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Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - Druckversion

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Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - EsZet - 09.05.2015

Aufgrund eines aktuellen Falles, habe ich mich mit dem Thema Springerknie/Patellaspitzensyndrom beschäftigt. Und irgendwie scheint es hier keine eindeutige Festlegung zu geben. Ein Orthopäde schreibt, dass beim Springerknie keine Entzündungszellen vorliegen. Ein anderer jedoch meint, dass sehr wohl Entzündungen vorliegen können. Was ist denn jetzt korrekt? Schliesslich ist es für die Therapie sehr wohl entscheidend, ob eine Entzündung vorliegt oder nicht. Zumal das auch für die Ursachenermittlung nicht unwesentlich ist.

Was könnt ihr mir dazu sagen bzw. habt ihr Erfahrungen dazu?

Danke vorab!


RE: Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - Hellmuth K l i m m e r - 09.05.2015

Aus eigner leidvoller Erfahrung kann ich dazu folgendes sagen:
Sowohl bei mir selbst (Alter: 18 - 19 J.) als auch bei einer von mir anfangs betreuten Weitspringerin (Alter: 17 .. 18 J. / 1976 Olympiateilnehmerin) trat das relativ häufige Patellaspitzensyndrom auf.
Ob es sich dabei um eine Entzündung handelt (evtl. der Kniescheibenrückseite?) kann ich nicht beurteilen. Nach der Schmerzsymptomatik (permanenter Druckschmerz der Sehne) zu urteilen, ist auf Entzündung zu tippen.

Geholfen hatte m i r  (nach zu häufigen Hallentraining auf starrem Parkett) das konsequente Meiden harter Unterlagen beim Absprung; zum Teil sprang ich auf dicken Filzläufern, die im Sand der Sprunggrube lagen, teilweise barfuß! ab.

Typisch ist bei dem Syndrom auch, dass sich unterhalb der Patella u.U. eine kleine verknöcherde Spitze bildet, ein "Ausziehung" der Sehne.

In meinem Fall kam eine zu korrigierende Fehlstellung der Patella dazu (sehr geringe Abweichung nach medial). Eine OP brachte dann im Alter von ca. 37 J. völlige Beschwerdefreiheit.  Thumb_up

H. Klimmer / sen.


RE: Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - lor-olli - 10.05.2015

Vorweg: Ich bin kein Orthopäde…

Die Frage Entzündung oder nicht kann in beiden Fällen richtig sein. Schmerzen als Warnzeichen deuten entweder auf ein Entzündnung hin UND / ODER auf ein Überlastungssyndrom, auch ein gesunder Knochen, eine gesunde Sehne schmerzen (natürlich nicht die Sehne selbst…) bei zu hoher Belastung. Letzeres kennt man z.B. bei Ermüdungsbrüchen (Stressfraktur aber auch Insuffizienzfraktur) - die betroffene Stelle bleibt lange beschwerdefrei, dann folgen Belastungsschmerzen später auch Schmerzen in der Ruhe, irgendwann kommen Mikrorisse oder ein echter Bruch.

Anfangs schwer genau abzugrenzen und abzuklären, am deutlichsten macht das ein MRT (Magnetresonanztomographie), weil sie eben nicht nur Knochen, sondern auch Sehnen und Weichteilgewebe gut auflöst. Eine frühe Abklärung (und Ruhephase) ist aber wichtig, verkürzt sie doch eine Ausheilungszeit erheblich.

Betroffene Person völlig ausgewachsen? Fehlstellungen (auch der Füße!) sind ausgeschlossen / auszuschließen? In einigen Fällen helfen manchmal sogar einfach andere Schuhe oder Einlagen! Das Training ist auf Belastungspitzen hin abgeklopft - oder wird etwa gar Volleyball als "Ausgleichsport" betrieben?

gez.: Lor-Olli, der "Mehrfachknieoperierte" - es kann hilfreich sein einen Orthopäden mit viel Erfahrungen bei Knieproblemen aufzusuchen - ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Ärzte gibt, die da kaum "mehr Ahnung" hatten als ich (soll keine Anmaßung sein, aber ein langjähriger Patient hat sich, insbesondere bei sehr speziellen Problemen, oft zwangsläufig sehr intensiv mit seiner Erkrankung beschäftigt - wenn scheinbar kein Arzt helfen konnte. Mich hat man viele Jahre zum "Simulanten gemacht", bis eine spezialisierte Klinik - damals Krupp-Klinik in Essen - ohne viele Fragen und Untersuchungen das Problem in nur einer Operation dauerhaft behob)


RE: Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - MZPTLK - 10.05.2015

(10.05.2015, 07:18)lor-olli schrieb: ...bis eine spezialisierte Klinik - damals Krupp-Klinik in Essen - ohne viele Fragen und Untersuchungen das Problem in nur einer Operation dauerhaft behob)
Habe soeben Aktien der Krupp-Klinik gekauft.Tongue
Da kann man nichts falsch machen bei dem nun einsetzenden Ansturm.

