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Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - Druckversion

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Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - gepard - 11.10.2014

Jugend gesiebt für Olympia

http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/jugend-trainiert-fuer-olympia-ein-auslaufmodell-13176098.html

Hier ein Auszug vom Artikel:

„Es hat sich überlebt“
Viele Fachleute teilen seinen Eindruck. „,Jugend trainiert‘ hat sich überlebt“, sagt ein Veteran, „so wie sich die Spartakiade überlebt hatte.“ Er war schon dabei, als 1966 der Wettbewerb zur Talentsuche des DDR-Sports im Jahn-Stadion und im längst eingeebneten Walter-Ulbricht-Stadion Premiere feierte. So wie man im Osten bald keine Entdeckungen mehr machte bei der Spartakiade, weil die Trainer viel früher zugriffen, sei auch der Pool des drei Jahre jüngeren Mannschaftswettbewerbes aus dem Westen überfischt. „Die hier sind schon alle dreimal durchgesiebt“, sagt der Lehrer und Trainer. „Die Talentiertesten sind beim Fußball.“
Nicht nur als nutzlos, gar als gefährlich betrachtet sein Kollege den Wettbewerb. „Wir riskieren Verletzungen unserer Mädchen und Jungen“, warnt er, „und indem wir ihnen die Erholung rauben, verheizen wir sie auch noch.“ Die Mädchen und Jungen vom Schul- und Leistungssportzentrum Berlin, das durch die Fusion zweier Eliteschulen des Sports entstanden ist, gewannen am Montag die beiden U-16-Wettbewerbe der Leichtathletik - und waren bedient. In strömendem Regen bekamen sie husch, husch ihre Medaillen - Regenjacken wären angebracht gewesen -, und tags drauf, als alle anderen die Sehenswürdigkeiten der Stadt abklapperten, saßen sie wieder im Unterricht.

Nutzlos für Talentspäher
Was für die Schüler aus allen anderen Teilen der Republik eine Belohnung ist -, „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ - dürfte den Berlinern wie eine Strafe erscheinen. Nutzlos für Talentspäher, lästig, unerfreulich für die Spitzensportszene: „Warum laufen uns wohl so viele Talente weg?“, fragt ein Lehrer bitter. Sportler, für die Sommerspiele erreichbar sind, spüren, dass sie in Wirklichkeit nichts verloren haben bei „Jugend trainiert für Olympia“.
Bei „Jugend trainiert“ ist der Herzschlag des Sports in Deutschland zu spüren und manchmal auch das Nachlassen des Pulses.


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - EsZet - 11.10.2014

"Der Weg ist das Ziel"....

Natürlich gewinnen die Sportschulen den nationalen Ausscheid. Es wäre ja auch befremdlich wenn nicht. Aber was passiert im Vorfeld? Da gibt es immer noch Sportlehrer die es schaffen, Schüler zu motivieren mit dem Ausblick auf eine Finalteilnahme in Berlin. Und darauf kommt es an!!! Das wettkampfgewohnte Jugendliche sich schwer tun mit einem organisatorisch nachlassenden Wettbewerb ist mir klar. Aber das ist ja ein generelles Problem. Man stellt ja gerne Systeme in Frage, siehe Kinderleichtathletik, weil sie wenig attraktiv erscheinen. Statt sich aber Gedanken zu machen über eine Steigerung der Qualität und einen nachvollziehbaren Wettkampfverlauf für die Zuschauer, wird ein an sich tolles Konzept lieber abgeschrieben.

Ich meine, dass jedes Konzept, welches körperliche Betätigung fördert, es wert ist, überdacht und erhalten zu werden - mit Innovation und Attraktivität.

Aber Aufgeben ist natürlich leichter....


