Na, die 440 km Nachtfahrt mit anschließenden fünf Stunden Schlaf im Auto haben sich ja gelohnt! Nicht wegen des Titels und noch weniger wegen der Leistung, sondern weil es mir vergönnt war, eine ganz neue Erfahrung zu machen, nämlich vom Kampfrichter verwarnt zu werden. Richtig mit Gelber Karte und so. Und damit das nicht als Fake News und haltloses Gerücht durch die Seniorenlandschaft irrt, beschreibe ich den Hergang hier mal so, wie ich ihn erlebt habe. Es fing damit an, dass das Höhenmessgerät nicht richtig zum Einsatz kam. Es stand immer so schief, dass die Latte beim Darüberschieben des Fingers um mindestens 4mm heruntergedrückt wurde. Mit meinem freundlichen Hinweis darauf habe ich mir spürbar schon Feinde gemacht. Wie kann auch ein alter, seniler Wettkämpfer sich anmaßen, einem uniformierten Kampfgericht mit tadelloser Ausbildung sagen zu wollen, wie es seinen Job zu machen habe. Der sehr junge Oberschiri wollte das Vorgehen auch noch rechtfertigen, und zum Glück kam ein erfahrener Kollege herbei und gab mir Recht, indem er den Betroffenen zeigte, wie das Gerät korrekt zu benutzen ist.
Das muss den erwähnten Oberschiri aber schon arg gewurmt, ja in seinem Autoritätswahn gestört haben. Jedenfalls stellte ich fest, dass die Gummienden an der Latte sich beim Zubodenfallen verdrehten, und wollte das während des Einmessens der nächsten Höhe korrigieren. Dabei entdeckte ich auch, dass dies gar nicht die Latte vom Einspringen war, sondern eine noch neuere, die noch keine Markierungen besaß, an denen man sich beim Zurechtdrehen der Auflagen hätte orientieren können. Also sah ich nach und musste feststellen, dass die Krümmung der Latte zur Seite, also zur Matte hin wies, wodurch ihr Schwerpunkt sich nicht genau zwischen den Ständern befand, wie es die Regel vorschreibt. Ich sah mich nach dem Kampfrichter um, sah ihn aber nicht gleich und kümmerte mich selbst um das Problem. Und das hätte ich natürlich so eigenmächtig nicht machen dürfen. Schon kam nun aber der Schiri angeschnaubt und herrschte mich respektlos an, was mir da einfiele, an der Latte rumzumachen. Ich sagte höflich:
Oh, da sind Sie ja, ich hab sie eben gesucht und nicht gesehen. Schaun Sie mal: Die Krümmung der Latte geht zur Seite und das darf nicht sein. Könnten Sie das bitte ändern? Und der raunzt mich an und sagt: Nein. Das haben wir jetzt so ausgemessen und das bleibt so. Tut mir leid, sag ich. So geht das nicht. Das entspricht nicht den Regeln und benachteiligt die Springer, weil die Latte leichter fällt. Ich besteh darauf, dass das geändert wird.
Nebenbei bemerkt kann ich keine Rekorde springen, wenn ich weiß, dass die Bedingungen nicht optimal sind. Und eine korrekt aufliegende Latte gehört nun mal dazu. Also habe ich insistiert.
Da fährt mich der Kollege an, als wär er der Kaufhausdetektiv und ich der Landedieb. Ich soll mich jetzt entfernen oder er würde mich verwarnen. Na, das muss man mir nicht zweimal sagen. Da zieh ich natürlich den Schwanz ein und geh meiner Weg. Aber nein. Mir war das zu wichtig. Ich sage also nun auch leicht erregt: Ich besteh darauf dass Sie die Anlage den Regeln entsprechend herrichten. Ich bin nicht 1000km hergefahren und habe nicht 14€ Startgeld bezahlt, damit Sie mir hier den Wettkampf kaputtmachen. Wenn Sie die Regeln nicht kennen, dann rufen Sie den Oberschiedsrichter. Das war ihm nun echt zu viel: Erstens sei er der Oberschiedsrichter und zweitens Oberkampfrichter (oder umgekehrt – da kenn ich mich nicht aus). Es war ihm also auch um seinen Titel wichtig. Und so wechselte er vom Detektiven zum Korporal, der seinen Rekruten zusammenscheißt. Er hü ich hott. Noch zwei Ermahnungen – der Mann hatte Geduld! – dann zückte er die Gelbe Karte, woraufhin ich mich abwendete und lauthals nach der Wettkampfleitung rief. Die kam dann auch und klärte irgendwas mit dem Schiri. Mir war’s egal. Der Wettkampf war eh gelaufen. Beinahe hätte ich ihn sogar noch verloren. Und ein Mitspringer war sogar sauer auf mich, weil er nicht verstanden hatte, dass es auch um seine Interessen ging.
