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Staatsschulden - Krise? - Druckversion

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RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 16.09.2021

(16.09.2021, 20:49)Atanvarno schrieb: Du hattest in #47 (https://www.leichtathletikforum.com/showthread.php?tid=916&pid=68718#pid68718) mögliche Szenarien vorgestellt. Ich hatte damals gesagt 1 oder 5, inzwischen glaube ich an 5. Das heißt es wird kein kurzer, großer Knall, sondern ein langer, schmerzhafter Prozess.

So widerwärtig 5 = Finanzrepression ist, sie wäre das kleinere und wohl auch gerechtere, jedenfalls friedlichere Übel.
Beim Knall kriegen wir es mit Gewalt zu tun, und dann leiden die Schwachen am meisten.

Die Finanzrepression muss beherrscht und wohldosiert werden, und das über Jahre, Jahrzehnte.
Ich glaube nicht daran, dass das langfristig global friedlich-schiedlich gemanaged werden kann.

Die Hammerwurftechnik ist dagegen ein Kinderspiel.


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 26.10.2021

ESM-Fachleute wollen 100 Prozent als neue Maastricht-Schuldengrenze

Warum nicht gleich 200%, dann spart man sich die nochmalige Anpassung in ein paar Jahren Angel


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 26.10.2021

(26.10.2021, 08:40)Atanvarno schrieb: ESM-Fachleute wollen 100 Prozent als neue Maastricht-Schuldengrenze

Warum nicht gleich 200%, dann spart man sich die nochmalige Anpassung in ein paar Jahren Angel
Die 200er Marke haben wir längst geschafft.

Die 'Anpassung'(an was genau?) erfolgt doch schon lange im Turbotempo!
Würden die Politiker und die Medien korrekt bilanzieren und kommunizieren,
müssten sie die impliziten Staatsschulden, die Targetsalden, die Billionen EZB-Staatsanleihenschrott,
die 500 bis 800.000 Zombieunternehmen und deren potentielle Gläubiger-Folgepleiten usw. ausweisen.

Und damit dann jeder Bürge....äh  Bürger kapiert, was die Uhr geschlagen hat,
den ganzen Sums auf ihn umrechnen.....

Dann haben wir Schulden pro Nase, die ich hier nicht annähernd nennen will.


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 12.11.2021

Update zur Steuerschätzung

Schätzung von

          09/19 05/20 09/20 11/20 05/21 09/21
2020 819    718      718     728     740 (ist) 740 (ist) -78
2021 848    792      773     776     774 812 -36
2022 878    816       811    816     812 849 -29
2023 908    851       847    847     848 882 -26
2024 938    883       883    879     885 913 -25

Schlagzeile in meiner Tageszeitung: Schätzer erwarten kräftiges Steuerplus in der Staatskasse

Realität: Immer noch 194 Mrd. Euro weniger Steuereinnahmen als vor der Pandemie erwartet. Und da ist der sicher kommende Winterlockdown noch gar nicht eingepreist.


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 12.11.2021

Ist doch egal, ob ein paar Mrd mehr oder weniger Steuereinnahmen fliessen.
Die Finazrepression bringt dem Staat viel mehr Geld.
Und noch viel mehr die EZB Knete.


RE: Staatsschulden - Krise? - RalfM - 12.11.2021

Ist das nicht der Markt?
Während Corona sind private Sparguthaben angelaufen. Werden also weniger wert.
Gleichzeitig muss die Industrie wieder auf die Füße kommen, Windenergie und Urlaubsflüge zum Mars.
Dann schaufelt man doch das billige Geld zur Zukunftsindustrie.
Ist jetzt irgendwer gegen den Markt?


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 02.12.2021

'Es hat keinen Sinn, die Titel, die nicht mehr bedient werden können, immer nur umzuschulden.
Sie müssen als wertlos deklariert werden.
Der dann folgende Crash mindert die Ansprüche der der Darlehensgeber entsprechend
(would so devalue the claims of the lenders).

Die Abwertund der Guthaben(devalueation of those claims)
ist absolut notwendig zur Belebung der realwirtschaftlichen Aktivitäten
(and perhaps even for the survival of the capitalistic system)

Nur so werden Handel, Investitionen und die Produktion,
die unter einer fortschreitenden Lähmung durch die Ansprüche der Guthabeninhaber leiden
(are suffering progressive paralysis from the burden of rentier claims),
eine Wiederbelebung erfahren.'

(Jan Toporowski, Chefvolkswirt der Londoner Standard Chartered Bank  am 19.2.1986 in der Financial Times)
Selbstverständlich wurde er danach rausgeschmissen...


Heute haben sich die 'Ansprüche' der Nichtarbeitenden(rentier claims)
= arbeitslose Einkommen der Reichen und der Alimentierten vervielfacht.
Ohne Crash wird es auch deshalb nicht möglich sein,
die immensen Luftbuchungen der EZB, der Immo- und Aktienmärkte
auf ihren wahren Werte herab zu korrigieren,
weil die starken Machtstellungen der Rentiers oben(Kapital=Erpressung der Politik)
und unten(Erpressung der Politik) das nicht zulassen.

