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WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Druckversion

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WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - frbcrane2 - 16.12.2022

Seit gestern versammelt sich die USATFCCCA (USA Track & Field Cross Country Coaches Association) in Denver. In der Eröffnungsrede ließ CEO Sam Seemes eine Bombe platzen: Ab 01.01.2023 werden von World Athletics keine NCAA-Ergebnisse für die World Rankings oder Jahres/Weltbestenlisten akzeptiert. Der Schritt war überfällig, weil die NCAA sich in keinster Weise an internationale Anti-Doping-Regeln hält, überraschend kommt er aber doch, weil WA das Treiben der NCAA seit Jahrzehnten billigt. Die Rede von Seemes findet man bei Youtube, die relevante Passage beginnt bei ca 54:30 min. https://www.youtube.com/watch?v=5Nr1wGYt1b0


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Atanvarno - 16.12.2022

(16.12.2022, 00:06)frbcrane2 schrieb: Der Schritt war überfällig,

Sehe ich genauso.

Wird spannend zu sehen, ob das dazu führt, dass noch mehr Athleten direkt nach der Highschool einen Profivertrag unterschrieben, oder ob die NCAA in Angst genau davor doch noch den WADA-Code akzeptiert.
Letzeres kann ich mir aber kaum vorstellen, da das dann ja vermutlich nicht nur für Leichtathleten, sondern für alle NCAA-Sportarten gelten müsste und vor allem die Footballer (die die Goldesel der Unis sind) hätten da was dagegen.


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Atanvarno - 16.12.2022

Hier gibt's einen Twitterthread mit ein paar zusätzlichen Erläuterungen
https://twitter.com/polevaultpower/status/1603090279342690305


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Jo498 - 16.12.2022

(16.12.2022, 08:37)Atanvarno schrieb:
(16.12.2022, 00:06)frbcrane2 schrieb: Der Schritt war überfällig,
Sehe ich genauso.

Wird spannend zu sehen, ob das dazu führt, dass noch mehr Athleten direkt nach der Highschool einen Profivertrag unterschrieben, oder ob die NCAA in Angst genau davor doch noch den WADA-Code akzeptiert.
Letzeres kann ich mir aber kaum vorstellen, da das dann ja vermutlich nicht nur für Leichtathleten, sondern für alle NCAA-Sportarten gelten müsste und vor allem die Footballer (die die Goldesel der Unis sind) hätten da was dagegen.

Schon etwas überraschend, dass die NCAA da seit Jahren einfach drauf pfeifen kann. Und selbst wenn Doping in bspw. Football lax gehandhabt wird, hätte ich erwartet, dass man zumindest auf dem Papier sich den internat. Gepflogenheiten einigermaßen fügt. Ich vermute mal, dass man irgendeine Sonderregelung versucht. Denn NCAA würde für die besten Leichtathleten deutlich unattraktiver, wenn die meisten Ergebnisse nicht zählen. Was ist denn Schwimmen u.ä., wäre da nicht eine ähnliche Situation wie in der LA?


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Atanvarno - 16.12.2022

Beim Schwimmen scheitert die Ergebniskonformität schon daran, dass die NCAA in yards schwimmt.


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Delta - 22.12.2022

Dis ist seit 25 Jahren überfällig.


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Stelvio2017 - 18.01.2023

Bin mir immer noch nicht sicher, ob die vorstehend getroffenen Schlußfolgerungen die von Sam Seemes angeschnittenen Probleme korrekt wiedergeben.

Die NCAA hat ja derzeit mehrere Problemkreise im Blick zu behalten. Vgl. z.B. Convention - NCAA.org 
Das Gerangel mit der WA scheint mir da eher noch das geringste Problem. Diffiziler ist die unterschiedliche Rechtsprechung in den einzelnen Bundesstaaten und das Thema, ob die Athleten Studenten oder Angestellte sind.

