Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? (/showthread.php?tid=5871) Seiten:
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Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - Toya - 01.08.2024 Hey ihr! Ich interessiert eure Einschätzung, ob man auch mit fortschreitendem Alter (konkret 36) wieder schneller sprinten kann Also mich interessiert es in theoretischer Hinsicht, aber auch ein wenig persönlich. Daher versuche ich die Frage am persönlichen Beispiel zu veranschaulichen Mit 19/20 bin ich etwa 11,3/11,4 gelaufen (war allerdings 400m (49,00) und 800m (1,52) Läufer). Dann habe ich 15 Jahre wenig bis kaum Sport gemacht (und 10 kg Gewicht dazu ) und jetzt wieder seit einem Jahr 2-4 mal die Woche laufen. Dabei merke ich, dass die Ausdauerfähigkeit ganz okay zurückkommt und jetzt so 45min auf 10km möglich sind, aber im Sprint bin ich super langsam, also sowohl maximal, als auch beim Fußballspielen, oder bei 200m Intervallen. Hab mal gehört, dass man Sprintfähigkeit zwar bei andauernden Training/Pflege rechte lange erhalten kann, aber wenn sie einmal weg ist, kommt sie nicht mehr so wirklich zurück - anders als bei Ausdauerfähigkeit. Stimmt das? Bisschen zugespitzter gefragt, glaubt ihr mit etwas spezifischen Sprinttraining und ansonsten 5km/10km-Lauftraining ist es nochmal möglich eine okaye 12,er Zeit zu laufen auf 100m oder ist der Zug abgefahren? Also wie gesagt, ich find es gerade auch theoretisch spannend Danke euch!! RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - matthias.prenzlau - 01.08.2024 Grundsätzlich kann man sagen, dass die Schnellkraft im Alter flöten geht. Mit 36 bist du aber noch ein Jungspund und es sollte ein Leichtes sein eine 12,x auf 100 m wieder herzustellen. Das wäre auch die Grundlage für beispielsweise 2 min auf 800 m, falls du wieder auf die Bahn zurück möchtest. Falls das dein Plan ist (zu empfehlen wäre es ja bei deinen Vorleistungen, denn mit 45 min auf 10 km gewinnt man keinen Blumentopf), würde ich zuallererst auf ein hundertprozentiges Sprinttraining setzen, inkl. Krafteinheiten und alles was dazu gehört. Dann das Ganze in Richtung Langsprint entwickeln. Und dann gucken, in welche Richtung es geht. Vielleicht ist ja schon in der Halle die M35-DM-Norm über 200 m drin. Ich würde erst die Schnelligkeit entwickeln (die ist im Alter das wertvollste Gut) und dann die Ausdauerkomponente. RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - S_J - 02.08.2024 Ich würde zustimmen, dass in der M35 eine 12er Zeit mit deinen Jugendleistungen durchaus möglich sein sollte. Grundsätzlich wäre natürlich zu empfehlen, ein "hundertprozentiges" Sprinttraining erst einmal entsprechend vorzubereiten, um Verletzungen und Überlastungen vorzubeugen. Ob dies mit einem spezifischen 5km/10km-Training vereinbar ist, halte ich allerdings ebenfalls für fraglich. Training der Grundlagenausdauer sollte aber eigentlich in moderaten Umfängen kein Problem darstellen, wenn die Trainingsgrundsätze beachtet werden: Die Sprinteinheiten sollten natürlich stets in ausgeruhtem Zustand erfolgen. RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - Diak - 02.08.2024 (01.08.2024, 19:18)matthias.prenzlau schrieb: Ich würde erst die Schnelligkeit entwickeln (die ist im Alter das wertvollste Gut) und dann die Ausdauerkomponente. um Seniorenleistungssport zu betreiben... wer hier als Freizeitsportler mitliest, sollte sich lieber auf Kraft und Ausdauer konzentrieren... RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - matthias.prenzlau - 02.08.2024 Ich gehe nach den Vorleistungen (Leistungssport, erweiterte deutsche Spitze U20) davon aus, dass der Threadersteller daran wieder anknüpfen möchte. RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - Pargon - 03.08.2024 Als (Wieder)einsteiger würde ich den Fokus zu Beginn auf Koordinationstraining und propriozeptive