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Disziplinenvorschlag „Stammlauf“ - Druckversion

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Disziplinenvorschlag „Stammlauf“ - Pevelschmehr - 16.09.2024

Disziplinenvorschlag „Stammlauf“

Hallo! Aus meiner Perspektive als reiner Zuschauer heraus habe ich eine Idee für eine weitere LA-Disziplin oder LA-ähnliche Sportart. Das gedankliche Rohmaterial möchte ich hiermit gern in gute Hände weitergeben.

Demnach ist „Stammlauf“ eine Kombination der Aspekte Laufen, Tragen und Mannschaftsarbeit. Eine Mannschaft besteht aus fünf Athleten, welche ein Stück „Baumstamm“ möglichst schnell ins Ziel zu transportieren haben. Gewertet wird nur die Ankunft des Stamms. Über geeignete Gesamtdistanzen wäre noch zu beraten.

Selbstverständlich kann es sich nicht um ein tatsächliches Stück Baumstamm handeln, da das Gerät ja genormt sein muß. Ohne jetzt genaue Angaben zu Größe und Gewicht machen zu wollen, ist es wie folgt gedacht. Ein einzelner Athlet kann sich den Stamm unter den Arm nehmen und damit laufen, aber es soll doch so beschwerlich sein, daß es sinnvoll ist, den Stamm nach einer Weile an einen Mannschaftskameraden abzugeben.

Als Anlage könnte zwar auch ein herkömmlicher Sportplatz verwendet werden, mir schwebt da aber was anderes vor. Nämlich auf der ungefähren Fläche eines Sportplatzes ein in Schlaufen verlaufender Parcours. Man hätte dann sowohl Links- als auch Rechtskurven. Streckenverlauf und Rundenlängen bräuchten meines Erachtens nicht standardisiert zu sein. Die Laufstrecke wäre mit knie- bis hüfthohen Hecken eingerahmt, und zur weiteren Gestaltung könnten auch vereinzelt Büsche und Bäume gepflanzt werden, wobei das Gelände schon komplett zu überblicken sein sollte. Aufgrund des schlaufenförmigen Verlaufs hätten Trainer und Betreuer sogar öfter als nur einmal pro Runde die Möglichkeit, direkt am Streckenrand zu stehen.

Die knappe LA-Kleidung wäre bei dieser Disziplin stilistisch unpassend. Stattdessen würde mit derben Oberhemden (Fahrtenhemden), kurzen Cargohosen und rustikal aussehenden Schuhen ein ganz eigenes Charisma geschaffen. Entsprechend bestünde die Laufbahn aus Asche. Auch der Stamm ließe sich urig als scheinbar echtes Stammstück mit Rinde gestalten.

Nun zum Ablauf. Ich denke, daß zwei verschiedene Modi möglich wären, die beide ihre Berechtigung hätten: Einmal ein die ganze Zeit über rasantes „Regelfrei“, und einmal ein mehr den Abnutzungskampf darstellendes „Gleichauf“.

Bei „Regelfrei“ können die Mannschaften vorgehen, wie sie wollen, was faktisch Staffellauf bedeutet. Jedes Mitglied der Fünfermannschaft läuft rechnerisch (glaub ich) immer ungefähr ein Viertel der Rundenstrecke mit dem Stamm, um jenen nach vorn weiterzugeben, und zu warten, bis er von hinten wieder herangereicht wird. Darin steckt unglaublich viel Spielraum für ständige Optimierungen und spontane Veränderungsmöglichkeiten bei der Suche nach den idealen Laufabschnittslängen. Denn der ideale Laufabschnitt liegt wohl kaum bei genau einem Rundenviertel, muß nicht für jedes Mannschaftsmitglied gleich sein und kann sich während des Rennverlaufs ändern. Statt nur zu warten, gehen die Athleten in ihren Pausen also stets konzentriert bestimmte Strecken nach vorn oder nach hinten. Anweisungen und sonstige Mitteilungen werden bei einer Stammübergabe ausgetauscht, sowie von außen durch Trainer und Betreuer reingerufen.

Beim Modus „Gleichauf“ gibt es hingegen die Regel, daß der aktuelle Stammträger immer schon die gleiche Strecke zurückgelegt haben muß wie der Stamm. Dies führt dazu, daß die Mannschaft als Pulk zusammen läuft, was sicherlich ein schöner Anblick ist. Aber da es nichts nutzen würde, zu fünft ins Ziel einzulaufen, teilt man die Tragetätigkeit geschickt schief auf. Es gilt sich so zu organisieren, daß die Athleten irgendwann voll verausgabt aussteigen, bevor der letzte am meisten geschonte Läufer schließlich den Stamm bis über die Zielmarke trägt. Dabei sind auch überraschende Strategien möglich, mit denen man die gegnerischen Mannschaften mental beschäftigt, z.B. indem ein Athlet schonmal vorauseilt, um sich vor seiner Einbeziehung Zeit für eine Erholungspause zu verschaffen.

Besonders für den Gleichauf-Modus böte sich noch der Zusatzeffekt Klettergerüst an. Der Stamm müßte in jeder Runde über ein solches Hindernis befördert werden. Am Klettergerüst könnte es leicht passieren, daß Abläufe nicht wie trainiert klappen, auch zu einem gewissen Gerangel könnte es kommen. Für die Zuschauer wäre das ein interessanter Hotspot.

Des Weiteren wäre eine (Unter)Disziplin „Tragedoppel“ denkbar. Das hieße, der Stamm hätte hierbei Ausmaße, bei denen es nur sinnvoll ist, ihn zu zweit zu tragen. Und auch da stellt sich in einer Fünfermannschaft wieder die Frage, wie man sich die Arbeit am besten aufteilt, zumal der Aspekt der Trageweise rechtsseitig oder linksseitig plötzlich große Bedeutung erlangt.

Allgemein hätte Stammlauf gute Voraussetzungen, als Meisterschaft in Form einer Cupserie oder eines Ligasystems durchgeführt zu werden. Denn Mannschaften können ja konstant und regelmäßig aufgeboten werden. Auch beinhaltet der Mannschaftscharakter mehr Potential zur Parteinahme und somit zum Mitfiebern für Zuschauer, besonders wenn es sich vielleicht ausdrücklich um Regionsauswahlen handeln sollte. In jeder Region würde sich ein Platz finden, der sich als Heimstadion herauskristallisieren und mit der Zeit ausgebaut würde.

Bei dieser Darlegung will ich es erstmal belassen. Was meint Ihr dazu? Wäre dieser etwaige Sport etwas für die Leichtathletik?