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These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - Druckversion

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These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - gera - 13.01.2015

Ich habe mich in letzter Zeit mit der Entwicklung des Hochsprungs beschäftigt.
u.a damit, auf welche Leistungsfaktoren die Weltrekordentwicklung seit 1876 um 56 cm zurück zu führen ist. ( in cm )

Mein unerwartetes Ergebnis :

die Sprungkraft der Athleten hat sich seit 140 Jahren eigentlich gar nicht verbessert.

Kann das sein ?
Bei soviel größerem Trainingsumfang und besserer Methoden ?

Details nachzulesen unter .
www.leichtathletikinbewegung.de
unter IV./C  = Entwicklungstendenzen im Hochsprung


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - dominikk85 - 13.01.2015

Sprungkraft ist nur bedingt zu trainieren, aber so ganz stimmt das mit der fehlenden Steigerung vermutlich auch nicht. der flop bringt ja gegenüber dem straddle maximal 4-5 cm und selbst gegenüber dem schersprung sind es vermulich nicht mehr als 30 cm.

so 10-15 cm Steigerung der Sprungkraft hat es also wohl schon gegeben. das hört sich nicht viel an, aber bei rund 1,20m Sprunghöhe des KSP ist das schon ein unterschied.

auf den einzelnen schritt gerechnet ist die power Steigerung bei der halben sekunde im 100m lauf vermutlich auch nicht größer, aber über 50 schritte wirkt sich das halt stärker aus.


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - Hellmuth K l i m m e r - 13.01.2015

(13.01.2015, 10:48)gera schrieb: Mein unerwartetes Ergebnis :

die Sprungkraft der Athleten hat sich seit 140 Jahren eigentlich gar nicht verbessert.

Kann das sein ?
Bei soviel größerem Trainingsumfang und besserer Methoden ?
gera,
das wäre aber ein Armutszeugnis für die Trainingsmethodiker, Trainer der letzten Jahrzehnte, auch für alle fleißig trainierenden Springer.
Ich behaupte sogar, dass Sprungkraft (im jungen Mannesalter) besonders gut trainierbar ist - wegen der extremen TESTOSTERON-Bildung im Körper. Das erlebte ich selbst - und noch eindrucksvoller beim Hochsprungtrainer Erich Drechsler, dessen Sprugkrafttraining ich schon bei einem Trainingslager 1958 in der Sportschule Greiz beobachten konnte (Athleten damals: W. Pfeil [2.16m, 1968], K. Freimuth [2.04m], u. a.). E. D. war geradezu ein Meister in der Sprungkraftentwicklung, von dem auch ich als sein späterer Kollege als noch Studierender viel gelernt habe. (Erich trainierte übrigens >100  2.00-m-Springer bis 1989.)

Dass Heike Daute-(Drechsler) dann nach E. D.s Umstieg zum Weitsprungtrainer (1990)   s o   gut vorankam, resultierte auch aus seinem perfekten Sprungkrafttraining als Hochsprungtrainer u. a. auch von R. Beilschmidt.

Also, ich will sagen: Die Sprungkraft hat und lässt sich bestens entwickeln - da braucht gar nicht "nachgeholfen" zu werden bei jungen Männern. Rolleyes


H. Klimmer / sen.    


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - MZPTLK - 13.01.2015

Sowohl die natuerliche(Lebensumstände, Ernährung, Grössenwachstum ueber Generationen...)
wie auch die antrainierte Sprungkraft(Mittel, Methoden...) haben sich verbessert.

Ausruestung, Bodenbeschaffenheit... bleiben dabei aussen vor.

Noch was zu Heike Drechsler:
Hätte sie die Sprungkraft von JJK oder S. Braun gehabt,
wären 7,60-7,70 rausgekommen.
Erich Drechsler hat sicherlich rausgeholt, was drin war.
Heike hat sich - vor allem später in der Karriere - öfter nicht (mehr) so gut getroffen.
Die beiden Erstgenannten waren darin Spitze.


