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Siebenkampf-Analyse - Druckversion

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Siebenkampf-Analyse - Gertrud - 18.12.2022

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/77461-siebenkampf-sophie-weissenberg-und-vanessa-grimm-deuten-grosses-potenzial-an

Insgesamt wird der Siebenkampf viel zu rosig im Jahr 2022 dargestellt. Man nehme mal nur den Dreier-Vergleich vom Jahr 1990 hinzu:

EM in Split, vor 32 Jahren!!! Nehmen wir einfach mal alle Deutschen trotz der beiden Mannschaften zusammen.

1. Sabine Braun 6688 P.
2. Heike Tischler  6572 P
3. Peggy Beer  6531P.

Der Dreier-Durchschnitt liegt bei 6597 P. Davon träumt man heute. Zudem ist der Verletzungsgrad im Protagonistenreich heute zu hoch: 
Lucie Kienast Kreuzbandriss, C. Schäfer Achillessehnenprobleme, Vanessa Grimm Kreubandteilriss, Lara Siemer 2021 5673 P., 2022 5496 P. 

Die Kreuzbandrisse geben mir sehr zu denken, was die Ursachenbehebung anbetrifft. Die Beweggründe sind multipel. Es scheint ein schwieriges Kapitel im Mehrkampf zu sein, die Verletztenanzahl zu reduzieren. Es gibt Pechsituationen und durch inadäquates Training forcierte ACL-Verletzungen vorrangig, wobei man jetzt schon eher weit bezüglich der Ursachenforschung vorgedrungen ist. Man muss es halt nur wissen. Daran scheint es zu hapern. Ich halte daher die Zurordnung von Athletinnen zu bestimmten Trainerinnen und Trainern für sehr, sehr wichtig. Man kann einige Dinge später nach gravierenden Verletzungen nicht mehr richten.

Gertrud


RE: Siebenkampf-Analyse - MZPTLK - 18.12.2022

(18.12.2022, 16:08)Gertrud schrieb: Lucie Kienast Kreuzbandriss, C. Schäfer Achillessehnenprobleme, Vanessa Grimm Kreubandteilriss, Lara Siemer 2021 5673 P., 2022 5496 P. 

Die Kreuzbandrisse geben mir sehr zu denken, was die Ursachenbehebung anbetrifft. Die Beweggründe sind multipel. Es scheint ein schwieriges Kapitel im Mehrkampf zu sein...

Ich hatte mich eigentlich schon abgemeldet, aber das hier treibt mich auf die Barrikaden!
Was machen die Trainer eigentlich? Haben die es immer noch nicht kapiert?
Haben die überhaupt Ahnung? Haben die ein schlechtes Gewissen?
Mir tun die AthletInnen leid.
Ich kann nur jedem empfehlen, sich Gedanken über das Übungs-Schlecht zu machen
und es abzulehnen, jenen Mist mitzumachen.


RE: Siebenkampf-Analyse - Gertrud - 18.12.2022

Das Schlimme ist, dass man beim Zuordnen der Topleute nicht hinschaut, welche Verletzungen und OP ein Trainer schon produziert hat. Das sind eben "Inkompetenz-Netzwerke". Ich finde den Ausdruck herrlich, weil er sehr treffend ist. 

Ich arbeite seit einigen Dekaden genau an diesen Themen und vervollständige mein Wissen permanent. Bei den ACL-Problemen ist fast sicher, welche Dysbalancen und unangemessenen Übungen dafür verantwortlich sind. Man forscht enorm in dem Bereich. "Lesen bildet"!!! Wink Thumb_up ‌Man hat im genauen Screening aber auch schon im Vergleich zu einigen Jahren vorher an Korrekturen ergänzt. Bei einer deutschen Siebenkämpferin lagen für mich die Gründe der Verletzung ganz klar auf dem Tisch. Wer nicht ausreichend präpariert ist, bekommt irgendwann damit Probleme. Vor allen Dingen muss man fit in der Trainingsanwendung sein, wenn ein ACL-Band rekonstruiert worden ist. 

Ich würde aber ein Steckenbleiben im Rasen mit einer Knierotation und einem ACL-Riss unter Pech führen. Das kann immer passieren. 

