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Lauf Wattmessgeräte - dominikk85 - 10.12.2024 Was haltet ihr davon? Im radsport ist ja Training nach Watt extrem verbreitet. Wird sich das auch im Laufen durchsetzen? RE: Lauf Wattmessgeräte - Notalp - 10.12.2024 Ich glaube nicht. Geschwindigkeit ist eine ‘lebendige’ Größe. Die Leistungsmessung in ‘Watt’ bleibt abstrakt. (Vielleicht ein Grund, warum man in einem anderen Kontext immer noch die Stärke von Pferden präferiert) Im Radsport freilich sagt die Geschwindigkeit nur was in der Bezugnahme auf äußere Bedingungen aus. Die aber differieren im Straßenradsport deutlicher. 200 Watt bei 2% Abschüssigkeit und Rückenwind können eine hohe Geschwindigkeit bedeuten, während 2% läppische Steigungsprozente bei Gegenwind eine drastische Einbuße bzw. einen erheblichen Leistungsunterschied bedeuten. Eine flache Runde im Wald zu laufen ist ebenfalls weitaus konstanter als eine flache Runde beim Radtraining auf der Straße. Wenn deine anaerobe Schwelle bei 40km/h liegt, nützt dir das trainingstechnisch sehr wenig. Wenn du mit einem Leistungsmesser trainierst, ist die Wattzahl deshalb eine tauglichere Steuergröße. Zumal dann, wenn man bei einer Pulssteuerung auf dem Rad bedenken muss, dass der Puls träger reagiert als beim Laufen. Ich würde deshalb auch bezweifeln, dass beim Laufbandtraining die Wattzahl genauer oder effizienter als ein pulsgesteuertes Training wäre. RE: Lauf Wattmessgeräte - lor-olli - 10.12.2024 Die Frage ist: Was ist das Ziel? Auf gerader Strecke (Marathon) ist der Informationsgehalt der reinen Leistungsmessung nicht aussagekräftiger als der Puls bei konstantem Tempo. Ich habe einen Bekannten, der mit Stryd trainiert hat, allerdings lief er auch viel Trail und Bergläufe und da ergibt das schon mehr Sinn. Die Foot-Pods (paarweise getragen) ermitteln nicht nur die Leistung (z.B. bei Gegenwind, Bergauf- oder Bergablaufen, auf unterschiedlichstem Terrain), sondern machen auch Aussagen über Laufstil, Ermüdung, Effizienz, Kadenz, Schrittlänge etc. und dies in der Praxis draußen unter wechselnden Bedingungen. Auf fester Straße wird es da kaum oder nur wenig Varianz geben, im Gelände sind die Unterschiede erheblich und man kann schon beim Beginn eines Anstiegs einschätzen, ob man noch im "grünen Bereich" liegt. Auch die Effizienz beim Bergablaufen kann man steigern, Schrittlänge und Kadenz müssen passen. Mein Fazit: Zur Laufanalyse, als Hilfe bei ständig stark wechselnden Bedingungen, können solche Geräte eine Hilfe sein, um eine gleichmäßige Belastung zu erreichen. Auf der Straße bei konstantem Tempo eher weniger. Interessant vielleicht für Anfänger, die schneller lernen, dass Belastung und Puls auch tagesformabhängig sind. Auf dem Rad kommt noch dazu, dass Windschatten durch das Tempo eine völlig andere Größenordnung hat als beim Laufen! Einigen hilft es, das eigene subjektive Empfinden besser einschätzen zu können, aber das erreicht ein Läufer mit einiger Erfahrung auch. Die Entwicklung solcher Technik ist noch lange nicht am Ende und vielleicht bringt die Zukunft der Geräte noch erheblich aufschlussreichere Daten zustande. Um z.B. vor einer Verschlechterung des Laufstils durch Ermüdung zu warnen, oder dass der Schritt sich ungünstig verändert, weil zu dicht aufgelaufen wird etc. Vielleicht auch noch in Kombination mit einer blutfreien Laktatwertbestimmung? Vielleicht werden die Läufer dann zu ähnlich "ferngesteuerten Robotern", wie es die Fahrer bei der Tour jetzt schon sind? Das Marketing wird es schon richten … RE: Lauf Wattmessgeräte - dominikk85 - 11.12.2024 Das macht Sinn, das es im radsport wesentlich variabler ist um eine Steuerung nach Geschwindigkeit sinnvoll machen zu können. Beim Laufen auf einigermaßen flacher Strecke oder gar auf der bahn sind ja bis auf den Faktor Wind die Bedingungen recht gleich, so dass man sagen kann 4 Minuten Tempo ist 4 Minuten Tempo. Bei der Steuerung nach puls verstehe ich das Argument allerdings nicht so ganz, denn theoretisch sollte der puls im radsport ja ebenfalls Faktoren wie Windschatten, Steigung etc nivellieren. Warum sind also radsportler vor