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Dopingproblematik in Kenia - Druckversion

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Dopingproblematik in Kenia - mariusfast - 28.09.2024

Im Bestzeitpodcast wurde das Thema diskutiert. Sie kamen auf die Analyse, dass es zum einen differenzierter zum Fall Russland zu bewerten ist. Es sei somit nicht so, dass es systemisch einen konkreten Auftrag vom Staat gibt, Summe X in ein staatlich gefördertes Dopingprogramm zu stecken.

Dennoch könne man laut dem Bestzeitpodcast auf das Fazit kommen, dass aufgrund es aufgrund der vermehrten Vorkommnisse (die Fälle werden ja immer mehr statt weniger) systemimmanent sei, ohne dass es dafür einen gezielten Plan von einer staatlichen Stelle geben muss. Die Veranstalter in Europa seien in der Pflicht, etwas dagegen zu unternehmen.

Auf weitere Aspekte wurde eingegangen:
- Aufgrund der vermehrten Vorfälle wurde dem Verband wichtige Gelder gestrichen, die dann fehlen, für die ohnehin schon sehr geringen Anzahl an Kontrollen
- Laufen sei der drittgrößte Wirtschaftszweig in Kenia/Armut
-fehlendes Wissen der Athleten darüber welche Medikamente/vermeintliche Nahrungsergänzungsmittel etc. überhaupt erlaubt sind.Auch in Zusammenhang mit Manager/Trainer, die das ausnutzen, bspw. "komm nimm doch noch die TAblette X" und geben es als Nahrungsergänzungsmittel aus. Aufgrund der unbegrenzten Anzahl an Läufer, tut es einem Manager/Trainer halt auch null weh, wenn ein einzelner Athlet, dann mal erwischt wird. Die Folgen hat dann nur der Athlet zu tragen.
-Korruptionsproblematik im gesamten Land (vor allem reichere Läufer haben die Möglichkeit dies auszunuten, weshalb es bspw. nicht selten vorkommt, dass  der Dopingkontrolleur seine eigene Probe für den Athleten abgibt etc. etc..

M.e. sehr schwieriges Thema, ob der IAAF eine Sperre, so wie es in Russland der Fall war, rechtlich machen kann/sollte., aber m.E. ist es halt ein rießiger Unterschied zu Russland, da es zwar offensichtliche strukturelle Gründe für die individuellen Einzelfälle gibt. Eine Pauschalbestrafung ist aber m.E. dennoch schwer zu rechtfertigen. Ich kenne mich aber auch nicht mit den Regeln vom Weltverband etc. aus.


RE: Dopingproblematik in Kenia - Delta - 28.09.2024

World Athletics ist total unfähig dort auch nur Doping Proben zu holen. Es fehlt auf dem Afrikanischen Kontinent 1.5x so gross wie Russland an Labors. Aktuell hat nur Südafrika eines. Es wäre schön in Aegypten/Marokko und Senegal/Kenya wenigstens je 1 zusätzliches zu installieren.

Kenya soll von allen Läufen 800 bis Marathon ausgeschlossen werden für 3 Jahre.


RE: Dopingproblematik in Kenia - aj_runner - 28.09.2024

Wenn es in einem Verband / einem Land, das bei internationalen Meisterschaften reihenweise Topplatzierungen erzielt, permanente und in hoher Anzahl Dopingfälle gibt, dann haben sie offensichtlich die Lage vor Ort nicht im Griff. Eine Sperre dieses Landes könnte eine heilsame Wirkung zeigen, weil man dann vielleicht bereit ist, Doping-Strukturen nicht mehr zu tolerieren und mehr für Aufklärung zu sorgen.
Aus Sicht der betrogenen Athleten macht es keinen Unterschied, ob die Ursache Staatsdoping oder Doping aus wirtschaftlichen Gründen ist, warum sie weiter hinten platziert sind.


RE: Dopingproblematik in Kenia - mariusfast - 29.09.2024

Ich sehe irgendwie doch nicht wie das Problem durch mehr Kontrollen in Griff bekommen werden kann.

