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Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training (/showthread.php?tid=83) Seiten:
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Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - Hinkebein - 25.03.2014 Auf der DLV-Seite bin ich auf folgendes gestoßen: http://www.dlv-sport.de/index.php?NavID=1&SiteID=28&NewsID=46553&Year=2014&IsArchive=1 "Ähnlich gut angenommen wurden die Analysen zur elementaren Schnelligkeit, die der Leipziger Trainingswissenschaftler Francois Richter vortrug. Die überraschende Erkenntnis, dass nach eigentlich ermüdendem Training die Schnelligkeit eher zu- als abnimmt und noch eine hohe Trainierbarkeit gegeben ist, löste viele Nachfragen und Diskussionen aus." Hat da schon Erfahrung in der Praxis gesammelt? Wie sehen solche Einheiten aus? RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - lor-olli - 25.03.2014 Wenn sich dies auf die Untersuchungen der Uni Leipzig bezieht... (kann man hier finden). Hier steht erst einmal das Untersuchen im Vordergrund, nicht so sehr Trainingskonzepte. Allerdings, wenn ich mir anschaue wie einige US-Coaches und einige englische Sprintcoaches ihre Spitzenathleten trainieren, scheint einiges schon in die Praxis umgesetzt - die Erkenntnis, dass man nach einem ermüdenden Trainingsteil nicht unbedingt langsamer wird, kennen wohl einige Athleten. (ich kann das für kurze Sprints selbst bestätigen, habe dies allerdings mit 100m Sprints nie versucht, auch weil durch die Ermüdung die Verletzungsgefahr höher ist!) Ermüdung kann durch verschiedene Einheiten erzeugt werden, letztlich ermüdet jede höhere und etwas längere Belastung. Der genannte Fahrradergometer hat den Vorteil, dass eine Verletzung sehr unwahrscheinlich ist, da die Belastung gut kontrollierbar und dosierbar (Puls/Watt) und nicht abrupt ist (keine Sprünge, extreme Dehnungen etc.). In wie weit dies bereits in die Trainingspraxis umgesetzt wird, ist bei vielen Spitzentrainern ein gern gehütetes Geheimnis. Manche Erkenntnisse gewinnt man auch "im Nachhinnein" - sprich wenn man die Auswirkungen bestimmter Trainingsmethoden qualitativ wissenschaftlich untersucht ![]() RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - Hinkebein - 25.03.2014 Gerade im Mehrkampftraining könnte hier die Trainingsplanung erleichtert werden. Also Sprinttraining nach Ausdauereinheiten, Sprüngen etc.. Hat das jemand in der Praxis schon probiert? RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - MZPTLK - 25.03.2014 Ich kann nur davor warnen, dieser neuen durchs Dorf jagenden Sau hinterher zu hecheln. Bolt soll ja so schnell laufen, weil er ein minimales Aufwärmprogramm zeigt. Wohlgemerkt: zeigt... ![]() Und Dehnen soll ja auch kontraproduktiv sein. ![]() Und überhaupt muss die ganze Physiologie neu geschrieben werden. ![]() Ich finde zwar die Wettkampfvorbereitung einiger deutscher Sprinter/innen sowohl von der Dauer(bis zu 75 Minuten vor dem Start) als auch von der Intensität(mehrere Maximalbelastungen vor locker zu gewinnenden Vorläufen) übertrieben und unökonomisch angesichts folgender Topbelastungen in Zwischen- End- und Staffelläufen, aber von den Inhalten und deren Reihenfolge - je nach individuellem Gusto - absolut okay. Ich habe bisher immer nur beobachtet, dass die besten Sprinter/innen in den Staffelvorläufen oft geschont werden, weil sie die Einzelläufe in den Beinen haben. Und ich bin überzeugt, dass viele Staffelrekorde ein Stück besser wären, wenn alle Teilnehmer ausgeruht/er gewesen wären. Und solange die das so machen, würde ich mich als Otto Normalverbraucher daran orientieren. Wenn der Fall eintreten sollte, dass sich physiologisch nachweisen lässt, dass sich ans Ende von energetisch belastenden Trainingseinheiten Schnelligkeitstraining besser 'auszahlt', werde ich abschwören. RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - lor-olli - 25.03.2014 Ich habe Zehnkampf gemacht, allerdings die "konventionelle" Trainingsmethode. Die Erfahrung, dass man nach ermüdenden Training nicht unbedingt langsamer wird, war bei mir eine eher subjektive, denn qualitative. (ist aber auch ein "paar Jahre" her…) Der neue Hallenweltrekordler Kilty wird von Rana Reider trainiert (einem US Coach) der insbesondere die Schnelligkeit einiger englischer Sprinter auf der zweiten Hälten des Sprints verbessert hat. Es hat das Training umgestellt (weil es davor zu viele Verletzungen gab), andere Schwerpunkte gesetzt und einige Athleten nennen sein Training anstrengend. Inwieweit dies mit gezieltem Ermüdungstraining