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Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Druckversion

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RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Reichtathletik - 16.02.2023

Zitat:Bzgl. Fortbildung finde ich aber schon, dass es ganz klar Verbandsaufgabe wäre, diese zu organisieren und auch für Trainerinnen und Trainer zugänglich und erschwinglich zu machen. 
Wenn der Trend dahin geht, dass BT ohne klar ersichtliche Trennung zur BT Position Fortbildungen dieser Art geben, die dann privat für erhebliche Kosten besucht werden können, dann finde ich das sehr kritisch. Egal wer das macht.

Da haben wir doch die gleiche Auffassung.
Ich würde mir eigentlich wünschen dass alle Bundestrainer:innen mehrfach im Jahr vor Ort aber gerne auch online Fortbildungen geben oder Diskussionsrunden etc. und das Teil ihres Jobs ist, was somit keine Zusatzkosten verursachen dürfte. Dann könnte sich der DLV für seine sonstigen Fortbildungen darauf konzentrieren, ausländische Experten einzuladen.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Athletix - 16.02.2023

Ich denke, dass es für uns schwierig ist, die Qualität und Stärken und Schwächen der einzelnen Bundestrainer zu beurteilen, da keine® die alle kennen wird. Da werden gute und weniger gute drunter sein. Etwas überrascht bin ich oft, wenn Leute plötzlich Bundestrainer /in werden und dies erkennbar damit zusammenhängt, dass er/sie gerade einen Athleten oder eine Athletin betreut, die aktuell Spitze im DLV ist. Das muss nicht bedeuten, das damit auch immer die beste Trainerqualität  verbunden ist.
Rund 80 Bundestrainer/innen (nicht etwa 40!) und Teamkoordinatoren, Team- und Stützpunktleiter sind in meinen Augen viel zu viel und wären allenfalls dann zu rechtfertigen, wenn diese auch nachhaltig und vor allem auch fachlich fundiert in dies Basis hineinwirken.
Mir imponieren Trainer, die immer wieder Talente entwickeln, diese aber dann in vielen Fällen an Großvereine verlieren. Gertrud spricht in diesem Zusammenhang immer von der Pflege und Unterstützung von "Nestern", was sicherlich auch sinnvoll wäre.
Ein Blick über den Tellerrand ins Ausland ist hinsichtlich der Trainerqualität kein Allheilmittel, kann aber durchaus eine Bereicherung sein.
Wichtig erscheint mir insgesamt eine bessere Talentsichtung und Förderung der Basis.
Da sieht es momentan so aus, das in vielen Vereinen in den jüngeren Altersgruppen zwar eine noch recht große Basis an Athletinnen und Athleten vorhanden ist, dann aber Fehler bei der Fortentwicklung gemacht werden. Alle, die auch nur einigermaßen sprintbegabt sind, bleiben auch Sprinter. Das dürfte ein Hauptgrund dafür sein, dass wir schon seit Jahrzehnten keine Spitzenleute mehr über 400 m und 800 m mehr hervorbringen. Daneben dürfte auch die insgesamt höhere Trainingsbelastung ein Grund sein, dass in den genannten Disziplinen keine signifikanten Fortschritte zu verzeichnen sind.
Hier wäre m. E. eine bessere Steuerung/Beratung der Talente auf die für sie richtigen Disziplinen wünschenswert. Die Kaderförderung (beginnend auf den LV-Ebenen) setzt schon relativ früh ein, aber leider in vielen Fällen auch zu früh aus. Die meisten Talente gehen der Leichtathletik in der Übergangsphase von der Schule zum Studium/Beruf verloren. Gerade dann, wenn hier richtungsweisende persönliche Weichenstellungen erfolgen, die für viele auch in finanzielle Endpässe führen, fehlt es an Unterstützung und die Athleten und Athletinnen fallen aus dem Fördersystem heraus, weil man ihnen keine Weltklasseperspektive mehr einräumt.
Wenn dann zusätzlich verbandsseitig ergänzend dazu beigetragen wird, dass einer Entwicklung einer soliden Leistungsbreite im Spitzenbereich entgegengearbeitet wird, geht bei vielen die Motivation verloren und sie hören viel zu früh mit dem Leistungssport auf.
Dies sind nur einige von vielen Gesichtspunkten, die die definierte Zielsetzung (Rückkehr in die Top 5 der Leichtathletiknationen) wohl kaum als realistisch erscheinen lassen.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Sprunggott - 16.02.2023