der pulssteuerung weggegangen? Das Steuerung nach Geschwindigkeit im radsport weniger Sinn macht verstehe ich ja, aber man könnte ja sagen das es dem puls im radsport ebenfalls egal ist ob es flach oder 10% hoch geht, es kommt drauf an wie kräftig man in die Pedale tritt. RE: Lauf Wattmessgeräte - Notalp - 11.12.2024 Der Puls reagiert träger beim Radfahren. Wenn man beispielsweise 3min- Intervalle an der Schwelle macht und sich an der entsprechenden Pulsvorgabe orientiert, ist man wahrscheinlich schon über die Schwelle rausgegangen. Bei Langzeitintervallallen funktioniert die Sache gut, aber ansonsten ist die Pulssteuerung problematisch. Eine Pulsorientierung bei anaeroben Belastungen von z.B. 60sek kann man ganz vergessen. Im reinen Ausdauertraining ist die Sache ähnlich. Bei einem Zone2 Training in flachem Terrain drückt man als Radsportler immer gerne über kurze Erhebungen - weil man im Rhythmus bleiben will. Mit dem Puls bleibt man in der Vorgabe, aber die tatsächliche Belastung ist höher. Bei einer Rampe von 10%, die man im Wiegetritt bewältigt, geht der Puls leicht sehr weit über die Vorgabe hinaus. Wenn das Ganze alle 3km auf einer Trainingsrunde von 80km stattfindet, kann man das Trainingsziel leicht verfehlen. Trotzdem haben Radfahrer die Pulsvorgabe nicht ganz preisgegeben. RE: Lauf Wattmessgeräte - Atanvarno - 11.12.2024 (11.12.2024, 08:19)dominikk85 schrieb: Bei der Steuerung nach puls verstehe ich das Argument allerdings nicht so ganz, denn theoretisch sollte der puls im radsport ja ebenfalls Faktoren wie Windschatten, Steigung etc nivellieren. Warum sind also radsportler vor der pulssteuerung weggegangen? (10.12.2024, 11:34)Notalp schrieb: Zumal dann, wenn man bei einer Pulssteuerung auf dem Rad bedenken muss, dass der Puls träger reagiert als beim Laufen. Ergänzend aus persönlicher Erfahrung. Wenn ich auf dem Rad in ein Intervall gehe und bpw. Wattwerte im Z5-Bereich trete (was ich sofort auf dem Display sehe), dauert es bis zu einer Minute, bis der Puls ebenfalls in diesem Bereich angekommen ist. Weiterhin sehe ich im Intervall über die Wattwerte ohne Verzögerung, wenn ich nicht mehr im korrekten Intensitätsbereich arbeite, während der Puls wieder deutlichen Nachlauf hat. Die Steuerung über Watt ist also erheblich präziser und das Training damit effektiver. --edit Notalp war schneller mit dem Antworten RE: Lauf Wattmessgeräte - lor-olli - 11.12.2024 Neben der schnelleren Information durch Wattwerte als über den Puls beim Radfahren gibt es noch einen wesentlichen Unterschied zum Laufen: Ein Radler kann sich unter bestimmten Bedingungen (großer Pulk, Bergabfahrt, Bremsen) völlig ohne aktiven Antrieb vorwärts bewegen (=Rollen) - ein Läufer nicht. Die Schritte müssen immer aktiv ausgeführt werden und auch beim Bergablaufen ist die Energieersparnis nicht so groß, wie der Verlust durch das Berganlaufen, auch das Abbremsen kostet Energie! Die Belastung beim Laufen im Flachen bleibt annähernd gleich bei gleichem Tempo, weswegen sich auch der Puls weniger stark verändert, auf dem Rad sieht das ganz anders - kann man auch gut bei den Einblendungen der Werte z.B. bei der Tour de France erkennen. Das ist auch der Grund, weswegen die Triathleten und auch die Zeitfahrer keinen Windschatten nehmen dürfen, durch die hohe Geschwindigkeit kann die Energieeinsparung bis zu 30 % betragen, solche Werte erreicht man beim Laufen nicht annähernd. (Keine Ahnung wie groß die Differenz ist von z.B. einer Mocki hinter einem 2m Hünen laufend ) RE: Lauf Wattmessgeräte - Notalp - 11.12.2024 Nach dem, was bisher übers ‘Rad-Watt’ gesagt wurde und was Lor-Olli über das Messsystem beim Laufen ausgeführt hat, würde ich die These bekräftigen, dass Läufer das Werkzeug wirklich nicht brauchen. Die Wahrnehmung von Geschwindigkeit kann überaus schön und flowtauglich sein. Keine Messwertbombastik kann dir so was vermitteln. Falls das jetzt jemand bezweifelt oder als Fürsprache des Radfahrens auslegt, sei hinzugefügt: Kein noch so tiefes Geläuf kommt an die Depressionsförderlichkeit eines Gegenwindes heran, der auf dem Nachhauseweg deine 200Watt mit 20km/h verschaltet. . |