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - Mockauer - 23.10.2014

Ich finde JtfO immer interessant, was ich nur etwas unfair finde, dass man Regional anfangen muss, bis man in Berlin ist, haben einige Schulen bereits 3 Wettkämpfe weg. Das heißt, 4 Schulfreie Tage. Die Sportschulen kommen ja erst im Landesfinale hinzu, heißt nur 2 Tage frei. DAs System hinkt in der Hinsicht ein wenig. Aber Team wettbewerbe sind immer wieder interessant und wäre schade, wenn das wegfallen würde.


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - Gertrud - 24.10.2014

Entscheidend ist, dass wir Talente großflächig finden. Das ist bei JtfO absolut nicht gegeben. Man greift schulisch meistens auf Vereinsleute zurück, die eh´ schon wettkampfmäßig stark belastet sind. Die Sportgymnasien sind mit den normalen Gymnasien auch nicht zu vergleichen. Sie rekrutieren meistens die Spitzenleute aus großen Umkreisen. Ich meine, dass man andere Formen präferieren sollte. Ich kann den Zweck dieses Wettkampfes nicht ganz nachvollziehen. 

Gertrud


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - chmeseb - 01.11.2014

Neben der Spartakiade gab es einen Pokalwettstreit innerhalb des DVfL = DVfL-Pokal
Ich lese gerade in der Ausschreibung von 1975/76. Jede Gemeinschaft und jede Schule durfte beliebig viele Mannschaften in jeder Altersklasse stellen. KJS und Sportclubs waren nicht startberechtigt. Daneben gab es Kleine Meisterschaften mit der gleichen Einschränkung, keine KJS und keine Clubs. So mussten sich die Spitzensportler nicht zu niederen Wettkämpfen herablassen und die Sportler in den Gemeinschaften hatten eine Klasse Motivation. Ich habe da meine besten Erinnerungen.

Weiterhin gab es Vorgaben für Mindestleistungen ab M/JA, welche aus allen Wettkämpfen an die Statistiker gemeldet werden mussten. Dieses Mittel der Talentsuche funktioniert natürlich nur dort wo auch gemessen werden kann. Dass ist für die LA ja wohl zutreffend.

Welche anderen Wege der Talentsuche auch gefunden werden mögen, vielleicht gibt es da ja bald ne App fürs Smartphone Wink , denke ich das um jeden Mannschaftswettstreit gekämpft werden sollte. Die Sportlandschaft würde gerade im Breitensport sehr viel verlieren. Ohne breite Basis werden den A-Trainern kaum Talente zufliegen. Und die kleinen Vereine leben auch von kleinen Talenten, die vielleicht nur bis zur Landesmeisterschaft kommen, aber die einen regen Trainingsbetrieb durch ihre Teilnahme, die Unterstützung der Eltern und Angehörigen überhaupt erst möglich machen.


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - chmeseb - 02.11.2014

Statistiker haben das Wort. 2010 haben bei JTFO in der LA insgesamt 10687 Mannschaften mit 128.244 SportlerInnen teilgenommen. Das betrifft ja nur einige Jahrgänge, die dort starten.

Ich habe beim DLV keine Statistik gefunden um nachzuprüfen, wie viele Jugendliche in den in Rede stehenden Altersklassen in den LV des DLV organisiert sind. Leider habe ich bei den Landesverbänden auch keine veröffentlichten Statistiken zur Mitgliederstruktur gefunden, die es sicherlich gibt. Bayaern z.B. hat die Vereine veröffentlicht, die 2013 Mitglieder gemeldet haben, es sind 1422.

Lt. Selbstdarstellung von JTFO (gekürzt)

JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA...
  • ist mit ca. 800.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der weltgrößte Schulsportwettbewerb.
  • ist eine "Talentschmiede", aus der zahlreiche Spitzensportler/-innen hervorgegangen sind, wie zum Beispiel Franziska van Almsick, Boris Becker, Ole Bischof, Jens Filbrich, Michael Groß, Michael Greis, Heike Henkel, Denise Herrmann, Natascha Keller, Kathrin Rutschow-Stomporowski, Britta Steffen, David Storl oder Tim Tscharnke.
Wem das zu wenig ist und die Kosten auf diese Handvoll Spitzensportler relativiert, der sollte bessere Vorschläge machen.