Der letzte Lehrgang hat mir genau vor Augen geführt, dass solche Dysbalancen und Verletzungsinhalte nicht im Fokus von allen TuT stehen. Da stellt sich die Frage, was das "Team" bewirkt. Ich spreche solche Inhalte knallhart frontal an. Man sollte die Trainingsinhalte in den Fokus rücken. Ich habe den Eindruck, dass sehr viele Trainer in der Dominanz von Übungen zur Verletzungsprophylaxe nicht genügend geschult sind. 

Gertrud


RE: Siebenkampf-Analyse - MZPTLK - 18.12.2022

Äffen die Trainer eigentlich unreflektiert und ohne nennenswertes Basiswissen irgendwelches Übungs-Schlecht nach,
was sie auf irgendwelchen Schulungen vorgeführt bekommen?
Mir kommt es so vor, dass - gerade in Deutschland - immer weniger auf solide Grundlagen geachtet wird,
dafür aber zu sehr an einzelnen Stellschreuben gedreht wird, was Wunder wirken soll.

Hier im Forum treibt sich dieser Ungeist auch viel rum.
Wenn Foristen sich an der Weitsprunglandung hochziehen, ohne entfernt zu kapieren, dass diese ein Leichtes ist, wenn vorher vieles oder alles richtig gemacht worden ist,
oder dass  ein guter Hürdenlauf anscheinend vor allem von einem schnell landenden Schwungbein abhängen soll,
oder dass Sprintübungen schwerpunktmässig aus(Zielübungs-fernen, Verletzungen verursachenden) Ischiodrills
bestehen sollen, dann kann man sich auf negative Ergebnisse gefasst machen.

Wenn ich Kreuzband-, OS Rückseiten- und AS-Probleme höre, fällt mir sofort das dazugehörige Ünungs-Schlecht ein.
Das Thema hatten wir schon vor 5 oder 7 Jahren.


RE: Siebenkampf-Analyse - Road to Tokio - 19.12.2022

(18.12.2022, 19:23)MZPTLK schrieb: Äffen die Trainer eigentlich unreflektiert und ohne nennenswertes Basiswissen irgendwelches Übungs-Schlecht nach,
was sie auf irgendwelchen Schulungen vorgeführt bekommen?

Zum Teil leider ja und das sagt viel über Selbstreflektion der Trainerinenn und Trainer aus!

Ich war auch bei der Hürdenfortbildung in Kaiserau vor Ort und dort wurde vom Lehrgangsleiter eindringlich gebeten die Mitfilmerei zu unterlassen und lieber aufmerksam zu zuhören, zumal wir alle Unterlagen und Vorträge seitens der DLV-Akaemie top aufbereitet erhalten haben (Megalob an die Herren Siegel und Fengkohl!!!)

Dort wurde mir auch berichtet, dass zwei Wochen zuvor bei der Hochsprungfortbildung genau das passiert ist: Einige Teilnehmer im Dornröschenschlaf, Jan Keil zeigt Beispiele zur Sprungschulung in Videos und schon werden die Handys gezückt und mitgefilmt. Und ich wette, das sind genau diejenigen, die dann montags im Training das 1:1 kopieren ohne Sinn und Verstand. Denn als der Sinn erklärt wurde, haben sie wohl geschlafen.


RE: Siebenkampf-Analyse - MZPTLK - 19.12.2022

Interessant.
Die haben nix kapiert und wollen es auch nicht.
Nur schnell was abgreifen, ohne Basics, Sinn und Verstand.

Dann schnell den gutgläubigen AthletInnen aufpropfen
(Der schlaue Trainer war auf ner noch schlaueren Schulung, also brauche ich mir auch keinen Kopp zu machen)

Und wehe, der Erfolg zeigt sich nicht in kürzester Zeit.

Kann er so sowieso nicht.  Nur der Misserfolg und die Verletzungen.


RE: Siebenkampf-Analyse - Kugel22 - 19.12.2022

(18.12.2022, 16:08)Gertrud schrieb: EM in Split, vor 32 Jahren!!! Nehmen wir einfach mal alle Deutschen trotz der beiden Mannschaften zusammen.

