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Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - Druckversion

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RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - ThomZach - 05.04.2015

(05.04.2015, 21:14)MZPTLK schrieb: Klar ist, dass wir dabei über ein Geschehen kürzer als 1/10telsekunde reden.
Bei Kontaktzeiten unter 0,15sec muss der Fuß vorgespannt sein, da er keine Zeit hat, erst nach dem Aufsetzen noch volle Spannung aufzubauen.
Die Ansicht "leise zu springen" ist identisch mit dem natürlich richtigen Spontanverhalten, das man den armen Leuten heute abgewöhnen will.


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - ThomZach - 05.04.2015

Auch von mir Gut' Nacht. Es ist nämlich schon halb 11, nicht 21h28...


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - MZPTLK - 05.04.2015

(05.04.2015, 21:28)ThomZach schrieb:
(05.04.2015, 21:14)MZPTLK schrieb: Klar ist, dass wir dabei über ein Geschehen kürzer als 1/10telsekunde reden.
Bei Kontaktzeiten unter 0,15sec muss der Fuß vorgespannt sein, da er keine Zeit hat, erst nach dem Aufsetzen noch volle Spannung aufzubauen.
Reaktiv können das viele sicher nicht.
Darum muss antizipativ das richtige Timing eingeübt werden.
Auch da sind die Talente ungleich verteilt.
Unser 8,71-Mann Sebastian Bayer soll einen sehr schnellen Fuss haben.


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - Gertrud - 05.04.2015

(05.04.2015, 21:23)ThomZach schrieb:
(05.04.2015, 20:40)Gertrud schrieb: Entscheidend ist doch, dass man beim Aufsetzen das Fußgelenk feststellt, um nicht aktiv zu klatschen. Das Klatschen lässt die Gewölbestrukturen zusammenbrechen, was auf Dauer sehr verletzungsträchtig ist. Die vor dem Fußaufsatz häufig zu sehende übertriebene Dorsalflexion ist auch so eine Uneigenart, wobei der Fuß im Abwärtsgang dann natürlich meistens auf den Boden klatscht.
Völlig falsch! Der Fuß klatscht weil er keine Spannung hat und zusammenbricht. Oder:
Um zu klatschen, muss man ihn entspannen und zusammenbrechen lassen.

Die Dorsalflexion ist dagegen bei Rücklage (Stemmen) das einzige Mittel um "leise zu springen".
Der Tibialis (vorderer Schienbeinmuskel) beugt den Fuß zum Spann hin und amortisiert dadurch das Aufsetzen der Ferse.
Nur bei langsamem Anlauf und langen Stützzeiten sinnvoll.

Speed-Flopper setzen dagegen "leise" mit ausgestrecktem Fuß auf der Außenkante auf.
Und zwar wie auch die Weitspringer mit unverzüglicher Vollbelastung des Ballens. Die Ferse steht dabei nur störend im Weg.
Nur wenn man die Absicht hat, sofort den Ballen zu belasten, ist das Fußgelenk "verschaltet", also gesund voll belastbar.

Dass das nicht alles Allgemeingut ist, unfassbar!!!

Reg dich mal ab, und lies meine Zeilen erst einmal mal exakt! 

"Die vor dem Fußaufsatz häufig zu sehende übertriebene Dorsalflexion ist auch so eine Uneigenart, wobei der Fuß im Abwärtsgang dann natürlich meistens auf den Boden klatscht." Im Abwärtsgang heißt für mich bewusstes Führen in die Plantarflexion!

Zur Erläuterung ein Artikel von Vern Gambetta

"There was a bit of a misunderstanding in my post on details in yesterday’s blog. Dorsiflexion occurs after toe off. I strongly believe it NOT something you have to coach or make the athlete consciously aware of. Dorsiflexion will happen if the foot strike into the ground is correct. As far as I am concerned the attempt to cue and coach dorsiflexion is another case of over analysis. It has been my experience that cueing dorsiflexion, may result in more dorsiflexion, but result is less force application. I call it hot footing; the athlete becomes so conscious of dorsiflexing the foot that they try to pull the foot off the ground prematurely. There are some many more important things that can be coached in the sprint. Remember sprinting is a natural activity. I strongly believe that we need to tap into the wisdom of the body and work to let things happen, rather than try to make things happen. It also goes back to something I learned over 35 years ago, coach causes not symptoms. I also learned that the great coaches I have been around keep it simple, they do not try to baffle with BS."

Gib mir doch bitte mal die Gradzahlen der Dorsalflexion beim Straddle von Weltklassehochspringern an!

Zitat:Die Dorsalflexion ist dagegen bei Rücklage (Stemmen) das einzige Mittel um "leise zu springen". 

