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Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Druckversion

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Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Gertrud - 05.04.2024

Heute Morgen war ich zur Blutabnahme beim Arzt und habe im Patientenraum eine Sport-Bild über den Ausnahmetrainer Xabi Alonso gelesen. Er ist ein Trainer vom Allerfeinsten. Er denkt antizipierend: Was ist, wenn...? Taktisch macht ihm keiner etwas vor. Es "quatscht" ihm aber auch keiner hinein oder dazwischen!!! Genauso sollten Trainerinnen und Trainer in der Leichtathletik sein!!! Sie sollten über unheimliche Kenntnisse auf unterschiedlichen Gebieten verfügen und vorhersehend denken können. Es mangelt im Verband an absoluten Top-TuT. Wir haben viele Protagonisten; aber die Hälfte hat gesundheitliche, aus meiner Sicht vorhersehbare Probleme. Ich beurteile regelmäßig meine Erfahrungen aus Fortbildungen und vergleiche sie mit unserer Realität. 

Der DLV sollte TuT von der Qualität eines Xabi Alonso einsetzen. Wir haben solche, die aber nicht verstärkt eingesetzt werden. 

Ich picke jetzt mal drei Personen aus dem Athletenbereich heraus, bei denen zeitweise die Leistungen gestimmt haben oder stimmen: Vetter, Potye und Mihambo.

Vetter: Ein Geschädigter wird natürlich auch sehr schnell zu Rezidiven neigen. Er hatte zeitweise Bombenergebnisse, die aber durch enorme Verletzungen getrübt worden sind. Der Fuß leitet weiter zum Knie- und Hüftgelenk in Einzelstrukturen oder Schlingen. Die Strukturen haben Auswirkungen bis zum Schulter- und Ellbogengelenk. Ist ein Gelenk geschädigt, macht sich das auch weiterleitend bemerkbar. Durch die mangelhaften Zubringerübungen im Inhalt an sich und in den Ausführungen werden die Strukturen in Mitleidenschaft gezogen. Die Belastungsmaxima und -möglichkeiten müssen den TuT in filigraner Weise bekannt sein. 
Folglich kann man nicht nur das Schultergelenk in seiner Verbindung zum Schulterblatt sehen, sondern man sollte auch das Ellbogengelenk in seiner biomechanischen Anfälligkeit einbeziehen. Man sollte punktuell und in Synergien arbeiten. Man sollte schädigende Zubringerübungen eliminieren und durch "sattelfeste" bewertete, biomechanisch hervorragende Übungen ersetzen. 

Potye:https://www.youtube.com/watch?v=W02hNsTOWSQ
Hallen-DM 2022 | Tobias Potye fliegt über 2,26 Meter

1. Sehr auffällig ist bei ihm der weite Abstand im Absprung zur Latte. Er amortisiert relativ wenig in der linken unteren Extremität.
2. Zudem sehr auffällig ist im zweitletzten Schritt die Kürze des Schrittes und der "Schlittschuhschritt" mit einer enormen Außen- und Innenrotation des gesamten Beckens einschließlich unterer Extremität bei relativ hohem Tempo. Die Belastung auf Fuß, Knie und Hüfte ist sehr stark. 

Aufgrund der Knieprobleme hat er wohl mehrfach Pausen einlegen müssen und kann kaum Technikeinheiten absolvieren. Vielleicht kann man trotzdem den Anlaufrhythmus ohne Latte schulen und den "Schlittschuhschritt" beseitigen. Man kann auch im Sprungtraining ohne Hochsprunganlage Technikelemente einbauen. Insgesamt scheint der Trainer aber sehr innovativ und vorsichtig zu sein (habe ich gehört. 
Wink ‌). ‌

Mihambo:

Sie hat enorme Stärken, aber auch nicht zu übersehende Schwächen, die absoluten Fachleuten nicht verborgen bleiben. Die vielen ungültigen Sprünge im Topbereich sind aus unterschiedlichen Gründen vorprogrammiert. Es hapert an technisch relevanten Elementen. Sie bringt ihre Leistung durch eine unglaubliche Sprungkraft und eine außergewöhnliche Stärke im mentalen Bereich.