1. Sabine Braun 6688 P.
2. Heike Tischler  6572 P
3. Peggy Beer  6531P.

Der Dreier-Durchschnitt liegt bei 6597 P. Davon träumt man heute. Zudem ist der Verletzungsgrad im Protagonistenreich heute zu hoch: 
Lucie Kienast Kreuzbandriss, C. Schäfer Achillessehnenprobleme, Vanessa Grimm Kreubandteilriss, Lara Siemer 2021 5673 P., 2022 5496 P. 

Mir gefällt dieser Vergleich nicht. Wieder mal nach dem Motto: Früher war alles besser! Ich bin fest überzeugt, dass man schnell eine Statistik erstellen können, die das Gegenteil zeigt. Vielleicht Durchschnitt der U20 heute und vor 32 Jahren.
Es gibt immer Ausnahmetalente. Sicher war Sabine Braun eine solche Superathletin. Und bestimmt haben Sie, Gertrud, auch großen Anteil am Erfolg. Ich finde es wirklich schade, dass Sie hier so hart kritisieren. Bestimmt machen Trainer Fehler, aber viele Trainer haben nicht die Zeit, sich in alles so hineinzuarbeiten wie Sie das tun. Aber diese Trainer tun etwas! Sie trainieren junge Menschen und fahren mit ihnen zu Wettkämpfen. Sie geben ihr Bestes! Viele Athleten haben damit Erfolge erzielt und auch die zukünftigen Erfolge werden auf diesem Training aufbauen. Natürlich gibt es Verletzungen und vielleicht könnte man einige davon vermeiden. 
Ich gebe also zu bedenken:
Wer etwas macht, der macht Fehler. Und wer nichts macht, der kann auch nichts falsch machen.


RE: Siebenkampf-Analyse - Gertrud - 20.12.2022

(19.12.2022, 22:12)Kugel22 schrieb:
(18.12.2022, 16:08)Gertrud schrieb: EM in Split, vor 32 Jahren!!! Nehmen wir einfach mal alle Deutschen trotz der beiden Mannschaften zusammen.

1. Sabine Braun 6688 P.
2. Heike Tischler  6572 P
3. Peggy Beer  6531P.

Der Dreier-Durchschnitt liegt bei 6597 P. Davon träumt man heute. Zudem ist der Verletzungsgrad im Protagonistenreich heute zu hoch: 
Lucie Kienast Kreuzbandriss, C. Schäfer Achillessehnenprobleme, Vanessa Grimm Kreubandteilriss, Lara Siemer 2021 5673 P., 2022 5496 P. 

Mir gefällt dieser Vergleich nicht. Wieder mal nach dem Motto: Früher war alles besser! Ich bin fest überzeugt, dass man schnell eine Statistik erstellen können, die das Gegenteil zeigt. Vielleicht Durchschnitt der U20 heute und vor 32 Jahren.
Es gibt immer Ausnahmetalente. Sicher war Sabine Braun eine solche Superathletin. Und bestimmt haben Sie, Gertrud, auch großen Anteil am Erfolg. Ich finde es wirklich schade, dass Sie hier so hart kritisieren. Bestimmt machen Trainer Fehler, aber viele Trainer haben nicht die Zeit, sich in alles so hineinzuarbeiten wie Sie das tun. Aber diese Trainer tun etwas! Sie trainieren junge Menschen und fahren mit ihnen zu Wettkämpfen. Sie geben ihr Bestes! Viele Athleten haben damit Erfolge erzielt und auch die zukünftigen Erfolge werden auf diesem Training aufbauen. Natürlich gibt es Verletzungen und vielleicht könnte man einige davon vermeiden. 
Ich gebe also zu bedenken:
Wer etwas macht, der macht Fehler. Und wer nichts macht, der kann auch nichts falsch machen.

Ich kritisiere nicht hart, ich analysiere. Sie können doch nicht die Fakten - auch von früher - einfach wegwischen. 

Sicherlich war eine Sabine Braun ein Juwel. Nach solchen sollten wir doch suchen - oder??? Aber eine Sabine Braun wäre 1987/1988 nicht mehr durchgekommen, wenn wir nicht hart an den orthopödischen Baustellen gearbeitet hätten und ich vorrangig alle Hebel der medizinischen Kunste intergriert hätte. Sie vergessen das als Hauptgrund des Durchkommens zu erwähnen. Genau um diesen Punkt geht es. 