Ähnliche Geschichten können Viele berichten.
Wichtig ist, dass die Guten und weniger Guten gleichmässig verteilt werden.
Es können nicht alle Topleute beim Staat arbeiten, es müssen noch ein paar für Mercedes, Siemens oder die Deutsche Bank übrig bleiben.Teufel


RE: Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - lor-olli - 10.05.2015

Die OP liegt 25 Jahre zurück, über die Klinik kann ich heute nichts mehr sagen - damals lag aber sehr viel Sportprominenz mit mir dort, ist ja meist kein schlechte Indiz.

Lag aber auch einfach daran, dass die Klinik finanziell so gestellt war, dass sie extrem gut ausgestattet war. Der Chefarzt der engl. Judoka, den ich mit einem seiner Athleten während eines Wettkampfes in Essen dorthin begleitet hatte, wollte sofort seinen Job in England kündigen und dort anfangen Wink.

Wenn Deine Krupp-Aktien nicht sofort die Bilanz verbessert haben, dürften die Zuwendungen an der Klinik bei weitem nicht mehr früheres Niveau haben. Naja, die komplett in Marmor gehaltetene Einganshalle wird wohl überlebt haben.

Es ist aber auch ein ungeschriebenes Gesetz, dass gerade im OP-Bereich die Erfahrung nur durch noch mehr Erfahrung zu ersetzen ist - ein Arzt der eine solche OP 10 mal im Jahr macht, kann gut sein, sehr wahrscheinlich ist er aber nicht so gut wie jemand der 1000 solche gemacht hat. Ein gleichaltriger Bekannter mit einem ähnlichen Knieproblem und einer gleichen OP ist in einem Provinzkrankenhaus behandelt worden, die OP wurde noch zwei mal "nachgearbeitet", Leistungsport hat er nie mehr betrieben.

Garantie gibt es nicht, aber Risikominimierung ist auch keine "doofe Lösung" - die Bündelung von Kompetenzzentren macht aber durchaus Sinn, denn von den Besten lernen heißt eben auch mit solchen zu arbeiten. Notfallmedizin muss überall verfügbar sein, planbare Behandlungen vertragen eine gewisse Anreise.


RE: Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - MZPTLK - 10.05.2015

Ich habe kürzlich gelesen, dass die durchschnittliche Zuhörzeit in deutschen Arztpraxen unter 20 Sekunden liegt.

Kein Kommentar.


RE: Springerknie vs. Kniesehnenentzündung - Gertrud - 06.01.2017

(10.05.2015, 11:00)MZPTLK schrieb: Ich habe kürzlich gelesen, dass die durchschnittliche Zuhörzeit in deutschen Arztpraxen unter 20 Sekunden liegt.

Kein Kommentar.

Es gibt wahnsinnige Unterschiede im Können und im Engagement bei Ärzten. In einem meiner Laborberichte (Ich bin Privatpatentin.) wurde zwischen Erythrozyten und red cells anhand der Normwerte unterschieden. Ich habe dann gefragt, wo die Unterschiede liegen. Die entsprechende medizinische Person wusste es auch nicht, was ja vorkommen kann. In der Hinsicht mache ich überhaupt keinen Vorwurf. Ich erwarte aber, dass man sich schlau macht. Ich habe auch danach keine Antwort erhalten. Ich habe dann im Internet recherchiert; aber es gab auch da keine Erklärung. Wäre ich selbst Medizinerin, hätte ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, das herauszufinden. Eine Biologin hat mir erklärt, dass der eine Parameter mehr die Anzahl und der andere mehr den Inhalt betrachtet. Genau weiß ich es bis heute nicht.

Ich bin als Trainerin viel ehrgeiziger und wissbegieriger - und das teilweise zum Nulltarif. Mich stört eine derartige Einstellung ungemein. Ich war acht Wochen mit Keuchhusten, Erstickungsanfällen und Umfallen dermaßen eingeschränkt, dass mich natürlich meine Werte interessiert haben. Gerade habe ich die Durchwahl für das entsprechende Labor erhalten, das ich in einer Stunde anrufen soll. Ich weiß, dass man solche Patienten in der Regel nicht gerne hat; aber mich interessiert das halt.

Mich stört dieses Getaktete in vielen heutigen Arztpraxen auch sehr. Die eigentliche Aufgabe steht sehr oft nicht mehr im Vordergrund. Das ist z.B. in der Sportklinik in Freiburg sehr gut und vollkommen anders, wo Dr. Schreiber, Dr. Hubmann und Dr. Peschke praktizieren. Man hat nie den Eindruck von Hast. Es geht um die Orthopädie der Patienten. So sollte es generell sein. Auf der anderen Seite verstehe ich, dass Ärzten bei der Ausbildung auch ein entsprechendes Honorar zusteht. Ich finde es aber schlimm, wenn es vorrangig nur noch um das liebe Geld geht. 

Gertrud