zu tun hat - da lässt man sich nicht so in die Karten schauen - aber bei Kilty schlägt das Training (und die verletzungsfreie Zeit) ganz gut an - trotz "Anstrengung" ![]() RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - Hellmuth K l i m m e r - 25.03.2014 Die interessante Untersuchung des Studenten F. Richter von der Uni Leipzig (frührer DHfK) gibt zu denken. ![]() Und solch Überlegungen sind nicht ganz neu. Schon Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre gab es an dieser Hochschule den Gedanken, durch ermüdende ("Aus"-)Belastungen Verbesserungen der Schnelligkeit und bes. der Lockerheit und damit besserer Voraussetzungen für die technische Ausbildung, fürs Lerntraining zu schaffen. Der Verfechter dieser Theorie war der Physiologie-Professor M. PAERISCH. Die Bedenken, dass man im Ermüdungszustand dann bei einem wirklich hartem Sprinttraining (das eben kein "Tapping stehend" ist ![]() Und die US-Boys werden zwar viel mehr Sprints machen, aber wohl keine im Ausbelastungszustand und schon gar nicht mit Muskelkater. ![]() H. Klimmer / sen. RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - MZPTLK - 25.03.2014 @Hellmuth, deine Bedenken sind unbedingt zu beachten. Stichwort: speed endurance, pick-up-Beschleunigung, usw... Klaus Ehl wurde 1975 Doppelmeister(Ommer was not amused) über 100 und 200 m, nachdem er sein Training umgestellt hatte. Man beachte, zu der Zeit gab es 20,5 Läufer wie Ommer und Hofmeister. Er hatte viele -auch scharfe- Überdistanzläufe von 300, 400 m im Programm(trotz längerer Pausen sehr ermüdend), das kam ihm natürlich vor allem über 200 m zugute, wo er vorher kaum Medaillenchancen hatte. Und er brauchte bei 100 m eigentlich nur bis etwa 70 m 'zu warten', dann machte er pickup und die Sache war entschieden. RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - Hinkebein - 25.03.2014 (25.03.2014, 12:19)lor-olli schrieb: Der neue Hallenweltrekordler Kilty wird von Rana Reider trainiert (einem US Coach) der insbesondere die Schnelligkeit einiger englischer Sprinter auf der zweiten Hälten des Sprints verbessert hat. Es hat das Training umgestellt (weil es davor zu viele Verletzungen gab), andere Schwerpunkte gesetzt und einige Athleten nennen sein Training anstrengend." Gerade dort haben die deutschen Sprinter ihre schwächen. Die "üblichen Methoden" scheinen doch nicht zu greifen. RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - MZPTLK - 25.03.2014 Das Untersuchungsdesign von Herrn Richter ist teilweise nicht transparent und nachvollziehbar. So bleibt z.B. bei der Trainingsintervention zwischen den Messungen unklar, welche Trainingsmittel bei welchen Probanden in welcher Intensität, Reihenfolge und Dauer zur Anwendung kamen. Die gezeigten Werte (nur) eines Probanden weisen Unplausibilitäten auf. Zum Beispiel weisen die nach Grundwehrdienst, nach Krankheit, usw gemessenen Werte im Vergleich zu den 'normalen' keine signifikanten Abweichungen auf. Im Unklaren bleibt auch, wie 'gewissenhaft' die Vorbereitung der Probanden vor der ersten Messung war, waren sie alle 'voll da' ![]() Man müsste mehr Details haben, um die Untersuchung besser bewerten und vernünftige Schlüsse ziehen zu können. RE: Schnelligkeitszunahme nach ermüdendem Training - Solos - 25.03.2014 (25.03.2014, 14:10)MZPTLK schrieb: Das Untersuchungsdesign von Herrn Richter ist teilweise nicht nachvollziehbar. Man braucht mit der Kritik gar nicht so weit ins Detail zu gehen. Die Grundsatzfrage die sich mir stellt ist, in wie weit die verwendeten Parameter der elementaren Schnelligkeit (Tapping-Frequenz, Bodenkontaktzeit, Hubzeit) überhaupt eine Aussagekraft für komplexe Schnelligkeitsleistungen wie Sprint oder Sprung besitzen. So lange dies nicht eindeutig geklärt ist, braucht man sich auch keine Gedanken über einen Paradigmenwechsel im Schnelligkeitstraining machen. Meiner bescheidenen Meinung nach haben diese maximierten Tapping-Geschichten relativ wenig mit den benötigten Sprintmustern zu tun. Im Gegenteil: Frequenzen lassen sich, wie F. Richter ja auch selber beschreibt, wunderbar über die Verkürzung von Hubzeit (=Verkürzung der Flugzeit) und Bodenkontaktzeit erreichen. Wer das Gesamtsystem also schön steif stellt und mit geringen Bewegungsamplituden arbeitet, hat sich im Sinne der Testaufgabe selbstoptimiert und wird ein gutes Ergebnis erzielen. Dies entspricht aber nicht dem für gute Sprintleistungen entscheidendem Wechselspiel zwischen An- und Entspannung, welches eine gewisse Dauer sowie ein gewisses Verhältnis von Bodenkontaktzeit zu Flugzeit einfach voraussetzt. |