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Interview mit Jörg Möckel in der FAZ - Druckversion

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Interview mit Jörg Möckel in der FAZ - mark1967 - 09.06.2023

Ich vermute, dass Neugebauer in D nicht diese Entwicklung genommen hätte. In der FAZ von gestern (leider hinter $$) gab es ein Interview mit dem aktuellen 400m-Bundestrainer Frauen.
Das enthält zwar durchaus ein paar interessante Einsichten, andere sind eher entlarvend, etwa zur "Pure Athletics"-Trainingsgruppe ("Die Leistungen, die Intensität des Trainings sind enorm. Ich ahne nun, was für eine Leistung für 47,60 Sekunden nötig ist. Das war für mich bislang unvorstellbar") oder zum Thema Doping ("Wir machen Trainer viel zu schnell zu Leuten, die vielleicht nicht sauber arbeiten. Selbstverständlich weiß ich es nicht. Aber bei Lance Brauman habe ich den Eindruck bekommen: Die machen nichts. Die Athleten sind hochbegabt, und sie ar­beiten hart, um die Welt zu erobern. Bob Kersee habe ich als starken Charakter kennengelernt, als jemand, der gewinnen möchte. Mehr kann ich über ihn nicht sa­gen").
Und dann gibt er seiner Spitzenläuferin gleich noch eine Breitseite mit ("Vielleicht kann ich es damit erklären: Corinna Schwab … ist jahrelang auf eine Mädchenschule gegangen. Dort hat sie gelernt: Fall nicht auf und mach nichts falsch. Im vergan­genen Jahr sollte sie im Olympiastadion München vor 70.000 Leuten gewinnen. Mit 'Fall nicht auf' wird man da Letzte im Halbfinale").

Sehe gerade, dass es etwas off-topic ist, aber extra ein neuer Thread wäre zuviel der Ehre, glaube ich.
Dann tun wir ihm doch mal die Ehre Wink


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - frbcrane2 - 09.06.2023

Enthält der Artikel auch Einsicht/Selbstkritik? Schnelle 400m laufen nicht nur Amerikaner und Jamaikaner, Niederländer, Polen, Briten, Iren, diese Woche lief die Österreicherin Gogl-Walli 50,90s. Die werden kaum alle mit unvorstellbaren Intensitäten trainieren. Anstatt nach Ausreden zu suchen sollten die 400m Bundestrainer endlich eigene Trainingsmethoden hinterfragen und vom Ausland lernen.


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - mark1967 - 09.06.2023

(09.06.2023, 13:48)frbcrane2 schrieb: Enthält der Artikel auch Einsicht/Selbstkritik? Schnelle 400m laufen nicht nur Amerikaner und Jamaikaner, Niederländer, Polen, Briten, Iren, diese Woche lief die Österreicherin Gogl-Walli 50,90s. Die werden kaum alle mit unvorstellbaren Intensitäten trainieren. Anstatt nach Ausreden zu suchen sollten die 400m Bundestrainer endlich eigene Trainingsmethoden hinterfragen und vom Ausland lernen.

Ja, schon in Maßen. Der BT plädiert z.B. für ein gemeinsames Training mit "Ausländern". Außerdem meint er, dass die Schuhe einen wesentlichen Anteil an den guten Zeiten der letzten Jahre hätten. Stellenweise sind die Äußerungen aber ziemlich naiv, falls er ein Fachmann sein sollte, was ich nicht weiß. Auf seiner Homepage verkauft er irgendwelche Produkte, was ich jetzt nicht für so wahnsinnig seriös halte: Homepage von Jörg Möckel


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - Sandmann - 09.06.2023

(09.06.2023, 15:06)mark1967 schrieb:
(09.06.2023, 13:48)frbcrane2 schrieb: Enthält der Artikel auch Einsicht/Selbstkritik? Schnelle 400m laufen nicht nur Amerikaner und Jamaikaner, Niederländer, Polen, Briten, Iren, diese Woche lief die Österreicherin Gogl-Walli 50,90s. Die werden kaum alle mit unvorstellbaren Intensitäten trainieren. Anstatt nach Ausreden zu suchen sollten die 400m Bundestrainer endlich eigene Trainingsmethoden hinterfragen und vom Ausland lernen.

[...] falls er ein Fachmann sein sollte, was ich nicht weiß. [...]

Er sollte, oder? Falls der Rest des Interviews genauso peinlich ist wie die hier nacherzählten Passagen und der Webshop die Homepage des Herrn, wäre das vielleicht doch einen Thread wert...