Natürlich kommt der Crash so oder so.
Ohne die Aufschuldungsorgie wäre er schon längst da.
Die Fallhöhe ergibt sich aus der Differenz zwischen den wahren, realisierbaren Werten
und den den gezeigten, gelogenen Zahlen,
davon sind noch spekulative Untertreibungen abzuziehen.
Das wird ein gigantisches Massaker.


RE: Staatsschulden - Krise? - RalfM - 02.12.2021

(02.12.2021, 21:18)MZPTLK schrieb: Natürlich kommt der Crash so oder so.

Wir hatten gestern bis heute Mittag sehr ungewöhnliche Luftdruckänderung in Berlin, man könnte es auch Windböen nennen. Aber die Kanzlerin wurde nicht weggeweht.

"So oder so" fordert die Frage herauf, was "so" bedeutet.

Was ist "so"?


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 26.12.2021

Das meiste ist bekannt, aber hier ist es nochmal im Überblick zusammengefasst (außerdem ist die Weihnachtsvorlesung von Prof. Sinn eine schöne Tradition Wink )




RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 27.12.2021

Ich habe es nur zum geringen Teil gehört, leider keine Zeit.

Zur Inflation soviel: Diese muss finanziert werden,
das heisst, die Kaufkraft der Leute muss die Inflation bezahlen.

Was aber ist, wenn die Kaufkraft der Meisten nicht nur nicht steigt,
sondern seit vielen Jahren stagniert und auch wegen Corona sogar fällt?

Dann kann es mit der Inflation nicht klappen,
denn die Leute wollen zwar kaufen, können aber nicht.
Die Nachfrage stagniert oder fällt, unfreiwillig.
Nur eine kleine Schicht(Doppelverdiener, Beamte, Vermögende)
kann sich eine - moderate, keine galoppierende - Inflation leisten.

Der Staat schiesst sich mit der Finanzrepression/Inflation auf Dauer gewaltig ins Knie,
denn er muss immer mehr Leute alimentieren, damit sie die Kaufkraft fürs nackte Überleben haben.
Wollte er eine trabende Inflation haben, müsste er die auch zum grössten Teil selber finanzieren.
Das wäre das Gleiche, eher noch schlimmer, als wenn er höhere Zinsen auf seine Schulden bezahlen müsste.
Eine Zwickmühle vom Feinsten.

Ein klassisches Beispiel ist die asoziale Wohnungspokitik.
Der Staat muss immer mehr Mieter mit Wohngeld päppeln,
damit sie nicht in der Ubahn wohnen müssen.

Wird das Nötigste zum Leben per Inflation teurer,
kommt für immer mehr Leute der Moment, wo sie sich vom Staat helfen lassen müssen.

Nach offizieller Statistik haben wir jetzt eine Staatsquote von etwa 51 %.
Real dürfte sie bei über 60 % liegen, Frankreich steht noch höher.
Die Produktivität nimmt mit zunehmender Staatsquote ab
(wie jeder Schöler der Sekundarstufe gelernt hat - leider kleiner Scherz!).

Das bedeutet, dass der Staat sich die Schlinge selber um den Hals legt.
Er will ums Verrecken keine deflationäre Depression
- die wir seit Jahren haben, sie wird nur zugekleistert vom Zentralbanksystem -
er will aber eine wohldosierte Inflation zu seiner Entschuldung, um zahlungsfähig zu bleiben...

Er wird zahlungsfähig bleiben, weil er es für sein Überleben sein muss.
Wie macht er das? Sehr einfach:
Er macht es wie in den 40er Jahren und Folgende:
Währungsreform, Gläubiger-Haircut(Den Schuldnerberater Zwegat hat der Staat schon vor langer Zeit rausgeschmissen, Inkasso-Hasso, fass!),
Zwangshypotheken, Kapitalverkehrskontrollen, gläserne Bürger,
alles wie gehabt und weiter oben im Thread ausführlicher beschrieben.

Seit Jahren verlassen darum immer mehr Vermögende Deutschland und die Eurozone,
weil sie sich ausrechnen, was kommt.
Immer mehr Leistungsträger fehlen; rücken fähige, kompetente, motivierte Leute an ihre Stelle?

Völlig illusorisch, es fehlen Berufskraftfahrer zuhauf,
die Schulen leiden chronisch an eklatantem Lehrermangel(man möchte Quereinsteiger für n Appel und ein Ei anwerben),
Facharbeiter können  - wenn überhaupt - oft nur durch Un- oder Angelernte ersetzt werden, usw.
Und das Allerschärfste: Bürger werden in grossen Anzeigen aufgefordert,
ehrenamtlich Aufgaben zu übernehmen, für deren Erledigung der Staat kein Geld hat,
aber für immer mehr Alimentation...

Der in den 90ern vom Bundespräsidenten Herzog beschworene und nicht passierte Ruck durch Deutschland
würde heute nicht mehr helfen, dafür sind wir inzwischen zu überaltert, zu verschuldet,
zu heruntergewirtschaftet und - vor allem auch mental - zu staatsabhängig geworden.

Mir tun die Kinder und die jungen Leute leid.