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Die Leichtathletik lebt? - Druckversion

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Die Leichtathletik lebt? - MHolz - 17.08.2022

Sowohl von einigen Athleten als auch Forumsteilnehmern wurde der tolle gestrige Abend als Beleg dafür gewertet, dass die Sportart (in Deutschland) lebt. Das tut sie meines Erachtens mitnichten, eher handelt es sich um eine Untote, die schon seit Jahrzehnten zu solchen Ereignissen erscheint und danach ein Stück weiter stirbt. 
Eine Sportart lebt nicht von ein paar weniger werdenden Spitzenathleten, sondern von einem breiten Unterbau in vielen Altersklassen und auf vielen Ebenen. Man schaue sich die Felder bei Kreis-, Bezirks-, oder Landesmeisterschaften an, schaue auf die Leistungsdichte in den Bestenlisten vergangener Jahrzehnte und die Anzahl der Vereine, die noch Erwachsenensportler haben. Man schaue auf die Trainer und auch auf die Ränge (war in Götzis), wo man inklusive des Autors die Vergreisung sieht. Ähnliches im Kampfrichterwesen. Die Vernachlässigung der Sportart im Unterricht und die Einführung der wettkampflosen Kinderleichtathletik tragen ein Übriges dazu bei. 
Bei der EM im Frauenfußball sprach auch jeder davon, dass die mediale Präsenz und der Erfolg einen Auftrieb geben wird, aber war Deutschland nicht dort auch lange schon das Mass der Dinge? Genauso bezweifele ich die Wirkung dieser Großereignisse auf die Sportart. 
Das sind so ein paar Gedanken, die ich über eine lange betriebene und geliebte Sportart mal loswerden wollte.


RE: Die Leichtathletik lebt? - Delta - 17.08.2022

Die LA lebt ohne Zweifel. Ich habe gerade einen Bericht gesehen von einem kleineren Club in der Nähe von Basel. (Therwil) Die haben eine Liste von 100 Athleten die nicht mittrainieren können. Das kennt man eigentlich nur vom Fussball. Das Clubs mit 20 Teams niemanden mehr aufnehmen.


RE: Die Leichtathletik lebt? - aj_runner - 17.08.2022

(17.08.2022, 14:19)MHolz schrieb: Man schaue auf die Trainer und auch auf die Ränge (war in Götzis), wo man inklusive des Autors die Vergreisung sieht. Ähnliches im Kampfrichterwesen. Die Vernachlässigung der Sportart im Unterricht und die Einführung der wettkampflosen Kinderleichtathletik tragen ein Übriges dazu bei. 

Hier sprichst Du mir aus dem Herzen.
Meine Tochter hat spontan an einer 3 x 800 Schüler-Kreismeisterschaft teilgenommen. Die Veranstaltung war erbärmlich. Die 50-jährigen fühlten sich fast schon wie Jugendliche. Gestartet wurde an der Voliere, die Teilnehmer sind dann aber trotzdem in Bahnen gelaufen, kein Trainer fühlte sich bemüssigt, dass sie doch in die Innenbahn gehen sollten. Das gleiche dann wieder nach dem Wechsel. Es wurde den Teilnehmern auch nicht gezeigt, wie der Staffelwechsel funktioniert, dass das was anderes ist wie bei den 4 x 75 m. Der Starter hat allerdings mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Mädchen unterschiedliche Trikots an hatten und dass das nicht erlaubt ist. Das hat toll funktioniert. Nach diesem Wettkampf war mir klar, dass die Leichtathletik über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Und die KiLa forciert das ganze noch.


RE: Die Leichtathletik lebt? - Angerländer - 17.08.2022

So lange sie noch lebt (jaaaaaaa, sie lebt noch, sie lebt noch... Big Grin ‌) schaue ich mir die Events mit Vergnügen an. Vieles ist derzeit im Umbruch. Feldhandball gibt es z.B. gar nicht mehr. Kegeln ist zu einer Randsportart degeneriert. Über kurz oder lang wird das gleiche mit Skispringen passieren. Tennis hat mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, Eishockey auch. Die Demokratie ist auch nicht mehr das, was sie bis in den 1990ern mal war. Die soziale Marktwirtschaft hat sich auch verabschiedet.
Das ewige Jammern hilft nicht.
Ich kann das zwar alles verstehen. Aber ich genieße das hier und jetzt. Und zehre ein wenig aus der Vergangenheit.

Das soll, weiß Gott, nicht bedeuten, dass ich irgendjemandem das Jammern und Meckern verbieten möchte. Auch die vielen  Experten dürfen sich weiterhin an ihren eigenen Verbesserungsvorschlägen ergötzen.

Wer Leichtathletik liebt, der wird sie auch weiterhin begleiten. Wir sind eine aussterbende Spezies - na, und? Es wird immer Menschen geben, die Laufen, Springen und Werfen. Derzeit muss es allerdings für die jüngeren Generationen alles immer etwas "hipp" sein. Es braucht das gewisse Extra. "Normal" ist nicht genug. Vielleicht wird sich das wieder beruhigen. Vielleicht auch nicht.


