(18.04.2018, 10:29)MZPTLK schrieb: Man kann nur von dem ausgehen, was da ist.
Der Mensch ist kein Gepard, er hat nicht die Beweglichkeit im Hüftbereich, usw.
Genauso verhält es sich von Mensch zu Mensch.
Der Job des Trainers ist es, die individuellen Potentiale und Limitierungen
herauszulesen und herauszupräparieren.
Zu oft wurden/werden Limitierungen ignoriert,
weil man Athleten in eine erstrebte Bewegungskonfiguration manipulieren zu können/sollen meint.
Es ist eine permanente Arbeit zwischen Soll- und Ist-Zustand. Ich habe einige Jungen in meiner LA-AG, mit denen ich richtig gut arbeiten kann. Gestern stand neben dem Hürdenprogramm eine Unterweisung in frontale, sagittale, transversale und Kombinations-Ausuferungen des Rumpfes auf dem Programm. Das sind 12-16 jährige Jungen, die hoch interessiert sind. Jeder von denen hat andere körperliche Baustellen (zwei mit leichter Trichterbrust). Ich habe ihnen ganz exakt die Knackpunkte ihrer Skoliosen gezeigt und Lösungen anhand ganz bestimmter Systeme angeboten. Einer der Schüler hat shin splints. Er trainiert auch im Verein. "Können Sie mir Übungen dagegen zeigen"? Dieser Aufforderung komme ich natürlich sehr gerne nach.
Es gibt natürlich entsprechende Methoden, die individuellen Begrenzungen anhand von Parametern zu erkennen. Ich habe meinen Schützling "zentimetergenau" analysiert und anhand dieser Erkenntnisse die Spezialübungen festgelegt. Ich habe ein drohendes Achillessehnenproblem übungsmäßig stark reduziert und eingegrenzt. Das trifft nur auf ihn zu. Mein Blick ist in der Hinsicht enorm geschult. So habe ich heute Morgen schon wieder die Übungen einer deutschen Protagonistin auf Herz und Nieren geprüft. Oft stehe ich vor solchen Einflussnahmen nur noch mit offenem Mund und kann es gar nicht glauben, wie einige systematisch kaputt trainiert werden.
Man muss sich als Trainer auch die Fragen nach dem Grund der Limitierungen und nach den Disziplin-Klippen stellen. Das ist oft hinsichtlich der Vielfalt an Ursachen nicht immer einfach. Wenn ich mir die Übungen einer deutschen Protagonistin ansehe und ihre Ischiasprobleme betrachte, kann ich anhand des Übungspotentials sagen, dass die Ursachen auch ganz klar im Programm stecken. Wenn ich mir eine deutsche Langstrecklerin aus den unterschiedlichen Perspektiven ansehe, kann ich sagen, dass man den Kalender danach stellen, wann sich der Rücken und die Beine melden werden. Bezüglich eines Körperteils ist meine Prognose schon zugetroffen. Der Blick auf die Stoppuhr darf einem als Trainer nicht den Blick auf Dysbalancen "vernebeln"!!! Vor Fehlern ist kein noch so akribischer Trainer gefeit. Man kann auch nicht alles wissen; dazu ist die Medizin zu umfangreich.
Gertrud