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - gera - 13.01.2015

(13.01.2015, 15:19)Hellmuth K l i m m e r schrieb: gera,
das wäre aber ein Armutszeugnis für die Trainingsmethodiker, Trainer der letzten Jahrzehnte, auch für alle fleißig trainierenden Springer.
Ich behaupte sogar, dass Sprungkraft (im jungen Mannesalter) besonders gut trainierbar ist - wegen der extremen TESTOSTERON-Bildung im Körper. . Rolleyes


H. Klimmer / sen.    
Ich war von meinem Ergebnis selbst überrascht, deshalb auch die Frage hier im Forum.
Ich teilte in meiner Recherche die 56 cm Steigerung vom vom Hocksprung-WR  zum Flop-WR in Einflussfaktoren auf.
- Lattenüberhöhung
. neue Kunststoffbeläge
. größere Anlauf-V
. gesteigerte Sprungkraft
Am meisten trug die Verminderung der Lattenüberhöhung dazu bei , dann die neuen Kunststoffbeläge, die höhere Anlauf-V  und am wenigsten die Sprungkraft.

Für die Sprungkraftentwicklung bleiben da nach meiner Rechnung lediglich  6 cm  übrig.
Das finde ich sehr wenig, bzw. hätte gefühlsmäßig mit mehr gerechnet.
Natürlich lässt sich die Sprungkraft im Jugendalter trainieren.
Ich rede hier aber über die Sprungkraft eines trainierten erwachsenen Leistungsspringers zu jeder Zeitspanne.


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - dominikk85 - 14.01.2015

(13.01.2015, 15:19)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Also, ich will sagen: Die Sprungkraft hat und lässt sich bestens entwickeln - da braucht gar nicht "nachgeholfen" zu werden bei jungen Männern. Rolleyes
Ich denke er meint eher auf Spitzenniveau. ein jugendlicher Athlet oder Hobby Sportler kann seine Sprungkraft natürlich durch gutes Training erheblich steigern, aber die Hochspringer von1910 haben ja auch bereits trainiert (selbst wenn es nur einfache methoden wie sprints, strecksprünge etc. waren) und im Bezug zu diesen Leuten war die Steigerung der heutigen elite unter Berücksichtigung aller Faktoren eher nicht so hoch.

das es nur 6cm sind glaube ich allerdings auch nicht, ich hätte wie gesagt eher so 10-15cm geschätzt (KSP höhe).

edit mod: Lieber dominikk85: Auch von Dir wäre es nett, wenn Du nicht immer den kompletten Beitrag auf den Du antwortest in Deiner Antwort zitierst!


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - HHKp - 22.01.2015

Die Sprungkraft ist nicht immer so einfach zu messen, welche Kraftwerte sind dafür ausschlaggebend? 
Ich kann nur sagen, dass in Berlin bei der Leistungsdiagnostik des Hochsprungkaders Kraftwerte ermittelt wurden, die bisher noch nicht erreicht wurden. Vielleicht haben nicht immer die besten dort die Diagnostik durchgeführt. Aber doch gehen die Werte ein wenig zurück und es wurden neue Bestwerte aufgestellt.
Wichtiger ist aber die Ernährung geworden, wenn Mutaz Barshim meint er würde nur 2 mal am Tag was essen, dann finde ich das langsam beängstigend.  Mit der Gewichtsreduktion geht eine geringere gebrauchte Kraft einher, um die Höhen zu erreichen. Also ist nicht die Sprungkraft besser geworden, aber das Gewicht-Kraft-Verhältnis.


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - MZPTLK - 22.01.2015

(22.01.2015, 20:02)HHKp schrieb: Mit der Gewichtsreduktion geht eine geringere gebrauchte Kraft einher, um die Höhen zu erreichen. Also ist nicht die Sprungkraft besser geworden, aber das Gewicht-Kraft-Verhältnis.
1. Newtonsches Axiom: Kraft = Produkt aus Masse und Beschleunigung

Gleicher Körper/grössere Kraft führt zu stärkerer Beschleunigung
Leichterer Körper/gleiche Kraft führt zu stärkerer Beschleunigung
Leichterer Körper/grössere Kraft führt zu noch stärkerer Beschleunigung

Wendet man die Newtonsche Formel an, dann gilt z.B.:
Weniger(Körper-)Masse x gleiche Beschleunigung = höhere(bessere) Kraft.

