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Shanice Craft - Sporti - 22.03.2014

Was Shanice Craft mit 64m geworfen hat war schon erstaunlich. Was meint Ihr was sie in noch in Zukunft werfen kann irgentwann Richtung 70m?


RE: Shanice Craft - Robb - 23.03.2014

Speziell beim Diskuswerfen finde ich die Frage nach möglichen Weiten relativ sinnlos, weil hier die äußeren Umstände die Leistung extrem beeinflussen können. Die Chinesin Gu Siyu warf letztes Jahr in Wiesbaden 67.86m, ihre nächstbeste Leistung war 62.24m. Da kann man davon ausgehen, dass sie absolut perfekten Wind/Thermik hatte, denn offensichtlich hatte sie das Leistungvermögen für 67m nicht wirklich. Bei Jürgen Schults Weltrekord 1986 wars ähnlich, seine nächstbeste Leistung in dem Jahr lag bei ca 67m, also SIEBEN Meter weniger.


RE: Shanice Craft - MZPTLK - 23.03.2014

Robb, das ist richtig, aber damit nichts in den falschen Hals kommt: Shanice ist erst Anfang 20, sie wird sich noch um einiges steigern können. Sie hat sich selbst - vor allem zu diesem frühen Zeitpunkt - vielleicht nicht überrascht, aber sehr glücklich gezeigt und offen gelassen, wieviel sie sich in der Saison noch zutraut. Sie sieht jedenfalls Chancen für sich, trotz der starken Konkurrenz Fischer, Rüh und Müller, die alle über 65 m werfen können, die nationale Quali für die EM zu schaffen. Und ein Ausrutscher a la Segelwiese scheint es auch nicht gewesen zu sein, denn im Training sah sie auch schon gut aus, und ihre Entwicklung macht die Leistung auch plausibel.
Dies schreibt übrigens ein grosser Anna Rüh Fan!


RE: Shanice Craft - Astra - 23.03.2014

Und wenn sie es nicht schafft, sollte der DLV Größe zeigen und sie im Kugelstoßen mitnehmen. Ich glaube nicht, dass 3 Athletinnen die Norm schaffen werden, selbst Terlecki wird sich schwertun.


RE: Shanice Craft - Robb - 23.03.2014

Nadine Müller rechnet scheinbar mit Rüh und Craft, Zitat aus den la.de Flash-News von vorgestern:
Zitat:2014 will die WM-Vierte von Moskau (Russland) ihre Bestleistung (68,89 m) steigern und bei der EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) eine Medaille holen. Ihrer Meinung nach werden sich sechs Werferinnen um die Medaillen streiten, darunter U23-Europameisterin Anna Rüh (SC Neubrandenburg) und die U23-EM-Zweite Shanice Craft (MTG Mannheim).
Wundert mich, dass sie Julia Fischer nicht erwähnt.


RE: Shanice Craft - Hellmuth K l i m m e r - 23.03.2014

(23.03.2014, 00:14)Robb schrieb: Speziell beim Diskuswerfen finde ich die Frage nach möglichen Weiten relativ sinnlos, weil hier die äußeren Umstände die Leistung extrem beeinflussen können.

Bei Jürgen Schults Weltrekord 1986 wars ähnlich, seine nächstbeste Leistung in dem Jahr lag bei ca 67m, also SIEBEN Meter weniger.
Bei (Diskus-)Werfern alles auf die Windverhältnisse, auf ominöse "Segelwiesen" zu schieben - da macht man es sich zu einfach.
Jürgen Schults WR war zweifellos damals in Schwerin vom starken Gegenwind begünstigt. Aber er war auch in den folgenden Jahren ein insbes. bei wichtigen Wettkämpfen zuverlässiger Athlet. 1989 warf er z.B. über 68 Meter und vier Mal über 67 Meter. Im gleichen Jahr kürte ihn die "World Ranking List of best Athletes" des Ungarn Dr. B. SPIRIEV deshalb auch als Weltbesten in einer die Zuverlässigkeit bei den größten/wichtigsten Meetings bewertenden Tabelle. Und eine Wind-Limitierung gibt's eben beim Diskuswurf nicht. Rolleyes

(Was mich an eine immer wieder aufkommende Diskussion mit meinen halleschen Sportfreunden/DiskuswerferInnen (u.a. Lothar Milde, Ulli Brembach; Anita Otto) erinnert, die zwar eine Berücksichtigung starken GW für richtig hielten - aber wir konnten uns nicht einigen,   w o   und in welcher   H ö h e   der Windmesser stehen sollte. Wink )


H. Klimmer / sen. 


RE: Shanice Craft - Robb - 23.03.2014

(23.03.2014, 17:49)Hellmuth K l i m m e r schrieb:
(23.03.2014, 00:14)Robb schrieb: Speziell beim Diskuswerfen finde ich die Frage nach möglichen Weiten relativ sinnlos, weil hier die äußeren Umstände die Leistung extrem beeinflussen können.

