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Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Druckversion

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RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Delta - 15.02.2023

Das hört sich mittlerweile so an, als hätten Sie beim Schweizer Verband „abgeschrieben“. Weniger aber fokussierter zu fördern ist seit etwa 2012 in der Schweiz die Norm.
Der Anspruch auf Rang 5 in der Nationenliste schaffen Sie nicht bis 2036. Da müssen Anlagen, neue Trainer auf Vordermann gebracht werden wie auch eine neue Breite in den Disziplinen erbracht werden.
Aktuell sind die Sprünge vom Niedergang betroffen auch wenn Mihamo und Blech das noch kaschieren. Ein zwei gute Sprünge reichen bei weitem nicht um um Medaillen mitkämpfen zu können.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Reichtathletik - 15.02.2023

Ich sehe das Problem auch in der Breite. Es gibt fast überall nur ein maximal zwei wirklich starke Athleten in der Disziplin. Warum? Weil es für den Rest kaum lohnt sich weiterzuentwickeln und es auch nicht gewollt ist. Wie viele U20 und U23 Talente haben in den letzten beiden Jahren aufgehört?! Und ich meine solche, die international gestartet sind, Spätentwickler, die es früher immer gab, gar nicht mitgerechnet.
Wenn die Konkurrenz national wieder stärker ist, braucht man auch nicht zwingend in ausländische Trainingsgruppen oder zu Meetings in der Ferne (lassen wir Mal das World Ranking außer acht).
Ich sehe aber keine Bemühungen des DLV in die Breite (der Spitze) zu wirken, durch Traineroffensiven, Kampagnen zur Vereinsförderung, attraktive Wettkämpfe nicht nur für 3 Leute, etc. Im Gegenteil: Die Teilnehmerfelder bei Deutschen werden immer kleiner gemacht, Kaderförderung kommt immer weniger Leuten zu gute, schon 19 Jährige sollen an Stützpunkte umziehen, sogar Trainer den Einsatzort wechseln...
Ich glaube anders als andere hier, dass wir durchaus sehr fähige Bundestrainer haben. Aber sie wirken zu wenig in der Fläche. Stattdessen lautet die Devise immer mehr, sich auf 2-3 Personen konzentrieren und den Rest "wenn Mal Zeit ist". Das ist die Aufgabe für Spitzentrainer als Heimtrainer aber nicht Bundestrainer. Hier würde ich mir eher wünschen sie würden jeden Monat eine Fortbildung in einem anderen Bundesland geben, Vereine besuchen, Netzwerke erstellen, wissen teilen, Lobbyarbeit bei Dachverbänden und Politik für bessere Rahmenbedingungen machen etc.
Wir sind das bevölkerungsreichste Land in Europa. Da halte ich es für normal auf "Masse" zu setzen statt auf die Konzentration auf 2-3 Leute, wie es in Belgien, den Niederlanden oder der Schweiz der Fall ist. Aber Masse ist hierzulande immer verpönt als "statt Klasse".


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - frbcrane2 - 15.02.2023

(15.02.2023, 14:17)Reichtathletik schrieb: Ich glaube anders als andere hier, dass wir durchaus sehr fähige Bundestrainer haben. Aber sie wirken zu wenig in der Fläche.

Widerspricht sich das nicht? Wenn sie fähig wären, wüßten sie dann nicht, wie sie ihre Disziplin voran bringen? Oder dürfen sie nicht?


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - muffman - 15.02.2023

In den meisten Disziplinen gab es in den letzten 20 Jahren in Deutschland keine Entwicklung. Der Drehstoß ist das Beste Beispiel dafür. Der DLV wird von wenigen Supertalenten „gerettet“, die aber meistens unabhängig vom DLV trainieren. Keine Ahnung um was es da geht, aber um professionellen Sport schon lange nicht mehr.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Reichtathletik - 15.02.2023

(15.02.2023, 14:37)frbcrane2 schrieb:
(15.02.2023, 14:17)Reichtathletik schrieb: Ich glaube anders als andere hier, dass wir durchaus sehr fähige Bundestrainer haben. Aber sie wirken zu wenig in der Fläche.