RE: Die Leichtathletik lebt? - muffman - 17.08.2022

(17.08.2022, 14:58)Delta schrieb: Die LA lebt ohne Zweifel. Ich habe gerade einen Bericht gesehen von einem kleineren Club in der Nähe von Basel. (Therwil) Die haben eine Liste von 100 Athleten die nicht mittrainieren können. Das kennt man eigentlich nur vom Fussball. Das Clubs mit 20 Teams niemanden mehr aufnehmen.

Es geht hier um DE.


RE: Die Leichtathletik lebt? - MHolz - 17.08.2022

(17.08.2022, 14:58)Delta schrieb: Die LA lebt ohne Zweifel. Ich habe gerade einen Bericht gesehen von einem kleineren Club in der Nähe von Basel. (Therwil) Die haben eine Liste von 100 Athleten die nicht mittrainieren können. Das kennt man eigentlich nur vom Fussball. Das Clubs mit 20 Teams niemanden mehr aufnehmen.

Ja, das scheint mir mittlerweile in der Schweiz oder Österreich der Fall zu sein, hier allerdings nicht.


RE: Die Leichtathletik lebt? - muffman - 17.08.2022

Die LA ist hier in DE insofern noch nicht tot, als dass LA-Großereignisse immer noch ein Stadion füllen und die Zuschauer mitreißen können (zumindest über ein paar Stunden hinweg und mit Die-hard Fans). Abgesehen davon sieht es einfach nur zappenduster aus. Schon Landesmeisterschaften sind meistens ein Trauerspiel. Die Süddeutschen Meisterschaften waren von den Starterfeldern her teilweise einfach nur peinlich: Ein!!!! Teilnehmer über 110m Hürden bei den Männern. Wir haben nichtmal mehr Kreismeisterschaften. Bei den Bezirksmeisterschaften sind nur bis U14 nennenswerte Teilnehmerfelder vorhanden.

Die Arroganz der Verantwortlichen ist zum Teil einfach unglaublich! 65€ für einen einigermaßen guten Sitzplatz!? Für ein Wochenendticket DTM z.B. bezahlt man 83€. So bekommt man niemals neue Zuschauer. Genauso die Präsentation der LA und der Athleten im TV. Wir haben nicht mehr 1999. Wieso gehen unsere LA-Stars nicht regelmäßig in Schulen um dort Werbung zu machen? Wieso gibt es keine Initiativen vom DLV und den Landesverbänden, um die LA zu potentiellen Mitgliedern oder Athleten zu bringen? Da müsste man halt enger mit den lokalen Vereinen zusammenarbeiten. Ich rede hier nicht von Marktplatzspringen.


RE: Die Leichtathletik lebt? - TranceNation 2k14 - 17.08.2022

(17.08.2022, 15:23)muffman schrieb: Die Süddeutschen Meisterschaften waren von den Starterfeldern her teilweise einfach nur peinlich: Ein!!!! Teilnehmer über 110m Hürden bei den Männern.

Da muss man aber dazu sagen, dass vollkommen unnötigerweise die Normen auf die 1/100 eingehalten wurden. Letztes Jahr wurden Felder aufgefüllt, und nur aufgrund der Verletzung eines Athelten war der VL dann ein Einlagelauf.


RE: Die Leichtathletik lebt? - muffman - 17.08.2022

(17.08.2022, 15:37)TranceNation 2k14 schrieb:
(17.08.2022, 15:23)muffman schrieb: Die Süddeutschen Meisterschaften waren von den Starterfeldern her teilweise einfach nur peinlich: Ein!!!! Teilnehmer über 110m Hürden bei den Männern.

Da muss man aber dazu sagen, dass vollkommen unnötigerweise die Normen auf die 1/100 eingehalten wurden. Letztes Jahr wurden Felder aufgefüllt, und nur aufgrund der Verletzung eines Athelten war der VL dann ein Einlagelauf.

Genau das ist ja das Problem. Engstirnigkeit und Scheuklappen bis zum bitteren Ende. Felder auffüllen und fertig.


RE: Die Leichtathletik lebt? - Reichtathletik - 17.08.2022

Zitat:Meine Tochter hat spontan an einer 3 x 800 Schüler-Kreismeisterschaft teilgenommen. Die Veranstaltung war erbärmlich. Die 50-jährigen fühlten sich fast schon wie Jugendliche. Gestartet wurde an der Voliere, die Teilnehmer sind dann aber trotzdem in Bahnen gelaufen, kein Trainer fühlte sich bemüssigt, dass sie doch in die Innenbahn gehen sollten. Das gleiche dann wieder nach dem Wechsel. Es wurde den Teilnehmern auch nicht gezeigt, wie der Staffelwechsel funktioniert, dass das was anderes ist wie bei den 4 x 75 m. Der Starter hat allerdings mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Mädchen unterschiedliche Trikots an hatten und dass das nicht erlaubt ist. Das hat toll funktioniert. Nach diesem Wettkampf war mir klar, dass die Leichtathletik über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Und die KiLa forciert das ganze noch.

Nun liegt das ja nicht an DER Leichtathletik, sondern offenbar an schlechten Trainern, die die Athleten nicht vorbereitet haben. Das hat aber oft auch damit zu tun, dass akuter Trainermangel herrscht. Ich empfehle da immer: Nicht beschweren, engagieren. Also entweder als Coach oder indem man den Trainern einen freundlichen(!) Hinweis gibt statt sich nur über die Arbeit zu beschweren, was letztlich auch nur dazu führt, dass sie wiederum gehen