Während hier im Forum die unterschiedliche Behandlung der Doping-Thematik in den Vordergrund gerückt wird, scheint es mir eher so, als wolle die WA ihr Kalender-Anmeldesystem rigoros durchdrücken. Das hat zwar durchaus Vorteile, stellt aber Veranstalter und Verbände wohl auch vor Probleme. Siehe hierzu Informationen zum Global Calendar - Neuigkeiten und Fehlerquellen (oelv.at) 

Immerhin haben mittlerweile einige NCAA-Veranstaltungen Einzug in den WA-Kalender gefunden. Mutmaßlich müssten die entsprechenden Leistungen dort Ranglisten-fähig sein. Die Top-Athleten, die bei int. Meisterschaften antreten wollen, unterliegen - soweit ich weiß - eh alle dem WA-Anti-Doping-Regime mit unregelmäßigen/unangekündigten Dopingproben nach WA-Vorgabe. Letztlich wäre es auch kein Beinbruch, wenn nur ausgewählte NCAA-Veranstaltungen Ranglisten-fähig wären (z.B. offene Veranstaltungen oder die NCAA-Championships). Athleten, die in Einzeldisz. antreten, können geeignete Veranstaltungen in ihre Wettkampfplanung einbauen. Schwieriger wäre das allenfalls für MK. Hier könnte auf Sicht eine Abwanderung hin zu den "Profis" stattfinden, siehe z.B. Anna Hall.

Vorerst bleibt nur, zu beobachten, ob die Ergebnisse wie z.B. von PennState oder Pole Vault Summit vom WE  (noch UNC) als regulär in die Listen übernommen werden.


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - frbcrane2 - 18.01.2023

Wie will WA wissen, welche NCAA-Athleten international starten wollen? Bei US-Athleten weiß man das erst, wenn sie für die Trials melden, bei internationalen Athleten erst, wenn sie für eine internationale Meisterschaft gemeldet werden (in Ländern ohne Trials). Abby Steiner lief 2021 in der Halle auf Platz 5 der ewigen Bestenliste und wurde in dem Jahr trotzdem kein einziges mal getestet.


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Stelvio2017 - 18.01.2023

(18.01.2023, 17:15)frbcrane2 schrieb: Wie will WA wissen, welche NCAA-Athleten international starten wollen? Bei US-Athleten weiß man das erst, wenn sie für die Trials melden, bei internationalen Athleten erst, wenn sie für eine internationale Meisterschaft gemeldet werden (in Ländern ohne Trials). Abby Steiner lief 2021 in der Halle auf Platz 5 der ewigen Bestenliste und wurde in dem Jahr trotzdem kein einziges mal getestet.

Klar gibt es überall Schwachstellen. Aber mittlerweile hat Abby Steiner auch schon 10 USADA-Tests absolviert. Wieviel NCAA-konforme Tests sie z.B. in 2021 durchlaufen hat, unterliegt soweit ich weiß, der Geheimhaltungspflicht. Deshalb erscheint mir die Aussage, sie wurde nicht getestet, doch als gewagt.

Aber eigentlich ist mein Punkt ein ganz anderer. Mir scheint es, dass die WA im ersten Schritt erstmal daran interessiert ist, die Ranglisten-fähigen Events in ein Korsett zu zwingen und das aus verschiedenen Gründen. Doping mag dabei eine Rolle spielen, die Einheitlichkeit von Regeln (Streckenvermessung oder Schuhwerk) möglicherweise auch, aber vielleicht auch ein ökonomisches Interesse (zunehmende Kommerzialisierung) an der Vereinheitlichung von Event-Serien wie z.B. die div. WA-Tours. Dazu eignet sich natürlich das WA-Rankings als disziplinierendes Mittel, weil dies den Zugang zu den Majors regelt. Und auch weil über die Platzierungspunkte die Attraktivität der Meetings für Sportler und Öffentlichkeit gesteuert wird. Ob das alles wünschenswert ist, ist mir zumindest auch noch fraglich.

Ich finde, wir sollten uns nicht - auch wenn wir mit etlichen Dingen bei der NCAA nicht einverstanden sind - in eine grundsätzlich ablehnende Haltung begeben. Für viele junge Sportler bietet das dortige Stipendiatssystem und Campuskonzept eine tolle Chance,  Studium und Sport zu vereinen. Hört Euch doch einmal den jüngsten Podcast von Leo Neugebauer an.


RE: WA erkennt ab 2023 keine NCAA-Resultate an. - Kugel22 - 18.01.2023

Aus dem Podcast von Neugebauer geht das klar hervor: Studium und Leistunfssport passen am College gut zusammen. Auch für die Amerikaner. Mit der neuen Regel werden nun  auch die Amis Probleme bekommen, Studium und Leistungssport zu vereinbaren. Schade für die sauberen Athleten, die an ihre berufliche Zukunft denken.