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Staatsschulden - Krise? - Druckversion

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RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 27.05.2019

Warum kritisch hinterfragen?
Erstens muss man dafür ein gewisses Mass an Kompetenz haben.
Zweitens muss man als Abhängiger eines Arbeitgebers, der von einer bestimmten Klientel lebt,
das tun oder lassen, was der entsprechende vorauseilende Gehorsam (er)fordert.

Natürlich sind höhere Staatsschulden kein Problem, man kann sie einfach beschliessen.
Hat es in der Geschichte zigtausendmal gegeben.
Warum wurde das gemacht?
Um Macht zu gewinnen oder zu erhalten, indem man den Leuten gibt,
wofür dieselben Leute oder ihre Nachkommen später die Zeche zahlen müssen.
Müssen die beschliessenden Machthaber oder durchgeknallte, unverantwortliche 'Ökonomen'
für ihr Tun haften? Selten, das Risiko ist - bisher jedenfalls - gering.

Die Meisten wurden und werden u.a./v.a. durch Schule und die Medien verblödet.
zum Beispiel dadurch, dass Unruhen, Bürgerkriege, Revolutionen, Kriege usw.
nicht im Zusammenhang mit Schulden, sondern anderen 'Ursachen' (nicht-)erklärt wurden und werden.

Wie asozial Schuldenmachen ist,
hatte ich am Beispiel Immobilien erklärt.
Viel schlimmere Verwerfungen sind tausendfach in der Geschichte nachweisbar.
Was haben manche Geschichtslehrer eigentlich studiert?

Ein ganz grosses Wunder ist 89/90 geschehen,
der Staatshaushalt der DDR 1990 wurde zu über 50 % von der alten BRD finanziert.
Und der Umtausch ist nicht auf 1:4 oder schlimmer gesetzt worden.
(Im Frühjar 90 stand der Kurs entsprechend, kaum jemand wollte noch die kaputte DDR Mark haben)

Wäre das nicht gemacht worden, hätte es einen katastrophalen Massenexodus in den Westen gegeben.
So waren es nur 1 Million zwischen Mauerfall und dem 3.10. 1990.

Heute haben wir keinen reichen Onkel aus dem Westen mehr,
aber die EZB mit ihrem Geld aus der Zukunft
 DankeFahne


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 05.07.2019

Der IMF plant seit Monaten, wie man - dringend benötigte - Minuszinsen etablieren kann.
Immer mehr Leute würden dann ihr Geld abheben, um es vor der schleichenden Vernichtung zu schützen,
denn es stehen Grössenordnungen von 3, 4 %  pro Jahr oder mehr in  ernsthafter Diskussion.

In einem Artikel: 'How to make negative interests work' und in einer 'IMF staff study'
wird erläutert, wie man solchen Bankruns und Bargeldhaltens unterm Kopfkissen entgegen wirken könnte:
'To get around this problem, we examine a proposal for central banks to make cash as costly as bank deposits
with negative interest rates, thereby making deeply negative interests rates feasible
while preserving the role of cash... The value of cash would thereby fall in terms of e-money.'

Wenn das Bargeld dann also wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückkehrt,
wird es um die gleichen Prozentsätze abgewertet, als hätte man es auf der Bank gelassen.
Vom Prinzip her, allerdings gibt es praktische Umsetzungsprobleme,
denn wie soll oder will der Einzelhändler die Provenienz des Geldes prüfen?

Jedenfalls: wenn das Geld auf den Konten verbleibt, kann man es bequem plündern.
Entweder punktuell oder pro rata tempore, jedes Jahr 3 oder 4 % Geldschmelze.
Sowas nenne ich kontrollierte Inflation oder Staatsfinanzierung per MinusZins/Steuer.


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 05.07.2019

Hatten wir doch schon #111
https://leichtathletikforum.com/showthread.php?tid=916&pid=84695#pid84695


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 05.07.2019

Ich hatte auch so das Gefühl, war aber zu faul zum Suchen  Blush
Naja, doppelt genäht hält besser.


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 10.08.2019

Warum die Zinsen seit Jahren nach unten geprügelt werden, hatten wir schon geklärt.
Eine sehr bedeutende Wirkung der tiefen Zinsen ist die Spekulation in Immobilien.
Dies führt zu steigenden Immopreisen, was wiederum zu steigenden Mieten führt,
denn der Investor/Spekulant will/muss  ja den erhöhten Kaufpreis wieder hereinwirtschaften.
(Bisher hinken die Miet-Preise den Kauf-Preisen allerdings beträchtlich hinterher)

Es sei denn, es wird eine adäquate Menge - vor allem an bezahlbaren - Wohnungen gebaut,
was aus den schon genannten Gründen sehr im Argen liegt und weiter liegen wird,
wenn kein Wunder geschieht.


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 10.08.2019

(10.08.2019, 10:03)MZPTLK schrieb: Dies führt zu steigenden Immopreisen, was wiederum zu steigenden Mieten führt,
denn der Investor/Spekulant will/muss  ja den erhöhten Kaufpreis wieder hereinwirtschaften.

Nur sind wir in einigen Gegenden schon bei Immobilienpreisen angekommen, die durch Mieten nicht mehr refinanzierbar sind, typisches Zeichen einer Blase.