(16.02.2023, 14:48)Reichtathletik schrieb: .... Gleichwohl hat unter anderem Jörg Möckel, der hier erwähnt wurde, mit Corinna Schwaab Zeiten erreicht, die zuletzt niemand erreicht hat. Dass sie nicht zum Saisonhöhepunkt fit war, das ist ein anderes Problem. Grundsätzlich glaube ich aber es gibt nicht nur das eine richtige oder falsche System was für alle Athleten gilt. Gut möglich, dass Schwaab mit dem Training von Bol langsamer wäre.

Richtig ist aber auch: Von welchem Bundestrainer kann man das Trainingskonzept überhaupt als Trainer anhören um dann zu entscheiden ob man es umsetzt oder nicht? Für rund 600 Euro privat? Das kann es ja wohl nicht sein.
Und ich glaube der "Hobbytrainer"-Irrtum ist ein weit verbreiteter. Trainer, die "nur" ehrenamtlich auf einem Dorf Leute auf bescheidenen Niveau trainieren sind sehr wohl auch zu qualifizieren, weil sie entweder selbst unerkannte Trainertalente werden können oder weil dort halt in einem großen Land auch mal Talente auflaufen, die zunächst entdeckt und entwickelt werden müssen. Es gilt nicht nur darum, Fortbildungen für angestellte Trainer in den Verbänden zu organisieren, von denen erwarte ich, dass sie sich ohnehin stets (selbst) fortbilden.
Der BLV hat immer gute Weiterbildungen.    https://blv-sport.de/bildung/fortbildungen
Da kannst du auch den BT Sprint Frauen am 18/19.3. für 65€ zu Rabatpreis haben Wink 
Der ehemalige BT Hürde spricht über Talentfindung & Entwicklung + Praxis am 25./26.3.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - nico - 17.02.2023

Hier finden wohl alle Trainer in Ordnung, dass LT oder auch BT für die Teilnahme an einer Weiterbildung finanziell entschädigt werden müssen. Ich dachte immer, dies gehöre zu ihrer Aufgabe. Jetzt ist mir auch klar, warum (3 LT in der gleichen Disziplin ) kein LT zu uns kam, um mir mal Trainingtipps bei unserer Anlage zu geben. Die Weiterbildung (Hürden/Hessen ,durch R.S.- Jacob94 erwähnte diese Weiterbildung) würden mich interesssieren, da ich aber keinem LA-Verein angehöre, müsste ich 80,00 € zahlen. In der Industrie wurden früher nur externe Referenten bezahlt. Falls jemand den Lehrgang besucht, wäre es interessant, wenn er/sie anschließend hier einmal berichtet.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Atanvarno - 17.02.2023

(17.02.2023, 01:01)nico schrieb: da ich aber keinem LA-Verein angehöre, müsste ich 80,00 € zahlen.

Das finde ich jetzt aber nachvollziehbar, das Gehalt der LT und BT wird schließlich auch aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - frbcrane2 - 17.02.2023

(16.02.2023, 14:48)Reichtathletik schrieb: Ich glaube nicht, dass es nur flasche Konzepte gibt. Das ist eine Argumentation nach dem Motto: Alle Medien lügen, deshalb nicht einschalten. Wer so denkt und deshalb keine (deutschen) Fortbildungen besucht, tut nicht wirklich etwas sinnvolles.
Sicher gibt es z.B. bei den 400 Metern oder im Kugelstoß Probleme. Gleichwohl hat unter anderem Jörg Möckel, der hier erwähnt wurde, mit Corinna Schwaab Zeiten erreicht, die zuletzt niemand erreicht hat.