In Ländern, wie in Deutschland, ist es leicht. Die Läufer, die nationale Spitze sind, werden getestet. 
Dennoch kann man ja feststellen, dass auch hier, obwohl Veranstalter sehr viele finanzielle Resourcen haben, im Amateurbereich in Deutschland gegenwärtig auch keine Lösung haben. 

Siehe : Doping im Amateursport: keine Einzelfälle.
Während des Challenge Roth füllen knapp 800 Amateursportler den Fragebogen aus. Mehr als genug, um ein statistisch valides Ergebnis zu berechnen. In Mainz wertet Professor Dietz das Ergebnis aus. Elf Prozent der Amateure haben angegeben, dass sie in den letzten zwölf Monaten gedopt haben. Das sind hochgerechnet rund 500 Athleten und damit 500 mehr als Renndirektor Walchshöfer erwartet hat. " ( https://www.br.de/nachrichten/sport/br-recherche-doping-so-leichtfertig-dopen-amateursportler,UJSyzSY )

Die breite Masse der Läufer in Kenia hingegen sehen es als Beruf und könnten/können in den meiten europäischen Rennen ein paar Hundert Euro verdienen, was trotz Abzug der Aufwandskosten der Reise/ Unterkunft etc. reicht, um die eigene Familie zu ernähren. Zudem kommt ja das Aufstiegsversprechen, das heißt es wird alles getan, bis sie Weltspitze sind. Und dann, wenn Sie Weltspitze sind, profitieren sie ja dennoch von ihrem Doping früherer Jahre. Ja, Amateursportler kann man sie nicht nennen bezogen auf ihr Niveau. Aber will man jetzt jeden testen, der in Kenia rumrennt?
Und ich habe halt in mehren Dokus gesehen, dass vor allem diese Sportler dopen.

Und ja, auch die kenianischen internationalen Topathleten haben ein Problem mit Doping. Und ja für die betroffenen Athleten, die sauber sind und nicht dopen, ist das irrelevant, aufgrund welcher Strukturen die Konkurrenz dopt. Aber, bei Staatsdoping, kann ich halt davon ausgehen, dass alle Athleten, die im System sind, davon betroffen sind. Und eine kollektive Strafe betrifft dann genau denjenigen, dessen INtention es ist, die Sportler zu dopen, den Staat. Bei individuellem Doping sehe ich hier keine Besserung durch eine 3 jährige Kollektivsperre. Einen kenianischen Läufer interessiert also nicht der Druck, dass dann in Zukunft wieder eine Sperre für sein Land droht. Der individuelle Druck erwischt zu werden und das ganze Preisgeld zurückzuzahlen, besteht ja auch derzeit und hindert die Läufer trotzdem nicht daran zu dopen. Zu sehr die Chance, seine Familie aus der Armut zu bringen. Ja, der Staat könnte dann bei einer Kollektivsperre auch Strukturen ändern. Aber dafür müsste dann auch von Außen finanzielle Unterstützung bereitgestellt werden. Denn,wenn Kenia 3 Jahre gesperrt wird, bricht die Wirtschaft aufgrund enormer Kaufkraftverluste dort ein und es wird wohl eher gespart werden.( Zudem: Die inidividuellen Gründe zu dopen werden dann auch nicht weniger sondern eher mehr).   Es gab ja, wie bereits geschrieben, bereits Konsequenzen für den kenianischen Verband, weshalb jetzt also noch weniger GEld zur Verfügung steht für Kontrollen. Außerdem ist Korruption ein Problem des Landes. Ich glaube nicht daran, dass man dies in Griff bekommen kann. Nicht falsch verstehen, Sperre kann man machen. ABer, ich bezweifel einfach, dass Druck auf das Land Kenia ausreicht, um das alles zu verbessern.

Und ja, in Kenia gibt es wenig KOntrollen, weshalb man sagen kann, ja alle die in Kenia trainieren, haben nicht die Rahmenbedingungen, um für internationale Veranstaltugnen teilnehmen können. Was ist jedoch eigentihc mit den europäischen Läufer, die teilweise 3 Monate im Jahr in Kenia sind. Die haben ja wohl in dieser Zeit auch keine Kontrollen? Dann müsste man konsequent sein.