Wenn ich merke, dass ein Talent es z.B. an der richtigen Einstellung fehlen lässt und sich das auch nicht begradigen lässt, stoppe ich die Aktion nach mehreren Anläufen. Ich bin konsequent und verschwende meine Ressourcen nicht mehr.

Man sollte doch die präzise Analyse in der Fehlerquote nicht negieren. Ich habe bei der letzten Fortbildung in Kaiserau knallhart die Fakten genannt, dass eine gewisse junge Hürdenläuferin so orthopädisch nicht durchkommt. Ehrlicher als ich kann man in der Analyse vor versammelter Mannschaft nicht sein. Ich habe dort vernommen, dass sie bereits Knieprobleme hatte. Das ist bei der offensichtlichen Fehlstellung kein Wunder. 

Ja, diese jungen, sicherlich bemühten Trainer/innen brauchen Hilfe, die ein gut funktionierendes "Team" doch analysieren können sollte?! Das ist die größte Schwäche unseres Systems, dass es an Hilfe von oben in diesen Punkten fehlt, weil die übergeordneten Stellen anscheinend dazu nicht in der Lage sind - aus welchen Gründen auch immer??? 

Man hat reihenweise Top-AuA in Hände gegeben, die "situationsgeschmeidig" waren, aber "orthopädischen Schrott" erzeugt haben. Ich habe mehrfach hier an dieser Stelle die orthopädischen Schwächen von AuA erwähnt. Man sollte doch in der Lage sein, in den Bereichen die Schwächen zu sehen und zu helfen. Wir haben genug Leute im Supervisorenbereich; nur müssen es die richtigen Leute sein. 

Ich gebe Ihnen insofern recht, dass ich sehr hart meine Meinung sage, aber auch mit viel Zeitaufwand praktiziere habe.

Übrigens sind hier in Marl einige Trainer Dauergast und informieren sich. Es stimmt absolut nicht, dass ich mein Wissen nur für mich behalte. Nur gebe ich es nicht kostenlos an Menschen ab, die mich jahrelang "übersehen" haben. Warum wenden sich immer mehr Toptrainer/innen vom System ab? Warum hat der Verband enorme Schwierigkeiten, BT-Stellen wieder mit Klasseleuten zu besetzen - siehe 400m-Bereich und Hochsprung??? Die Gründe müssen knallhart auf den Tisch und eine Wende sollte eingeleitet werden. Es muss echter "Teamgeist" herrschen, den wir in unseren Zubringern immer hatten. 

Man kann doch nicht allen Ernstes AuA mit bestimmten Verletzungen wieder zu Trainern schicken, die genau diese Verletzungen schon praktiziert haben. Für mich sind AuA keine "Versuchskaninchen", sondern absolute Talente gehören in die Hände von Könnern, nicht von Lehrlingen - Punkt!!!

Ich hatte mir 2018 mal die Mühe gemacht, die Verletzungen unserer Protagonisten für 2018 aufzulisten. Man konnte daran genau sehen, welche Verletzungen in welchen Disziplinen produziert worden sind und von wem vornehmlich. Eine bessere "Tischvorlage" kann man nicht geben. Nur fehlt es an den geeigneten Reaktionen. Das Gesundheitssystem bringt es in der Konstellation anscheinend auch nicht. Wir haben vor Ort immer ganz anders an der Schnittstelle Theorie/ Praxis gearbeitet.

Eine Reaktion bekomme ich häufig, dass man sagt: "Du hast ja recht." Man will von mir profitieren, gibt das offiziell aber nicht zu, weil man befürchtet, sich ins Abseits zu schießen!!!" Das sind die nackten Fakten. Ich könnte Ihnen heute am Tag in kurzer Zeit ein Team und Referenten zusammenstellen, die alles auf den Kopf stellen (Disruption), aber eine gewaltige Wende einleiten könnten. Warum sollte ich meine Lebenszeit in meiner jetzigen Lage verkürzen? Ich will einfach nur noch Freude in der mir verbleibenden Zeit haben. Wenn ich in dieser Woche in die Halle gehe, dann ist das spaßbetont. Ich denke daran, dass ich zwei Talente noch richtig "einnorden" kann. Das soll es an dieser Stelle auch von mir gewesen sein.

Gertrud