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Überwachung und Selbstüberwachung - Druckversion

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Überwachung und Selbstüberwachung - DerC - 10.02.2015

Hallo,

hatte erst überlegt, dass in dem Klarnamenthread oder anderswo zu posten, aber ich denke das hat einen eigenen Thread verdient. Durch den Bezug auch zu Themen wie Dopingkontrolle/ Aufenthaltsangabe dafür oder auch Fitnesstracker müsste man es sogar nicht unbedingt im Off-Topic Bereich platzieren. Aber hier darf die Diskussion vielleicht etwas mehr ausufern, was imo nicht unbedingt verhindern werden muss, solange das Niveau nicht zu sehr absackt.

Hier der Link zu einem lesenswerten Artikel:

Leben mit Entscheidungsmaschinen


Gruß

C


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - DerC - 10.02.2015

Und noch was in dem Zusammenhang:

http://www.sueddeutsche.de/karriere/bewerbersuche-ueber-soziale-netzwerke-ohne-facebook-passwort-kein-job-1.1318194



Gruß

C


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - lor-olli - 10.02.2015

Jede technische Errungenschaft wird erst einmal als Fortschritt verkauft – sonst könnte sie sich nicht etablieren… Atomkraft wurde als die ultimative Energieform der Zukunft gepriesen – dass sehen wir heute differenzierter. Wir sehen aber auch, das etwas das einmal vorhanden ist, nicht wieder von allein verschwindet, wenn es erst einmal eine gewisse Größenordnung erreicht hat.
 
Die digitalen Technologien sind für den Einzelnen verlockend, weil sie die Illusion fördern man wäre niemals mehr allein. So viel Pessimismus? Nun, Einsamkeit erhält eine ganz andere Dimension, wenn man sich mal die Opfer digitalen Mobbings unter jungen Leuten ansieht.
 
Ich kann jederzeit, nahezu jede “Information“ abgreifen (egal wie unnütz) und mich jederzeit mit fast allen Menschen in Verbindung setzen, dazu gebe ich ständig Informationen von mir preis > viele Jüngere halten Privatsphäre mittlerweile für “old-school“! Es ist etwas zeitaufwändiger ihnen die Augen zu öffnen und dennoch ganz einfach – einfach alles zusammentragen was der Betreffende z.B.  innerhalb der letzten Woche freiwillig preisgegeben hat. Das verknüpft man dann mit den Daten von anderen aus seinem Umfeld und interpretiert sie bewusst falsch, der Schreck ist groß, aber ernüchternd.  (Bewegungsdaten, Aktivitäten, andere kontaktierte Personen usw.)
 
Man mag einwenden (einwänden? ich mag mich an diese Schreibweise nicht gewöhnen), kein Problem, solange kein Missbrauch damit getrieben wird. Wirklich? Was ist Missbrauch? So argumentiert nur jemand, der sich mit Big-Data noch nicht auseinandergesetzt hat… Meines Erachtens ist die Dauerkontrolle an sich schon das Übel, aber die Big-Data gehen noch viel weiter: aus Belanglosen Daten lassen sich Verhaltensprognosen ableiten und wenn ich genug Daten habe (BIG!-Data), kann ich sogar das Verhalten völlig unbekannter Personen prognostizieren und letztendlich auch manipulieren. Den Einzelnen vielleicht nicht, aber die Masse GANZ sicher, solange bis der Einzelne “außen“ dasteht und das ganz sehr subtil ohne “Stasi-Methoden“ – wenn man nicht schon das bloße Datensammeln als solche ansieht…
 
Datensammeln befriedigt die Neugier, eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die Geheimdienste dann auf die Spitze trieben und treiben, immer mehr, immer besser, immer genauer, wozu? Neugier allein rechtfertigt den finanziellen Aufwand nicht (das GCHQ hat gerade 3 Milliarden Pfund für ein neues Rechenzentrum beantragt…).
 
