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Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - Druckversion

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Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - muffman - 10.08.2024

Eine afghanische Breakerin wurde wegen eines „Free afghan women“ Schriftzuges disqualifiziert. Gleichzeitig ist es okay, Bibelzitate zu zeigen. Wie seht ihr das? Ist das Verbot politischer Botschaften noch zeitgemäß? Ist es okay, dass religiöse Botschaften erlaubt sind, politische aber nicht?


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - werder - 10.08.2024

Ich sehe zwischen einem Bibelvers und Free Afghan Women schon einen großen Unterschied. Nicht weil ich gläubig bin, sondern weil der Bibelvers eine eigene Motivation gewesen sein könnte und der Aufruf der Breakerin eine klare politische Botschaft ist.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - Astra - 10.08.2024

(10.08.2024, 10:19)werder schrieb: Ich sehe zwischen einem Bibelvers und Free Afghan Women schon einen großen Unterschied. Nicht weil ich gläubig bin, sondern weil der Bibelvers eine eigene Motivation gewesen sein könnte und der Aufruf der Breakerin eine klare politische Botschaft ist.

Das ist doch genau der Punkt, eine Bemerkung über Frauen, die unterdrückt werden ist pfui, aber Bibelverse sind OK. Damit wird doch gerade in einem großen Land im Westen dicke Politik gemacht und auch hier geht es doch gerade von "Christen" gegen Abtreibung und Homosexuelle. Also ist auch ein religiöses Zitat eine politische Aussage.
Und wieso sollte Gott gerade eine religiöse Sportlerin unterstützen und eine andere nicht?


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - werder - 10.08.2024

(10.08.2024, 10:27)Astra schrieb:
(10.08.2024, 10:19)werder schrieb: Ich sehe zwischen einem Bibelvers und Free Afghan Women schon einen großen Unterschied. Nicht weil ich gläubig bin, sondern weil der Bibelvers eine eigene Motivation gewesen sein könnte und der Aufruf der Breakerin eine klare politische Botschaft ist.

Das ist doch genau der Punkt, eine Bemerkung über Frauen, die unterdrückt werden ist pfui, aber Bibelverse sind OK. Damit wird doch gerade in einem großen Land im Westen dicke Politik gemacht und auch hier geht es doch gerade von "Christen" gegen Abtreibung und Homosexuelle. Ales ist auch ein religiöses Zitat eine politische Aussage.
Und wieso sollte Gott gerade eine religiöse Sportlerin unterstützen und eine andere nicht?

Das ist eine Interpretation. Ich hatte beim Bibelvers nicht den Eindruck, dass es hier um eine politische Aussage geht. Ganz und gar nicht.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - Notalp - 10.08.2024

(10.08.2024, 10:27)Astra schrieb:
(10.08.2024, 10:19)werder schrieb: Ich sehe zwischen einem Bibelvers und Free Afghan Women schon einen großen Unterschied. Nicht weil ich gläubig bin, sondern weil der Bibelvers eine eigene Motivation gewesen sein könnte und der Aufruf der Breakerin eine klare politische Botschaft ist.

Das ist doch genau der Punkt, eine Bemerkung über Frauen, die unterdrückt werden ist pfui, aber Bibelverse sind OK. Damit wird doch gerade in einem großen Land im Westen dicke Politik gemacht und auch hier geht es doch gerade von "Christen" gegen Abtreibung und Homosexuelle. Ales ist auch ein religiöses Zitat eine politische Aussage.
Und wieso sollte Gott gerade eine religiöse Sportlerin unterstützen und eine andere nicht?

Das Bibelzitat, um das es hier offensichtlich geht, hat einen eschatologischen Kern. Das heißt, er betrifft eine existenzielle Frage. Politisch ist daran rein gar nichts. Insofern hat ‘Werder’ võllig recht, wie ich finde. Es sei denn, man konstruiert einen Zusammenhang, indem man sagt: Weil Christen in politisch relevanten Themen eine politisch unzeitgemäße Position vertreten, ist auch der Rest politisch zu verstehen. 

Ich meine, man sollte auf religiöse Bekundungen ebenso verzichten wie auf politische Botschaften. Ein Grundsatz, der für den Veranstalter anscheinend nicht gilt. Der darf bei der Eröffnung mit pseudointellektueller und ideologischer Verve Stellung zur christlichen Tradition beziehen. (Um es so gelinde wie möglich auszudrücken) Dass er damit auch gläubige Sportler herausfordert, dürfte klar sein.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - muffman - 10.08.2024

Genau, es geht eher ums Prinzip.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - dominikk85 - 10.08.2024

(10.08.2024, 10:02)muffman schrieb: Eine afghanische Breakerin wurde wegen eines „Free afghan women“ Schriftzuges disqualifiziert. Gleichzeitig ist es okay, Bibelzitate zu zeigen. Wie seht ihr das? Ist das Verbot politischer Botschaften noch zeitgemäß? Ist es okay, dass religiöse Botschaften erlaubt sind, politische aber nicht?