Widerspricht sich das nicht? Wenn sie fähig wären, wüßten sie dann nicht, wie sie ihre Disziplin voran bringen? Oder dürfen sie nicht?

Eine Mischung aus beiden. Zum Teil ist es von "oben" nicht gewünscht, sich um andere Athleten als die 2-3 Kader zu kümmern, zum Teil wird es nicht eingefordert, dass z.B Bundestrainer auch Fortbildungen geben und zum Teil liegt es im System, weil die Trainerstellen an kurzfristigen Erfolg gekoppelt sind und nicht an der Entwicklung auf lange Sicht.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - muffman - 15.02.2023

Fortbildungen geben bringt nichts, wenn das schon längst Bekannte immer wieder durchgekaut wird und einfach die immer gleichen Übungen gezeigt werden. Ich weiß, dass viele TrainerInnen genau das von einer Fortbildung erwarten, aber mit diesem Fortbildungsstil bekommt man keine guten TrainerInnen.

Die Rolle der BT muss neu definiert werden: Die jeweilige Disziplin leiten und Entwickeln. Das bedeutet nicht, eigene AthletInnen zu betreuen, sondern bei Bedarf die TrainerInnen.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Befürworter - 15.02.2023

Wenn man hier mitliest, kriegt man ja Depressionen. Meine Empfehlung wäre, aus dem deutschen Jammertal zu steigen und die durchaus vorhandenen positiven Entwicklungen nicht völlig zu ignorieren, die es auch jetzt schon wieder in der Hallensaison gibt: Julian und Jonas Wagner, Schlegel, Hartmann, Bartelsmeyer, Parsons, Potye, Blech, Ladwig, Lückenkemper, Kolberg, Mihambo, Assani, Klein, Honsel, Göring oder Ogunleye haben alle schon richtig gut abgeliefert. Und es waren noch nicht mal alle Leistungsträger in der Halle am Start. Ich weiß ja nicht, was manche hier erwarten.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Gertrud - 16.02.2023

(15.02.2023, 23:08)Befürworter schrieb: Wenn man hier mitliest, kriegt man ja Depressionen. Meine Empfehlung wäre, aus dem deutschen Jammertal zu steigen und die durchaus vorhandenen positiven Entwicklungen nicht völlig zu ignorieren, die es auch jetzt schon wieder in der Hallensaison gibt: Julian und Jonas Wagner, Schlegel, Hartmann, Bartelsmeyer, Parsons, Potye, Blech, Ladwig, Lückenkemper, Kolberg, Mihambo, Assani, Klein, Honsel, Göring oder Ogunleye haben alle schon richtig gut abgeliefert. Und es waren noch nicht mal alle Leistungsträger in der Halle am Start. Ich weiß ja nicht, was manche hier erwarten.

Wir müssen im Weltstandard konkurrenzfähig werden. Die oben genannten AuA stehen meistens noch weit ante portas. Der Schritt durch die Tür in den absoluten Topbereich muss durch eine besondere Logistik erst erzielt werden. Natürlich ist klar, dass man nicht von heute auf morgen Weltklasseleute aus dem Ärmel zaubern kann. Man muss erst einmal die Regularien dafür installieren - sprich: den "Wasserkopf" eindämmen und die praktische Seite mit wissenschaftlicher Begleitung in den Vordergrund rücken und auch stark die Mittelverteilung überdenken. Es gibt zu viele Funktionäre, die das Geld, das sie verdienen, im Leben nicht auf der Trainerseite verdienen können. Es besteht eine Schieflage sondergleichen.