Die funktionelle Ausrichtung ist aus meiner Sicht ein wahnsinniges Defizit, das oft bei solchen Probanden Rezidive nach sich zieht. Ihre Hamstringverletzung habe ich hier vorausgesagt. Sie ist für mich nicht aus heiterem Himmel gekommen, sondern hat eine ganz starke Verankerung in ihren Strukturen, die in ihren Zusammenhängen offensichtlich nicht erkannt und auch nicht adäquat trainiert werden. Ich habe bei ihr bisher keine relavante strukturelle Übung gesehen. Da geht´s wirklich ans Eingemachte!!! Solche Zusammenhänge gehören in die Hände von absolut fähigen TuT und Fachleuten!!!

Gertrud



RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - menarfin - 05.04.2024

Die Mittel- und Langstrecke bei den Frauen wird auch mehr und mehr zum Sorgenkind. Aber es scheint ja alles gut zu laufen so wie es laeuft. Sonst wuerde man ja mal versuchen was zu aendern.


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Gertrud - 05.04.2024

(05.04.2024, 16:50)menarfin schrieb: Die Mittel- und Langstrecke bei den Frauen wird auch mehr und mehr zum Sorgenkind. Aber es scheint ja alles gut zu laufen so wie es laeuft. Sonst wuerde man ja mal versuchen was zu aendern.

Auf der Langstrecke läuft es mit Klosterhalfen, Reh und Klein verletzungsmäßig insgesamt nicht so gut, wobei sich Klein wohl wieder erholt hat. Der Carbonschuh würde mich im Vorfeld schon hellhörig machen. Es ist zu spät, wenn "das Kind in den Brunnen gefallen ist". Der DLV bietet allerdings jetzt schon eine Videoschaltung darüber an. Das finde ich gut!!! Man muss sich die Frage stellen, welche Übungen man absolvieren und welche man im individuellen Fall weglassen sollte. Man muss die Strukturen für die speziellen und individuellen Fälle stark präparieren und natürlich auch die Umfänge der Läufe im Verhältnis zur Prophylaxe angleichen. 

Beckenprobleme, Schienbeinschmerzen, Drüsenfieber bei Alina Ammann (800m) gab es auch. Also ganz so schmerzfrei ist der Mittel- und Langstreckenbereich nicht.

Gertrud


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Gertrud - 05.04.2024

Mein größter Kritikpunkt am System ist der, dass den AuA kein effektiver Plan an die Hand gegeben wird, wie man verletzungsfrei über die Runden kommt. Es ist Glücksache, an solche Trainer zu gelangen. Selbst wenn TuT Olympiasieger/innen trainieren, ist das keine Garantie für ein strukturell und individuell passendes Programm. Ich sage dann immer, dass diese AuA trotz des Trainers, der Trainerin die Medaillen gewonnen haben. 

Gertrud


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - frbcrane2 - 05.04.2024

Was erwartest du von einem Verband, der der Meinung ist, man könnte die Verletzungsmisere mit einer App lösen? Das größte Problem am System DLV ist, daß immer noch die falschen Leute Entscheidungen treffen. Die verkrusteten Hierarchien müßten von Grund auf abgerissen werden. Allerdings müßte man dafür auch den DOSB reformieren, denn einige der Probleme kommen aus dieser Richtung.


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - menarfin - 05.04.2024

Es ist ja nicht nur so dass beim Training zunaechst mal Fehler gemacht werden die dann zu Verletzungen fuehren. Selbst wenn das Kind schon im Brunnen liegt und eine Verletzung die naechste jagt wie jetzt wohl bei Reh steht man nur mit grossen Kulleraugen da und weiss nicht ein noch aus. Sonst haette ja Reh nicht wie sie sagt erstmal selbst schauen muessen was jetzt das Problem ist. Dann haette sie jemand gehabt den sie um Rat fragen kann. Wenn so jemand nicht da ist bleibt halt nur sich selbst schlau zu machen oder wie bei den Speerwerfern offenbar zu akzeptieren dass die Disziplin verletzungsintensiv ist und weiter gehts wie bisher.


