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Tabletten von Trainer - Druckversion

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RE: Tabletten von Trainer - lor-olli - 27.07.2015

Wink
Zitat:…aber ich wäre wirklich vorsichtig mit solchen nicht pflanzlichen Präparaten.…
Ich wage es mal hier als Beispiele für pflanzliche Präparate Canabis (nicht leistungsförderlich Wink), Amatotoxine (Knollenbätterpilz, eher nicht leistungsförderlich), Coffein (nur bis zu einem gewissen Wert erlaubt weil leistungsförderlich, Guarana enthält ebenfalls viel Coffein, setzt es nur langsamer frei), die Alkaloide des Cocastrauches sind auch "rein pflanzlich" und definitiv leistungsförderlich, auch die Meerträubel enthält als rein pflanzlichen Bestandteil Ephedrin…

Lange Rede kurzer Sinn, man kann keine pauschalen Aussagen solcher Art treffen! Auch Substanzen die verboten sind, können sinnvoll und mit Ausnahmeregelung erlaubt sein, egal ob synthetisch oder natürlich, z.B. bei Asthma Sympathomimetika, dennoch sollte es eine überprüfte Indikation geben.

Der Mensch nimmt bei einer gesunden Ernährung alles nötige zu sich, manchmal ist es wünschenswert zu substituieren um den Verdauungsapparat bei Höchstbelstung nicht zu sehr zu fordern (die Tour de France Fahrer hingen vielfach am Tropf, weil das Verdauungssystem die vielen benötigen Kalorien nicht schaffte). Wer die Fahrer mal hat "fressen" sehen nach einer Etappe (von "essen" kann da keine Rede sein, weil sie VOR dem Sättigungsgefühl mindest 4000 Kalorien runterwürgen müssen, sprich sie haben dazu nur etwa 10 Minuten), weiß dass sogar die lebensnotwendige, gesunde Nahrung ungesund sein kann!

Also bei Symptomen die Ursache finden und gezielt (be-)handeln, lieber nicht im Selbstversuch - auch Koffein etwa kann abhängig von den Umständen müde machen!


RE: Tabletten von Trainer - dht - 27.07.2015

Die Aussage bzgl. Koffein ist nicht mehr aktuell. Zwar wird darauf bei Kontrollen noch untersucht, es ist aber keine verbotene Substanz und entsprechend gibt es hier auch keine Obergrenze. So zumindest mein Stand für Deutschland. Die NCAA hat wohl noch eine Grenze, ab der Koffein verboten ist.


RE: Tabletten von Trainer - lor-olli - 27.07.2015

Die Erwähnung des Koffeins war exemplarisch und bei einigen Sportarten gilt nach wie vor eine Obergrenze bei Koffein (Fechten). Wie ich aber erwähnte kann Koffein auch müde machen (individuell, dosisabhängig und in Interaktion mit anderen Substanzen sowie bei einigen Personen mit ADSH).

Worauf ich hinaus wollte und falls das nicht eindeutig heraus kam: Fast alle Substanzen haben positives und/oder negatives Potential und wenn man dies nicht genau einschätzen kann, halte ich eine Medikation für fahrlässig, noch dazu wenn ein Trainer sie verabreicht (ich kenne aber im speziellen Fall die Qualifikation des Trainers nicht - er kann durchaus medizinisch bewandert sein…).

Ich habe schon zu viel "Blödsinn" erlebt, als dass ich da nicht den Zeigefinger heben muss. Selbst scheinbar harmlose Substanzen wie Mineralpräparate haben ihre Gefahren (Kaliumüberdosierung z.B. erzeugt schlimmste Krämpfe bis zu Muskelverletzungen, sogar Herzrhytmusstörungen sind drin).

Viele Amateure werfen "alles mögliche" ein, ohne sich der Auswirkungen bewusst zu sein - keine gute Tendenz. Ich habe mich anlässlich meines letzten Marathons gefragt, wie lange die Menge an Schmerzmitteln, Salben, NEMs und mehr, eine Kleinstadt normal versorgen könnte Wink. 8 von 10 Marathonläufern haben etwas in der Tasche - selbst wenn sie es nicht nehmen.


RE: Tabletten von Trainer - RalfM - 27.07.2015

(27.07.2015, 17:42)lor-olli schrieb: 8 von 10 Marathonläufern haben etwas in der Tasche - selbst wenn sie es nicht nehmen.