Ich würde mir auch Personen im Cheftrainerbereich wünschen, die praktisch an vorderster Front irgendwann mal erfolgreich gearbeitet haben und die wissenschaftliche Seite aus dem FF beherrschen und einem Disziplinblock Prägung z. B. in der Verletzungsprophylaxe, im Krafttraining oder im Energiebereich geben. Es geht um das Übungsgut der Zukunft. Wir rennen teilweise meilenweit hinterher. Man muss sich Fragen nach den Inhalten stellen. Wie kann man 6,20m im Stabhochsprung oder 9000 und über 7000 Punkte im MK oder über 400m unter 44 und unter 50 erzielen? Wie bildet man entsprechende Trainer:innen aus? Welche Inhalte sollten im Schüler-/ Jugendbereich vermittelt werden? Ich habe da ganz klare Vorstellungen durch meine permanente autodidaktische Arbeit. Wir müssen schonungslos an die kritischen Fragen heran.

Gertrud


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - Reichtathletik - 16.02.2023

(15.02.2023, 18:29)muffman schrieb: Fortbildungen geben bringt nichts, wenn das schon längst Bekannte immer wieder durchgekaut wird und einfach die immer gleichen Übungen gezeigt werden. Ich weiß, dass viele TrainerInnen genau das von einer Fortbildung erwarten, aber mit diesem Fortbildungsstil bekommt man keine guten TrainerInnen.

Die Rolle der BT muss neu definiert werden: Die jeweilige Disziplin leiten und Entwickeln. Das bedeutet nicht, eigene AthletInnen zu betreuen, sondern bei Bedarf die TrainerInnen.

Fortbildungen können ja sehr unterschiedlich sein, denkbar sind auch offene Runden in denen z.B. Pläne übereinandergelegt und diskutiert werden. Auch der Fortbildende kann etwas davon haben.
Dennoch würde ich dir widersprechen: Du darfst nicht nur an die Handvoll B- und mehr-Trainer denken, die sich regelmäßig fortbilden und einiges ggf. schon gehört haben, sondern die unfassbar vielen Trainer, die C- oder gar keine Lizenz haben. Das Niveau der Trainer auf der Peripherie ist sehr wohl meilenweit von dem der Bundestrainer weg (nicht jeder Trainer auf dem Dorf kann weniger, aber der Großteil sehr wohl). Viele Landesverbände haben auch immer nur ihre eigenen Landestrainer die immer die gleichen Fortbildungen geben. Hier wäre hin und wieder ein Mann oder eine Frau von außen sicher gut und könnte auch dazu beitragen, dass mehr Trainer den A hochbekommen um mal zu einer Fortbildung zu gehen.
So könnten auch Standards erarbeitet werden. In manchen Disziplinen werden z.B. spezielle Wechsel-Techniken oder Warmup-Programme erwartet vn den Bundestrainern und anderes sogar als "unprofessionell" abgekanzelt. Dann wäre es doch nur sinnvoll, diese Programme in der Fläche auch in Fortbildungen vorzustellen und zu erklären.


RE: Umfassende Neuerungen im Bereich Leistungssport geplant - frbcrane2 - 16.02.2023

Mich würde interessieren, was in diesen Fortbildungen konkret auf die 400m bezogen gelehrt/diskutiert wird? Es muß doch nach fast 20 Jahren Mittelmaß jedem klar sein, daß der deutsche Weg falsch ist. Warum wird trotzdem auf falsche Trainingskonzepte gesetzt? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sich die Heimtrainer keine Gedanken machen, die Erfolge der Briten, Polinnen oder der Meuwly-Athleten nicht sehen und sich fragen, ob Änderungen sinnvoll wären? Gerade Meuwly ist sehr offen im Bezug auf sein Training, er hat in seiner Trainingsgruppe als niederländischer Verbandstrainer sogar viele ausländische Sprinter, was beim DLV undenkbar wäre. Es gäbe im Ausland soviel Fachwissen, von dem der DLV profitieren könnte, wenn man nur die Scheuklappen ablegen würde. Wo liegt der Sinn von Fortbildungen, bei denen falsche Trainingskonzepte vermittelt werden?