Was kosten eigentlich bundesweit die Polizeieinsätze, um Fußballspiele abzusichern?
Wäre das Geld besser im Sport selbst investiert?

Sorry, der Vergleich hinkt, das weiß ich auch. Nachdenken lohnt trotzdem.


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - Gertrud - 02.11.2014

(02.11.2014, 12:57)chmeseb schrieb: Lt. Selbstdarstellung von JTFO (gekürzt)

JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA...
  • ist mit ca. 800.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der weltgrößte Schulsportwettbewerb.

Ich messe die Wettbewerbe nicht an den Teilnehmerzahlen, sondern am Wert hinsichtlich der Talentsichtung. In der Hinsicht bin ich doch sehr skeptisch.

Zitat:
  • ist eine "Talentschmiede", aus der zahlreiche Spitzensportler/-innen hervorgegangen sind, wie zum Beispiel Franziska van Almsick, Boris Becker, Ole Bischof, Jens Filbrich, Michael Groß, Michael Greis, Heike Henkel, Denise Herrmann, Natascha Keller, Kathrin Rutschow-Stomporowski, Britta Steffen, David Storl oder Tim Tscharnke. 


Ich habe nur mal in einem Fall obige Aussagen recherchiert:

http://www.schuon.com/fileadmin/user_upload/pdf/InterviewReneStorl.pdf

"David hat mit ungefähr 10 Jahren in unserem örtlichen Sportverein Rochlitz angefangen für den Zehnkampf zu trainieren. Beim Kugelstoßen und Diskuswurf wurde er von seinem Trainer Christian Sperling entdeckt und weiter gefördert. Mit 13 Jahren wechselte er ins Sportgymnasium Chemnitz und begann mit dem professionellen Training." 

Ich warne davor, sich andere Lorbeeren auf die Fahne zu schreiben!!!

Gertrud


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - Mockauer - 03.11.2014

Ich denke nachwievor sollten die Vereine (Fussball) mindest. 50% der Kosten tragen, wenn nicht sogar alles.


RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - osuse - 03.11.2014

(02.11.2014, 22:42)Gertrud schrieb: Ich habe nur mal in einem Fall obige Aussagen recherchiert:

http://www.schuon.com/fileadmin/user_upload/pdf/InterviewReneStorl.pdf

"David hat mit ungefähr 10 Jahren in unserem örtlichen Sportverein Rochlitz angefangen für den Zehnkampf zu trainieren. Beim Kugelstoßen und Diskuswurf wurde er von seinem Trainer Christian Sperling entdeckt und weiter gefördert. Mit 13 Jahren wechselte er ins Sportgymnasium Chemnitz und begann mit dem professionellen Training." 


Ich warne davor, sich andere Lorbeeren auf die Fahne zu schreiben!!!

früh übt sich.... , mit 10 Zehnkampf trainiert, Kugel und Diskus, wo andere gerade mal Ball werfen lernen. Immerhin hat es ihm ja wohl nicht geschadet.


OT RE: Jugend trainiert für Olympia - ein Auslaufmodell? - chmeseb - 03.11.2014

(03.11.2014, 15:45)Mockauer schrieb: Ich denke nachwievor sollten die Vereine (Fussball) mindest. 50% der Kosten tragen, wenn nicht sogar alles.

das wollte ich damit gar nicht zum Ausdruck bringen. Ich meine, öffentliche Mittel die der Sportförderung entzogen werden, müssen an andere Stelle um ein vielfaches zur Beseitigung sozialer Brennpunkte aufwendet werden. Dem Fußballsport kann man nicht die Kosten überbürden, nur weil ein gewaltbereiter Mobb in und außerhalb der Stadien anlässlich eines Fußballspiels eine ideale Plattform findet. Diese ist dann das Ventil, wobei der soziale Druck der dort abgelassen wird an ganz andere Stelle entsteht.