Kann es nicht auch eine optische Täuschung sein, da der Fuß in Rücklage auch in neutraler Position scheinbar eine Dorsalflexion ist? 
[attachment=100] dem bereits angegebenen Video entnommen

Gertrud


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - ThomZach - 06.04.2015

(05.04.2015, 23:03)Gertrud schrieb:
(05.04.2015, 21:23)ThomZach schrieb: Gib mir doch bitte mal die Gradzahlen der Dorsalflexion beim Straddle von Weltklassehochspringern an!
Zitat:Die Dorsalflexion ist dagegen bei Rücklage (Stemmen) das einzige Mittel um "leise zu springen".
Kann es nicht auch eine optische Täuschung sein, da der Fuß in Rücklage auch in neutraler Position scheinbar eine Dorsalflexion ist?
Liebe Gertrud. Ich reg mich gar nicht auf. Also brauch ich mich auch nicht abzuregen. Trotzdem danke für Dein Mitgefühl.
Was Gambetta schreibt ist voll korrekt. Man kann es auch so zusammenfassen: "Es gibt nichts was nicht auch übertrieben werden kann."
Antworten:
An der Gradzahl kann man nicht ermessen, welche Kräfte und Muskeln zu einem bestimmten Winkel führen.
Deshalb habe ich mir eine solche Frage nie gestellt. Wenn man optische Eindrücke, wie ich,
über Jahrzehnte mit eigenen, permanent videogestützten, praktischen und didaktischen Erfahrungen abgleichen kann,
werden optische Täuschungen ziemlich unwahrscheinlich. Jeder fällt auf Zaubertricks herein. Nur die Zauberer nicht.

Leider habe ich Beilschmidt und Co. nicht springen gehört. Also kann ich das Verhalten ihres Sprungfußes
nicht verlässlich deuten. Sehe aber auf jeden Fall bei allen aktive Dorsalflexion vor dem Aufsezten.
Ein lockerer Fuß sieht anders aus. Und ein plantargestreckter auch. Ich such da mal was raus...
Nach welcher Theorie sie auch immer vorgegangen sind, ihr Körper wird sich schon erfolgreich gegen das Falsche
zur Wehr gesetzt haben - bei den Talenten und den Endleistungen.

(Trotzdem sahen Anlauf und Absprung für mich echt blöd aus, weil es gekünstelt und unharmonisch wirkte, also ja war.
Und das lag wohl auch mehr an der Absicht, schon mit Rücklage anzulaufen. So entstand ein recht unelegantes Watscheln.
Kann auch sein, dass veranlagte Fehlstellungen in bestimmten Gelenken im Spiel waren. Das ist auch alles völlig egal.)
 
Ihr Absprung zeigte jedenfalls viel ungenutztes Potential, auch im Hinblick auf Flugrotation und folglich Überquerung.
Und das war bei diversen Wettkämpfen auch noch sehr unterschiedlich.
Ich weiß auch nicht, wie intensiv man damals schon mit Video gearbeitet hat. Und das hilft ja auch nur,
wenn die Theorie nach der man vorgeht realistisch ist.
Ich wäre 1971/72 mit Video sicher nicht so rat-, sang- und klanglos untergegangen. Hab eigentlich erst
mit 48-50 Jahren richtig gelernt, was ich 68-71 und 77-87 unbewusst also zufällig schon mal gekonnt habe.

Toll dass es uns gelingt, hier auch mal Disziplin-übergreifend Dinge zu erörtern. Das ist für jeden Spezialisten wertvoll. Danke!


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - Gertrud - 06.04.2015

Das Disziplinübergreifende war der Grund, warum ich mich so stark in den Mehrkampf eingebracht habe. Ich habe eine Menge von den Spezialtrainern und Personen, die sich mit dem Körper beschäftigen, gelernt und dann vor allem weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Blickwinkel waren mir sehr wichtig. Vor allem aber haben mir die "Sabbatjahre" gut getan, in denen ich viele Dinge vertiefen konnte. Ich habe meinen Blick geschärft. Ich habe die Jahre nicht verschlafen.

Ich finde diese tiefgreifenden technischen Analysen wie hier sehr wichtig, damit sich viele damit auseinandersetzen und nicht nur alles, was von oben kommt, diskussionslos hinnehmen und auch andere Sichtweisen lernen. Rahmentrainingspläne sollten immer nur als Hinweis dienen, keineswegs als Dogma. Ich persönlich genieße die Freiheit meines Geistes, alles so zu entwickeln, wie ich es ohne irgendeine Vorschrift entwickeln kann. In dieser Freiheit befinden sich die Bundestrainer nicht.