Jedenfalls: Dem Schiri ging es die ganze Zeit mehr darum, mich zurechtzustutzen als seinen Job zu tun und für die Einhaltung der Regeln zu sorgen. Er war also nicht nur inkompetent sondern auch ignorant, autoritär und impertinent, hatte keine Skrupel einen alten Mann zurechtzuweisen wie ein Schulkind, das sein Pausenbrot weggeschissen hat. Und dabei selbstherrlich und beleidigt. Nur gut dass ich am Vorabend zu viel Blutdruck hatte und einen Betablocker nahm. Sonst hätte ich mich sicher richtig aufgeregt. So nahm ich’s mit Humor.
Nun war das nur der Gipfel der schlechten Erfahrungen, die ich mit Kampfrichtern in den neuen Bundesländern gemacht habe.
Heute ging es schon gleich bei der Meldestelle los. Ein Klima wie im Erziehungsheim. Gehn Sie wieder raus und suchen in den Listen die Nummer Ihres Vereins und dann kommen Sie wieder rein. Klar. Kein Problem. Aber der Ton. Strafkompanie. Ich bin sicher, die Mehrheit der Sachsen ist gemütlich und nett. Aber was sich da in der Leichtathletik tummelt, sucht scheinbar Ersatz für die FDJ, für den Kasernenhof und die Stasi-Mitarbeit. Ich muss immer an die netten Kerls an der damaligen Zonengrenze denken. Die hatten wohl den Befehl, uns Wessis wie Dreck zu behandeln. Aber heute?! Leider führt der Gedankengang zu der Erkenntnis, dass der Hang zum Despotismus zunimmt, je weiter man nach Osten vordringt. Anstatt sich um die Wahrheit zu kümmern, werden die Sucher eingesperrt. Dabei waren die zwei Obstbauern, die ich früh morgens gleich jenseits Neiße begrüßte, herzensgute Menschen. Da läuft was gehörig schief östlich von Eisenach.
Zu meinen Sprüngen: Je länger ein Fehler im System unerkannt bleibt, desto schlimmer wird er und desto mehr zieht er den ganzen Ablauf in Mitleidenschaft. Nicht nur wegen des Ärgers kam ich auch heute nicht drauf und sprang entsprechend schlecht. Das ist wie in unsrem Wirtschaftssystem (ich weiß nicht mehr wie man es nennen muss, um nicht als Ideologe hingestellt zu werden). Die Reichen werden immer reicher, bis eine Minderheit alles hat und die große Mehrheit wird immer ärmer, bis sie nichts mehr hat. Die Einen sterben am Luxus, die anderen an Hunger und Elend.
Jedenfalls stirbt meine Hochsprungtechnik, wenn ich nicht bald den Fehler finde. Also bin ich flugs abgereist und Bleifuß nach Obersuhl ins Stadion. Um 15 Uhr stand fest, wo es hapert. Um 15h20 gelangen die ersten korrekten Sprünge über 1m45 seit mindestens 6 Wochen. 15 am Stück. Das war ein versöhnlicher Abschluss eines sportlichen Freitags, des 30sten.
PS. Bernd Schuhmacher ist volle 14cm kleiner als ich. Also geb ich ihm 8cm Handicap. Folglich ist er mit seinen 1m41 Deutscher Meister 2017, denn ich schaffte ja nur 1m44.
Das muss den erwähnten Oberschiri aber schon arg gewurmt, ja in seinem Autoritätswahn gestört haben. Jedenfalls stellte ich fest, dass die Gummienden an der Latte sich beim Zubodenfallen verdrehten, und wollte das während des Einmessens der nächsten Höhe korrigieren. Dabei entdeckte ich auch, dass dies gar nicht die Latte vom Einspringen war, sondern eine noch neuere, die noch keine Markierungen besaß, an denen man sich beim Zurechtdrehen der Auflagen hätte orientieren können. Also sah ich nach und musste feststellen, dass die Krümmung der Latte zur Seite, also zur Matte hin wies, wodurch ihr Schwerpunkt sich nicht genau zwischen den Ständern befand, wie es die Regel vorschreibt. Ich sah mich nach dem Kampfrichter um, sah ihn aber nicht gleich und kümmerte mich selbst um das Problem. Und das hätte ich natürlich so eigenmächtig nicht machen dürfen. Schon kam nun aber der Schiri angeschnaubt und herrschte mich respektlos an, was mir da einfiele, an der Latte rumzumachen. Ich sagte höflich:
Oh, da sind Sie ja, ich hab sie eben gesucht und nicht gesehen. Schaun Sie mal: Die Krümmung der Latte geht zur Seite und das darf nicht sein. Könnten Sie das bitte ändern? Und der raunzt mich an und sagt: Nein. Das haben wir jetzt so ausgemessen und das bleibt so. Tut mir leid, sag ich. So geht das nicht. Das entspricht nicht den Regeln und benachteiligt die Springer, weil die Latte leichter fällt. Ich besteh darauf, dass das geändert wird.
Nebenbei bemerkt kann ich keine Rekorde springen, wenn ich weiß, dass die Bedingungen nicht optimal sind. Und eine korrekt aufliegende Latte gehört nun mal dazu. Also habe ich insistiert.