Nicht Zeiten, eine Zeit. An einem perfekten Tag kommt sie mit ihrem Stil durch und läuft 50.9, in den meisten Rennen bricht sie auf den letzten 100m ein und läuft 52.x. Es geht aber nicht nur um Schwab und Möckel, das Problem ist der ganze deutsche 400m Lauf. Ich würde sehr gerne von den Heimtrainern von Thiel, Mayer, Schmidt, Sanders, Joite  hören, was sie von Meuwlys Trainingskonzepten halten und warum sie diese nicht in Deutschland versuchen. Seine Erfolge sind so offensichtlich, jeder deutsche Trainer einer/s Kaderathletin/en muß doch ins Grübeln kommen, warum Meuwlys Damen 49-51s laufen, während man in Deutschland zwei Sekunden langsamer ist. Inzwischen trainieren sogar einige der besten Polinnen bei ihm, trotz der Erfolge der letzten Jahre. Wenn der DLV bis 2028 auch nur halbwegs erfolgreich sein will, muß er eingefahrene Wege aufbrechen, dazu gehören insbesondere andere Trainingskonzepte und ausländische Trainer.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - alex72 - 17.02.2023

Das Problem bei diesen Kritiken ist dass dann immer die deutschen Athleten und Trainer als Protagonisten runtergemacht werden die es noch am besten machen.

Man sollte die Trainer und Gruppen kritisieren die herausragende Talente nicht weiterbringen und verheizen und nicht die die es zumindest grösstenteils richtig machen


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Gertrud - 17.02.2023

(17.02.2023, 10:11)frbcrane2 schrieb:
Zitat:
Nicht Zeiten, eine Zeit. An einem perfekten Tag kommt sie mit ihrem Stil durch und läuft 50.9, in den meisten Rennen bricht sie auf den letzten 100m ein und läuft 52.x. Es geht aber nicht nur um Schwab und Möckel, das Problem ist der ganze deutsche 400m Lauf. Ich würde sehr gerne von den Heimtrainern von Thiel, Mayer, Schmidt, Sanders, Joite  hören, was sie von Meuwlys Trainingskonzepten halten und warum sie diese nicht in Deutschland versuchen. Seine Erfolge sind so offensichtlich, jeder deutsche Trainer einer/s Kaderathletin/en muß doch ins Grübeln kommen, warum Meuwlys Damen 49-51s laufen, während man in Deutschland zwei Sekunden langsamer ist. Inzwischen trainieren sogar einige der besten Polinnen bei ihm, trotz der Erfolge der letzten Jahre. Wenn der DLV bis 2028 auch nur halbwegs erfolgreich sein will, muß er eingefahrene Wege aufbrechen, dazu gehören insbesondere andere Trainingskonzepte und ausländische Trainer.

Das ist ein sehr schönes Statement. Ich habe z.B. die letzte DLV-Hürden-Fortbildung in Kaiserau gelobt. Vor allen Dingen machen mich die sehr guten Wettkämpfe von Boston, Metz und Lievin in so kurzer Folge von Fem Bolke neugierig. Was hat sie in der Saison in Hauptwettkämpfen drauf? 

Ich respektiere Möckel als Mensch sicherlich. Er muss sich aber die Frage stellen, warum Schwab die Leistung nicht beim Top-Event abliefert. Ute Thimm hat eine kleine 50 schon in den 80er Jahren abgeliefert, weil sie da schon im Meuwly-System trainiert hat. Die Wechsel des Umschwenkens gehen hier sehr oft zu langsam. Der Sprint im DLV hat 20-30 Jahre gebraucht, um einigermaßen neue Wege zu gehen. Vor allen Dingen sollte man nicht nur die Hauptschiene bevorzugen, sondern "Sonderwege" auch zu akzeptieren und zu unterstützen lernen. Man muss nicht unbedingt BT sein, um recht zu haben. Wink

Vor allem sollte der DLV lernen, die Institute richtig zu nutzen und sich nicht nur auf ein Institut zu versteifen. Argiris Vassiliadis vom OSP Köln ist wissenschaftlich sicherlich auf dem neuesten Stand des Energiesystems und sollte genutzt werden. Das spart Zeit und Geld und bringt viel!!! Thumb_up ‌Man ist hier oft "beweglich wie eine Eisenbahnschiene".