RE: Dopingproblematik in Kenia - Küstenkrebs - 30.09.2024

Internationale Läufer, die in Kenia trainieren, werden dort in der Regel natürlich so kontrolliert, wie sie auch anderswo kontrolliert werden würden. Außerdem finde ich es nicht nachvollziehbar, internationalen Läufern mit HT in Kenia irgendetwas zu unterstellen, wie man dies sporadisch auf letsrun lesen kann. Denn das Doping in Kenia ist offenbar sehr primitiv.

Verschiedentlich habe ich durchaus Berichte gelesen, nach denen man sich in Kenia durchaus bemüht, Betrüger zu entdecken. Das sollte man entsprechend honorieren und nicht pauschal einen ganzen Verband sperren.
Außerdem denke ich, dass es klare Regeln geben sollte, wie ein Verband mit Dopingsündern, die nicht vom Verband selber entdeckt werden, sanktioniert wird. Z.B. könnte es eine Regel geben, das ein Verband, von dem ein Athlet eine Medaille bei einer WM wegen Dopings verliert, bei der nächsten WM für diesen Verband ein Startplatz entzogen wird. Dies darf nur dann nicht geschehen, wenn der Verband selber durch irgendwelche Ermittlungen für das Aufdecken sorgt. Selbst entdeckte Dopingfälle dürfen sich nicht negativ auf einen Verband auswirken!

Auch Manager mit Dopingsündern könnte man stärker sanktionieren: Durch Doping errungene Prämien müssen vom Manager zurück gezahlt werden, wenn diese vom Athleten nicht mehr eingefordert werden können. Nicht ganz klar ist mir aber, ob dies wirtschaftlich abbildbar ist. Dann werden Athleten mit Risikofaktoren mitunter Schwierigkeiten haben, einen Manager zu finden oder müssen vielleicht, einen größeren Anteil an diese abgeben.


RE: Dopingproblematik in Kenia - mariusfast - 01.10.2024

(30.09.2024, 22:20)Küstenkrebs schrieb: Internationale Läufer, die in Kenia trainieren, werden dort in der Regel natürlich so kontrolliert, wie sie auch anderswo kontrolliert werden würden. Außerdem finde ich es nicht nachvollziehbar, internationalen Läufern mit HT in Kenia irgendetwas zu unterstellen, wie man dies sporadisch auf letsrun lesen kann. Denn das Doping in Kenia ist offenbar sehr primitiv.
Und kenianische internationale Topläufer, wie Kipchoge, werden gegenwärtig weniger kontrolliert?

Wie ist das eigentlich jetzt konkret mit dem relativen Anteil an gedopten und gestarteten Athleten. Weil absolute Zahlen an erwischte Athleten ist ja eigentlich auch nicht fair, wenn man bedenkt. In Kenia gibt es ja so viele Läufer und auch von denen, die an internationale Straßenläufe DL etc. teilnehmen.

Ist dies relativ bezogen wirklich vergleichbar mit Russland?


RE: Dopingproblematik in Kenia - mariusfast - 01.10.2024

(30.09.2024, 22:20)Küstenkrebs schrieb: Verschiedentlich habe ich durchaus Berichte gelesen, nach denen man sich in Kenia durchaus bemüht, Betrüger zu entdecken. Das sollte man entsprechend honorieren und nicht pauschal einen ganzen Verband sperren.
Außerdem denke ich, dass es klare Regeln geben sollte, wie ein Verband mit Dopingsündern, die nicht vom Verband selber entdeckt werden, sanktioniert wird. Z.B. könnte es eine Regel geben, das ein Verband, von dem ein Athlet eine Medaille bei einer WM wegen Dopings verliert, bei der nächsten WM für diesen Verband ein Startplatz entzogen wird. Dies darf nur dann nicht geschehen, wenn der Verband selber durch irgendwelche Ermittlungen für das Aufdecken sorgt. Selbst entdeckte Dopingfälle dürfen sich nicht negativ auf einen Verband auswirken!



Beim Honnorieren von selbst entdeckten Dopingfällen ist dann noch kritisch anzumerken, dass es dann mögliche Bauernopfer treffen könnte, die sowieso keine Medallienkandiaten etc.sind, indem der VErband sich sauber waschen möchte. So wie es ja aus dem Hamburger Umfeld des marrokanischen Läufers angedeutet wird.