(08.06.2023, 15:39)Oliver schrieb: Ich bin da auch nicht so optimistisch. Ich kenne keine Probleme mit der Achillessehne, welche nach ein paar Tagen spurlos verschwunden sind.Das ist nicht so einfach zu beantworten: da würde ich zumindest ein MRT-Bild auf Instagram benötigen ;-)...grundsätzlich kann man ohne tiefer in das Thema einzusteigen mal unterscheiden, ob die Sehne strukturell einen inneren degenerativen Schaden hat und auf welcher Höhe (das kann problematisch sein und resultiert dann häufig in einem chronischen und längerfristigen Problem) oder das umgebende Sehnengleitgewebe bei unauffälliger Darstellung der Sehne eine "banale" Reizung hat durch z.B. neue Schuhe, neue Einlagen oder ein etwas anderes Laufbild bei z.B. ungewohntem Untergrund beim Laufen.
Chirug und Gertrud können dies aber bestimmt besser beurteilen. Ich spreche nur aus eigenen Erfahrungen und subjektiven Wahrnehmungen.
Der Hochleistungssportler sollte drei Vorteile haben im Gegensatz zum ambitionierten Hobby-Läufer oder Ex-Athleten im Ruhestand: 1. Alter (im allgemeinen jünger, also besseres Regenerationspotential), 2. keine Muskelverkürzungen/Imbalancen der Rücken-/Oberschenkel-/Wadenmuskulatur, wie wir sie alle haben, die im normalen Berufsleben sind. Wie der statisch stehende Typ über viele Stunden wie ich im OP oder der sitzende Typ wie der berühmte Schreibtischtäter am Laptop oder viel im Auto/Bahn fahrende Berufstätige etc. - dieses Problem sollte der Leistungssportler nicht haben durch sein Training 3. die intensive physiotherapeutische Betreuung unter Ausschöpfung aller Maßnahmen inkl. Stoßwelle, PRP etc. - diesen Zugang hat der GKV-Patient gar nicht mit 1-2x 6 Einheiten auf Rezept (ein inhaltlicher Witz, aber unfassbar teuer, wenn es anders wäre). Beim PKV-Patienten ist das in aller Regel deutlich besser möglich 2-3x/Woche ohne große Rückfragen mit der Versicherung, aber selbstverständlich nicht mit der möglichen 5-7x/Woche physiotherapeutischen Betreuung bei Verletzungen zu vergleichen, der durch den zugehörigen Stützpunkt eines Kader-Athleten möglich ist. Da sollten nur alle Athleten sehr dankbar darüber sein (das nehmen leider einige als zu selbstverständlich an), dass so viele engagierte und sehr gute Physiotherapeuten für den DLV arbeiten. Die Entlohnung dafür ist nämlich ein Witz im Gegensatz zum erforderlichen Zeitaufwand und dem entgangenen Entgelt im gleichen Zeitraum, den man eigentlich als Physio mit z.B. PKV-Patienten in der eigenen Praxis verbringen könnte.
Lange Rede, kurzer Sinn: man kann nicht so einfach beurteilen, ob es kürzer oder länger dauern wird.
Nur ganz nebenbei: der detaillierte anatomische Aufbau und insbesondere die Ursprungs-/Ansatzzone der Sehne am Knochen ist ein ausgeklügeltes Wunderwerk der Evolution...mein Oberarzt-Kollege an der Uni-Klinik hat zu dem Thema intensiver geforscht (siehe Anhang, für medizinisch im Detail Interessierte)...faszinierendes Wissen und für mich ein sehr interessanter Erkenntnis-Gewinn, warum/wo genau eine Sehne (eher) reißen kann und z.B. überhaupt eine Blutgefäßversorgung hat, die für ein Heilen der Sehnenstruktur konservativ/operativ wichtig ist.
Sorry den Anhang hochladen geht nicht, die Dateigröße ist leider zu groß...
The microstructure and micromechanics of the tendon–bone insertionL. Rossetti1†, L. A. Kuntz1,2†, E. Kunold3, J. Schock4, K. W. Müller5,6, H. Grabmayr1,7, J. Stolberg-Stolberg2,8, F. Pfeiffer4,9, S. A. Sieber3, R. Burgkart2* and A. R. Bausch1*
Nature Materials Vol. 16, June 2017: 664-671