Ich bewege mich seit ungefähr 40 Jahren in dieser Szene, auch bei den Ultramarathonis zuweilen. Klar haben die alle was in der Tasche. Handtuch und trockene Unterwäsche. Oder was meinst Du? Aspirin? Tampon? Bitte Butter bei die Fische,

Ralf


RE: Tabletten von Trainer - lor-olli - 28.07.2015

Aspirin stellt für mich schon eine Grenzüberschreitung dar (Gefahr von Magenbluten) und tatsächlich haben recht viele genau diese Schmerzmittel parat (alternativ Ibuprofen oder oder oder). Diclofenac in Salbenform ist auch recht verbreitet, über Guaranatabletten (und andere Nahrungsergänzungsmittel je nach "Mode" kann man noch schmunzeln (leistungstechnisch). Asthmaspray (Salbumatol) kommt häufiger vor als es Erkrankte gibt UND nicht jeder wird alles offen "vorführen". Weißt Du wie geläufig Kokain ist? Das hat man bei Tests auf nahezu ALLEN Toiletten des Bundestags gefunden und ich kenne einen Hobbyläufer der gelegentlich "kokst". Ob auch beim Laufen? Wird er anderen gerade "auf die Nase binden".

Ich nehme aber auch an, dass Du mit "Szene", die ambitionierteren Sportler meinst (Ultra…). Die sind diesbezüglich definitv klüger, es geht vor allem um die "Gelegenheits-Stadt-Marathonnies". In England hat man in einer anonymisierten Umfrage unter Hobbyläufern gefragt, was sie z.B. bei leichten Verletzungen oder Schmerzen unternehmen - das Ergebnis entspricht etwa dem des "Fahrens unter Alkoholeinfluss".

Die Forderung nach Dopingpoben unter Hobbyläufern kommt nicht von ungefähr, vielleicht wäre es sogar sinnvoll mal belastbares Zahlenmaterial zu haben - so müssen wir spekulieren, aber nicht völlig blind. Der Bereich zwischen "erlaubt" und "Irrsinn" (Laufen mit Erkrankung unter starken Schmerzmitteln) ist fließend und ich gebe zu, dass die "8 von 10" eine emotionale, grobe Schätzung sind, bei dem Unsinn den ich schon erlebt habe. Zumindest die sportlich langfristig Ambitionierten sind da doch deutlich verständiger.


RE: Tabletten von Trainer - Atanvarno - 28.07.2015

(28.07.2015, 15:42)lor-olli schrieb: [Kokain] hat man bei Tests auf nahezu ALLEN Toiletten des Bundestags gefunden
Jetzt wird's aber arg plakativ. Es gab e i n e (unter Verstoß gegen die Hausordnung erfolgte) Probennahme des SAT1-Magazins "Akte 2000" bei der in 22 von 28 (öffentlich zugänglichen) Toiletten des Reichstages Spuren von Kokain gefunden wurden.

Experten hielten es dabei auch für plausibel, dass in einer Toilette vorhandene Spuren durch Wischwasser der Putzfrauen auf die übrigen verteilt wurden.

Auch die immer wieder gern vorgetragene Geschichte, dass neun von zehn Euronoten Kokainspuren tragen, muss cum grano salis genommen werden

Zitat:Allerdings darf das Untersuchungsergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anhaftung keineswegs allein von Drogenkonsum herrührt. Durch die Geldzirkulation und die Noten-Sortierung in den Banken werden Kokain-Rückstände gleichmäßig auf unverschmutzte Scheine verteilt.
Quelle


RE: Tabletten von Trainer - lor-olli - 28.07.2015

Zitat:Atanvarno schrieb:
…arg plakativ…

 Zugestanden, mit der Bitte um Nachsicht.