Da fährt mich der Kollege an, als wär er der Kaufhausdetektiv und ich der Landedieb. Ich soll mich jetzt entfernen oder er würde mich verwarnen. Na, das muss man mir nicht zweimal sagen. Da zieh ich natürlich den Schwanz ein und geh meiner Weg. Aber nein. Mir war das zu wichtig. Ich sage also nun auch leicht erregt: Ich besteh darauf dass Sie die Anlage den Regeln entsprechend herrichten. Ich bin nicht 1000km hergefahren und habe nicht 14€ Startgeld bezahlt, damit Sie mir hier den Wettkampf kaputtmachen. Wenn Sie die Regeln nicht kennen, dann rufen Sie den Oberschiedsrichter. Das war ihm nun echt zu viel: Erstens sei er der Oberschiedsrichter und zweitens Oberkampfrichter (oder umgekehrt – da kenn ich mich nicht aus). Es war ihm also auch um seinen Titel wichtig. Und so wechselte er vom Detektiven zum Korporal, der seinen Rekruten zusammenscheißt. Er hü ich hott. Noch zwei Ermahnungen – der Mann hatte Geduld! – dann zückte er die Gelbe Karte, woraufhin ich mich abwendete und lauthals nach der Wettkampfleitung rief. Die kam dann auch und klärte irgendwas mit dem Schiri. Mir war’s egal. Der Wettkampf war eh gelaufen. Beinahe hätte ich ihn sogar noch verloren. Und ein Mitspringer war sogar sauer auf mich, weil er nicht verstanden hatte, dass es auch um seine Interessen ging.
Jedenfalls: Dem Schiri ging es die ganze Zeit mehr darum, mich zurechtzustutzen als seinen Job zu tun und für die Einhaltung der Regeln zu sorgen. Er war also nicht nur inkompetent sondern auch ignorant, autoritär und impertinent, hatte keine Skrupel einen alten Mann zurechtzuweisen wie ein Schulkind, das sein Pausenbrot weggeschissen hat. Und dabei selbstherrlich und beleidigt. Nur gut dass ich am Vorabend zu viel Blutdruck hatte und einen Betablocker nahm. Sonst hätte ich mich sicher richtig aufgeregt. So nahm ich’s mit Humor.
Nun war das nur der Gipfel der schlechten Erfahrungen, die ich mit Kampfrichtern in den neuen Bundesländern gemacht habe.
Heute ging es schon gleich bei der Meldestelle los. Ein Klima wie im Erziehungsheim. Gehn Sie wieder raus und suchen in den Listen die Nummer Ihres Vereins und dann kommen Sie wieder rein. Klar. Kein Problem. Aber der Ton. Strafkompanie. Ich bin sicher, die Mehrheit der Sachsen ist gemütlich und nett. Aber was sich da in der Leichtathletik tummelt, sucht scheinbar Ersatz für die FDJ, für den Kasernenhof und die Stasi-Mitarbeit. Ich muss immer an die netten Kerls an der damaligen Zonengrenze denken. Die hatten wohl den Befehl, uns Wessis wie Dreck zu behandeln. Aber heute?! Leider führt der Gedankengang zu der Erkenntnis, dass der Hang zum Despotismus zunimmt, je weiter man nach Osten vordringt. Anstatt sich um die Wahrheit zu kümmern, werden die Sucher eingesperrt. Dabei waren die zwei Obstbauern, die ich früh morgens gleich jenseits Neiße begrüßte, herzensgute Menschen. Da läuft was gehörig schief östlich von Eisenach.
Zu meinen Sprüngen: Je länger ein Fehler im System unerkannt bleibt, desto schlimmer wird er und desto mehr zieht er den ganzen Ablauf in Mitleidenschaft. Nicht nur wegen des Ärgers kam ich auch heute nicht drauf und sprang entsprechend schlecht. Das ist wie in unsrem Wirtschaftssystem (ich weiß nicht mehr wie man es nennen muss, um nicht als Ideologe hingestellt zu werden). Die Reichen werden immer reicher, bis eine Minderheit alles hat und die große Mehrheit wird immer ärmer, bis sie nichts mehr hat. Die Einen sterben am Luxus, die anderen an Hunger und Elend.
Jedenfalls stirbt meine Hochsprungtechnik, wenn ich nicht bald den Fehler finde. Also bin ich flugs abgereist und Bleifuß nach Obersuhl ins Stadion. Um 15 Uhr stand fest, wo es hapert. Um 15h20 gelangen die ersten korrekten Sprünge über 1m45 seit mindestens 6 Wochen. 15 am Stück. Das war ein versöhnlicher Abschluss eines sportlichen Freitags, des 30sten.
PS. Bernd Schuhmacher ist volle 14cm kleiner als ich. Also geb ich ihm 8cm Handicap. Folglich ist er mit seinen 1m41 Deutscher Meister 2017, denn ich schaffte ja nur 1m44.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)