich geantwortet haben.Wink
Das einzigeste was die DE Athleten aufregt ist die nicht geschaffene Gleichheit der Kontrollen.

Das ist das gleiche wenn ich sage "du bist ein schlechter Mensch weil du im Laden klaust, wir in unseren Laeden haben ueberall Kameras und koennen es nicht"


RE: Psychologie des Dopings - krzom - 15.09.2015

Überall wo es die Möglichkeit gibt, viel Geld zu verdienen oder berühmt zu werden, ist die Neigung groß, alles dafür zu tun. Besonders dann, wenn man aus finanziell schwierigen Verhältnissen kommt. An die Gesundheit in 30 Jahren denkt doch dabei kaum jemand, das ist viel zu weit weg. Insofern kann tatsächlich nur Abschreckung helfen, denn der Mensch an sich ist nicht edel, hilfreich und gut ... sagt noch ein Zyniker


RE: Psychologie des Dopings - lor-olli - 15.09.2015

Ist man Zyniker, wenn einem der Pragmatismus des Lebens beigebracht hat das der Mensch auch nur ein Tier ist? DIESES Tier hat aber im Gegensatz zu den "echten" Tieren oft noch ganz andere Motive als das Überleben. Ein Löwe / ein Rudel tötet so viel wie es braucht um zu überleben, sein Revier zu verteidigen, Menschen knallen zum "Spaß" einen Löwen ab den sie vorher mit allerlei Tricks aus einer Schutzzone gelockt haben… DAS ist der kleine Unterschied 

(Auch wenn neueste zoologisch-psychologische Erkenntnisse belegen, dass Affen und Delfine ihresgleichen gezielt töten und der einzig erklärende Grund scheint zu sein: Weil sie es können! Delfine scheinen den getöteten Artgenossen obendrein sogar noch zu "verhöhnen", durch sinnlose Schwanzschläge gegen das tote Tier.  DIE würden vermutlich auch dopen Wink)