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Gertrud - 05.04.2024

(05.04.2024, 18:22)menarfin schrieb: Es ist ja nicht nur so dass beim Training zunaechst mal Fehler gemacht werden die dann zu Verletzungen fuehren. Selbst wenn das Kind schon im Brunnen liegt und eine Verletzung die naechste jagt wie jetzt wohl bei Reh steht man nur mit grossen Kulleraugen da und weiss nicht ein noch aus. Sonst haette ja Reh nicht wie sie sagt erstmal selbst schauen muessen was jetzt das Problem ist. Dann haette sie jemand gehabt den sie um Rat fragen kann. Wenn so jemand nicht da ist bleibt halt nur sich selbst schlau zu machen oder wie bei den Speerwerfern offenbar zu akzeptieren dass die Disziplin verletzungsintensiv ist und weiter gehts wie bisher.

Der Speerwurf ist sicherlich eine verletzungsträchtige Disziplin, wenn man nicht akribisch die "Klippen" umgeht und bekämpft. Man muss funktionell als TuT unheimlich fit sein. Das Problem ergibt sich vornehmlich aus der Trägheit der Masse im Armzug, wenn man die überdimensionale Verlängerung des medialen Kollateralbandes nicht verhindert. Daher stehen einige Übungen bei mir auf der roten Liste!!!

Eine der größten Herausforderungen ist aus meiner Sicht Malaika Mihambo mit ihren individuellen strukturellen Mitbringseln. Das kann man nur leisten, wenn man mit vielen Ausschlussverfahren an die Programme geht. Ein ähnlich harter Fall war A. Wester, die auch teilweise falsch automatisiert worden ist. Das Ergebnis hat sich sehr hart ergeben, hätte aber verhindert werden können und müssen. Solche schweren Verletzungen dürfen einfach nicht passieren. Wenn man dann in verantwortlicher Trainerposition die IR immer noch als guten Weitsprungabsprung deklariert, ist man völlig fehl am Platze! Übrigens neigt auch L. R. Müller zu der Gangart. 

Wäre ich in verantwortungsvoller Position, würde ich diese TuT und AuA für den Mittel- und Langstreckenbereich zu einem fachlichen Gespräch bitten, um die Sachen vernünftig zu lösen. Es muss ein Gremium im Verband geben, das frühzeitig diese Schwächen angeht und im Einvernehmen in die richtigen Bahnen lenkt. Es kann nicht sein, dass mit Reh eine unserer besten Langstrecklerinnen so verletzungsbedingt untergeht, ohne eine geeignete Hilfe gestellt zu bekommen. Man müsste die Langstreckenprotagonisten gemeinsam versammeln, um z. B. über die biomechanischen Gegebenheiten der Carbonschuhe bis in die Einzelheiten aufzuklären und mit einer geeigneten Verletzungsprophylaxe in dem Fall Füße und Unterschenkel sehr präzise zu wappnen. 

Gertrud


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Reichtathletik - 06.04.2024

Ich finde hier klingt eine Sicht raus, die die allermeisten Trainer als unfähig bis unwillig deklariert und zugleich die Athleten als völlig unmündig und dumm. Ich sehe da schon viel Eigenverantwortung. Zumal viele Athleten (leider) nur sehr bedingt auf ihre Coaches hören, selbst im Spitzenbereich, mindestens aber auf dem Weg dorthin. Und die meisten Trainer haben zudem sehr begrenzte (zeitliche) Mittel. Hier sollte gesamtgesellschaftlich angesetzt werden: Mehr Anerkennung und Honorierung für Trainer (und Ehrenamtlich), dadurch mehr Respekt und mehr Möglichkeiten der Fortbildung. Stattdessen wird immer drauf gehauen. Von Eltern, vom Verband, hier im Forum...