Laut Polizeibericht (und statistica.com) sind 2014 ca. 1500kg Kokain beschlagnahmt worden /2010 waren es sogar 3000kg), das dürften seriösen Hochrechnungen nach zwischen 5% und 10% der umgesetzten Menge sein. 15 bis 30 Tonnen füllen schon ein paar Nasen. Selbst in unserem Dorf wurde die Polizei fündig! (Klasse Aktion, weil man die Blaulichter schon von weitem sieht, kamen die Beamten in Uniform mit dem Stadtbus, der praktischerweise genau vor dem Lokal hält Wink)

Abgesehen davon, dass Kokain vermutlich für Langstreckler sicher nicht förderlich ist, glaube ich nicht daran, dass Sportler generell drogenfrei sind. "Tabletten vom Trainer" stellen eine Form des Grenzüberschreitens dar, die man nicht tolerieren oder auf die leichte Schulter nehmen sollte. Es können NEM sein, aber ein unbedarfter Athlet prüft das vielleicht nicht und erfährt dann auch nicht, dass vielleicht auch unerwünschte Substanzen dabei sind. (z.B. wenn aus unzuverlässiger Quelle).

Aber ihr habt schon recht, bei aller Emotionalität sollte man bei den Fakten bleiben - schade, dass das Zahlenmaterial so dünn ist, es verleitet zur Spekulation und bietet dummerweise auch leichte oder dumme Ausreden.


RE: Tabletten von Trainer - RalfM - 28.07.2015

(28.07.2015, 19:02)lor-olli schrieb: bei aller Emotionalität sollte man bei den Fakten bleiben - schade, dass das Zahlenmaterial so dünn ist, es verleitet zur Spekulation

Dass Du über Kokainfunde in Deinem Heimatort im Zusammenhang mit Freizeitläufern oder gar Marathonläufern fabulierst, ist ein ganz haltloses Geschwätz. Du bist zwar selbst mittlerweile vom ehemaligen Mehrkämpfer zum Freizeitläufer geworden, aber hast offenbar kaum Kontakt zu anderen Läufern. Du weisst nicht, was normal ist. Das erfährt man eher im echten Leben als via Internet.

Ich war in den letzten 4 Jahrzehnten (scheiße, so alt bin ich?) Mitglied in mehreren Laufsport-Vereinen an meinen Wohnorten, war an vielen Lauftreffs quer durch Deutschland beteiligt, habe Volksläufe organisiert und mitorganisiert, war auch mal Volkslaufwart in Berlin, habe am FU-Geocampus einen Geologen-Lauftreff organisiert, der die Mathematiker herausfordert. Ich stehe mit beiden Füßen auf dem Boden und weiß, wovon ich rede. Dieses ganze Geschwätz von den Freizeitsport-Dopern ist eine reine Medien-Ente der Yellow-Press. Und komm mir nicht mit Aspirin. Oft ist das ja ärztlich verordnet. Und wenn nicht, ist es auch egal.

Doping beginnt mit der Einnahme verbotener Substanzen. Die Regeln sind doch klar. Es ist alles andere als förderlich (als Doping-Gegner), die Grenzen zwischen verbotenen Substanzen und ganz legalen Alltags-Medikamenten zu verwischen, wie Du es tust, warum auch immer.

Letztens habe ich was gelesen vom Wort des Jahres der sogenannten Jugendsprache, die natürlich auch eine Zeitungs-Erfindung ist. Passt aber jetzt hier. Auch ein Helmut Digel ist aus lauter zur Schau gestelltem guten Willen zurecht im Sumpf der "Dopingmentalität" versunken. Ein mahnendes Beispiel. Man sollte bei den Fakten bleiben und sich vom eigenen Zeigefinger nicht verleiten lassen. Deshalb setze ich auch mal ein Wort in die Welt: Man sollte sich nicht verdigeln.


RE: Tabletten von Trainer - MZPTLK - 29.07.2015

(28.07.2015, 22:48)RalfM schrieb:
(28.07.2015, 19:02)lor-olli schrieb: bei aller Emotionalität sollte man bei den Fakten bleiben - schade, dass das Zahlenmaterial so dünn ist, es verleitet zur Spekulation
Ich stehe mit beiden Füßen auf dem Boden und weiß, wovon ich rede. Dieses ganze Geschwätz von den Freizeitsport-Dopern ist eine reine Medien-Ente der Yellow-Press.
Soso.

Der Spiegel 31/2015:
'In Deutschland trainieren 9,1 Millionen Menschen in Fitnesstudios...
Einer bundesweiten Studie der Universitätsklinik Lübeck zufolge konsumieren davon 22 Prozent der Männer und 8 Prozent der Frauen leistungssteigernde Mittel.

Sportwissenschaftler der Universitäten Wüzburg und Frankfurt kommen zu einem ähnlichen Resultat,
sie haben Freizeitsportler befragt, die bei Fitnessketten trainieren.
26 % der Männer und 14 % der Frauen erklärten, Dopingpräparate zu nehmen.