Ich habe mit frömmelei nicht viel am Hut, allerdings muss man eben auch sehen das die olympischen Spiele für alle da sind und obwohl in westlichen industrieländern der glaube immer weiter abnimmt sind die meisten Menschen auf der Welt immer noch gläubig, gerade in ärmeren Ländern.

In diesen Ländern ist es völlig normal seinen Glauben offen zu zeigen, das ist da auch keine politische Botschaft.

Daher denke ich das man glauben einfach als tradiertes Kulturgut sehen muss und daher auch nicht mit speziellen politischen Botschaften vergleichbar ist.

Wenn jemand sagt "free Afghanistan" ist die Botschaft ja doch irgendwo kämpferisch, während zu sagen "Gott liebt dich" eher allgemeiner Natur ist wie so was wie "Frieden auf Erden".

Wenn man dagegen eine kämpferische religiöse Botschaft wie "Hinduismus ist besser als der Islam" oder "Atheisten sollen in der Hölle schmoren" senden würde wäre das was anderes und wäre auch nicht ok.

Also aggressives missionieren wäre sicher nicht ok, aber so allgemeiner Kram wie Jesus liebt dich etc ist imo schon schon ok.

Das im Namen der Religion viel scheiße passiert (egal ob evangelikale Christen oder Islamisten) und free Afghanistan eigentlich eine sinnvolle Botschaft ist will ich gar nicht bestreiten, aber dennoch muss die olympische Neutralität imo schon nach neutral vs zielgerichtet unterscheiden und nicht zwischen guter und böser Botschaft.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - Sinafan - 10.08.2024

Die Naivität einiger User hier ist rührend.

Die Afghanin setzt sich für den Umsturz eines Terroregimes ein. Der Einsatz für Menschenrechte ist gleichermaßen politisch wie selbstverständlich. Natürlich sind viele NOK korrupte Anhängsel von kriminellen Regimen, die sich nicht gerne als solche bezeichnen lassen. Deshalb sind Selbstverständlichkeiten verboten.

Religion ist wiederum selten privat. Oftmals gibt es Organisationen dahinter. Diese Organisationen versuchen ihre moralischen und politischen Überzeugungen durchzusetzen, obwohl diese keine rationale Basis haben. Das führt zu den repressiven Systemen der islamischen Länder, aber auch zum bedrohlichen Missionarstum der Evangelikalen, die mit Trump oder Bolsonaro an der Demokratie sägen oder Todesstrafen für Schwule in Afrika durchzusetzen versuchen.

Auch unsere Olympiasiegerin gehört übrigens einer evangelikalen Pfingstkirche an.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - Astra - 10.08.2024

(10.08.2024, 12:39)Sinafan schrieb: Auch unsere Olympiasiegerin gehört übrigens einer evangelikalen Pfingstkirche an.

Und ich habe noch kein Interview von ihr gesehen, in der sie nicht versucht hat, ihre "christlichen" Ideen an den Mann zu bringen und sei es nur musikalisch.


RE: Politische/religiöse Botschaften bei Olympischen Spielen - Notalp - 10.08.2024

(10.08.2024, 12:39)Sinafan schrieb: Die Naivität einiger User hier ist rührend.

Die Afghanin setzt sich für den Umsturz eines Terroregimes ein. Der Einsatz für Menschenrechte ist gleichermaßen politisch wie selbstverständlich. Natürlich sind viele NOK korrupte Anhängsel von kriminellen Regimen, die sich nicht gerne als solche bezeichnen lassen. Deshalb sind Selbstverständlichkeiten verboten.

Religion ist wiederum selten privat. Oftmals gibt es Organisationen dahinter. Diese Organisationen versuchen ihre moralischen und politischen Überzeugungen durchzusetzen, obwohl diese keine rationale Basis haben. Das führt zu den repressiven Systemen der islamischen Länder, aber auch zum bedrohlichen Missionarstum der Evangelikalen, die mit Trump oder Bolsonaro an der Demokratie sägen oder Todesstrafen für Schwule in Afrika durchzusetzen versuchen.

Auch unsere Olympiasiegerin gehört übrigens einer evangelikalen Pfingstkirche an.

Dass hinter Religionen nicht selten Organisationen stehen, ist klar. Aber was heißt das schon? Rechtfertigt das eine generelle Aussage über Offenbarungsreligionen? Außerdem: hinter ehrenwerten politischen Kundgebungen stehen bisweilen auch sehr fragwürdige Organisationen. Natürlich kann man behaupten, dass ein völlig neutrales Bibelzitat, von einer Evangelikalen geäußert, seinen neutralen Charakter verliert und deshalb nicht in gleicher Weise zu rechtfertigen ist wie die im Raum stehende politische Äußerung. Aber das ändert nichts daran, dass es unstatthaft wäre, zu behaupten, dass die Gläubige die von Dir angeführten politischen Auffassungen teilt. 

Es gibt keinen Vorrang des Politischen in der Frage: Botschaft ja oder nein! Die Auffassung, dass das Eine öffentlich und das Andere eher privat ist, ist ebenfalls kein Rechtfertigungsgrund. Es sei denn, man macht die OS zur Bühne für Politik - weil die OS sehr öffentlich sind. In dem Fall würde man sich in Bezug auf die Konsequenzen sehr wundern…