Wer sehen will wozu das Ganze führen kann, geht mal nach Schweden und lässt sich die Adresse und die Summe der bezahlten Steuern von irgendeinem Bewohner Schwedens geben – er bekommt sie! (Natürlich verschleiern “die Reichen“ diese Daten über Firmengeflechte etc.). In den USA ist es fast schon “normal“ unter jungen Leuten seine social-media Kontaktdaten weiterzugeben, zwar nicht das Passwort, aber die Sicherheit dieser Daten ist nur lächerlich unzulänglich geschützt – und wir sprechen hier nicht von Geheimdiensten!
 
So, ich entschuldige mich schon mal vorab für diese Tirade, aber es ist nun mal mein Metier und mein Steckenpferd und jeder der Leistungssport nicht nur aus dem Fernsehen kennt, weiß um die Gefahren. Ich kenne die IT-Sicherheit eben auch nicht nur aus dem Fernsehen Wink


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - gera - 10.02.2015

lor-olli ,

ist Dein geschildertes Szenario nicht die beste Begründung dafür, die Klarnamenpflicht im Netz versuchen vernünftig einzuführen ?
Wer unter Klarnamen schreibt, wird es sich genauer überlegen, was er da schreibt, weil er dafür auch die Verantwortung übernimmt.
Eine Zensur sehe ich dadurch nicht, keiner wird gehindert, seine Meinung oder Wissen zu verbreiten.
Was Staaten und große Konzerne mit unserem Verhalten im Netz machen, können wir auch durch Anonymität nicht verhindern. Die machen eh, was sie wollen, auch wenn gesetzlich irgendwas anderes steht.
Was unser Forum betrifft, ist das etwas anders, hier sind es persönliche Meinungen, die ich nur einem gewissen Kreis kundgeben will.
Schön würde ich es aber schon finden, wenn man intern wüsste, wer wer ist. Aber wie ?


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - Robb - 10.02.2015

(10.02.2015, 16:01)gera schrieb: lor-olli ,

ist Dein geschildertes Szenario nicht die beste Begründung dafür, die Klarnamenpflicht im Netz versuchen vernünftig einzuführen ?
Erklär mir bitte, wie du eine Klarnamenpflicht vernünftig einführen willst, wenn das oberste deutsche Gericht entschieden hat, dass diese verfassungswidrig wäre? Das ist genauso sinnlos wie die endlosen Rufe nach der Vorratsdatenspeicherung. Die anlasslose Speicherung widerspricht europäischem Recht, man müßte also einen Anlass finden, anders gesagt, man müßte gegen JEDE Person, deren Daten man auf Vorrat speichern möchte, einen konkreten Verdacht vorbringen können. Die Überwachungsfanatiker ignorieren dies seltsamerweise, obwohl die anlasslose Speicherung damit gestorben ist.


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - lor-olli - 10.02.2015

@gera,
Du unterschätzt mich. Bei Klarnamenpflicht hätte ich schon ein paar Identitäten parat, die sich nicht zu meiner IP-Adresse zurückverfolgen lassen…
Geht sogar ganz legal, nur falls ein einer Einwände hat, einfach einen schwedischen account besorgen, denn in Schweden gibt es für provider keine Verpflichtung die IP-Adressen zu speichern. Deswegen werden dort "natürlich" eine ganze Reihe von Servern stationiert, auch von nicht-schwedischen Anbietern!

Die Klarnamenpflicht führt nur zur "Überführung" der Deppen, jemand der "Ahnung" von der Materie hat wird sich eben nicht erwischen lassen. Und ja, es ist durchaus möglich seinen Rechner sogar vor NSA und GCHQ zu verbergen, sowie eine OpenSource Verschlüsselung zu verwenden die auch die beiden Geheimdienste bisher nicht knacken können.