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - Gertrud - 06.04.2024

(06.04.2024, 07:48)Reichtathletik schrieb: Ich finde hier klingt eine Sicht raus, die die allermeisten Trainer als unfähig bis unwillig deklariert und zugleich die Athleten als völlig unmündig und dumm. Ich sehe da schon viel Eigenverantwortung. Zumal viele Athleten (leider) nur sehr bedingt auf ihre Coaches hören, selbst im Spitzenbereich, mindestens aber auf dem Weg dorthin. Und die meisten Trainer haben zudem sehr begrenzte (zeitliche) Mittel. Hier sollte gesamtgesellschaftlich angesetzt werden: Mehr Anerkennung und Honorierung für Trainer (und Ehrenamtlich), dadurch mehr Respekt und mehr Möglichkeiten der Fortbildung. Stattdessen wird immer drauf gehauen. Von Eltern, vom Verband, hier im Forum...

Man muss schon sehr gute Voraussetzungen als Trainer:in und dazu noch sehr viel Wissbegierde haben, um auf einem hohen Wissensstand zu sein. Meine Situation war sicherlich immer sehr feudal und ich habe auch kein Geld gescheut, in den Leistungssport zu investieren. Ganz entscheidend ist der innere Antrieb, auf die "Geheimnisse" des Körpers hinsichtlich der Leistungssportanforderungen zu kommen. Es muss einem Spaß auch machen. Mir ist heute noch nichts zu viel, Sachen zu recherchieren. 

Ich glaube schon, dass einige TuT traurig sind, nicht so aus dem Vollen wie ich schöpfen zu können. Anfangs hat mich die Nicht-Beachtung des Verbandes für meinen Einsatz gestört; heute sehe ich meinen Ehrgeiz völlig losgelöst und reagiere entsprechend. Ich bekomme genug Wertschätzung von TuT. Es ist auch einfach ein schönes Gefühl, wenn man mit fast 80 J. noch mithalten kann. Es geht mir vorrangig um das Erkennen von Zusammenhängen vor allem in der Verletzungsprophylaxe. Ich habe aber auch selbst auf viele Annehmlichkeiten verzichtet.

Es ist aus meiner Sicht unbegreiflich, dass man z.B. eine Läuferin Reh mit ihren strukturellen Problemen alleine lässt, obwohl man ein sicherlich gut finanziertes Gesundheitsteam mit höchsten Titeln zur Verfügung hat. Man müsste von Verbandsseite erkennen, dass diese Konstruktionen nicht den Kern des Übels treffen. Die Speerwurfmisere hätte man längst beheben müssen. Es ist nicht alles nur eine Frage des Geldes. Es geht hier auch um Treffsicherheit im Einsatz und in der Besetzung von Positionen.

Wenn man solche Missstände erkennt, muss man sich auch mal von Personen auch aus dem gehobenen Segment trennen. Wahrscheinlich ist der "Vernetzungsfilz" zu groß?! In der Medizin schneidet man Strukturfilz gelegentlich einfach weg. Wink ‌Man sollte die Schuld nicht einfach immer zum schwächsten Glied in der Kette weiterschieben. "Abtauchen" bringt auch nichts. Man muss sich der Sache stellen. Fehler sind nicht schlimm: Man sollte sie möglichst nicht wiederholen. 

Gertrud


RE: Woran der DLV in den letzten Jahren hauptsächlich gescheitert ist?! - menarfin - 06.04.2024

Niemand hat behauptet "die meisten" Trainer seien unfaehig oder dumm. Nur wenn sich Verletzungen so massiv haeufen wie derzeit beim DLV dann stimmt wohl irgendetwas mit der Qualifikation nicht, da muss ich Gertrud zustimmen. Das hat nichts mit Dummheit zu tun. Die betreffenden Trainer und Athleten tun das was sie tun ja nicht wider besseres Wissen. Und wenn die Athleten nicht auf die Trainer hoeren hat vielleicht der Trainer das was er sagen wollte einfach nicht so ruebergebracht wie der Athlet das benoetigt haette? Auch wenn nur das das Problem waere waere doch wohl eine Art Didaktikschulung fuer die Trainer angebracht oder?