30-jährige Bundesanleihen rentieren übrigens seit kurzem negativ, Versicherungen, Pensions- und Rentenkassen zahlen Millionen an Strafzinsen für Geld, das sie eigentlich vermehren sollten.


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 10.08.2019

(10.08.2019, 12:50)Atanvarno schrieb:
(10.08.2019, 10:03)MZPTLK schrieb: Dies führt zu steigenden Immopreisen, was wiederum zu steigenden Mieten führt,
denn der Investor/Spekulant will/muss  ja den erhöhten Kaufpreis wieder hereinwirtschaften.

Nur sind wir in einigen Gegenden schon bei Immobilienpreisen angekommen, die durch Mieten nicht mehr refinanzierbar sind, typisches Zeichen einer Blase.

30-jährige Bundesanleihen rentieren übrigens seit kurzem negativ, Versicherungen, Pensions- und Rentenkassen zahlen Millionen an Strafzinsen für Geld, das sie eigentlich vermehren sollten.
Das sind eben die Exzesse, die aufgrund der völlig aus dem Ruder geratenen Deficitspending-Orgie der ZBs entstehen.
Es gibt Spekulanten, die das hochriskante Spiel mitspielen in der Hoffnung, per rechtzeitigem Exit Kasse zu machen, viele werden aber sicherlich ein böses Erwachen erleben, weil sich nicht prognostizieren lässt, wann die Blasen-Party vorbei ist.

Die Negativzinsen hatte ich schon lange als wahrscheinliche Rettunsstrategie der Schuldenstaaten benannt,
ein klassischer Fall von Finanzrepression, der man nur als global mobiler Cleverle entrinnen kann.


RE: Staatsschulden - Krise? - runner24 - 10.08.2019

Früher  - als die Welt noch in Ordnung war  Rolleyes ‌ -  haben die Wirtschaftsexperten gesagt, dass bei sinkenden Zinsen das Kapital in die Aktienmärkte fließt. Es ist also kein zwingender Zusammenhang, dass jetzt das Geld so massiv in Immobilien fließt. Nicht wenige sind der Meinung, dass ein Teil der Blase aus Geldwäsche resultiert. Man kann auch nach der letzten Verschärfung weiterhin ein Haus in bar bezahlen. Wenn ich dagegen ein Auto anmelde, will die Behörde zwingend ein Konto von mir, zwecks bargeldlosen Abbuchens der KFZ-Steuer. Bei Geldwäschern steht darüber hinaus die Rendite nicht an erster Stelle. Da ist es (fast) egal, ob die Investition sich nach 20 Jahren oder erst nach 50 Jahren über die Mieteinnahmen rechnet, Hauptsache das Geld ist gewaschen. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/geldwaesche-immobilien-1.4500051


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 10.08.2019

(10.08.2019, 14:08)runner24 schrieb: Früher  - als die Welt noch in Ordnung war  Rolleyes ‌ -  haben die Wirtschaftsexperten gesagt, dass bei sinkenden Zinsen das Kapital in die Aktienmärkte fließt.

Das wäre der Fall, wenn man nicht die Angst haben müsste, dass der Aktienmarkt in naher Zukunft crasht. Wenn zahlreiche Firmen nur noch durch EZB-Geld überhaupt im Markt gehalten werden oder Aktienkurse über mit billigem Geld finanzierte Rückkäufe gepusht werden und weiterhin eine Bankenkrise am Horizont droht, sucht man sich lieber was solides.

Geldwäsche mag ein Teil des Immobilienbooms sein, aber aus meiner Sicht kein entscheidender.


RE: Staatsschulden - Krise? - runner24 - 10.08.2019

Zitat:Das wäre der Fall, wenn man nicht die Angst haben müsste, dass der Aktienmarkt in naher Zukunft crasht. Wenn zahlreiche Firmen nur noch durch EZB-Geld überhaupt im Markt gehalten werden oder Aktienkurse über mit billigem Geld finanzierte Rückkäufe gepusht werden und weiterhin eine Bankenkrise am Horizont droht, sucht man sich lieber was solides.

Geldwäsche mag ein Teil des Immobilienbooms sein, aber aus meiner Sicht kein entscheidender.

Sicher, ein Börsencrash kann kommen, aber ist das wahrscheinlicher als ein Immobiliencrash? Wer weiß das schon. Zum Immobilienboom haben natürlich mehrere Ursachen geführt, welche entscheidend ist, kann wohl niemand sagen. Erstaunlich wenig in der Öffentlichkeit diskutiert, wird die simple erhöhte Nachfrage durch Zuwanderung (und dadurch steigende Preise). Ich war erst kürzlich wieder in Rumänien. Dieses Land hat mittlerweil 20 % seiner Einwohner verloren. Die mieten sich hier in der Region für teuer Geld in Schrottimmobilien ein, die früher keiner geschenkt genommen hätte. Nicht vergessen werden darf auch die Politik. Da wird mehrfach die Grunderwerbssteuer erhöht, die Bürokratie hochgefahren (vom Energiepass über Dachbegrünung bis hin zur Verpflichtung von überdachten Fahrradabstellplätzen) und dann wundern sich die gleichen Entscheidungsträger, dass Neubauten teurer werden...