Bei Jürgen Schults Weltrekord 1986 wars ähnlich, seine nächstbeste Leistung in dem Jahr lag bei ca 67m, also SIEBEN Meter weniger.
Bei (Diskus-)Werfern alles auf die Windverhältnisse, auf ominöse "Segelwiesen" zu schieben - da macht man es sich zu einfach.
Jürgen Schults WR war zweifellos damals in Schwerin vom starken Gegenwind begünstigt. Aber er war auch in den folgenden Jahren ein insbes. bei wichtigen Wettkämpfen zuverlässiger Athlet. 1989 warf er z.B. über 68 Meter und vier Mal über 67 Meter. Im gleichen Jahr kürte ihn die "World Ranking List of best Athletes" des Ungarn Dr. B. SPIRIEV deshalb auch als Weltbesten in einer die Zuverlässigkeit bei den größten/wichtigsten Meetings bewertenden Tabelle.


H. Klimmer / sen. 
Niemand schiebt alles auf Windverhältnisse/Segelwiesen, wenn aber zwischen der besten und zweitbesten Leistung in einem Jahr sieben Meter liegen, gibt es dafür keine andere Erklärung. War übrigens in Neubrandenburg, nicht Schwerin. Wenn Harting in Halle 76m werfen würde, würde dann irgendjemand denken, er hat seine Form nach vielen Jahren plötzlich so sehr gesteigert, oder er hatte perfekten Wind?

Was ich damit aber ausdrücken wollte: Ob Craft irgendwann 70m wirft oder nicht, ist weniger wichtig als die Frage, ob sie bei Grossereignissen irgendwann ganz vorne mitmischen kann. 70m kann sie mit Glück werfen, eine Medaille bei einem Grossereignis holt man nur mit Können.


RE: Shanice Craft - Hellmuth K l i m m e r - 23.03.2014

(23.03.2014, 18:30)Robb schrieb: War übrigens in Neubrandenburg, nicht Schwerin.

Wenn Harting in Halle 76m werfen würde, würde dann irgendjemand denken, er hat seine Form nach vielen Jahren plötzlich so sehr gesteigert, oder er hatte perfekten Wind?
Pardon, Schwerin war mein Fehler - weil ich an seinen Klub SC Traktor Schwerin dachte. Sad 

In Halle haben alle "perfekten Wind" - wenn er weht. Rolleyes  Wir haben hoch oben auf den Brandbergen tatsächlich eine Segelwiese; deshalb kommen alle gern hierher. Man kann sich gar nicht retten vor Teilnahmebitten. Und "DER HARTING" könnte hier bestimmt 72 ... 73 Meter werfen - wenn der Wind weht.

Aber   d e i n e   Meinung zur Limitierung der Windbegünstigung würde ich gern erfahren. Huh


H. Klimmer / sen.


RE: Shanice Craft - Diskusmann - 24.03.2014

Ich kann da vielleicht etwas zum Thema aus der Praxis beitragen. 

In den 90ern habe ich viele Jahre lang ein zweitägiges Diskusspektakel auf der Segelwiese in Medelby an der dänischen Grenze organisiert, zu dem Diskuswerfer aus ganz Deutschland kamen. Hier ging es nicht um Antrittsgelder und Prämien, sondern ganz einfach um den Spaß am Diskuswerfen und weiten Würfen. Neben einer optisch sehr gut gelegenen Anlage und dem ganz speziellen "Medelbyfeeling" hatten wir sehr oft wirklich hilfreichen Nordost-Wind. Meine Erfahrung ist, dass Gegenwind bis zu 5 Meter ausmachen kann, natürlich abhängig von der Stärke und den Möglichkeiten des Werfers, etwas aus den Bedingungen zu machen. 