Woher "ich" das weiß? Würde die englische Regierung stellvertretend für den GCHQ fordern, dass es in England keine Verschlüsselung geben darf, die der Geheimdienst nicht entschlüsseln kann, wenn sie damit keine Probleme hätten? Würden sie tatsächlich ohne Grund Wasser auf die Mühlen der Widersacher gießen? In England verschlüsseln mehr Menschen als sonst irgendwo auf der Welt ihre digitale Kommunikation, dass macht es für die Geheimdienste so teuer, zeigt aber auch wie wenig man in GB "seinem" Staat traut!

Die Forderung nach einer Klarnamenpflicht um es kurz zu machen, ist die typische Stammtischidee von "bayrischen Politikern", die schon mit der einfachen Bedienung eines Rechner überfordert sind und keinerlei technisches Verständnis mitbringen. Schon mal "Klarnamenpflicht" als Forderung von einem Experten gehört? Das wäre so, als wenn ein Wetterfrosch ein "Regenverbot" beschließen ließe Wink


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - gera - 11.02.2015

(10.02.2015, 23:48)lor-olli schrieb: @gera,


Die Forderung nach einer Klarnamenpflicht um es kurz zu machen, ist die typische Stammtischidee von "bayrischen Politikern", die schon mit der einfachen Bedienung eines Rechner überfordert sind und keinerlei technisches Verständnis mitbringen. Schon mal "Klarnamenpflicht" als Forderung von einem Experten gehört? Das wäre so, als wenn ein Wetterfrosch ein "Regenverbot" beschließen ließe Wink
Diskussionen führen manchmal an einen Punkt, wo sie keinen weiteren Sinn mehr machen.
Bei diesem Thema würde sie wahrscheinlich auch in einem grundsätzlichen Disput darüber enden, was ist eigentlich Freiheit. ?

Dein letzter, hier zitierter Absatz ist allerdings etwas überheblich, beleidigen kann er mich nicht, das kann nur jemand, von dem ich weiß, wer er ist.
Für mich sehe ich keinen Erkenntnisgewinnn mehr in dieser Diskussion und klinke mich daher aus diesem Thema aus.
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mit dem zweiten sieht man besser<<< aber nur mit beiden sieht man richtig


RE: Überwachung und Selbstüberwachung - lor-olli - 13.02.2015

@gera,
was veranlasst Dich zu der Vermutung ich wollte Dich beleidigen? Ich versuche in diesen Diskussionen nur einfach klar zu machen, das die Klarnamenpflicht noch viel einfacher umgangen werden kann als die Pflicht ein Nummernschild am Auto zu haben. Eine Nummernschilddublette anzufertigen ist kein Problem aber man begeht eine Ordnungswidrigkeit / Versicherungsbetrug / Verkehrsvergehen je nach Situation.

Eine falsche Klarnamenidentität ist nach derzeitigen Recht nicht einmal ahndungsfähig - was in der Konsequenz dazu führt, dass man heute bei Internetgeschäften noch immer seine Identität bestätigen lassen muss, z.B. durch das Postidentverfahren…

Mir geht vor allem der Populismus "auf den Senkel", mit dem immer wieder Forderungen aufgestellt werden, die unserer Rechtssprechung nicht standhalten. Neuester "Scherz" ist die Ablehnung einer Stromtrasse durch Bayern durch den "Fachmann Seehofer" in Verkennung der Tatsache, dass er erstens schon einmal einer solchen Trasse zugestimmt hat (ist so wie mit den Verträgen die Griechenland unterzeichnet hat Wink) und zum anderen gar nicht durch die bayrische Landesregierung zustimmungspflichtig (weil Bundesrecht).

Überheblich? Eher entrüstet, wenn man mich / uns mal wieder für blöd verkaufen will, nur um mit Stammtischparolen "bei den Doofen" zu punkten. (wobei mit doof auch die vorsätzliche Dummheit gemeint ist!). Es geht also sicher nicht um oder gegen Dich, aber sich mit den Tatsachen vertraut machen bevor man fordert, halte ich für eine Pflicht.