Übungen legen, um den Körper auf die motorischen Belastungen des Sprintens oder des schnellen Laufens sowie auf plyometrisches Training vorzubereiten. Ansonsten besteht möglicherweise erhöhtes Verletzungsrisiko, wenn ganz früh schon Tempoläufe oder plyometrische Einheiten absolviert werden. Koordinationstraining ist für die Entwicklung der Schnelligkeit nicht zu unterschätzen. Wenn man sofort mit Sprints (wieder) anfängt, besteht die Gafahr, sich eine Sprintbarriere anzutrainieren, weil man ggf. ungünstige Bewegungsmuster festigt, die man hinterher durch gezieltes Koordinationstraining wieder aufbrechen müsste - und das kann schwierig sein. Deshalb sollte man zunächst die Lauftechnik (wieder) entwickeln und dann zur Schnelligkeit übergehen. Krafttraining kann den Wiedereinstieg flankieren: Ich würde zunächt mit Kraftausdauertraining eine Grundlage für das dann folgende Maiximalkrafttraining und das daran anschließende Schnellkrafttraining legen. Das Kraftausdauertraining dient auch als Verletzungsprophylaxe für das spätere Training mit schweren Gewichten und das Schnellkrafttraining. Ohne jemanden zu kennen ist es kaum möglich, konkrete Hinweise zu geben. RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - topflo - 08.08.2024 Bei mir war die Ausgangslage ganz ähnlich mit vergleichbaren 100m-Zeiten mit 19 Jahren. Und ich habe auch mit etwa 36 Jahren (plus/minus) wieder mit Leichtathletik angefangen, nachdem ich zwischendurch meistens nur gelegentliche Dauerläufe gemacht habe. Einige Zeit etwas "spontanes" Training haben schon eine gewisse Reaktivierung der Schnelligkeit gebracht, aber erst mit einem kontinuierlichen Sprinttraining unter Anleitung eines guten Trainers (2mal pro Woche) gab es dann eine ordentliche Steigerung bis hin zur Masters DM-Quali über 60m in der Halle. Ich würde sagen, die Ausgangslage ist also schon mal nicht schlecht... Ich hätte auch gesagt, dass ein spezifisches "Training" der 5km und 10km erst mal nicht so viel bringt. Beim Krafttraining habe ich die Erfahrung gemacht, dass das im "Alter" sehr von der persönlichen Konstitution abhängen kann. Manche Leute schaffen ein ordentliches Pensum ohne Probleme, manche brauchen etwas länger um gleichmäßig Kraft aufzubauen und keine muskulären Dysbalancen zu schaffen, die dann wieder Probleme machen. Und Dehnen muss man möglicherweise auch mehr als in der Jugend. Von daher kann ich den andern Beiträgen hier nur zustimmen. Mit kontinuierlichem, gut durchgeplantem Training (idealerweise bei einem erfahrenen Trainer, der auch die Technik beurteilt) kann der Wiedereinstieg durchaus gut klappen! RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - Oliver - 09.08.2024 Weniger ist manchmal mehr. Habe neulich einen interessanten Vortrag gehört, dass es nichts bringt am Anfang jeden Tag zu trainieren. Am besten sind drei Tage Pause, damit der Körper eine Art Lerneffekt erzielen kann. Erst dann ist er in der Lage Fortschritte zu erzielen. Trainiert man dagegen jeden Tag das Gleiche, bleibt dieser Effekt aus und man verbessert sich nicht. RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - S_J - 09.08.2024 Im Sprint würde ich ohnehin 48-72h zwischen den (Schnelligkeits-)Einheiten empfehlen. Da die Regenerationsfähigkeit im Alter abnimmt, schadet es sicherlich nicht, sich hier zumindest anfänglich am längeren Ende zu orientieren. RE: Sprintfähigkeit wiedererlangen im "Alter"? - muffman - 09.08.2024 (03.08.2024, 14:30)Pargon schrieb: Krafttraining kann den Wiedereinstieg flankieren: Nein! Bitte kein Kraftausdauertraining! Das bringt einfach nichts. Nicht für Sprint und auch nicht für längere Distanzen, ist sogar kontraproduktiv. Das wurde schon in den 80ern oder 90ern (weiß gerade nicht mehr genau) wissenschaftlich belegt. Alles andere wurde schon gesagt: Wende dich an einen guten Trainer, bleib am Ball und sei geduldig. |