1 PS ist definiert: 75 Kilopond/Meter/Sekunde entgegen der Gravitation der Erde.
Somit kann jeder, der 75 KG in 1 Sekunde 1 Meter hochheben kann, behaupten, (1 Sekunde lang) stark wie ein Pferd zu sein.

In der LA ist viel vom optimalen Kraft-Last-Verhältnis die Rede.
Das stösst natürlich an Grenzen, die manche Trainer-Athletengespanne bis  ins Ungesunde durchbrechen.

Man hat sich auch diese Erkenntnisse zunutze gemacht, um die (relative) Sprungkraft zu verbessern.


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - gera - 23.01.2015

man sollt im Hochsprung besser von Schnellkraft sprechen. Entscheidend ist doch, in welcher Zeit ein Springer seine max.Kraft entfalten kann.
Es ist eine Milchmädchenrechnung zu glauben, wenn ich das Gewicht reduziere, erhöht sich bei gleicher Kraft die Beschleunigung. Die Kraft nimmt i.a. mit einer Gewichtsreduzierung ab.
Man muss also das beste individuelle Verhältnis finden.

Meine These bleibt für mich noch:
trotz verbesserte Trainingsmethoden hat sich die Sprungkraft ( = gemeint Schnellkraft ) seit 140 Jahren nur unwesentlich verbessert.
Sie ist an der Leistungssteigerung der Springer am wenigsten beteiligt.
Liegt es vielleicht am Nachlassen der natürlichen Ressourcen des Menschen ?


RE: These: die Sprungkraft der Hochspringer hat sich seit 140 Jahren nicht verbessert - lor-olli - 23.01.2015

Anders aufgezäumt: Wieso sollte sich in einem evolutionsbiologisch vernachlässigbaren Zeitraum ausgegerechnet der Mensch physiologisch so stark verändern?

Ich gehe so weit zu behaupten, dass die Athleten der Antike mit modernen Techniken und moderner Ausrüstung, die gleiche Leistung bringen könnten, wie aktuelle Athleten! Nicht der Mensch hat sich geändert, sondern die Technik und das Umfeld! Wir greifen heute auf Erkenntnisse und wissenschaftliche Methoden zurück um Leistungsverbesserungen zu erzielen - das erkennt man sehr schön an die Laufzeiten der Sprinter auf unterschiedlichen Böden / Bodenbelegen. Ein Jesse Owens oder ein Armin Harry wären meines Erachtens locker unter 10 Sekunden geblieben auf unseren heutigen Bahnen.

Beim Hochsprung kommt noch der Aspekt des viel weitgehender spezialisierten Athleten dazu (Größer, leichter, technisch verbessert, schneller durch den Kunstoff).

Bei der Messung der reinen Sprungkraft (Sprunghöhe aus dem Stand), fließen ebenfalls die Faktoren der Technik ein. Moderne Hallenböden und Sportschuhe müsste man ebenfalls gegen "altes Material" tauschen: Ledersohlen, starre Böden um wirklich identische Bedingungen zu schaffen. Den Einfluss eines Hallenbodens auf die Sprungleistung kann man gut messen, die Sportler mehrfach in der Halle und draußen an der Wand springen lassen. (Mittelwertermittlung. Haben wir beim Basketball probiert, die Unterschiede betrugen zwar nur wenige Zentimeter, waren aber messbar und statistisch signifikant)

Insofern: Ich vermute ebenfalls, dass die Weiterentwicklung weniger bis gar nicht mit dem Menschen als solchem zu tun hat, aber viel oder alles mit Technik und Entwicklung. (Statistik- und Messwertfehler inbegriffen)