Um deine Anregungen aufzunehmen, müssten die Schuhfirmen Schuhe entwickeln, die eine Torsion im Schuh weitgehend verhindern. Dieser Schuh hat mir am besten aus dem Video gefallen. Vielleicht ist der Springer aber primär gut im Absprung??? Die Schuhfirmen stecken halt in dem Dilemma, die Schuhe immer leichter zu machen, aber den guten Sitz zu gewährleisten.

[attachment=101]

Gertrud


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - ThomZach - 06.04.2015

[attachment=102]

Auszug aus meinem Buch von 1996. Links Ackermann, rechts Stones.
Sie zieht die Fußsspitze an um mit der vorgespannten Ferse aufzusetzen. 
Der Tibialis amotisiert im günstigen Fall die Bewegung zu einem "leisen", harmonischen Anstemmen.
Er streckt dn Fuß nach vorne zum aufsetzen auf der Außenkante des Ballens.
Die Ferse wird zwar aufgesetzt aber kaum belastet.

[attachment=103]


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - Hellmuth K l i m m e r - 06.04.2015

(05.04.2015, 21:12)ThomZach schrieb: Ich muss an Beilschmidt, Ackermann und Co. Denken. Das sah schon der maßen Scheiße aus, dass ich schallend gelacht habe.
Wo Brumel und Jschtscha es so schön richtig vorgemacht haben...
Thomas, bitte ohne Verbalinjurien in diesem Forum argumentieren.

Und dass Rosi und "Beile" schlecht sprangen, ist doch auch nicht so. (Ich sah beide übrigens sehr oft im Wettkampf [Halle /ST] und Training [Cottbus, mit Trainer E. Miek])
Du bist wieder ein wenig überheblich ... Sad

H. Klimmer / sen.


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - Gertrud - 06.04.2015

(06.04.2015, 10:39)ThomZach schrieb: Auszug aus meinem Buch von 1996. Links Ackermann, rechts Stones.
Sie zieht die Fußspitze an um mit der vorgespannten Ferse aufzusetzen. 
Der Tibialis amotisiert im günstigen Fall die Bewegung zu einem "leisen", harmonischen Anstemmen.
Er streckt den Fuß nach vorne zum aufsetzen auf der Außenkante des Ballens.
Die Ferse wird zwar aufgesetzt aber kaum belastet.

Hier werden die Vorteile beider Techniken sichtbar. Der Straddle hat Vorteile im gradliningen Fußaufsatz ohne die starke pronatorische Wirkung, aber den enormen Nachteil des Fersenaufsatzes. Es gibt Vertreter, die das Gehen sogar auf den Ballenaufsatz umzustellen empfehlen. Der Flop strapaziert die pronatorischen Kräfte.


Gertrud


RE: Absprunggestaltung im Weitsprung: Bob Beamon - ThomZach - 06.04.2015

(06.04.2015, 10:31)Gertrud schrieb: Um deine Anregungen aufzunehmen, müssten die Schuhfirmen Schuhe entwickeln, die eine Torsion im Schuh weitgehend verhindern. Dieser Schuh hat mir am besten aus dem Video gefallen. Vielleicht ist der Springer aber primär gut im Absprung???
Wer weiß wie dieser Schuh/Fuß ein/zwei Hundertstel später aussieht. Und warum soll man Torsionen verhindern?
Das bringt doch nur zusätzliche Widerstände, die krank machen können.

Ich springe seit 20 Jahren jeden Monat auch mal barfuß. Meine Schuhe waren immer schon weich in Schaft wie Sohle.
In Mexiko sprang ich in den berühmten adidas-Sneekers Serien über 2m15.
Im Vorkampf dann mit Spikes wie auf Beton 2m09 und raus.
Die modernen Schuhe sind hart wie Holz und tun mir schon beim Anfassen weh. Spikes sind mir ein Gräuel.

Auch mit meinen Schützlingen haben wir viel barfuß trainiert. ZB auch Weitsprung vom Rasen aus.
Sport ist doch in erster Linie Naturerlebnis.
1970 bin ich barfuß auf Rasen 2m10 gesprungen. Als ich mal in Mainz mit über 30
barfuß vom Tartan und mit Landung im Stehen auf dem Rasen 1m90 sprang, also irgendwie in der Hocke rüber,
und danach auch noch barfuß Speer geworfen habe, zickte eine Kollegin: "Wer barfuß wirft, wirft falsch!"
Das hab ich heute noch im Ohr. Ich war technisch ein begnadeter Speerwerfer. Nur zu schwach und zerbrechlich.

Zurück zur Natur - wäre auch für den DLV ein gutes Motto.