Manchmal allerdings verfügt Deutschland sogar über gute Trainer, die aber nicht eingesetzt werden, weil sie nicht systemgetreu handeln. Es muss immer alles linientreu sein, obwohl man es selbst nicht ist.

Gertrud


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Road to Tokio - 17.02.2023

(17.02.2023, 08:59)Atanvarno schrieb: Das finde ich jetzt aber nachvollziehbar, das Gehalt der LT und BT wird schließlich auch aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert.
Keine Ahnung und davon viel - setzen, sechs!
Rufen Sie doch mal bei Ihrem Landesverband an und fragen woher die Gelder für die Gehälter der Trainer kommen.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Reichtathletik - 17.02.2023

(17.02.2023, 10:33)Road to Tokio schrieb:
(17.02.2023, 08:59)Atanvarno schrieb: Das finde ich jetzt aber nachvollziehbar, das Gehalt der LT und BT wird schließlich auch aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert.
Keine Ahnung und davon viel - setzen, sechs!
Rufen Sie doch mal bei Ihrem Landesverband an und fragen woher die Gelder für die Gehälter der Trainer kommen.

Das ist sehr(!) unterschiedlich von Trainer zu Trainer und Landesverband zu Landesverband – bzw. sehr vom Bundesland abhängig. Man kann nicht pauschal sagen, dass es durch gelder der LSB bzw. Innenministerien der Fall ist. Das ist ja auch der Grund warum es eben nicht in jedem Bundesland Disziplintrainer gibt. In manchen Bundesländern/Landesverbänden fehlt dafür schlichtweg das Geld (insbesondere im Norden sind zum Beispiel mehrere Landestrainer nur ehrenamtlich engagiert).

Zurück zur Fortbildung DURCH Bundestrainer: Ich finde schon, dass wirklcihe Fortbildungen für die Teilnehmer etwas kosten dürfen, ein wenig Organisationsaufwand (nicht nur für den Referenten) und ein Teil der Arbeitszeit geht ja schon drauf, zudem braucht es einen ort etc. Es ist ja auch eine Art Scutzgebühr und die Zielgruppe sollten nunmal Vereinstrainer sein, von daher ist es auch nachvollziehbar dass diese bevorzugt werden und/oder es für diese, ggf auch aus dem eigenen landesverband, günstiger ist. Nur bezahlbar muss es bleiben (eine B-Trainerausbildung für über 1000 Euro plus Fahrtkosten, Übernachtungsgebühr, etc. kann sich nicht jeder Verein/Trainer leisten).

Aber man muss ja nicht nur klassische Fortbildungen anbieten. Online-Formate sind eine weitere Option. Und es muss nicht live sein: Warum nicht Podcasts oder einen Blog: jeder Bundestrainer einmal alle zwei Monate eine Werkschau. Er oder sie schreibt dann z.B.: Wie haben wir im letzten Monat trainiert und Warum? ist das auch für andere Athleten empfehelnswert und warum oder warum nicht? Oder: Wie haben wir uns auf den Wettkampf vorbereitet – nachahmenswert oder nicht und warum? Oder: Wie hat mein Spitzenathlet mit 16/18 trainiert und war das rückblickend richtig oder falsch? Oder auch: Diese Literatur habe ich im vergangenen Monat gelesen und dies und jenes habe ich daraus gelernt, kurze Zusammenfassung.

Sowas kann man doch in den Arbeitsvertrag schreiben? Sind alle zwei Monate mal ein paar Stunden der Arbeitszeit und bei, wie wir gelernt haben 80, nicht 40 Bundestrainern, hätten wir dann jeden Monat 40 Beiträge(!). Also mehr als jeden Tag einen!!!! DAS wäre eine Fortbildungsoffensive!