Jedes achte Mitglied greift zu Medikamenten, um stärker zu werden, dieses Ergebnis ermittelte der Mainzer Sportmediziner Perikles Simon.
Eine Zahl, die Dr. Mischa Kläber von der TU Darmstadt(+ Ressortleiter beim DOSB) noch für zu niedrig hält.
Er geht davon aus, dass jeder 5. Besucher etwas schluckt oder spritzt.
Das wäre 1,8 Millionen Menschen.
(MZPTLK hält diese Zahl aus verschiedenen Gründen für zu hoch, vor allem auch, weil viele registrierte User nur sporadisch trainieren)

Weltweit werden jedes Jahr 15 Milliarden für Dopingmittel umgesetzt, das schätzt die WADA, die Welt-Doping-Agentur.
In Deutschland werden für mehrere Hunderte Millionen Euro Dopingpräparate auf dem Schwarzmarkt verkauft..

Der Karlsruher Sportwissenschaftler Tobias Rathgeber hat Schüler an an fünf deutschen Gymnasien befragt.
9 % der Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen 11 und 12 verfügen über einschlägige Doping-Erfahrung.
Jeder 4. hat schon mit dem Gedanken gespielt, etwas zu nehmen.'

Geschwätz und Medien-Ente der Yellow Press?


RE: Tabletten von Trainer - lor-olli - 29.07.2015

Lieber RalfM,
Zitat:…Dass Du über Kokainfunde in Deinem Heimatort im Zusammenhang mit Freizeitläufern oder gar Marathonläufern fabulierst, ist ein ganz haltloses Geschwätz…
Ich habe meine ca. 60 000 Trainingskilometer nicht überwiegend allein abgespult, habe öfter den Wohnort gewechselt und habe z.B. in Hannover in einem Verein zur Suchtprävention und Abhängigenhilfe mitgearbeitet - so ganz lebensfern sind meine Erfahrungen also nicht. Laufen diente z.B. durchaus auch als Therapie unterstützendes Hilfsmittel, denn "Durchhaltevermögen" ist etwas sehr Entscheidendes nach dem Entzug.

Mein Beispiel von vor Ort sollte aufzeigen, dass es eine "Insel der Glückseeligen", nicht einmal in sehr abgelegenen Gebieten mehr gibt. Drogen (legale und illegale) sind ein gesamtgesellschaftliches Problem und da nehme ich Hobbysportler und - läufer nicht aus! Mal ketzerisch gefragt: Glaubst Du, dass die NADA oder WADA auch nur ansatzweise das Dopingproblem im Griff haben? Jugendliche sind neugierig (und sollten es sein), aber sie sollten auch nicht jede Erfahrung sammeln müssen (Tabletten vom Trainer… gaukeln eine Seriosität und Normalität vor!).

Meine Schätzung 8 von 10 ist wohl etwas dramatisch, aber bei einer Razzia in einem Gymnasium in Hannover wurde bei 30 durchsuchten Schülern der Oberstufe (anonyme Anzeige), bei 21 "Stoff" gefunden. Eine anonyme Umfrage unter Gästen Hamburger Discos zeigte, dass mehr als 60 % häufigere Erfahrungen mit Aufputschmitteln (diverse Arten) hatten.

Wo ich Dir recht gebe, ist dass vermutlich unter den ambitionierten Läufern solche Auswüchse viel seltener sind, trotzdem sind Schmerzmittel unter Leistungssportlern recht gebräuchlich. Auch wenn sie nicht immer illegal sind, unkritisch ist das nicht! Wir werden das Problem weder lösen noch wegdiskutieren können, deshalb gilt als erste Maßnahme: Aufklärung! Was vermuten Notärzte zu allererst, wenn ein jüngerer Patient mit Magenbluten ins Krankenhaus kommt… Geschwüre durch Schmerzmittel"missbrauch" und dazu reicht schon eine regelmäßige, längere, unkontrollierte Einnahme von bis zu 350 Milligramm ASS (EINE normale Tablette enthält 500mg). Dies ist recht lange schon bekannt

Quelle: z.B. hier:  http://www.infomed.ch/screen_template.php?articleid=81&screenissueid=133

(Schlussfolgerung am Ende des Artikels reicht)