Eine Limitierung macht übrigens gar keinen Sinn, denn es ist nicht der ganz starke Wind, der den Diskus weit fliegen lässt, sondern eher konstanter mittelstarker Wind. Und das ist für Männer- und Frauengeräte auch noch unterschiedlich, wie man sich vorstellen kann. Für das kleine Frauengerät ist optimaler Männergerätewind schon meist "tödlich", für den 1Kilo-Diskus optimaler Wind ist dagegen für das Männergerät meist zu schwach. Aber auch für das Männergerät ist Wind über Stärke 9 eher kontraproduktiv.
Es gibt übrigens durchaus gute Diskuswerfer, die mit starkem Gegenwind nicht gut umgehen können und daher daraus auch gar keinen Mehrwert schöpfen, sondern oft genau das Gegenteil. 

Das nächste Problem wäre wirklich der Ort der Messung, zumal es auch die Situation gibt, dass tragender Wind nicht bis auf den Boden reicht. Die Möglichkeit einer regelnden Windmessung würde ich also ganz schnell wieder vergessen.

Würden Werfer wie Harting oder Wierig Windwettkämpfe suchen, wie es Alekna und vor allem Kanter in jüngster Vergangenheit taten oder in früheren Zeiten Hein-Direk Neu, Ricky Bruch, John Powell, Mac Wilkins, Art Burns und Konsorten, würden beide ganz sicher deutliche Bestleistungen über 70 Meter haben, Harting wohl im Bereich um 72-73 Meter.

Zum eigentlichen Threadthema: Ich halte Shanice Craft erstens für eine perspektivisch bessere Diskuswerferin als Kugelstoßerin und zweitens für eine potenzielle 70m-Werferin. Wenn sie gesund und unverletzt bleibt, werden die 64 Meter aus Leiria nicht ihr letztes Wort in diesem Jahr bleiben. Sie ist eine absolute Wettkämpferin und wenn die Bedingungen dann auch noch gut sind, geht die Post ab! Ich würde ebenfalls eher Rüh und Craft als härteste Konkurentinnen für Müller sehen, wobei man Julia Fischer nicht abschreiben sollte. Sie scheint mir allerdings das anfälligste Gesamtsystem zu haben.


RE: Shanice Craft - Solos - 24.03.2014

(24.03.2014, 10:08)Diskusmann schrieb: Würden Werfer wie Harting oder Wierig Windwettkämpfe suchen, wie es Alekna und vor allem Kanter in jüngster Vergangenheit taten oder in früheren Zeiten Hein-Direk Neu, Ricky Bruch, John Powell, Mac Wilkins, Art Burns und Konsorten, würden beide ganz sicher deutliche Bestleistungen über 70 Meter haben, Harting wohl im Bereich um 72-73 Meter.

Darf ich fragen, auf welche Wettkämpfe du dort anspielst? Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe Alekna eigentlich nie als jemanden wahrgenommen, der auf Teufel komm raus Windwettkämpfe gesucht hat. Im Gegenteil: ohne das jetzt nachgeschaut zu haben würde ich behaupten, dass er die Mehrheit seiner 70 Meter Würfe in Stadien oder auf anderen, nicht für große Winde bekannte Wettkampfstätten erzielt hat. Aber vielleicht kannst du mich diesbezüglich ja berichtigen.
Der größte "Windstarter" der 2000er war wohl ohne Zweifel der von dir genannte Kanter. Dieser hat gerade zu Jagd auf Schulles Weltrekord gemacht und vorzugsweise im Frühjahr ganze Wettkampfserien auf berüchtigten Segelwiesen wie Helsingborg, Salinas oder Cula Vista gemacht.


Zum eigentlichen Thema:

Auch ich halte S. Craft für eine bessere Diskuswerferin als Kugelstoßerin. Was mir besonders imponiert ist ihre unschlagbare Lockerheit, die ihrem Naturell entspringt und sich in ihrer Art zu Werfen wiederspiegelt. Da macht es dann auch erstmal nichts, wenn das ein oder technische Detail noch nicht ganz passt. Da sie trainingsmethodisch wohl bei weitem noch nicht ausgereizt ist, hat sie alle Möglichkeiten sich in Zukunft noch deutlich weiter zu entwickeln. Bleibt sie gesund, können da dann durchaus  auch 70 m bei heraus kommen.