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - Reichtathletik - 09.06.2023

(09.06.2023, 15:24)Sandmann schrieb:
(09.06.2023, 15:06)mark1967 schrieb:
(09.06.2023, 13:48)frbcrane2 schrieb: Enthält der Artikel auch Einsicht/Selbstkritik? Schnelle 400m laufen nicht nur Amerikaner und Jamaikaner, Niederländer, Polen, Briten, Iren, diese Woche lief die Österreicherin Gogl-Walli 50,90s. Die werden kaum alle mit unvorstellbaren Intensitäten trainieren. Anstatt nach Ausreden zu suchen sollten die 400m Bundestrainer endlich eigene Trainingsmethoden hinterfragen und vom Ausland lernen.

[...] falls er ein Fachmann sein sollte, was ich nicht weiß. [...]

Er sollte, oder? Falls der Rest des Interviews genauso peinlich ist wie die hier nacherzählten Passagen und der Webshop die Homepage des Herrn, wäre das vielleicht doch einen Thread wert...

Hab das Interview gelesen und würde für einen Thread plädieren. Die meisten passagen wurden hier aber bereits gut zusammengefasst. Geht sonst noch sehr um Schrittlängen und Möckel betont den hohen anaeroben Anteil bei 400 Meter (wobei das Problem in meinen Augen am zu geringen aeroben Training in D liegt)


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - Gertrud - 09.06.2023

(09.06.2023, 15:34)Reichtathletik schrieb: Hab das Interview gelesen und würde für einen Thread plädieren. Die meisten passagen wurden hier aber bereits gut zusammengefasst. Geht sonst noch sehr um Schrittlängen und Möckel betont den hohen anaeroben Anteil bei 400 Meter (wobei das Problem in meinen Augen am zu geringen aeroben Training in D liegt)

Man sollte mal auflisten, wie hoch der aerobe Anteil insgesamt und vor allem im Ziel ist. Insgesamt liegt anscheinend genau in der vornehmlichen anaeroben Betrachtungs- und Trainingsweise beim deutschen Langsprint der Hase im Pfeffer. ‌Es heißt "Lang" und "Sprint". Wink

Wenn AuA vornehmlich im anaeroben Bereich hohe Intensitäten in Wiederholung im 400m-Bereich absolvieren und das sehr gut überstehen, würde ich mir Gedanken bezüglich ihrer Ernährung machen. Wink

Ich würde die Mangelleistung einer Corinna Schwab in München vorrangig nicht mit der Mädchenschule erklären, sondern auch wirklich mal die Trainingsinhalte auf den Prüfstand stellen und begutachten lassen. Ich würde eine Kontrolle unter Dr. Argiris Vassiliadis an der DSHS Köln vorschlagen. Thumb_up ‌Wenn man durch vornehmlich anaerobe Läufe zum Höhepunkt platt ist, bringt auch eine psychische Unterstützung nicht mehr viel. Dann geht eben nichts mehr.

Gertrud


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - markus-jonda@gmx.de - 09.06.2023

(09.06.2023, 13:48)frbcrane2 schrieb: Enthält der Artikel auch Einsicht/Selbstkritik? Schnelle 400m laufen nicht nur Amerikaner und Jamaikaner, Niederländer, Polen, Briten, Iren, diese Woche lief die Österreicherin Gogl-Walli 50,90s. Die werden kaum alle mit unvorstellbaren Intensitäten trainieren. Anstatt nach Ausreden zu suchen sollten die 400m Bundestrainer endlich eigene Trainingsmethoden hinterfragen und vom Ausland lernen.
Absolut richtig. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Da ist man monatelang im Trainingslager und es passiiert......richtig sehr wenig. Und nur auf überhartes Training hinzuweisen oder gar Doping zu vermuten greift zu kurz. In einem früheren Post habe ich zu den Leistungen in Regensburg gesagt: Bis 300 Meter und dann hat man den meisten Läuferinnen einfach den Stecker gezogen. Gegenbeispiel ist Frau Müller, die aber wohl teilweise mit den Niederländern trainiert hat und dort  Überstrecken-Training gemacht hat.


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - Gertrud - 09.06.2023

Zitat:In einem früheren Post habe ich zu den Leistungen in Regensburg gesagt: Bis 300 Meter und dann hat man den meisten Läuferinnen einfach den Stecker gezogen. Gegenbeispiel ist Frau Müller, die aber wohl teilweise mit den Niederländern trainiert hat und dort  Überstrecken-Training gemacht hat.

Genau das ist der Punkt und Stein des Anstoßes. Wenn man die Parameter für die Zielgerade nicht richtig trainiert und meint, bestimmte Abschnitte im Training nur knüppeln zu müssen, dann kommt der "Kolbenfresser" eben bei 300m.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die entsprechenden Trainer und Wissenschaftler für die Distanz haben; aber wenn man meint, nur seine linientreuen Netzwerke bedienen zu müssen, dann kommt das dabei heraus. Es ist für mich ein Unding, einen Dr. Argiris Vassiliadis mit den entsprechenden Kenntnissen im Abseits zu lassen. Der Wissenschaftler gehört an die 400m-Front!!! Thumb_up

Das ist im Mehrkampf nicht anders. Dort schickt man auch die Talente seit Jahren lieber zu den "treuen Team"-Trainern, die Verletzungen produzieren. Es ist für manche eben schwierig, die richtigen Leute zu frequentieren.

Gertrud


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - Reichtathletik - 09.06.2023

(09.06.2023, 19:53)Gertrud schrieb:
Zitat:In einem früheren Post habe ich zu den Leistungen in Regensburg gesagt: Bis 300 Meter und dann hat man den meisten Läuferinnen einfach den Stecker gezogen. Gegenbeispiel ist Frau Müller, die aber wohl teilweise mit den Niederländern trainiert hat und dort  Überstrecken-Training gemacht hat.

Genau das ist der Punkt und Stein des Anstoßes. Wenn man die Parameter für die Zielgerade nicht richtig trainiert und meint, bestimmte Abschnitte im Training nur knüppeln zu müssen, dann kommt der "Kolbenfresser" eben bei 300m.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die entsprechenden Trainer und Wissenschaftler für die Distanz haben; aber wenn man meint, nur seine linientreuen Netzwerke bedienen zu müssen, dann kommt das dabei heraus. Es ist für mich ein Unding, einen Dr. Argiris Vassiliadis mit den entsprechenden Kenntnissen im Abseits zu lassen. Der Wissenschaftler gehört an die 400m-Front!!! Thumb_up

Das ist im Mehrkampf nicht anders. Dort schickt man auch die Talente seit Jahren lieber zu den "treuen Team"-Trainern, die Verletzungen produzieren. Es ist für manche eben schwierig, die richtigen Leute zu frequentieren.

Gertrud
Vielleicht kocht der Sprint zu sehr im eigenen Saft und denkt nur von den 100m auf die anderen Distanzen hoch. Auch andere Wissenschaftler erzählen sogar auf DLV-Konferenzen was Sache ist, wie hoch der aerobe Anteil ist. Dennoch versuchen immer mehr das Gegenteil zu beweisen, übertragen ein Konzept was bei 400m schon dürftig klappt auf 800m...

Wobei man sagen muss, dass es entgegen der Empfindung als Läufer ist. Auf der Zielgeraden ist man übersäuert, das Gefühl ist: jetzt reicht der Sauerstoff nicht mehr, nun läuft es über das Laktat. Dabei ist die Wahrheit eher anders herum: ab der Zielgeraden ist die maximale Sauerstoffaufnahme überhaupt erst in etwas da und die aerobe Energiegewinnung ohnehin langsamer. Die ganzen Diagramme zur Energieversorgung helfen da auch nicht, da wirkt es immer als würde die eine nach der anderen kommen, statt gleichzeitig mit verschiedenen Gewichtungen. und auch Angaben wie 60 % anaerobe oder whatsoever müssen doch auch auf die Frage untersucht werden: wie viel Prozent zu welcher Rennphase. Es ist ja ein Rennen, 50sekunden, nicht eine Momentaufnahme.


RE: NCAA Division I Outdoor T&F Championships 2023 - Austin, 07.-10.06.2023 (Leo DR 8836) - aj_runner - 09.06.2023

(09.06.2023, 15:46)Gertrud schrieb: Ich würde die Mangelleistung einer Corinna Schwab in München vorrangig nicht mit der Mädchenschule erklären, sondern auch wirklich mal die Trainingsinhalte auf den Prüfstand stellen und begutachten lassen. Ich würde eine Kontrolle unter Dr. Argiris Vassiliadis an der DSHS Köln vorschlagen. Thumb_up ‌Wenn man durch vornehmlich anaerobe Läufe zum Höhepunkt platt ist, bringt auch eine psychische Unterstützung nicht mehr viel. Dann geht eben nichts mehr.

Gertrud

So etwas anzuführen, um seine eigene Inkompetenz zu kaschieren ist nur eines: Armseelig.
Im Juni hat sie sich von Lauf zu Lauf gesteigert. Der erste Hinweis war dann das Finale bei der DM, nachdem sie im Vorlauf 50,91 gelaufen ist. Bei der WM in der Staffel waren die Rennen auch nichts, die EM war der Tiefpunkt. Nix mentale Probleme, sondern schlechte Trainingssteuerung.